Vorweg - und um es gleich in einem Satz zu sagen: "Die Luftraumsicherungsoperationen während der EU-Präsidentschaft waren in Quantität und Qualität in der Geschichte der 2.Republik ohne Beispiel und brauchen auch international keinen Vergleich zu scheuen".
Die Luftstreitkräfte haben an Gerät und Personal alles eingesetzt was notwendig war um - zeitlich und örtlich begrenzt - die Lufträume über Tagungsorten hermetisch abzuriegeln. Die dafür notwendigen Flugstunden wurden im Rahmen des üblichen Povoirs abgewickelt. Weder wurde das Gesamtbudget an Flugstunden gegenüber den Vorjahren angehoben noch hat man Stunden vom zweiten Halbjahr ins Erste verschoben um diese Aufgaben wahrnehmen zu können. Voraussetzung dafür war die optimale Planung der Werftereignisse (große zeitintensive Wartungen) - allerdings ist dies Standard und die Staffeln sind gemeinsam mit den Werften ständig um optimale Auslastung der Wartungskapazitäten bei gleichzeitig möglichst hohen Klarständen bemüht. Jedenfalls waren die Staffeln in der Lage den jeweils kurzfristig stark erhöhten Bedarf abzudecken ohne Vorgriffe zu machen. Grundlage dafür war die optimale Vorausplanung der Einsatzpläne auf Ort, Zeitpunkt und Dauer der zu schützenden Tagungen. Dadurch war man in der Lage jeweils für den Zeitraum der höchsten Gefährdung ein Maximum an Kräften bereitzustellen - gestaffelt in Höhe, Geschwindigkeit und Bereitschaftsgrad.
Luftraumüberwachung, Luftraumsicherung - was ist das?Luftraumüberwachung ist die Gesamtheit aller aktiven Maßnahmen der Luftraumbeobachtung in Friedenszeiten. Die passiven Maßnahmen zur Luftraumbeobachtung schließen dabei auch angrenzende Lufträume mit ein um für den zu überwachenden Luftraum entsprechende Vorwarnzeiten zu erhalten.Die Luftraumbeobachtung und das zugehörige Führungssystem sind permanent Verfügbar. Die aktiven Mittel zur Luftraumüberwachung bestehen in der Regel aus Strahlflugzeugen welche in der Zeit von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang verfügbar sind.
Luftraumsicherung soll die Lufthoheit in einem festgelegten Luftraum durch den Einsatz eigener Luftstreitkräfte bewahren. Sie ist in der Regel ein anlassbezogenes und eigenständiges sowie rein nationales Einsatzverfahren der Luftstreitkräfte zur Gewährleistung der Souveränität im Luftraum in Friedens- und Krisenzeiten.
Luftverteidigung umfasst den defensiven und offensiven Kampf gegen feindlichen Luftstreitkräfte. Sie ist somit ein Einsatzverfahren in Kriegszeiten.
Die Bedrohungslage im LuftraumBei internationalen Großveranstaltungen, wie sie im Zuge der EU-Präsidentschaft mehrmals stattgefunden haben, wird mit Luftraumsicherungsoperationen grundsätzlich auf die Bedrohung durch bemannte und unbemannte Luftfahrzeuge geantwortet.
Da man davon ausgehen kann, dass kein Krieg ausbricht beschränkt sich die Quelle der unmittelbaren Bedrohung auf zivile Personen und Organisationen.
Als viel wahrscheinlicher hingegen muss die Verletzung von Flugbeschränkungsgebieten durch Zivilluftfahrzeuge angesehen werden - wobei hier auch die Verletzung aus Unachtsamkeit von jener mit Vorsatz unterschieden werden muss.
Um Handlung mit Vorsatz schon im Ansatz zu erschweren bzw. zu unterbinden haben in der past-9/11-Welt diverse Organisationen ihre Regeln und Prozeduren angepasst um solche Anschläge für die Zukunft schon im Ansatz zu verhindern.
