"FROM WRIGHT TO RIAT"

Royal International Air Tattoo 2003 celebrates "100 Years of Flight"

Text und Fotos von Georg Mader

Das ist ein Photobus-Shuttle. Er bringt einen um 10 Pfund an beinahe allen Fluggeräten vorbei.

"Eulen nach Athen tragen" wäre wohl für die allermeisten Leser dieser Plattform eine zutreffende Liebsmüh, würde man nun gerade hier erklären wollen, was RIAT ist. Zu viele von uns waren schon - oft als lustvolle Rückfallstäter - staunende Gäste der weltweit grössten Flugshow in englischen Fairford. Jene fast sakrale Verquickung von Luftwaffenleistungsschau, Charity-Event, unbelasteten Zugang zu historischer Würdigung, perfekter Organisation und Meeting-Point für Militärluftfahrt-Leute hielt auch in diesem Jahr was man erwartete - Einbussen an Erlebniswert waren jedoch merkbar.

So fahren die ganz wunderbaren Photobusse zwar immer noch um weniger wunderbare 10 Pfund und gewähren jene speziellen dioramaartigen Motive in Static und Flightline - aber nur mehr morgens und abends für ca. 2 Stunden ! Während des Display-Programmes ist das nun ebenso Geschichte wie die grosse Runde in der nördlichen Flightline, diese ist auf eine kleine Schleife reduziert. Der 11. September schlägt sich auch hier nieder…

Kaum wegen des - durchaus nicht uninteressanten - Motto's "Ocean Watch" oder aber wegen der immer auffälliger werdenden Geldknappheit osteuropäischer Luftwaffen oder aber auch wegen der Anti-Terror Bindung der Ressourcen vieler Länder: Schmerzlich vermisst hat man, mit Ausnahme der ungarischen MiG-29 und des polnischen Iskra-Teams, jedenfalls irgendwelche Jets aus den Erweiterungsländern oder dem russischen oder asiatischen Raum. Da konnte ein lettischer Mi-8 und - zum letzten Mal - die deutschen MiG's auch nicht für mehr Buntheit sorgen. Aus arabischen Ländern gab es wieder "nur" die übliche haschemitische C-130-Zuwendung - Kunststück, ist ja Jordanien schon ewig im Ehrenvorstand des RAF-Wohltätigkeitsfonds (RAFBF). Auch die sonst gegen Ende des Programmes üblichen Wellen von Overflights diverser Formationen, sonst je nach Motto eine Art Trademark - beschränkten sich heuer auf 4 F-16C (USAFE) und 4 Tornado Gr.4…

Aber fein war's natürlich trotzdem. Auch - oder gerade weil - man als Österreicher heuer doch mit weniger gesenktem Blick als sonst auftreten konnte. Glaubt mir, es ist schon ein unerwartet-kribbeliges Gefühl wenn der um soviel souveränere Platzsprecher ‚als Alles was da am Kontinent wächst' unmittelbar nach dem Start des Eurofighter IPA-1 lautstark verkündete dass Österreich neulich für 18 Stück unterschrieben hatte ! Auf eine spontane, lautstarke Regung hin applaudiert einem dann die versammelte europäische Industrie-Prominenz, ganz wie wenn der österreichische Gast die Typhoon's durchgeboxt hätte - schon ungewöhnlich. Aber das galt ja sicher eigentlich unserem Kommandanten, der Generalmajor war zwar dort - aber eben nicht jetzt. Ausserdem hat man ja doch irgendwo mitgeholfen…

Dafür darf man dann wenigst seine schweren Gepäckstücke deponieren, erfahren dass jener unser ‚Der Kommandant' Tags davor stundelang mit EADS-Chefs Tabellen und Entwürfe verfasst hat, amüsiert einem irischen Jane's-Kollegen auseinandersetzen wie sich Österreich (im Gegensatz zu dessen Heimat) DAS leisten kann und jedenfalls einen lautstarken Blick in unsere Zukunft werfen, abewechselnd auf BT001 und IPA-1. Jener Eurofighter bildete dann auch den Schlusspunkt im diesjährigen Motto "100 years of flight", was auch in einer superben statischen Schau dokumentiert war.

