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Bleibt kein Stein auf dem anderen ?
Reformpläne für die Luftstreitkräfte 2010

In den letzten Tagen ist Einiges an Information über eine mögliche zukünftige Gestaltung der Luftstreitkräfte an die Öffentlichkeit gelangt. Vor allem Artikel von Conrad Seidl in der Tageszeitung DER STANDARD, der hauptsächlich die Sparpläne für den Eurofighter herausstrich hat hierzu beigetragen. Festzuhalten ist jedenfalls, dass das in die Öffentlichkeit gelangte Papier offenbar "nur" eine 2010-Planungsgrundlage des BMLV ist, mit der offenbar noch im Dezember gearbeitet wurde. Auch hatten - lt. STANDARD - die Luftstreitkräfte bis vor den Semesterferien (!) noch keine Gelegenheit, zu den Punkten gehört zu werden. Trotzdem liegt es gerade in der Natur dieser Seite - im Sinne des Begriffes "airpower" - jene Pläne im Detail zu beäugen. Auf Faksimiles wird hier jedoch bewusst verzichtet.
Martin Rosenkranz und Georg Mader haben sich für www.airpower.at die vorliegenden Informationen daher näher angesehen.

Kandidat fürs Verdienstkreuz ? Bierpapst Conrad Seidl als Retter der Bibliotheken ?
Foto: Georg Mader

Das Primat der Politik. Soldaten in Demokratien haben gewählten Volksvertretern zu gehorchen. Jenes Primat beinhaltet auch verschlungene Argumentationslinien. Verteidigungsminister Günther Platter und der Kommandant der Luftstreitkräfte Gen.Mj. Erich Wolf.
Foto: Georg Mader

"Il Castrato"*

*Jahrhunderte lang waren Kastraten die hochbezahlten Superstars höfischer europäischen (Sanges-)Kultur. Noch vor der Pubertät büßten sangesstarke Knaben in schmerzhafter, dilettantisch ausgeübter Prozedur ihre Keimdrüsen ein, auf dass sie nie durch einen Hormon-Stoß je in den Stimmbruch getrieben wurden. Aufgrund der primitivst ausgeführten Operation verschied die Mehrheit der Probanden, von denen die es überlebten waren viele ihr Leben lang taub, blind oder gelähmt. Bei den oft ausschweifenden Barockfesten sollen vor allem die Damen so manchem Kastraten verfallen sein, waren jene doch impotent - aber nicht unbedingt liebesunfähig - und somit ihr Einbezug "gefahrlos". Der berühmteste Kastrat war "Farinelli". Er stammte aus Italien, begann 1720 mit einem Auftritt für den österreichischen Kaiser Karl VI (Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation") und fand hernach großen Anklang am englischen Theatern in London und am spanischen Königshaus...

Anmerkung: Ähnlichkeiten mit Planungen für real existierende Luftfahrzeuge sind (hoffentlich) NICHT beabsichtigt und rein zufällig - aber der Vergleich mit den bereits in frühen Jahren kastrierten Opernsängern des Barock drängt sich irgendwie auf. Denn, überlebten jene ihre Verstümmlung, waren sie zwar ein tolles - und teures - akkustisches Spektakel, sonst aber (für Frauen) ein ungefährlicher Partygag...

Ob es das wert war und ist, sich für einen derart gerupften Vogel so sehr prügeln zu lassen...?

"Verschlankung" - dem Lieblingswort "externer Berater" verfallen...?


Im Kern dreht das Konzept den geplanten Personalbedarf um 20% herunter wobei die Reduzierungen teilweise bestehende Organisationen und zu einem anderen Teil die Streichung von bisher geplanten jedoch nie realisierten Kapazitäten betrifft. Wie schon länger bekannt steht auf Führungsebene eine (die wievielte?) "Anpassung" in Diskussion welches de facto zur Auflösung des derzeitigen Kommandos Luftstreitkräfte führen soll oder würde. Geplant ist, alle Elemente der Landstreitkräfte, alle Elemente der Luftstreitkräfte und die Spezialeinsatzkräfte in der neuen Struktur "Streitkräftekommando" (Joint Forces Command) zu bündeln.