Um den möglichen Bedrohungen begegnen zu können werden heutzutage Flugverbots- und Flugbeschränkungszonen festgelegt - via NOTAM weltweit verlautbart - und auch in Friedenszeiten mit militärischen Mitteln passiv überwacht und aktiv durchgesetzt. Die Anschläge vom 11.September 2001 haben dazu geführt, dass den Unregelmäßigkeiten im kontrollierten Luftraum (IFR-Verkehr) sehr viel mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität entgegen gebracht wird als dies vorher der Fall war. Es wird überprüft ob die eingereichten Daten mit der Realität übereinstimmen, ob der Flugplan eingehalten und Funkkontakt gehalten wird. Als wesentlich schwieriger zu Überwachen erweist sich der Flugverkehr nach Sichtflugregeln (VFR) im unkontrollierten Luftraum. Zum einen sind die Kleinflugzeuge, Segelflugzeuge und Hubschrauber durch die kleineren Radarrückstrahlflächen und die niedrigeren Flughöhen schwieriger zu orten, zum anderen sind die vielen kleinen Flugplätze weniger gut zu überwachen und die beteiligten Piloten bringen im Schnitt weniger Flugerfahrung mit als professionelle Linienpiloten und zeigen deshalb auch andere Reaktionen auf Ausnahmesituationen. Noch schwieriger zu überwachen sind Ultraleichtflugzeuge, Ballonfahrer, Drachenflieger und Paragleiter. Sie stellen durch ihre geringen Signaturen vor allem die Ortungsmittel bei der Erstellung eines Luftlagebildes vor große Herausforderungen. Zudem sind sie in aller Regel nicht per Funk erreichbar. Schon derzeit und in Zukunft noch mehr muss mit kleinen unbemannten Luftfahrzeugen gerechnet werden. Die dafür notwendige Technik und das Know How sind heutzutage praktisch frei verkäuflich. Es können zwar nicht allzu große Lasten damit befördert werden, dafür sind die Orte an denen solche Luftfahrzeuge gestartet werden können in der Fläche faktisch unbegrenzt vorhanden. Die Konsequenz dieser vielfältigen Bedrohungslage ist die Optimierung der Schnittstellen zwischen den einzelnen Organisationselementen sowie der Einsatz einer Reihe von Luftraumbeobachtungsmitteln und diverser aktiver Elemente um die Beschränkungen auch durchsetzen zu können.
Die eingesetzten Kräfte...
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Fast 24 Stunden durchgehend CAP-Patrouillen sind auch für die LRÜ-Staffel eine neue Erfahrung gewesen.
Foto: Georg Mader
Die orangefarbenen Aufschriften "CALL 121.5 MHz" auf den Gunpods der Saab 105 und der Pilatus PC-7, sowie den Tanks der F-5E und in den Seitenscheiben der Black Hawks weisen die Abgefangenen an Kontakt mit der Luftraumüberwachung aufzunehmen.
Ein Black Hawk vor einer mobilen Radarstation während der Luftraumsicherungsoperation Davos.
Das Wärmebildgerät Sophie ist seit 2002 im Assitenzeinsatz an der Ostgrenze.
Beschafft wurden 68 Stück mit Stativ sowie sieben auf VW-Bussen mit eingebautem Videobildschirm.
Der Einsatz zur Luftraumüberwachung im Zuge der EU-Präsidentschaft dürfte ein Novum gewesen sein.
Die Tieffliegererfassungsradargeräte der Type "RAC 3D" sind seit 1997 im Einsatz und inzwischen voll in die Goldhaube integriert.
Im Zuge von Luftraumsicherungsoperationen sind üblicherweise mehrere Geräte im Einsatz.
Das SKYGUARD Allwetter Feuerkontroll-Radarsystem (beim ÖBH "Feuerleitgerät 98") verfügt über ein Rundumsuchradar, ein Folgeradar sowie eine TV-Kamera und dient üblichwerweise zur Steuerung der 3,5cm Fliegerabwehrkanonen.
Im Zuge der EU-Luftraumsicherungsoperationen wurden mit diesen Geräten Lücken bei der Tiefflugüberwachung im Kernbereich gefüllt.
Der Black Hawk hat sich als sehr wertvolles Instrument zur Überwachung tief und langsam fliegender Luftfahrzeuge erwiesen.
Der Apron in Schwechat war zum EULAC-Gipfel voll wie selten.
Mit Sicherheit der "aufregendste Moment" der EU-Präsidentschaft - ein dürftig bekleidete Greenpeace-Aktivstin setzt sich beim EULAC Gipfel in Szene.
Air Force One landet in Wien Schwechat.
EU-Ratspräsident Dr.Wolfgang Schüssel und der US-Präsident George W. Bush vor Air Force One.
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Um auf Verletzungen des Flugbeschränkungsgebietes ohne Verzögerung ansetzen zu können flogen die eingesetzten Staffeln CAPs im betreffenden Luftraum - und zwar ohne Unterbrechung während des ganzen Besuches. Darüber hinaus befanden sich weitere Kräfte in ständiger Alarmbereitschaft am Boden um im Eventualfall binnen Minuten die Einsatzmittel verdichten zu können.
Dass es dann während des EU - USA Gipfels zu wesentlich weniger Vorfällen als noch zuvor beim EULAC kam, lag offenbar daran, dass sich die Wirksamkeit der Maßnahmen auf den Flugplätzen rund um Wien herumgesprochen hatte und die Informationsbemühungen über die Beschränkungen offenbar noch einmal deutlich verstärkt wurden.
Bekannt wurde nur ein Vorfall mit einem tschechischen Privatflieger, der sich seinen Flug nach Italien mit etwas Sightseeing über Wien versüßen wollte. Er musst zwei mal abgefangen werden und gab seine Bemühungen Richtung Wien vorzudringen erst auf, als ihm per Funk mitgeteilt wurden, dass der Einsatz von Gewaltmitteln autorisiert sei.
