Die Darabos Pläne
Mit "Task Force" Hilfe Eurofighter tauschen
Vier weniger entsprechen 24.000 Flugstunden Systemlebensdauer.
Foto: BAE Systems
Der Gunpod der S105 rüttelt kräftig an der Struktur des 37 Jahre alten Flugzeuges.
Foto: Martin Rosenkranz
Die S105 soll noch bis zum europäischen Ausbildungsprogramm durchhalten.
Foto: Martin Rosenkranz
|
Während im Parlament der U-Ausschuss tagt und einige Abgeordnete immer noch der Meinung sind hier den Weg zum Ausstieg zu finden formierte Minister Darabos seine Task Force - und dessen Ziel ist offenbar nicht der Ausstieg.
Noch ist von offizieller Seite nichts konkretes zu hören, ist außer der Ankündigung das verhandelt werden soll nichts zu vernehmen. Inoffiziell brodelt aber die Gerüchteküche. Zuerst wurde von "12" dann von "13" gemunkelt und Darabos selbst führte aus den "Verhandlungserfolg" dem Finanzminister zukommen zu lassen.
Jetzt ist ein neues Gerücht im Umlauf (die Salzburger Nachrichten berichteten am 31.1.07). Und wenn man von der Qualität des Inhalts Rückschlüsse auf den Wahrheitsgehalt ziehen möchte, dann ist es zumindest nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass "was dran" sein könnte.
Wenn es wahr ist, was man zu hören bekommt, dann sind die einstmals hochtrabenden Pläne vom Eurofighter-Geld etwas zurück zu holen offenbar verflogen. Aber um doch noch irgendein herzeigbares Ergebnis nach Haue zu bringen soll jetzt offenbar getauscht werden. Und da die Eurofighter GmbH nichts anderes anbieten kann hat Darabos angeblich die Anteilseigner im Visier.
Konkret sollen die letzten vier Eurofighter statt in Österreich bei den Saudis landen.
Statt dessen möchte Darabos von BAE Systems ein Upgrade-Paket für die Saab 105 und von EADS Hubschrauber der Type EC-635.
Saab 105 - Traum und Wirklichkeit
Seit 1970 sind die einstmals 40 Saab 105 im Dienste Österreichs und haben inzwischen längst ihr 30jähriges Dienstjubiläum überschritten. Bis Juni 2000 wurden bei über 194.000 Flügen über 121.00 Flugstunden absolviert - zusammengenommen hat man bis damals 1.676 mal die Erde umkreist. Jetzt haben wir 2007!
Trotzdem wird dem technische Zustand des Flugzeugs an und für sich ein gar nicht so schlechtes Zeugnis ausgestellt - wäre da nur nicht das Problem der Bewaffnung.
Um die S105 für die Luftraumsicherung verwendbar zu machen benötigt sie Bewaffnung. Diese besteht - seit die ungelenkten Raketen alle verschossen sind - aus den 30mm Aden Gunpods. Doch der Rückschlag und die Vibrationen der durchaus schlagkräftigen Kanonen zerrt gewaltig an der Struktur. Außerdem machen die Pods die S105 noch langsamer als sie ohne hin schon ist. Auf Ziele die deutlich über 500km/h schnell und/oder über 8.000m hoch fliegen braucht man die S105 so gar nicht mehr ansetzen - sie kommt da nur noch ran, wenn ihr das Ziel quasi über den Weg läuft. Bleibt der untere Luftraum und langsamere Objekte, dort - siehe Kazav-Vorfall - kann sie immer noch eine wichtige Rolle spielen. Aber auch das nicht mehr allzu lange. In zehn, spätestens 15 Jahren wäre auf jeden Fall Schluss.
Aber um selbst bis dahin durchzuhalten muss zumindest im Bereich Cockpit/Avionik einiges passieren und auch zellenseitig wären moderate Verstärkungsmaßnahmen von Vorteil.
Primär zwei Wege stehen zur Auswahl. Mit geschätzt rund EUR 50mio. verhältnismäßig billig - und für den verbleibenden Nutzungszeitraum auch mit darstellbarem ökonomischem Kosten/Nutzen-Faktor - wäre ein Upgrade mit Teilen aus der Zivilluftfahrt. Nachteil diese Lösung - die Möglichkeit zur Bewaffnung und damit auch die Verwendbarkeit für Sicherungseinsätze viele auf alle Fälle weg. Übrig bliebe ein reiner Jettrainer ohne Möglichkeit zur Schießausbildung, dafür aber ohne die Zusatzbelastung Kanone mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Restlebensdauer.
Gut sechs mal so viel kostet ein militärisches Upgrade. Die verbaute Technik wäre den Kanonenvibrationen gewachsen und das Flugzeug in den gegebenen Grenzen weiterhin auch militärisch verwendbar - versehen mit dem Nachteil, dass die damit verbundenen Schiess-Belastungen immer weniger verträglich für die immerhin schon über 35 Jahre alten Zellen ist.