Von den heutigen Elementen der Luftstreitkräfte würden dann die Radarelemente der Luftraumüberwachung, die Jagdflugzeuge als deren aktive Komponente sowie die Fliegerabwehrkräfte unter dem Titel "Kommando Luftraumüberwachung" geführt. Die Teile Lufttransport und Aufklärung würden als Heeresflieger unter dem Titel "Kommando Luftunterstützung" geführt. Beide Teile unterstünden jeweils unmittelbar dem Streitkräftekommando.

In welcher Form - als Fliegerbrigade in einem möglichen Kommando Einsatzführung o.Ä. - ist noch völlig offen. Der heutige Kommandant zeigte sich in einem Mail an alle Mitarbeiter kämpferisch und meinte man werde für die Existenz der LuSK kämpfen. Aber Gerüchte gibt es viele im Moment. Und wenn nicht in den nächsten Wochen eine DEFINITIVE Entscheidung fällt, wird - unserer Meinung nach - nicht viel passieren. Abgesehen davon, dass die künftige Führung der österreichischen Fliegerkräfte damit aus dem Wiener Raum z.B. nach Salzburg verpflanzt wird.
Die Rezension in welche jener Entwurf nun angeblich geht, heißt ja wahrscheinlich, dass jetzt die Politik (Bundes- und Landes-) am Rudern ist und intern jetzt die Stellungen bezogen werden. Die - bezüglich Eurofighter wohl wieder von unglaublichem Schwachsinn durchsetzten - Vorwehen der Nationalratswahl werden wahrscheinlich schon in diesem Sommer beginnen.

Aber wie die Wurst hat auch der Schwachsinn zwei Seiten. Tief ins Eingemachte geht es in diesem Dokument bei den realen, technischen Kapazitäten. So soll "Goldhaube" faktisch halbiert werden, von derzeit vier ortsfesten und zwei verlegefähigen Radargeräten auf zwei ortsfeste und ein verlegefähiges. Die zu erwartende Verringerung der Radarabdeckung dürfte jedoch vergleichsweise minimal sein. Denn im Gegenzug steht zu erwarten, dass ein weiteres ortsfestes Radar und das geplante mobile Radar ebenfalls mit dem modernen RAT-31DL mit großer Reichweite ausgestattet werden. Außerdem soll der eigene Sichtbereich durch den Austausch von Radardaten mit Nachbarstaaten erweitert werden.

Was die Fliegerführung betrifft soll offenbar das schon längst fällige neue Flugfunksystem beschafft werden sowie die Anbindung des Eurofighters an die Goldhaube via MIDS-Datenlink. Tapfer, tapfer. Dergleichen war schon lange überfällig. Hingegen plant man bodenseitig (=Goldhaube) auf ein IFF-System zu verzichten und nur die IFF-Ausrüstung IM Eurofighter zu belassen. Die Einsparung, welche aus dem Verzicht auf den "Gesamtverbund" resultieren würde, soll EUR 31Mio betragen.

Il Castrato* ?

Wenig überraschend und durch die Hüftschuss-Entscheidung nur 18 Eurofighter zu beschaffen fast vorweggenommen, ist die Feststellung dass "der Eurofighter (vorerst) nicht für den Auslandseinsatz vorgesehen ist." Gut, das sollte eigentlich die SPÖ beruhigen, welche ja die Typenentscheidung immer mit dunklen Plänen zur "Teilnahme an den Luftkriegen der NATO" in Verbindung brachte. Wird er offenbar nicht. Auch soll der "Status Quo", was die Dienstzeit der aktiven Komponente betrifft, fortgeschrieben werden - Einsatz der Abfangjäger nur am Tag. Ausdrücklich wird festgehalten, dass ein Hochfahren auf einen "rund um die Uhr"-Betrieb bei Anzeichen von Bedrohungen jederzeit stattfinden kann.

