Österreicher als Flugleiter bei ISAF in Afghanistan
"ISAF 8071, Kabul Tower, wind 280 degrees 8 knots, runway 29, you are cleared to land."
Kabul International Airport(KAIA) - Der im Rahmen des UN-Einsatzes intensiv genutzte zentrale Flughafen in AFGHANISTAN ist einer der wichtigsten Anlaufpunkte für die internationalen Hilfsmaßnahmen.
Seit Anfang Februar 2005 sind auch österreichische Flugsicherungsoffiziere als Flugverkehrsleiter am internationalen Flughafen von KABUL eingesetzt. Dieser Einsatz erfolgt im Rahmen der internationalen Sicherheitsbeistandsgruppe in AFGHANISTAN (International Security Assistance Force-ISAF) auf Grundlage der UN-Resolution 1386 vom 20. Dezember 2001.
Die ISAF unterstützt im Rahmen der Vereinten Nationen die Afghanische Regierung beim Schutz der Menschenrechte, der Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit, der Überführung und Auslieferung humanitärer Hilfsgüter und nicht zuletzt bei der geregelten Rückkehr von Flüchtlingen.
Insgesamt sind 36 Nationen mit rund 8000 Soldaten an dieser Mission beteiligt. Allein am Flughafen in KABUL sind 1600 Soldaten aus 28 Nationen stationiert. Am 11. August 2003 übernahm die NATO die Führung von ISAF.
KAIA-Das Tor zu Afghanistan |
Taxiway "H" |
Der Kontrollturm KAIA |
Im Kontrollturm |
Als Ende 2004 auf Anfrage der NATO auch österreichisches Flugsicherungspersonal für die Flugverkehrsleitung in KABUL gesucht wurde, meldete sich Major Rudi PESCHL spontan zu diesem Einsatz. Major PESCHL vom Fliegerregiment 1 am Fliegerhorst BRUMOWSKI in LANGENLEBARN ist Kommandant der Flugbetriebskompanie und ausgebildeter Flugsicherungsoffizier. Sein fundiertes Fachwissen und die jahrelange Erfahrung im Flugsicherungsdienst kamen Mjr PESCHL bei seinem Einsatz am Kontrollturm von KAIA sehr zugute, denn diese "Mission" war nicht einfach. An interessanten Eindrücken und Herausforderungen herrschte für ihn jedenfalls kein Mangel.
Major PESCHL:
"Die Verlegung nach AFGHANISTAN erfolgte von KÖLN aus. Ein Airbus der Deutschen Bundeswehr brachte uns nach TERMEZ in USBEKISTAN. Die Flugzeit betrug ca. 7 Stunden. Von dort erfolgte der Transport mit einer deutschen Transall C-160 in knappen 75 Minuten direkt auf den Flughafen von KABUL.
Auf einen neuen Flugverkehrsleiter kommt am KAIA einiges zu. Im Schnitt waren monatlich ca. 3500 Flugbewegungen abzufertigen. Von Beginn an ist der Flugsicherungsoffizier mit einem immensen Flugaufkommen konfrontiert. In den ca. 2 Wochen der Einschulungszeit muß er als "Trainee" den Flugverkehr erfolgreich abwickeln, intensiv Theorie büffeln und eine Arbeitsplatzprüfung, die "Examination" ablegen. Erst dann wird er in den Schichtdienst am Kontrollturm übernommen. Die täglichen Anforderungen an das Flugsicherungspersonal sind entsprechend hoch.
Am gesamten Flughafenareal und in der näheren Umgebung liegen noch tausende Minen. Es bedarf daher einer engen Zusammenarbeit mit den EOD Teams(Minenräumtrupps).
Das Team der Air Trafic Controller, letzte Reihe 3.v.rechts: Mjr PESCHL |
Vollbetrieb in der "Verkehrsleitzentrale" |
Der Crash einer AN-12 forderte 6 Verletzte |
Mjr PESCHL übergibt an seine Ablöse, Obstlt SÜTZL vom FlR 1 |
Französische Fremdenlegionäre sichern den Flugplatz
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Durch die zeitweilige Überforderung des afghanischen Flugplatzpersonals kam es mitunter zu erheblichen Verzögerungen beim Be- und Entladen der Flugzeuge.
Manche Piloten flogen trotz schlechten Wetters auf eigenes Risiko den Flugplatz an.
Manchmal hatten wir ordentlichen Streß, gefährliche Begegnungen in der Luft zu verhindern und den Flugverkehr in geordneten Bahnen zu halten.
Eine Reihe von Flugunfällen 2004 und 2005, belegen die Risiken am Flugplatz KAIA, es gab auch Tote und Verletzte.
Der Aufenthalt in Afghanistan vom 7. Februar bis 11. Mai 2005 brachte mir eine Erweiterung meines Horizontes, die weit über meine berufliche Tätigkeit hinausreicht. Man ist bei diesem Einsatz enorm gefordert, und in vieler Hinsicht auf gute Zusammenarbeit angewiesen. Die Kameradschaft im multinationalen Flugsicherungsteam wird daher groß geschrieben. Diese 3 Monate Einsatz in AFGHANISTAN bedeuteten ohne Zweifel auch für meine Familie eine ziemliche Belastung. Ich war daher sehr froh über Telefon, Internet und deutsche Feldpost den Kontakt halten zu können.
Für mich bot sich am KABUL INTERNATIONAL AIRPORT die berufliche Herausforderung als Flugsicherungsoffizier unter realen Einsatzbedingungen auf einem internationalen Flughafen zu arbeiten.
Mein Aufenthalt in AFGHANISTAN erfüllt mich im Nachhinein auch mit einem gewissen Stolz. Ich habe den Einsatz erfolgreich bewältigt und konnte durch meine Tätigkeit konkret mithelfen, den leidgeprüften Menschen in AFGHANISTAN die Rückkehr in die zivilisierte Welt zu ermöglichen." (rt)