Kreisförmige Abweichung / CEP / Circular Error Probable

Nicht nur - aber auch - für die Treffergenauigkeit von Waffen gibt es einen mathematisch errechneten Wert. Im Englischen wird dieser Wert mit "Circular Error Probable" oder "CEP" bezeichnet - in Deutsch etwa "durchschnittliche kreisförmige Abweichung".

Dieser Wert bezeichnet den Radius eines Kreises rund um einen Zielpunkt, innerhalb dessen 50% der abgefeuerten Waffen einschlagen werden.
Beispiel: Interkontinentalraketen mit einem CEP-Wert von 100m werden mit 50%iger Wahrscheinlichkeit innerhalb von 100m Umkreis um den Zielpunkt einschlagen, die anderen 50% werden weiter vom Ziel entfernt niedergehen.

"Präzision"

Um zu verstehen was Militärs heute als "präzise" bzw. "chirurgisches Bombardement" verstehen ein bisschen historisches.

Die berüchtigten "1.000 Bomber" Nachtangriffe der Royal Air Force im 2.Weltkrieg auf Dresden, Köln, Essen, Bremen erreichten einen CEP-Wert von ein bis zwei Kilometern - genug um mit mehreren tausend Tonnen Bomben eine Stadt dem Erdboden gleich zu machen.

Die, für die Bomberbesatzungen wesentlich gefährlicheren, Tagangriffe der Amerikanischen B-17 Bomber, mit dem optischen "Norden"-Bombenzielgerät, erreichten hingegen einen CEP-Wert von "nur" einigen hundert Metern. Eine größere Formation von Flugzeugen war so in der Lage ein Fabriks- oder Bahnhofsgelände zu treffen.

Zu Beginn des Vietnamkrieges erreichte ein durchschnittlich guter Jagdbomberpilot einen CEP-Wert von 230m. Das war verglichen mit den WK2-Werten nicht schlecht. Da aber weit weniger Maschinen beim Angriff auf ein Ziel zum Einsatz kamen, war man kaum in der Lage ein ausgewähltes Ziel definitiv auszuschalten.

Die Technik machte sich auf die Suche nach Lösungsmöglichkeiten und fand mehrere Wege um ausgewählte Ziele mit hoher Genauigkeit treffen zu können.

Anfang der 80er Jahre entwickelten Deutschland, England und Ialien den NATO-Jagdbomber "Tornado". Das Flugzeug war ausgerüstet mit einem, für damalige Verhältnise, hochpräzisen Navigationssystem und Waffenrechner basierend auf einem Zentralrechner mit der - damals - sagenhaften Speicherkapazität von 64kb (der billigste Wegwerf-Taschenrechner hat heute ein vielfaches davon). Mit langwieriger vorausgehender Planung war es so möglich, bei einem programmierten Ziel mit ungelenkten Waffen und im Tiefflug bei hohen Geschwindigkeiten, einen CEP-Wert von etwa 30m zu erreichen.

Die wohl häufigste Technik, die zur Anwendung kam, war die Zielmarkierung mit Laser. Hierbei wird ein Laserstrahl auf das Ziel gerichtet, die abgeworfene Bombe besitzt einen entsprechenden Suchkopf, einen Ballistikrechner und ähnlich wie ein Flugzeug einen Steuerschwanz am Heck, mit welchem der Flugweg automatisch korrigiert wird. Weitere Techniken sind TV-Kommandolenkung und Radarlenkung. Mit diesen Techniken sind CEP-Werte von nur wenigen Metern erreichbar.

Nachteil ist der immense Preis der Waffen, der sich nur rechtfertigen lässt durch die Kosten/Nutzen-Rechnung gegenüber Angriffen mit konventionellen Waffen.
So müssten für die Zerstörung des selben Zieles mit nicht gelenkten Waffen mehr Angriffe, mit mehr Waffen, mit mehr Flugzeugen und möglicherweise höheren eigenen Verlusten hingenommen werden als mit der im Endeffekt somit "billigeren" Lenkwaffe.

Mit der Etablierung des Satellitennavigationssystems "GPS" haben sich neue Möglichkeiten ergeben.
Waffen mit GPS-Lenkung weisen zwar eine wesentlich höhere Abweichung als die Laser-gelenkten Derivate auf, kosten aber auch nur einen Bruchteil von otisch oder mit Radar gelenkten Waffen (etwa ein Zehntel) und können wetterunabhängig aus großen Höhen und Entfernungen zum Einsatz gebracht werden. Mit GPS liegt der CEP-Wert im Bereich von 10m-15m, ausreichend um ein Gebäude mit hoher Wahrscheinlichkeit zu treffen.
Kann die Waffe die GPS Signale aus verschiedenen Gründen nicht empfangen, steht in den meisten Fällen ein eingebautes Trägheitsnavigationssystem (INS) als Backup zur Verfügung. Mit INS ist immer noch ein CEP-Wert von 25m-30m zu erreichen.


Letzte Aktualisierung: 26.03.2003