Darüber hinaus haben die Herstellerstaaten nationale Besonderheiten ihrer Flugzeuge zum Teil in einzelnen Verträgen geregelt.
So trat Deutschland im Dezember 1999 dem EuroDASS Programm bei und orderte auch das MIDS-LVT. Im Dezember 2000 orderten Deutschland und Italien die IRIS-T Integration.
Und zuletzt unterschrieb England am 20.Juli 2006 einen Vertrag zur Integration der "Austere"-Fähigkeiten. Es sind dies der Laser Designator Pod "Lightening III" und der Enhanced Paveway II Laserlenkbombe für die Tranche 1 Eurofighter Typhoon der RAF.
Jedenfalls beabsichtigen die Staaten in Hinkunft ein so genanntes "Two Year Rolling Upgrade Cycle" zu etablieren - einen Zyklus in dem alle zwei Jahre festgelegt wird welche Verbesserungen im jeweils nächsten Upgrade enthalten sein sollen.
Die Industrie hat dann jeweils drei bis vier Jahre Zeit diese Upgrades zu realisieren.
Bisher sind für die Serie nur Luft/Luft-Lenkwaffen und Tanks zum Flug freigegeben.
Foto: eurofighter.com
Eine weitere Entscheidung über die Einrüstung div. Waffensysteme in den eurofighter fällt demnächst. Foto: eurofighter.com Inzwischen laufen "Drop Tests" mit freifallenden Luft/Boden-Waffen. Foto: eurofighter.com Zwei Videos von Boden-Drop-Tests mit LGBs. Die exakte Steuerung der Vorgänge beim Lösen vom Flugzeug sind entscheidend für die Sicherheit des Flugzeuges und die Funktion der Waffe. Videos: EADS
Mit Abschluss der Arbeiten an Tranche 1 wird die Bewaffnung des Eurofighters Luft/Luft-Lenkwaffen und freifallende LGBs umfassen.
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Aber auch von Herstellerseite gibt es eine Interessenslage. Je mehr Fähigkeiten in den Eurofighter bereits integriert sind oder bereits vertraglich fixiert integriert werden, desto attraktiver wird das Produkt am Exportmarkt. Kapazitäten zu haben oder eben nicht könnten für zukünftige Kunden entscheidende Auswahlkriterien sein.
Es geht dabei um nicht unerhebliche Kosten.
So erfordert die Integration einer einzigen Waffe nebst zum Teil umfangreicher Softwarearbeiten auch Boden- und Flugtests derselben zur Sicherstellung der Betriebssicherheit. Diese Arbeiten im Windkanal und die so genannte "Drop-Tests" stellen sicher, dass sich die Waffe in den gewünschten Geschwindigkeits- und Fluglagebereichen ohne Probleme vom Flugzeug löst - dabei weder das Flugzeug noch die Waffe beschädigt wird und die Waffe nach der Trennung auch wie vorgesehen funktioniert. Und das ist durchaus nicht einfach - man bedenke die Strömungsverhältnisse der Umgebungsluft in diversen Fluglagen über den gesamten Geschwindigkeitsbereich.
Deutschland bezahlte im Jahr 2000 EUR 62 Mio. für die Integration des Luft/Luft-Lenkflugkörpers IRIS-T in den Eurofighter. Und der deutsche Anteil an der Integration der METEOR wird EUR 118 Mio. betragen.
Grundsätzlich sind sich Luftwaffen und Industrie der Herstellerstaaten aber einig in welche Richtung es gehen muss. Der aktuell eher Luft/Luft-lastige Eurofighter soll mit Tranche 2 zum State-of-the-Art Multi-/ Swing- Role Waffensystem erwachsen.
Dafür ist die Integration von Präzisions-Luft/Boden-Waffen auf kurze und weite Entfernung vorgesehen.
Ebenso soll die Effektivität und Interoperabilität in der so genannten "Net Centric Warfare" Umgebung weiter verbessert werden.
Prinzipiell ist man sich auch einig die aktuell und zukünftig leistungsfähigsten Luft/Luft-Lenkwaffen zu integrieren - nur über den Zeitpunkt scheiden sich die Geister.
Weniger gut siehts bei der Anti-Schiff-Bewaffnung aus. Zwar steht mit der Kongsberg NSM ein möglicher Kandidat auf der Liste, aber bisher findet sich niemand der die Integration bezahlt. Die Luftwaffen der vier Herstellerstaaten benötigen keine Anti-Schiff-Kapazität auf dem Eurfighter, die Eurofighter-Hersteller möchten die Integration offenbar auch nicht finanzieren und Norwegen bzw. der Hersteller Kongsberg hält sich bedeckt. Dabei könnte Anti-Schiff-Bewaffnung ein entscheidender Faktor bei mehreren anstehenden Entscheidungen sein - zumindest Japan, eventuell auch Indien, Dänemark, Norwegen, Griechenland und Türkei könnten daran interessiert sein.
Ähnlich sieht es bei den Aufklärungskapazitäten aus. Deutschland und England verwenden den Tornado als Plattform für einen Aufklärungsbehälter, Italien den AMX, Spanien die EF-18. Interesse an der Integration eines modernen Aufklärungsbehälters in den Eurofighter zeigt sich nirgends. Doch zumindest in der Schweiz besteht anscheinend Interesse für den F-5 Nachfolger, über den bis ca. 2010 entschieden werden soll, Fähigkeiten zur Aufklärung zu beschaffen, welche man mit dem Abstellen der Mirage IIIS verloren hat.
Erst in die darauf folgenden Block 10 Flugzeuge wird die EOC 1-Software geladen - und damit der erste Teil der Tranche 2 Weiterentwicklungen realisiert.
Zwei Jahre später wird mit Block 15 der zweite Teil der Tranche 2 Weiterentwicklungen mit der EOC 2-Software geladen.
Auch im Sensorbereich soll ständig nach der Möglichkeit für höhere Auflösungen und größere Reichweiten gesucht werden.
Nicht zuletzt soll auch die Fähigkeit zu Präzisionsangriffen unter allen Bedingungen Tag und Nacht im Auge behalten werden - sprich intelligente Waffen mit Sensormix für ein möglichst breites Spektrum an Zielen. Wichtig bleiben dabei die "Man-in-the-Loop" und "Eyes on Target" genannten Möglichkeiten zur letztinstanzlichen Entscheidung für einen Waffeneinsatz durch den Mensch mit eindeutiger optischer Zielidentifizierung wo immer möglich.
Flexibilität bei der Missionsgestaltung und Ausführung sowie die Möglichkeit Gelegenheitsziele sowie zeitkritische Ziele angreifen und Missionen durchführen zu können hat ebenfalls Priorität.
Im Bereich Bewaffnung soll dann auch noch die Kapazitätslücke zwischen freifallenden LGBs bzw. Kurzstrecken-Lenkwaffen wie Brimstone und den Standoff-Waffen wie Taurus und Storm Shadow geschlossen werden. Eine entsprechende Luft/Boden-Bewaffnung für den Bereich zwischen 20km und 100km könnten HOPE/HOSBO oder JSOW sein.
Und das alles muss auf die Wünsche und Bedürfnisse der Luftwaffen der vier Herstellerländer und künftigen Exportkunden hingebogen werden. Man darf gespannt sein, wie sehr das gelingt.
Martin Rosenkranz