Minister Platter: Der Opposition geht es offenbar nicht um die Sache sondern nur um Wahlkampfrhetorik - die Nichtteilnahme an der Informationsveranstaltung ist ein lebendiges Beispiel dafür.
Foto: Martin Rosenkranz
Regierungs- und Unternehmensvertreter beim Besuch der Produktion
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Fast zwei Stunden dauern die Vorträge und das am Ende kaum Fragen für die Journalistenrunde über bleiben spricht Bände für die gute, umfassende und transparente Darstellung der aktuellen und kommenden Aktivitäten im Rahmen der Eurofighter-Beschaffung.
Beim Mittagessen ist Zeit über das gehörte zu reflektieren, danach geht's ab in die Produktion - Hardware schauen.....
Das Finale bildet ein Start und Vorbeiflug eines Serien-Eurofighters für die Deutsche Luftwaffe statt, welcher derzeit noch die letzten Abnahmen durchläuft und danach ausgeliefert wird - es wird der 24. Eurofighter für Deutschland - insgesamt sind aktuell schon 83 Maschinen ausgeliefert.
Die Flugerprobung ist soweit fortgeschritten, dass bereits alle Luft-Luft-Waffen (AIM-9L, IRIS-T, AMRAAM, ASRAAM, Kanone) zum Einsatz freigegeben sind. Weiters wurden erfolgreich Tests bei extremer Hitze und Kälte sowie Langstreckenflüge nach USA und Singapur absolviert.
Die Einsatzerprobung bei den Luftwaffen läuft und ist soweit fortgeschritten, dass zum Teil bereits reale Einsätze mit Eurofightern absolviert werden.
In Italien wird seit Ende 2005 der Eurofighter in der Luftraumüberwachung eingesetzt - erster Großauftrag war der Schutz der Winterolympiade in Turin.
Großbritannien hat den ersten Einsatzverband aufgestellt (No3 Squadron) - den dritten insgesamt. Es läuft die (sehr umfangreiche) taktische Ausbildung einschl. Sofortbereitschaft (250 Ausbildungs-Flugstunden pro Pilot!).
In Deutschland erhält das Jagdgeschwader 74 in Neuburg als erster Einsatzverband die ersten Flugzeuge im Juli 2006. Es läuft die taktische Flugausbildung, Luftraumüberwachungseinsätze sind ab 2007 geplant.
Und schließlich läuft auch in Spanien die taktische Flugausbildung beim Ala 11 in Moron nahe Sevilla.
Exportaktivitäten laufen in Dänemark (bis zu 48 Flugzeuge ab 2016), Griechenland (30+10 Flugzeuge ab 2010), Indien (bis zu 100 Flugzeuge), Japan (ab 2013), Norwegen (bis zu 48 Flugzeuge ab 2012), Saudi Arabien (bis zu 72 Flugzeuge), Schweiz (möglicherweise ab 2010), Türkei (etwa 100 Flugzeuge ab 2013).
Und obwohl Aloysius Rauen, Chef der Eurofighter GmbH, betont, dass man nicht all diese Kampagnen gewinnen wird können, benennt er ein Exportpotential von ca. EUR 50Mrd.
Minister Platter ging in seiner Rede auf die Qualitäten des Eurofighters sowie auf seine Bedeutung für die europäische Luftfahrtindustrie ein. Er merkte an, dass er zum Zeitpunkt der Typenentscheidung nicht Minister war, aber die Entscheidung begrüße, sie für richtig hält und sie genau so getroffen hätte zumal die Bewertungskommission eine eindeutige Empfehlung ausgesprochen hat.
Auch forderte er die Opposition auf endlich "die Karten auf den Tisch" zu legen. Ein Stopp der Beschaffung bedeute das Ende der Luftraumüberwachung. Mit "zuwinken" können die Luftraumsicherungsaufgaben nicht durchgeführt werden.
Wenn die Opposition keine Luftraumüberwachung wolle, dann soll sie das in aller Deutlichkeit sagen und nicht populistisch gegen den Eurofighter auftreten.
Platter zeigte sich sehr betroffen, dass in Österreich permanent Diskussionen durchgeführt werden, dringliche Anfragen im Nationalrat gestellt werden und dann wird zu Informationsveranstaltungen eingeladen - und die Opposition ist nicht dabei.
Platter hielt fest, dass es offenbar nicht um die Sache sondern nur um Wahlkampfrhetorik geht - und der heutige Tag sei ein lebendiges Beispiel dafür.
Staatssekretär Mainoni ging auf die Bedeutung der Gegengeschäfte für die Österreichische Wirtschaft ein. Es finde Wertschöpfung und Wirtschaftswachstum statt, die Forschungsquote werden erhöht und Arbeitsplätze werden geschaffen.