Festzuhalten ist jedenfalls, dass sich die so standhaft geforderten Leistungsprofile nur mehr rudimentär im jetzt geplanten Einsatzspektrum finden. Da mit dem Verzicht auf Auslandseinsätze der Eurofighter in der Priorität offenbar erheblich sinkt, steht einem ordentlichen Rupfen des - noch nicht mal gelandeten - Vogels offenbar wenig im Weg. Die Bedrohung daheim wird jedenfalls als genauso impotent eingestuft, dass auf die Sensoren des Raketenanflug-Warnsystems gleich ganz verzichtet wird. (Vorerst?) gestrichen werden soll auch eine recht einzigartige Fähigkeit des Eurofighter-Radars, der so genannte NCTR-Modus. Mit Hilfe einer Radarsignatur-Bibliothek wäre es möglich, auf sehr große Entfernungen spezifische Flugzeugtypen identifizieren zu können - eine entscheidender Vorteil in einer Zeit in welcher Luftgefechte über Entfernungen von hundert und mehr Kilometern geführt werden können. Logisch, dass dann ohne solche Systeme auch "Minimalbewaffnung" reicht. Somit stünde der finanziell größten militärischen Beschaffung der zweiten Republik für so ein leistungsfähiges Basissystem (vorerst) ein weltweit einzigartig niedriger Einsatzwert gegenüber. Ob das die 33-köpfige Kommission beabsichtigt hat?

Nun soll das aktuell (also 2007 bis 2010) auch gar kein allzu großes Problem sein, denn bis man mit der Ausbildung am Eurofighter so weit ist, dass man solch fortschrittliche Techniken und Taktiken erlernen kann werden einige Jahre vergehen. Auch bei am Blackhawk ist man in Ausbildungsbereich erst im 2. Halbjahr 2004 bei den gleich mitbeschafften elektronischen Selbstschutz-Komponenten angekommen - diese lagen davor noch gut verpackt in den Kisten.

Wenn aber diese heimische Eurofighter-Planung im Endausbau der Weisheit letzter Schluss sein soll, dann steht man angesichts eines daraus resultierenden schlechten Preis-/Leistungsverhältnisses mitten im nach oben offenen Argumentationsnotstand. Jene "Pläne" entwerten zwar keineswegs die Methodik der Typenentscheidung, aber wenn die beschaffte Gerätschaft immer weniger mit dem ausgeschriebenen Leistungsumfang zu tun hat, dann stellt man der üblichen Eurofighter-Jagdgesellschaft geradezu eine Einladung aus, ihre übelriechende Melange aus Ahnungslosigkeit und völlig bewusster Tatsachenverdrehung immer weiter umzurühren.

Als im Juli 2002 der Eurofighter gewählt wurden betonte man, dass "Das Projekt Eurofighter die am weitesten reichende Zukunftsdimension habe und die technisch beste Lösung sei". Dem ist auch nach wie vor nicht viel hinzuzufügen. Vorliegendes Papier trägt aber noch viel mehr als die Entscheidung für 18 (ohne Doppelsitzer) die Gefahr in sich, dass dieser Anspruch nicht mehr erhobenen Hauptes aufrecht erhalten werden kann. (Siehe dazu auch die Zitate aus den Pressemeldungen und Anmerkungen von Georg Mader im Kasten unter diesem Artikel).


NCTR-Anzeige (siehe roter Kasten links unten / erkannt wird eine "Sukhoi Su-30") in einer BVR-Trainings-Simulation. Das dazugehörige Manual sagt dazu in der Einleitung: "Key among these modern procedures is the ability to conduct non-co-operative target recognition (NCTR) utilising various classified radar techniques to identify enemy aircraft by type. Such techniques enable fighters with beyond-visual-range (BVR) air-to-air missiles - like the AIM-120 or RVV-AE - to fire their ordnance at long range, safe in the knowledge that no friendly aircraft in the area would be shot down."

Siehe auch: www.airpower.at/.../ eurofighter/sensorik.htm


IFF ist auch ein Identifikationssystem, es arbeitet jedoch nur wenn der Abgefragte antworten will, wenn nicht bleibt er anonym - in zweitem Fall kann NCTR zumindest klären um welche Flugzeugtype es sich handelt.

