Die Zinsentwicklung
Viele Österreicherinnen und Österreicher haben bereits einen, manche brauchen noch einen: einen Hypothekar- oder Wohnbaukredit für den Hausbau oder den Wohnungskauf. Banken gewähren solche Kredite momentan mit Zinssätzen zwischen 4,25 und 5,25 Prozent. Dazu kommen noch Bearbeitungsgebühren von 1 bis 2 Prozent. Effektiv zahlen "Häuselbauer" also zwischen 4,60 und 5,79 Prozent Zinsen, die noch dazu jederzeit vom Bankhaus angepasst werden können; nach unten im günstigsten, meist aber unwahrscheinlichsten Fall, nach oben im ungünstigsten Fall. Und das kann teuer werden. Nämlich dann, wenn die Zinsenlandschaft anzieht. Wie geht das? Ganz einfach, die Kreditzinsen werden dem allgemein vorherrschenden Zinsniveau angepasst. Einfach gesagt: geht es der Wirtschaft schlecht, sinken die Kreditzinsen; gleichzeitig sinken aber auch die Sparzinsen. Die Notenbanken wollen das Volk zum Geldausgeben anregen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das fällt nun einmal leichter, wenn geborgtes Geld billig zu haben ist.
Momentan geht es der Wirtschaft nicht besonders gut. Deshalb ist auch das Zinsniveau niedrig. Experten sehen aber die Talsohle erreicht; die Wirtschaft wird sich demnach langsam erholen. Das bedeutet, dass auch die Kredit- und Sparzinsen wieder steigen. Schön für jene Bürger, deren Konten gefüllt sind; schlimm für jene, die offene Kredite bei Banken haben. Das trifft insbesondere jene Kreditnehmer, die variable Zinssätze mit dem Bankinstitut vereinbart haben. Denn ein paar Zehntel Prozent machen sich da schon deutlich in der Brieftasche bemerkbar. Es geht ja schließlich um beträchtliche Summen beim Hausbau oder Wohnungskauf.
Besonders gewiefte Kunden trauen den variablen Zinssätzen daher nicht. Sie vereinbaren fixe Zinssätze, die etwas höher sind, als das momentane Zinsniveau; allerdings unterliegen diese Kredite keinen Zinsschwankungen. Fazit: Nimmt man sich einen Kredit und vereinbart einen fixen Zinssatz in Zeiten eines sehr niedrigen Zinsniveaus (jetzt) auf einen möglichst langen Zeitraum (Banken garantieren max. fünf Jahre), dann kann man sich sehr viel ersparen, wenn die Zinsen zwischenzeitig steigen. Was hat das nun alles mit dem Eurofighter-Geschäft zu tun?
Das Eurofighter-Geschäft funktioniert im Wesentlichen nach den gleichen Mechanismen: Das Zinsniveau ist derzeit wegen der Wirtschaftslage sehr gering, für Kreditnehmer also günstige Zeiten. Auch der Staat tritt beim Eurofighter-Kauf als Kreditnehmer auf. Er zahlt den Eurofighter in 18 Halbjahresraten von 2007 bis 2015, also innerhalb von 9 Jahren. Es fallen daher Finanzierungskosten an. Beim Eurofighter-Geschäft handelt es sich bekanntlich um ein Paket von 18 Typhoon mit integrierter Bewaffnung, Ausbildung und Logistik, etc. Das gesamte Systempaket kostet 1,959 Milliarden Euro (inkl. Finanzierungskosten).
Das Finanzministerium hat einen Fixzinssatz von 4,488 Prozent
vereinbart. Das erste Angebot (umgelegt auf 18 Flugzeuge)
der Eurofighter GmbH sah Finanzierungskosten von rund 400
Millionen Euro vor. Die nunmehr fixierte Finanzierung kostet
292 Millionen Euro, also um mehr als 100 Millionen Euro
weniger als das Erstangebot. Der Zinssatz ist für die
gesamte Laufzeit (9 Jahre) eingefroren. Das Geschäft
unterliegt also keinen Zinsschwankungen mehr. Wie wichtig
diese Vereinbarung bei einem derartigen Volumen ist, zeigen
einige Zahlen:
· Das Zinsniveau schwankte von 24. auf 26. Juni 2003
um 0,07 Prozentpunkte. Das heißt, dass alleine die
Finanzierungskosten um etwa acht Millionen Euro in die Höhe
geschossen wären.
· Im März 2003 ist der Zinssatz innerhalb von
2 Wochen um 0,4 Prozentpunkte gestiegen. Das wiederum hätte
bedeutet, dass die Finanzierung um 30 Millionen Euro teurer
geworden wäre.
Aus gutem Grund hat die Regierung daher jetzt das Eurofighter-Geschäft abgeschlossen. Die Talsohle im Zinsniveau, die Konjunkturentwicklung und die erwartete Zinsentwicklung am Markt machen den Geschäftsabschluss im Sinne einer sparsamen Budgetpolitik mehr als nachvollziehbar. Der gewiefte "Häuselbauer" unterscheidet sich also nicht vom Staat: Beide handeln geschickt und klug, beide wollen Kosten sparen!