Generalmajor Erich Wolf stellte klar, dass das Flugzeug kein Phantom sei sondern mehr als 13.000 Flugstunden geflogen sei was ein Äquivalent zu mehr als sieben Jahren Flugbetrieb in Österreich darstellt. Bei zwei Flügen in England und Spanien habe Wolf sich persönlich von den Leistung des Systems überzeugen können - die Flüge waren "urgeil". Schon bei der Bewertung war klar, dass der Eurofighter mit den Leistungen weit über dem liegt wovon in Hochglanzbroschüren gesprochen wird. Und auch im praktischen Flugbetrieb habe sich die Erwartungen von Genmj. Wolf "übererfüllt". Das Militär werde in Zukunft die einzige Organisation sein, die alle Ziele im Luftraum erfassen könne, da die zivile Luftraumkontrolle nur noch via Sekundärradar korrespondierende Ziele erfassen kann.
Das Bundesheer habe beim Südamerikagipfel in Wien bewiesen, dass man auch im schwierigen Luftraum rund um Wien die Systeme einsetzen kann und hat bei 25 Interventionen gegen unachtsame Luftraumbenutzer rechtzeitig eingegriffen.
Den Eurofighter bezeichnete Wolf als Nukleus einer vernetzten Operationsführung nicht nur für die Luft- sondern auch für die Landstreitkräfte - und diese vernetzte Operationsführung muss nicht nur materiell sondern im wesentlichen auch in den Köpfen stattfinden.
Grunddaten Einführung Eurofighter
18 Stück Eurofighter Einsitzer(6 x Block 5, 12 x Block 8), Lieferbeginn der Flugzeuge Juni 2007, Lieferbeginn Simulator - September 2006, Betriebsaufnahme - Mai 2007. Insgesamt 23 Piloten (18 Einsatzpiloten & 1 Geschwaderkommandant, 1 S3, 1 Flugsicherheitsoffizier und 2 Simulatorlehrer), 1800 EF - Flugstunden/Jahr, 1800 Simulatorstunden/Jahr 955 Personen für Betrieb und Materialerhaltung der Flugzeuge und des Simulators (bisher für Draken ca. 750), davon 140 EF-Techniker (Wart, Wart I und Werkmeister), 50 EF-Ingenieure (Flugbetrieb, Materialerhaltung und technisch/logistisches Management), 30 IT-Spezialisten, das bedeutet: 200 Arbeitsplätze mehr in ZELTWEG Hauptbetriebsstandort ZELTWEG, als Ausweichstandort alle geeigneten Flughäfen in Österreich, 2/3 der Flugbewegungen aus Zeltweg, 1/3 der Flugbewegungen aus Ausweichstandorten, Beginn LRÜ - Dienst mit Eurofighter am 1. Juli 2008
Baustatus per 13.06.2006:
Triebwerke für AS001:
AS002 (7L-WB):
AS003 bis AS009 (7L-WC bis 7L-WI):
AS010 bis AS018 (7L-WJ bis 7L-WR)
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Am Beginn seiner Ausführungen ging Ministerialrat Karl Hofer (Projektleiter) eingehend auf die aktuelle und künftige Struktur des österreichischen Eurofighter-Projekts ein.
Ihm als Projektleiter steht Generalmajor Kurt Mörz als Projektverantwortlicher vor.
Unterstellt sind eine Stabsstelle sowie die Teilbereiche: Anwender(die Piloten), IKT(Information, Kommunikation, Telekommunikation), Ausb, Technik/Logistik, Bau&Infra, Bedarfsplanung sowie eine Projektunterstützung .
Die Projektleitung umfasst 25 Personen, das Kernteam weitere 230 Personen, darüber hinaus noch 550 Unterstützende, insgesamt also über 800 Mitarbeiter.
Im Zuge der Vertragsabwicklung werden durch dieses Team mehr als 700 Leistungspunkte/Aktivitäten überprüft und abgewickelt. 80 % davon sind gemäß dem Programmplan bereits ohne eine einzige Leistungsstörung erledigt!
Zum Vergleich: Die Übernahme der Flugzeuge sind nur 18 Leistungspunkte aus diesem 700 Punkte-Katalog. Der Arbeitsaufwand dafür betrug bisher mehr als 600.000 Arbeitsstunden im ÖBH.
Im Zuge der Einführungsvorbereitungen wurde im Zug einer logistischen Analyse zum Zweck der Optimierung der Ressourcen festgelegt welche Wartungsaktivitäten selbst durch das BH und welche Wartungsaktivitäten durch die Industrie wahrzunehmen sind. Beim Eurofighter gibt es ca. 20.000 Ansatzpunkte für Wartungsaktivitäten. Ergebnis der Analyse ist, dass ca. 10.000 davon im Bereich des BMLV durchgeführt werden. Dementsprechend konnte auch festgelegt werden welche Ressourcen an Ersatzmaterial, Bodengerät und Messmitteln und wie viel Personal und welche Qualifikationen benötigt werden.
Darauf aufbauend wurde eine Anpassung bzw. Neuerstellung der Organisationspläne (Werft, Geschwader, Simulator, Wacht & Sicherheit, Information, Kommunikation, Telekommunikation sowie Materialstab Luft) vorgenommen.
Die ersten logistischen Produkte (E-Teile,etc) für den Eurofighter werden im Oktober 2006 geliefert - sie wurden im Rahme des bestehenden Vertrages um ca. EUR 600Mio. beschafft. Aktuell sind In-Service-Support Verträge mit der Industrie in Verhandlung, welche an den logistischen Support im Grundvertrag anschließen.