Jetpiloten-Ausbildung

Was das Thema Ausbildung für Düsenpiloten betrifft besteht offenbar kein allzu großes Vertrauen in eine erfolgreiche Realisierung des AEJPT Projekts "Eurotraining". Jenes hätte ja - ursprünglich - für zwölf Staaten, darunter Österreich, ab ca. 2010 die Jet-Ausbildung organisieren sollen. Da das (heute) nicht abzusehen ist, hat die Saab 105 offenbar ausgedient. Bis dahin hätte die Plattform wohl noch gehalten, länger gibt man ihr nicht. Geht es nach den Plänen im Ministerium, wird nach Ausbildung auf den derzeitigen Turbotrainern (vorerst) eine Düsengrundschulung im Ausland durchgeführt - und das nur zeitlich befristet. Gedacht wird an den Ankauf von 16 modernen Turbotrainern mit welchen die komplette Ausbildung bis hin zum Eurofighter absolviert werden kann und welche bewaffnet die Luftraumsicherung im unteren Bereich unterstützen sollen.
Man sollte sich dann aber absichern, dass mit der ausgewählten Type der "Spagat" zum Eurofighter auch abgedeckt werden kann. Immerhin gab es jüngst Gerüchte, wonach EADS selbst ein Umsteigen von Saab-105 auf den Typhoon kritisch beurteilen würde...

Noch drei Black Hawk's sollen es werden. Jene gab es schon mal als Option, doch selbst als Sikorsky mit dem Stückpreis um 40% runter ging schaffte es das Ministerium nicht die notwendigen Mittel aufzustellen. Glaubt man jetzt das besser zusammen zu bringen ? Der Dollarkurs wär günstig....noch.
Foto: Martin Rosenkranz

Für die Agusta-Bell AB-212 ist schon seit Jahren ein Cockpit/Avionik-Update geplant. Bisher gelang es nicht mal das Geld für einen Prototypen zusammen zu kratzen. Die Überlegungen für das Update gibt es immer noch...
Foto: Martin Rosenkranz

Reduziert werden soll auch die Fliegerabwehr. Vom Boden aus sieht man sich außer Stande, sämtliche schutzwürdigen Objekte zu sichern - hier soll der neue Turbotrainer helfen. Was übrig bleiben soll, könnte im Kernbereich von Großveranstaltungen oder bei Auslandseinsätzen zum Einsatz kommen.
Anmerkung dazu: Neulich hat uns doch der Chefredakteur der deutschen WEHRTECHNIK gefragt, ob wir den "ewich ohne gehärteter und mobiler Truppenluftabwehr auszukommen gedenken...!" Er erfuhr eine umfangreiche österreichische Sozialisation... Aber man denkt wenigstens über eine "Beurteilung" des Ersatzes der Mistral durch ein System mFAL nach - nach Einnahme der Zielstruktur 2010. Auch das wäre ein Novum.

Im Bereich Transporthubschrauber wird der über Jahre immer wieder gehegte Wunsch - schon die Interviews mit Bgdr. Bernecker waren voll davon - ein leichtes Jägerbataillon in zwei Lifts transportieren zu können nun endgültig zu Grabe getragen.. Statt von 48 philosophiert man nur noch von 36 Transporthubschraubern - zu erreichen gedenkt man dieses Ziele durch Zukauf einer AB212 samt Modernisierung der AB212 Flotte von 24 Stk. und der Beschaffung dreier weiterer Black Hawks. Letzteres haben (auch) wir hier nie aufgehört zu fordern. Ausgeträumt hat es sich aber mit dem "bewaffneten Mehrzweckhubschrauber", welcher eigentlich als Geleitschutz für die Transporthubschrauber gedacht war. Sollten aber österreichische Hubschrauber im Rahmen internationaler Einsätze (echten) Geleitschutz benötigen, müssen andere Nationen dafür sorgen.

Offenbar im Zusammenhang mit der Verkürzung des Wehrdienstes auf 6 Monate muss die angedachte Beschaffung von nicht weniger als drei(!) Drohnensystemen sowie die Ausrüstung der PC-6 mit TV und FLIR gesehen werden. Mit dieser Gerätschaft könnte ein Gutteil der Überwachungsaufgaben an der Grenze bei Tag mit der PC-6 und in der Nacht mit den Drohnen, anstatt am Boden mit Grundwehrdienern, durchgeführt werden.
Zu bemängeln wäre an dieser Planung, dass hier wieder einmal beträchtliche Finanzmittel des Bundesheeres für Assistenzleistungen für fremde Ressorts abgezweigt werden.
Während man also einen Eurofighter "stutzt" weil er (eh) nicht für den Auslandseinsatz vorgesehen ist - was aber angeblich (eh) keiner wollte - sollen drei(!) Drohnensysteme beschafft werden obwohl davon dezidiert nur eines(!) im Ausland zum Einsatz kommen soll. Der Rest ist offenbar wieder einmal ein Gastgeschenk an das Innenressort.