Detail am Rande. Um hier nicht mit der EU in Konflikt zu kommen müsste auf jeden Fall ein zum Teil "militärisches Upgrade" stattfinden - nur in diesem Fall erlaubt das EU-Recht die freie Vergabe ohne Ausschreibung.
EC-635 statt Eurofighter ?
Bis zu drei leichte Hubschraubertypen sind in den nächsten Jahren beim Bundesheer zu ersetzen.
Dies sind die Alouette III, sie steht seit 1967 im Dienst, die AB-206 welche 1969 beschafft wurden und die OH-58 welche seit 1976 fliegt und mit 31 Dienstjahren die jüngste der drei Typen ist.
Insgesamt sind 50 Luftfahrzeuge an den Standorten Langenlebarn sowie Aigen im Ennstal betroffen. Zwar sind alle Luftfahrzeuge in hervorragendem Zustand - die Fliegerwerften leisten bei der Materialerhaltung perfekte Arbeit - trotzdem rücken alternde Technik und sich ändernde Anforderungsprofile das Ende des Flugbetriebes immer mehr ins Blickfeld.
Der "Wunschzettel" bezgl. der geforderten Fähigkeiten liest sich wie die Beschreibung der sprichwörtlichen "eierlegenden Wollmilchsau".
Der Ersatz für die AB-206 soll die Hubschrauber-Grund- und Fortgeschritten-Schulung bis hin zur IFR-Ausbildung ermöglichen.
Die beiden Einsatztypen Alouette III sowie OH-58 werden beide für die Schengen-Grenzüberwachung genutzt. Der OH-58 ist zudem der einzige ÖBH-Hubschrauber mit Möglichkeit zur Bewaffnung. Selbstredend sollte die neue Type auch für Transportaufgaben im Spektrum unterhalb der AB-212 verwendbar sein.
Eine neue Type wird jedenfalls eine entsprechende Mehrzweckeignung und die in Österreich immer geforderte hervorragende Hochgebirgseignung aufweisen müssen. Inwieweit die Sensorpayload weiterverwendbar sein soll wird genau so zu klären sein wie die Frage ob zumindest einige Hubschrauber der leichten Type auch für Auslandseinsätze (Petersberg) verfügbar sein sollen - denn dann wäre für die entsprechende Stückzahl jedenfalls Selbstschutzeinrichtungen mitzubeschaffen wie sie schon am Black Hawk Verwendung findet.
Auch hier reicht es nicht einen "Friedensvogel" zu beschaffen um ohne Troubles an der EU vorbei zu kommen. Die Beschaffung muss schon "militärisch" sein um ohne Ausschreibung stattfinden zu können.
Eine der wichtigsten Aufgaben der leichten Hubschrauber ist die Grenzüberwachung.
Foto: Martin Rosenkranz
|
Seit Jahrzehnten die einzige Hubschrauber-Bewaffnung - die Gatling des OH-58.
Foto: Martin Rosenkranz
|
Ein neuer Hubschrauber muss auf alle Fälle den Anforderungen einer gediegenen Ausbildung gerecht werden.
Foto: Martin Rosenkranz
|
Auch die deutsche Bundeswehr hat sich für den EC635 entschieden - allerdings nicht auf Kosten der Überschallkomponente...
Foto: eurocopter
|
Und der italienische Anteil ?
Nichts haben wir vernommen zum italienischen Anteil. Anbieten würde sich z.B. ein weiters Long-Range-Radar aus der Finmeccanica Schmiede.
Machbar ?
Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen. Einige Hürden hätte Darabos auf jeden Fall zu überwinden. Zuerst müsste natürlich die Industrie zustimmen. Selbst wenn das gelingt - an Effizienz muss es diesem Deal mangeln. Die Management-Fees für solche Transfers können nicht von Pappe sein - in einer Welt voller Kostenstellen und Kostenrechnungen wird Fluggerät zu einem nicht geringen Anteil gegen Bürostunden getauscht.
Zudem bräuchte Darabos für so ein Geschäft eine entsprechende Zustimmung des Nationalrats. Immerhin geht das Gesetz von Luftraumüberwachungsflugzeugen sowie Verträgen und Leistungen die damit im Zusammenhang stehen. Und so mir nichts dir nichts schnell mal EUR 200-300mio. zu verschieben liegt sicher nicht im Pouvoir des Verteidigungsministers.
Bleibt am Schluss die Frage was die Luftraumüberwachung am Schluss noch leisten soll. Mit den derzeit veranschlagten 1.800 Flugstunden pro Jahr kann man im Normalbetrieb nur für 16h am Tag Luftraumüberwachung gewährleisten.
Will man zeitlich nicht noch weiter kürzen müsste man zumindest die Anzahl an Flugstunden halten. Weniger Maschinen würden sich dann aber direkt auf den möglichen Einsatzzeitraum auswirken - und der schrumpft pro abbestellter Maschine um jeweils mehr als 3 Jahre.
Aber was solls - die Rahmenbedingungen und Mindestanforderung für eine real funktionierende Luftraumüberwachung sind ja kein Untersuchungsgegenstand des gegenwärtigen Ausschusses.
Martin Rosenkranz