In Beschaffung sind Lizenzen und Crypto-Schlüssel für Funkgeräte und Navigation.
Gemeinsam mit Einführung des Eurofighters - jedoch nicht notwendigerweise aufgrund des Eurofighters - werden einige Modernisierungen bzw. Adaptionen bestehender Systeme durchgeführt. Dies sind das Flugfunksystem neu (Bodenstationen für den Funkverkehr), das Flugplatzradar (ASR) neu für Zeltweg und eine Adaptierung des Präzisionsanflugradars in Zeltweg.
Darüber hinaus erhält Zeltweg auch einen neuen Tower sowie aus Altersgründen eine Erneuerung der Landebahn samt Seilfanganlage für den Fanghaken des Eurofighter.
Die baulichen Maßnahmen für den Eurofighter sind zum Teil schon im Gange. Das Ausbildungs- und Simulatorzentrum (ASZZ) ist faktisch fertig und wartet auf eine Fassade sowie die Einrüstung des Simulators, welcher ab September 2006 geliefert wird und im Mai 2007 seinen Betrieb aufnimmt.
Die Fliegerwerft 2 bekommt im Westen eine Erweiterung. Unmittelbar östlich der Fliegerwerft 2, vom ASZZ aus gesehen in Richtung Piste wird das Staffelquartier für das LRÜ-Geschwader errichtet. Zwischen ASZZ und Staffel wird eine Sicherheitszentrale errichtet.
Vor Fliegerwerft und Staffelquartier in Richtung Piste werden zwischen Lärmschutz-Erdwällen und Prallwänden die Flugeinsatzboxen für die Maschinen errichtet.
Der ganze Bereich wird zum Sicherheitsbereich Eurofighter, umgeben von einem Perimeter, der nur noch durch befugte Personen betreten werden kann.
Im Betrieb werden 955 Personen für Materialerhaltung der Flugzeuge und des Simulators sorgen.
Die für den Eurofighter beschaffte Ausrüstung umfasst:
Die Kurzstreckenlenkflugkörper IRIS-T in einer für die Luftraumüberwachung (LRÜ) und Luftraumsicherungsoperationen (LRSi) ausreichender Stückzahl,
je eine Bordkanone,
Nachtsichtausstattung (Infrarot-Einrichtung) sowie elektronische Selbstschutzeinrichtungen (z.B. RWR, Chaff&Flare, Towed Decoy) für die Einsatzmaschinen,
Datenlink zwischen Eurofightern und Goldhaube (Luft/Luft, Luft/Boden, Boden/Luft), Freund/Feindkennung, GPS-P, sowie den hochmodernen Flugdienstanzug "Libelle" ( neben der deutschen Luftwaffe als zweiter Nutzer weltweit !!! ).
Die Grundlage auf welcher alle Handlungen fussen ist das Einsatzkonzept.
Hauptziel ist der Schutz der Souveränität Österreichs im Luftraum durch "Integrierten Führungs-/Aufklärungs-/Wirkverbund Luft" bestehend aus einem Führungssystem (z.B. FFS, Datenlinks, IFF), der Aufklärung (z.B. LRÜ- , FlA-, EF-Sensoren) sowie den Mitteln zur Wirkung (z.B. Eurofighter, HS, Slow Mover, FlA).
Eine weitere Grundlage ist das Prinzip der angemessenen Reaktion.
Die Anzahl der Flugzeuge im Einsatz, die Missionsart (LRÜ, LRSi) sowie die Einsatzdauer (z.B. 24 Stunden) hat der Bedrohungslage angepasst zu sein. Im tiefsten Frieden gibt es die Kernzeit von 8-20h
b) Technik
Im Bereich der Technik und Materialerhaltung ergibt sich bis 2010 folgender Ausbildungs- bzw. Umschulungsbedarf. 10 System-Ingenieure (SysIng) für die Materialerhaltung, 20 System-Prüfoffiziere für den Flugbetrieb bei der Deutschen Luftwaffe (Davon sind 1 SysIng und 4 Prüfoffiziere seit Dezember 2005 mit Abschluss im November 2006 in Ausbildung), 20 System-Ingenieure (technisch/logistisches Management) bei EF-GmbH von Sept. - Okt. 06.
Dazu kommt die Flugzeugmechanikerumschulung in Rahmen deren 70 Flugzeugmechaniker ab September 2006 bei der Deutschen Luftwaffe in Kaufbeuren (TSLw1) ausgebildet werden.
Der Rest der Umschulung (ca. 70 Techniker) erfolgt ab Anfang 2008 im eigenen Bereich.
Insgesamt sieht sich das ÖBH ist gut auf dieses neue System vorbereitet und kann auf die Erfahrungen von vier Betreibernationen zugreifen. Sämtliche Maßnahmen sind im Zeitplan und neben dem ersten Liefertermin Juni 2007 gilt vor allem der 1.Juli 2008 als Dienstbeginn im LRÜ-Dienst als wichtigstes zu erreichendes Terminziel.
Martin Rosenkranz