Zu guter letzt werden im Bereich Transport Fläche die Ausrüstung der C-130 mit Selbstschutz sowie die Beschaffung von drei zweimotorige Maschinen als Ersatz für die SC-7 erwähnt, welche offenbar mit Aufgaben im Bereich Personaltransport durchgeführt werden sollen.

Generell muss angemerkt werden, dass üblicherweise recht schnell gekürzt ist. Im Gegenzug muss jedoch für die versprochenen, angedachten und erträumten Neuanschaffungen immer sehr lang gekämpft werden. Die Umsetzung erfolgt dann sehr zäh, wenn überhaupt meist anlassbezogen (Galtür) und dermaßen halbherzig, dass der eigentlich gedachte Zweck wenn überhaupt nur notdürftig erfüllt werden kann. Es gibt keine Kultur zu diesen Dingen in diesem Land - das müssten alle Involvierten schon lange wissen. Man muss sich also nicht selbst in beide Knie schießen. Ergebnisse jener Scheren fallen dem Bundesheer seit Jahrzehnten auf den Schädel - und zwar offenbar ganz egal welches politische Farbenspektrum gerade an Werken bzw. populär ist.
Denn wie Conrad Seidl richtig schrieb: Die Finanzierung dieser Dinge ist offen. Eine Reihe von Ausschreibungen mit Volumen von einigen 100 Millionen EUR wären nötig um die hier angedachten Beschaffungen zu realisieren. Mit aktuell 0,78% BIP ist daran gar nicht zu denken. Und was wieder - und wieder - und immer wieder - mit den Reformen passiert kann auch an den Entwicklungen seit der Reformkommission gesehen werden. "Je nach künftiger Struktur sei ein Budget von rund 1,1 Prozent des Bruttoinlandproduktes nötig" ließ der Vorsitzende Zilk vor nicht allzu langer Zeit verlauten. Sehr schnell wurde daraus 1% und derzeit wird schon von 0,95% gesprochen - und darin auch noch Material untergebracht, mit dem Aufgaben für fremde Ressorts erfüllt werden.

Martin Rosenkranz
Georg Mader

Zitate aus den Pressemeldungen zu den Artikeln von Conrad Seidl mit Anmerkungen von Georg Mader

Anton Gaál: "...wonach das Bundesheer eine technisch "abgespeckte" Version des Eurofighters anfordern will, das Verteidigungsministerium aber kurz darauf in einer Presseaussendung auf alle Software-Komponenten besteht. Es zeigt, wie chaotisch die Typenwahl erfolgt ist, wenn man zwei Jahre nach der Entscheidung noch immer nicht weiß, was man eigentlich will und sich Teile des Bundesheers und das Verteidigungsministerium offensichtlich nicht einig sind, welche Anforderungen der Eurofighter überhaupt erfüllen soll."
Anmerkung: Iss ja rührend, wie man sich in der Löwelstrasse plötzlich um die Fähigkeiten des "Todesbombers" Sorgen macht. Die Typenwahl war aber keineswegs chaotisch. Man wusste genau was man eigentlich will, ist aber seitens der Heeresreformer gerade dabei, sich mit den Schlagworten "Leaner" und "Effizienter" selbst zu überdribbeln. Gleichzeitig ist man (leider) ständig auf der Suche nach Einsparungen bis in den Büroklammern-Bereich. Hätten wir Hr. Zilk's ein (1) % BIP Budget, musste das hier nicht geschrieben werden. Schlimm nur, dass es ausgerechnet ein Hr. Gaál sein muss, der seinen Finger auf die Tatsache legt, dass derlei technische Details - nicht nur nach unserer Meinung - MIT der betroffenen Truppe gemeinsam und nicht im Elfenbeinturm "geplant" werden sollten. Die Leute welche Bedrohungsbibliotheken in den RWS-STT-Modis des CAPTOR verstehen, wachsen - meiner Meinung nach - nicht in der Roßauer Kaserne...