NOTAM - EULACZEITWEILIGES FLUGBESCHRÄNKUNGSGEBIET (CTA WIEN, TMA WIEN, SRAs WIEN I-IX, CTR WIEN, TMZ WIEN, MTMA TULLN, MCTR TULLN) Seitliche Begrenzung: Kreisbogen mit einem Radius von 43 NM um den Koordinatenpunkt N480618 E0163745 (VOR/DME FMD) soweit er auf österreichischem Staatsgebiet liegt und entlang der Bundesgrenze vom nördlichen zum südlichen Schnittpunkt des Kreisbogens mit der Bundesgrenze. Obergrenze/Untergrenze: FL 195/GND Zeitraum: 11 MAY 2006, 0600 – 13 MAY 2006, 1500
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NOTAM - BUSHZEITWEILIGES FLUGBESCHRÄNKUNGSGEBIET (CTA WIEN, TMA WIEN, SRAs WIEN I-IX, CTR WIEN, TMZ WIEN, MTMA TULLN, MCTR TULLN) Seitliche Begrenzung: Kreisbogen mit einem Radius von 43 NM um den Koordinatenpunkt N480618 E0163745 (VOR/DME FMD) soweit er auf österreichischem Staatsgebiet liegt und entlang der Bundesgrenze vom nördlichen zum südlichen Schnittpunkt des Kreisbogens mit der Bundesgrenze. Obergrenze/Untergrenze: FL 195/GND Zeitraum: 20 JUN 2006, 0700 - 22 JUN 2006, 1300
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SchlussfolgerungenHubschrauber zur Luftraumsicherung / -überwachung?Es ist ein relativ neues Konzept Hubschrauber im Zuge von Luftraumsicherungsoperationen in die Rolle des "Abfangjägers" schlüpfen zu lassen.Das Konzept das dahinter steht beruht auf der Tatsache, dass schnelle Luftfahrzeuge, wie z.B. Jets, zur Identifizierung sowie für weitere Maßnahmen gegen sehr tief und/oder langsam fliegende Objekte denkbar ungeeignet sind. Dies zeigte sich auch am 5. Januar 2003 im Frankfurter Luftraum. An diesem Tag entführte ein 31-jähriger Student einen Motorsegler und drohte damit, in ein Bankenhochhaus zu fliegen. Neben unbewaffneten Polizeihubschraubern verfolgt auch eine Alarm-Rotte der Luftwaffe, bestehend aus zwei F-4 Phantom, die Super Dimona HK36. Die Polizeihubschrauber hatten es schwer dem Motorsegler zu folgen und waren zudem unbewaffnet, die Phantoms umkreisten mit einer sehr viel höheren Geschwindigkeit das fragliche Luftfahrzeug und hätten - abgesehen von der fehlenden gesetzlichen Grundlage - sehr schwere Waffen zum Einsatz bringen müssen soferne sie die Maschine stoppen hätten sollen. Hingegen erweist sich ein schneller bewaffnungsfähiger Hubschrauber zur Handhabung aller Arten von sehr langsam fliegenden Objekten als nachgerade ideal. Die Black Hawks aus Langenlebarn haben im Zuge der Luftraumsicherungsoperationen mehrmals ihre große Flexibilität in diesem Spektrum bewiesen und haben angefangen vom Paragleiter über Ballonfahrer und Segelflieger bis zum kleinen Privatflugzeug mehrmals die geltenden Luftbeschränkungsgebiete durchgesetzt. |
Fotos: Frankfurter Rundschau |
Dieser Paragleiter wurde im Flugbeschränkungsgebiet Salzburg entdeckt und von den Black Hawks zum "abzwicken" gezwungen. Foto: www.hubschrauberstaffel.at |
Die grosse Herausforderung des österreichischen Luftraumes ist sicher die Kleinräumigkeit sowie auch die komplexe Geografie, welche für die bodengebundenen Elemente des Luftraumbeobachtungssystems bei der Herstellung eines vollständigen Luftlagebildes vor schwierig zu lösende Herausforderungen stellt.
Die Schweiz steht vor identen Problemen und setzt - mangels AWACS - inzwischen ihre F/A-18 "Hornet", welche über ein Bordradar mit sehr hoher Leistungsfähigkeit verfügt, nicht nur als Abfangjäger sondern sehr bewusst auch zur Luftraumbeobachtung ein.
Ähnliches wird auch vom Eurofighter zu erwarten sein, ist doch die Ausdauer im Luftraum - mit drei Aussentanks bis zu drei Stunden - sehr ähnlich der F/A-18 "Hornet" und das Captor-Radar des Eurofighter noch leistungsfähiger als das AN/APG-73 der Hornet. Zudem besteht beim Eurofighter die Möglichkeit mit dem Pirate-Sensor eine Überwachung bzw. Erfassung auch im Infrarotspektrum durchzuführen. Der Datenlink zwischen Eurofighter und Goldhaube komplettiert das System und wird insgesamt die Qualität des Luftlagebildes auf eine neue Ebene heben.
Martin Rosenkranz