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Operation: "Winterzauber"

Alles lässt sich planen - nur das Wetter nicht. Doch dem Tüchtigen gehört das Glück und so gab es worauf die Veranstalter gehofft hatten - Kälte und Sonnenschein - zum Erstflug eines Österreichers mit dem Eurofighter. Das Bundesheer und die EADS hatten die Parlamentarier des Landesverteidigungsausschusses und Medienvertreter eingeladen dieses Ereignis mitzuerleben und eine optisch und akustisch eindrucksvolle Informationsveranstaltung in Manching bei Ingolstadt rundherum kreiert.
Martin Rosenkranz war für www.airpower.at mit dabei.

Die Vorbereitungen dafür liefen schon seit Monaten - schon für Anfang Dezember war die Veranstaltung angesetzt, musste jedoch verschoben werden, das die Abgeordneten des LV-Rates durch eine Ö-Konvent Veranstaltung verhindert waren.
So wurde die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Parlament auf einen passenden Termin verschoben.

Abgefangen

Früh aufstehen und nicht zu spät kommen hieß es für die Gäste. Pünktlich 06:45 war Abfahrt nach Schwechat wo schon eine C-130K Herkules (8T-CA) des Bundesheeres wartete, welche uns in rund einer Stunde nach Bayern brachte.
Und schon der Flug hatte es in sich. Kaum hatte die Herkules die deutsche Grenze passiert, hatte sie schon Begleitung von drei Maschinen.


Halbacht Uhr morgens in Wien/Schwechat.
Foto: Martin Rosenkranz

Trio zur Begleitung
Foto: Martin Rosenkranz

Diese kleinen Fenster der Herkules müssen zum fotografieren reichen.
Foto: Martin Rosenkranz

IPA3 mit Major Franz Six im zweiten Sitz.
Foto: Martin Rosenkranz

Die beiden Eurofighter IPA3 (98-03) & GT003 (98-33) und eine Phantom F-4 der Wehrtechnischen Dienststelle/WTD 61 (38-13) gingen längsseits und begleiteten die Herkules den Rest des Weges nach Manching.

Am Rücksitz von IPA3 der stellvertretende Kommandant und S3 des Fliegerregiment 2, Major Franz Six, der erste Österreicher im Eurofighter. Mit Sicherheit ein Karrierehöhepunkt für den 42jährigen gebürtigen Kärntner mit Wohnort Bischoffeld/Steiermark.
Das aufgeräumte Cockpit, das leichte Handling trotz des hohen Gewichts und die - selbst ohne Nachbrenner - immense Kraft des Eurofighter im Vergleich zum Draken sind die ersten prägenden Eindrücke für Major Six.


Major Six salutiert nach dem Flug.
Foto: Georg Mader

Minister Platter und Major Six.
Foto: Georg Mader

Generalmajor Wolf und Major Six.
Foto: Georg Mader

Der Rummel um den österreichischen Eurofighter-Piloten.
Foto: Martin Rosenkranz

Für mehr reichte die Zeit nicht, denn kaum 15 Minuten nach dem Abfang hieß es fertig machen zur Landung in Manching.

Und dort flogen den Gästen dann die Eurofighter nur so um die Ohren - trotz Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Raureif in der Wiese und eines eisigen Windes der sämtliche Zuseher frösteln ließ.


Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Martin Rosenkranz

Totalverweigerung der Opposition

Fast wie die gerechte Strafe für den verbreiteten Unsinn wirkte die Kälte, doch von den geistlosen Tiefflieger, die den Eurofighter als "Phantasieflugzeug" (die Grünen) und "Fehlkonstrution" (SPÖ) bezeichnet und ihm teils sogar die Fähigkeit zu fliegen abgesprochen hatten, war keiner zugegen.

Trotz offizieller Einladung an die Vertreter der SPÖ und der Grünen im Landesverteidigungsausschuss des Parlamentes, nahm kein Politiker der beiden Oppositionsparteien an der Veranstaltung teil.

In einer ersten Reaktion gab Minister Platter seinem Bedauern über das Fernbleiben der Opposition Ausdruck. ÖVP-Wehrsprecher Murauer gab sich da weniger diplomatisch und wertete die Tatsache, dass es kein Abgeordneter der Opposition der Mühe wert fand, diese Reise mitzumachen als "beschämend". Murauer befand, dass "es sich hier scheinbar um bewusste Verhinderung einer korrekten Ausschussarbeit handelt, denn zur ordentlichen Arbeit eines Abgeordneten gehört es auch, sich zu informieren".