Ganz hinten im Westen war dazu ein eigener ‚Bezirk' kreiert worden, der sog. "Fairford's Flightpath of Fame" reichte von Replikas des Wright-Flyers und Bleriot-IX bis hin eben zum EF. Dazwischen waren unter über 100 historischen Maschinen so ziemlich alles zu finden, womit wir Interessierte - hier als deplazierte Insel - ‚aufgewachsen' sind. Der Teil über den ersten Weltkrieg war als ‚lebendes Diorama' mit Statisten in Uniformen des "Royal Flying Corps" gestaltet, da erklärt ein Pilot vor einer Nieuport über die Mühen eine runtergefallenen ‚Lewis'-MG Trommel wiederzufinden oder da gibt's ein Operations-Zelt mit Schreibmaschine tippenden Offizier vom Tag oder dem schwitzenden Wart der auf einer Decke MG und Vergaser zerlegt. Ganz superb !

Da gibt's zwischen Spitfires die berühmte Glocke zum Squadron-Scramble von 1940, das Objektiv rast förmlich zwischen Mustangs, Martlets, Blenheim's und Skyraiders. Und dann geht's gleich in die frühe Jet-Ära, noch nie habe ich eine derartige Anhäufung von metallurgischen Plastiken auf einem Ort gesehen. Meteor's, Scimitar, Swift, Provost, Gnat, Javelin und Lightning - jaja genau die welche in den 80ern bei uns hier vor dem Draken gereiht wurde ! Gott, gemessen an der dokumentierten Ehrerbietung der Besucher hätte sich Zeltweg da ja zu einem wahren Altar entwickelt ! Kestrel-Harrier, RN-Phantom und Buccaneer waren dann ja schon fast nüchtern Zeitgenössisches…

Übrigens: Ganz im Gegensatz zu verschrobenen heimischen Nowotny-Diskussionen applaudierte der britische Sportsgeist auch den - allerdings vor der Tür des ‚Flightpaths' aufgestellten - BF-109G2, Bf-108 und Bücker Jungmann, wie auch dem ersten öffentlichen Flugauftritt einer von EADS in Frankreich mitrestaurierten JU-52/3m in Luftwaffe-Tarnkleid. Sogar die hinter mir stehenden Patrouille de France-Piloten riefen ihr "Bon Chance" zu, man ist einfach im falschen Land aufgewachsen, eindeutig !

Wenn auch nicht so exotisch wie früher, waren die Displays - bei weit besserem Wetter als yahoo.com vorhersagte - durchaus interessant. Höhepunkt war zweifellos eine Formation die es so kaum wieder geben dürfte, die Red-Arrows im Verband mit einer F-117 ! Sqn.Ldr. Richie Matthews fliegt zur Zeit als der übliche britische Austauschpilot in Holloman bei der 9th FS die F-117 (so wie einst der 1999 in Bratislava von uns gegangene Graham Wardell) - aber er ist auch ehemaliger Red-Arrows Pilot. Daher hat er mit dem derzeitigen Kommandanten des britischen Kunstflugteams, Sqn.Ldr. Carl Jepsen, diesen Leckerbissen ausgemacht, wahrhaft eine sehr kurze Augenweide ! Matthews hat übrigens von den Nightstalkers das Callsign "Harry" verpasst bekommen, da er im Regelfall Brillen trägt sähe er aus wie Harry Potter, meinte man in New Mexcio…

Dann gab's im Flugprogramm noch die ‚übliche' holländische F-16, Gripen, ungarische und deutsche 29er, spanische F-18, britische F.3s, die F-117 nochmals als Solo, B-1B, Nimrod und die Vorstellung des EADS-Proposals für den A330-Tanker, welcher mit zwei deutschen MFG-Tornados eine schöne Formation bildete. Im Herbst soll darüber entschieden werden, Boeing hat angeblich nur Aussenseiterchancen dabei. Zwiespältig blieb der Anblick einer tapfer kurvenden VIP-Boeing757 der neuseeländischen Luftwaffe - die Speerspitze Skyhawk einfach abschaffen und dann einen VIP-Bomber vorfliegen löste nicht nur bei mir Stirnrunzeln aus. Ach ja, eine B-2 flog die nonstop-Runde Whiteman MI./Fairford/Whiteman.

Über 300 Maschinen in der Static - z.B. Rafale's, Mirage IV, RC-135, B-52 und NH-90 - bildeten einen tollen Rahmen zu einem Date das man doch alle paar Jahre wahrnehmen sollte. Vielleicht bringt airpower.at ja doch noch mal eine gemeinsame Anstrengung in diese Richtung zusammen.

Checkt's Six in Gloucestershire !


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