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Und Österreich ?

Die Folgeerscheinung großer Naturkatastrophen sieht in Wien/Schwechat in der Regel "so" aus. Womit die eigenen Hercules Transporter überfordert sind wird dann in Iljuschin Il-76's eingeladen.
Foto: Andy Graf / VAP - Group

Allerdings mietet Österreich nur was der Markt kurzfristig anzubieten hat - zu den dann gültigen Konditionen. Langfristige Verträge mit Luftfrachtunternehmen hat man, trotz mehr oder weniger regelmäßigem Bedarf, bisher vermieden.
Foto: Bernd Karlik / VAP - Group

Auch in Österreich ist trotz C-130 weiterhin mieten angesagt je rascher, weiter und schwerer es werden soll. Bespiele dafür sind der Einsatz im iranischen Bam und jener in Folge der Tsunami-Katastrophe in Sri Lanka, welche weit über die Möglichkeiten der C-130 hinaus gingen.
Meist, jedoch nicht immer, sind es Iljuschin Il-76 die dann in Wien aufsetzen um zu transportieren, wofür die eigenen Kapazitäten nicht reichen.

Allerdings gibt es keinen fixen Vertragspartner, sondern das Bundesheer mietet nach Bedarf zu den jeweils angebotenen Bedingungen. Problematisch ist dabei, dass der konkrete finanzielle Aufwand nicht im Voraus bekannt ist und auch nicht konkret gesagt werden kann welche Transportkapazität verfügbar ist solange kein Angebot auf dem Tisch liegt - über welches dann auch noch diskutiert wird wer denn die Rechnung bezahlt. Beides - unbekannte Kosten, unbekannte Kapazität - ist also für eine schnelle Entscheidungsfindung hinderlich, der zweite Faktor ist auch ein Hindernis für die Luftfrachtlogistiker, die längerfristig kaum Planen und Vorbereiten können, bis sie nicht konkret wissen was wann kommt.

Dass das auch anders geht, dafür liefert das Deutsche Rote Kreuz ein Beispiel.
Dort hat man einen langfristigen Vertrag mit einem Luftfrachtanbieter und weiß vorab wie schnell welche Kapazitäten verfügbar sind und auch was sie kosten. Eine Problemlösung die im Einsatzfall nicht um Stunden sondern um Tage schneller ist - allerdings auch ihren Preis hat.
Denn man zahlt man vorab eine bestimmte Anzahl von Flugstunden, ob man nun fliegt oder nicht. Und je kürzer die gewünschte Vorlaufzeit sein soll, desto üppiger fällt natürlich auch der Aufschlag auf diese "flatfee" aus.

Immerhin - auch in Österreich hat man von SALIS Wind gekriegt und stellt entsprechende Überlegungen an. Der Pferdefuss daran ist nur, dass SALIS eine NATO- und keine EU-Initiative ist.
Verwunderlich auch, dass sich vor allem die Bodentruppe mit dem schweren Gerät noch nicht für eine langfristige Lösung ihres Transportproblems stark gemacht hat. Da der Fokus derzeit und auch in Zukunft vor allem auf dem Auslandseinsatz liegt und Zeug, dass nicht transportabel ist, immer öfters in Frage gestellt wird, sollte vor allem von dort der Druck für eine Lösung kommen. Immerhin wäre es, wenn die rasche Verlegefähigkeit und Einsetzbarkeit gegeben ist, ein starkes Argument gegen die vollständige Selbstauflösung angesichts des nur noch rudimentär gegebenen Bedarfs im Inland.

Eines sollte mittelfristig auf jeden Fall bedacht werden. Es ist erkennbar, dass die europäischen Lufttransportkapazitäten derzeit und noch für lange Zeit nicht den realen Bedarf abdecken. Selbst Länder wie England oder Deutschland haben für die eigenen Kräfte zuwenig.
Somit muss damit gerechnet werden, dass bei Einsätzen im Rahmen des europäischen Krisenmanagements andere Europäische Länder zumindest kurzfristig keine Kapazitäten frei haben um Österreicher "mitzunehmen". Dies hätte mit Sicherheit entsprechenden negative Auswirkungen auf die Bereitstellung eigener zugesagter Kräfte in einem etwaigen Einsatzraum.
Allerdings ist der Spruch "Rechtzeitig drauf schauen, dass man´s hat, wenn man´s braucht" in der wehrpolitischen Realität Österreich's eher die krasse Ausnahme denn die Regel.

Martin Rosenkranz