Nun - daran werden die werten Ferngebliebenen zu erinnern sein, wenn sie wie schon öfters mit dringlichen Anfragen dem Minister weite Wege bescheren. Denn wer es offenbar nicht notwendig hat sich unabhängig zu informieren, wenn die Möglichkeit geboten wird, für den kann es auch keinen Grund geben plötzlich dringende Fragen zu stellen und/oder die gegebenen Informationen als unwahr darzustellen.

Denn die Teilnehmer an der Veranstaltung hatten die Gelegenheit den Vorträgen von Schlüsselpersonen der EADS und der Bundesluftwaffe zu lauschen und diesen sowie Eurofighter-Piloten der EADS und der WTD61 jedwede Frage zu stellen.


Manching lässt Grüssen
Foto: Martin Rosenkranz

Die Willi Messerschmitt-Halle
Foto: Martin Rosenkranz

Eurofighter-Piloten beim Interview.
Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Georg Mader

Immerhin gibt es im gesamten deutschsprachigen Raum wohl kaum jemanden der - aus der Sicht des Endbenutzers - mehr über den Eurofighter sagen kann als Oberstleutnant Ronald Härtl, Leiter der Typenbegleitmannschaft, zuständig für die operationelle Entwicklungsbegleitung und den fliegerischen Anteil des Truppenversuches.

Ähnlich verhält es sich mit Referatsleiter Oberst i.G. Staudacher vom BMVg oder Oberstleutnant Dipl.Ing. Pirang, stellvertretender Leiter des Systemunterstützungszentrum - alles Personen, die heute schon von Seiten des Auftraggebers/Nutzers und nicht von Herstellerseite her tiefen Einblick in das System haben, dessen Leistungsfähigkeit kennen und jeweils an unterschiedlichen Punkten an der Erprobung und Ausbildung teilhaben.

Und das diese auf vollen Touren läuft ist in Manching unüberhörbar. Den ganzen Tag - mit Ausnahme einer kleinen Mittagspause - brüllen die Motoren - werden die Eurofighter am Standort Manching in die Mangel genommen. Selbst die kleine Flugshow für die Besucher war keine Ausnahme, sondern nur kurzes Vorprogramm zu einem weiteren Übungsflug.

Draken-Wartungsvertrag & Eurofighter-Übergangslösung

Hoffnung auf einen baldigen Abschluss der Verhandlungen mit Schweden ließ Verteidigungsminister Günther Platter verlauten. Ein neuer Wartungsvertrag stehe kurz vor Unterzeichnung. Eventuell auch mit Option über 2005 hinaus - bis 2006/2007.
Ob das machbar ist wird sich erst zeigen. Immerhin müssten ja dann schon der zweite oder dritte Ausbildungslehrgang für Techniker und Piloten in Deutschland laufen und ein Teil schon in Österreich die Übergangs-Eurofighter fliegen.

Tranche 2 im zweiten Quartal

Immer noch verschlossen sind die Lippen was die Tranche 2 betrifft - aus ihr werden auch die österreichischen Eurofighter kommen.
Hier dürften schwierige Verhandlungen über Preis- & Leistung der Flugzeuge am laufen sein. Offensichtlich ist, dass vor allem Großbritannien auf einen größeren Funktionsumfang aus ist, klar ist aber auch das die finanziellen Möglichkeiten überall Grenzen kennen. Während Großbritannien gerade den teuren Irak-Einsatz finanzieren muss gibt es in Deutschland bekanntlich generell Schwierigkeiten mit dem Budget.
Welche Auswirkungen das auf Österreich nehmen könnte will noch niemand sagen. Nur eines - es soll unser Schaden nicht sein. Wir sind mit unserem Fixpreis auf jeden Fall der lachende Dritte am Tisch.

Mit einem Besuch in der Fertigungsstrasse, in der inzwischen schon nur mehr Einsitzer (GS001 bis GS006) in verschiedenen Fertigungsstadien stehen - jedes Mal ein beeindruckendes Bild wie aus dem Gewirr aus Kabeln und unzähligen Einzelteilen von Station zu Station ein fertiges Flugzeug entsteht - endet die Tour.


Das Heck von GS006
Foto: Martin Rosenkranz

Und so sieht GS001 - der erste deutsche Einsitzer - derzeit aus.
Foto: Martin Rosenkranz

Martin Rosenkranz