Josef Cap: "Ein Eurofighter-Untersuchungsausschuss ist eine berechtigte Forderung, wie den aktuellen Medienmeldungen über die Brauchbarkeit der Software zu entnehmen ist."
Anmerkung: Entzückend Baby. Über die "Brauchbarkeit" der Eurofighter-Software stand aber eigentlich nichts in den genannten Medien. Die ist eine viernationale Klasse für sich - und geht den Hr. Cap gar nichts an. Nur - implementieren sollte man sie halt (irgendwann)...

Peter Pilz: "Der Eurofighter wird nach diesen Planungen das teuerste denkbare Gerät für - Militärfotografie. Wenn wir jetzt, bevor die ersten österreichischen Eurofighter gebaut wurden, aus dem Vertrag aussteigen, entstehen Stornokosten von nicht mehr als 30 Millionen Euro. Das ist wenig, verglichen mit dem Schaden von zwei Milliarden, die wir sonst zahlen müssten."
Anmerkung: Richtig Hr. Pilz. Im Frieden wäre es die Aufgabe JEDES dieser Flugzeuge, nicht korrespondierende Kontakte oder Abweichler eben (auch) zu fotografieren. SO IST DAS - überall. Danke auch für die Erinnerung, dass wir - Stichwort Militärfotografie - über Aufklärungsbehälter noch gar nicht gesprochen haben... Der Eurofighter wird auch nach diesen Plänen nicht teurer, eher (marginal) billiger. Pech übrigens, dass wir eben aus Hallbergmoos hören, dass die ersten Eurofighter-Teile mit rot-weiß-roten Fähnchen darauf bereits gebaut werden. Gegenfrage: Wie kann die Republik übrigens aus dem "Vertrag" mit "ihrem" Hr. Pilz aussteigen...? Blaue RSa-Briefe mit Gerichtsterminen wegen "nationaler Sicherheit" werden ja hierzulande nicht verschickt...!

Das alles war aber zu erwarten. Warum "denkt" man das dann so an? "Denken" darf zwar nicht verboten sein, aber das verständige und ruhige Umfeld dazu fehlt im Falle eines - hierzulande offenbar sicheren - Leaking jener Gedanken (völlig)... Vielleicht auch deshalb betont das BMLV dazu in einer Richtigstellung vom 11. Februar:
"Zum Standard-Artikel vom 11. Februar hält das Bundesministerium für Landesverteidigung fest, dass der Vertrag nicht wie vom Standard berichtet mit EADS, sondern mit der Eurofighter-GmbH abgeschlossen wurde. Es ist nicht daran gedacht, auf Komponenten des Vertrages zu verzichten. Die elektronische Ausrüstung wird also wie im Vertrag vereinbart bei den österreichischen Eurofightern dabei sein. Die für Österreich bestimmten Eurofighter werden alle wichtigen Software-Komponenten zur Verfügung haben. Selbstverständlich werden die Flugzeuge über die Freund-Feind-Identifikationssoftware verfügen."

Und in einem weiteren STANDARD-Artikel von Conrad Seidl vom 12.2.:
"Das Verteidigungsministerium hat am Freitag einen Bericht des STANDARD bestätigt, nach dem eine Planungsgruppe des Bundesheeres einen Verzicht auf wichtige Softwarekomponenten für mögliche Kampfeinsätze des Eurofighters vorgeschlagen hatte. Allerdings seien diese Planungen zwei Monate alt und "mit Stand Februar 2005" in diesem Punkt überholt. "Endgültiges werde während der "Steuerung der Realisierung" im dritten Quartal 2005 beschlossen. All das sei ‚selbstverständlich' nicht fix, das heiße nicht, ‚dass das auch so umgesetzt wird'..."

ÖVP-Wehrsprecher Walter Murauer: "Die SPÖ solle sich im Interesse Österreichs besser endlich verantwortungsvoll mit Sicherheitsfragen auseinander setzen, anstatt zu versuchen, diese Themen parteipolitisch auszuschlachten... Es ist klar, dass die österreichischen Eurofighter, wie im Vertrag vereinbart, über die elektronische Ausrüstung verfügen werden. Selbstverständlich auch über die Freund-Feind-Identifikationssoftware."

Wollen wir's hoffen. Das Wörtchen "vorerst" weiter oben gibt Anlass dazu.