Täglich durchqueren mehr als 3.000 Flugzeuge Österreichs Luftraum, Tendenz steigend. Auf´s Jahr gerechnet sind das mehr als 1,000.000 Flugbewegungen, die durch die "Goldhaube" geortet werden. Unzählige Radar- und Funkanlagen garantieren eine Erfassung, die hunderte Kilometer über unsere Staatsgrenzen hinausgeht und somit genügend Vorwarnzeit für den allfälligen Einsatz unserer Abfangjäger bietet.
Zeit: Ein Tag wie jeder andere.
Tief im Bergesinneren, in der Zentrale der österreichischen Luftraumüberwachung herrscht wie immer rege Betriebsamkeit und das rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Das diensthabende Team beobachtet den aktuellen Flugverkehr und analysiert jede einzelne Flugbewegung in und um Österreich. Es filtert aus einem Gewirr von tausenden Funksprüchen und Radardaten jene heraus, die eine Gefahr für die Sicherheit Österreichs und seiner Bevölkerung darstellen könnten.
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So funktioniert Luftraumüberwachung. Der Wegfall der Abfangjäger würde das gesamte System ad absurdum führen. Grafik: Autoren |
Genügend Vorwarnzeit durch hohe Erfassungsreichweiten. So können unsere Abfangjäger überall in Österreich zeitgerecht aktiv werden Grafik: Autoren |
Alarmstart "Priorität Alpha"Da der Geisterflieger in Richtung Österreich fliegt, erhöht der zuständige Einsatzoffizier vorsorglich den Bereitschaftsstatus der bewaffneten Alarmrotte. In Graz-Thalerhof heulen die Sirenen. Zwei Einsatzpiloten und die dazugehörigen Techniker-Crews stürmen zu ihren F5-Abfangjägern.Zeitgleich in der Einsatzzentrale: Es bleiben nur wenige Momente, um die notwendigen Beurteilungsschritte zu setzen. Plötzlich übertönt die Stimme des diensthabenden Leiters das Stimmengewirr in der Einsatzzentrale: "Alarmstart Priorität Alpha, EAGLE01 Formation". Der "Rote Knopf" wird gedrückt, es geht los. Mittlerweile ist der Geisterflieger in den österreichischen Luftraum eingedrungen. Auch die Kontaktversuche der nunmehr zuständigen österreichischen Flugsicherung bleiben erfolglos. Die Gefahr bleibt aufrecht, die Situation ungeklärt. Die bewaffnete Alarmrotte ist bereits in der Luft und wird vom Military Control Center (MCC) durch den dicht beflogenen Luftraum geführt und anschließend dem Radarleitdienst (CAVEMAN) übergeben. |
Binnen weniger Minuten in der Luft. Die bewaffnete Alarmrotte mit F5.
Bild: BMLV |
Radarleitoffizier und Pilot - Ein Team wie Pech und Schwefel"CAVEMAN hello, Eagle01 Formation". Mit diesen Worten meldet sich die bewaffnete Alarmrotte bei der Radarleitstelle, die sie sofort in die aktuelle Lage einweist und ihr den Auftrag erteilt. Danach leitet CAVEMAN die F5-Abfangjäger so schnell als möglich an das unbekannte bzw. suspekte Luftfahrzeug heran. Das tägliche Üben dieser Verfahren macht sich bezahlt, alles läuft wie am Schnürchen.Die als Adleraugen bekannten Einsatzpiloten haben bereits auf große Entfernung Sichtkontakt zum Ziel. Sie nähern sich gekonnt dem suspekten Flugzeug, zu dem nach wie vor kein Funkkontakt besteht. Während der eine Einsatzpilot ein paar hundert Meter dahinter bleibt, nimmt der zweite Blickkontakt mit dem Piloten des Geisterfliegers auf, ohne ihn dabei zu gefährden. In diesem Fall stellt sich glücklicherweise schnell heraus, dass es sich um ein Versehen des Piloten der Zivilmaschine gehandelt hat, der sich nun auf der internationalen Notfrequenz meldet: "This is Sunshine Airlines 341 on emergency frequency. We are intercepted by military aircraft. Request further instructions". Postwendend folgt die Antwort der zivilen Flugsicherung: "Sunshine Airlines 341, contact immediately Wien Radar on frequency 119,875". Dort erhält die Verkehrsmaschine weitere Anweisungen für eine sichere Fortsetzung ihres Fluges. Durch den angemessenen Einsatz der Abfangjäger konnte die Situation entschärft und die Sicherheit im österreichischen Luftraum wiederhergestellt werden. Die Abfangjäger kehren nach Graz zurück und werden dort für allfällige weitere Einsätze bereit gemacht. Dass nicht alle Vorfälle so glimpflich enden, erfahren Sie im weiteren Text. |
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Nur das tägliche gemeinsame Training ermöglicht einen sicheren und erfolgreichen Abfangeinsatz. Bild: LRÜ/Kempf |
Mehr als 70 scharfe Einsätze jährlichSolche oder so ähnliche Einsatze sind leider an der Tagesordnung. Mindestens 70 Mal pro Jahr müssen wir unsere bewaffneten Abfangjäger in die Luft schicken, um die Sicherheit im österreichischen Luftraum zu garantieren bzw. wiederherzustellen.Im Jahr 2006 waren es aufgrund der umfangreichen Luftraumsicherungsmaßnahmen im Rahmen der österreichischen EU-Präsidentschaft sogar mehr als 100 Einsätze. Zukunftsorientierte Arbeitsbereiche für SpezialistenDie Luftraumüberwachungszentrale bietet Offizieren und Unteroffizieren hochtechnisierte Arbeitsplätze in verschiedensten Bereichen. Gefordert sind zukunftsorientierte Kadersoldaten mit Teamgeist und der Bereitschaft zur ständigen Aus- und Weiterbildung. Dienstort ist St.Johann im Pongau, das sich durch hohe Lebensqualität und unzählige Sport- und Freizeitmöglichkeiten auszeichnet und durch die Nähe zur Stadt Salzburg nicht weit weg vom Schuss ist.Der tägliche Einsatzbetrieb wird im Schicht- und Wechseldienst abgewickelt und ist somit auch für Pendler interessant. Die hohe Eigenverantwortung verbunden mit der Tätigkeit im Bunker wird mit gut dotierten Zulagen abgegolten.
Hochtechnisierte Arbeitsplätze für Spezialisten. Wie wirst Du ein Caveman? (Download - Flyer - rechts) |
Prekärer Zwischenfall im österreichischen LuftraumAm 20.10.2004 besuchte der israelische Staatspräsident Mosche Katzav Österreich. Gemeinsam mit dem österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer wurde der Staatsgast mittels Hubschrauber nach Mauthausen gebracht, um dort an einer Gedenkveranstaltung im ehemaligen Konzentrationslager teilzunehmen. Die österreichischen Luftstreitkräfte erhielten den Auftrag, diesen Flug zu schützen und errichteten dazu ein Flugbeschränkungsgebiet in Form eines Korridors entlang des Flugweges zwischen Wien und Mauthausen. Ein Einflug dorthin durfte nur nach Genehmigung erfolgen.Um ca. 16:00 Uhr drang von Norden her ein unbekanntes Sportflugzeug in das Beschränkungsgebiet ein und flog direkt auf den Hubschrauberverband zu, in dem sich sowohl der israelische Staatspräsident als auch der österreichische Bundespräsident befanden. Eine Vielzahl von Versuchen der zivilen Flugsicherung, den Piloten zu kontaktieren und ihn auf seine Lage aufmerksam zu machen, schlug fehl. Das Luftfahrzeug flog unbeirrt weiter auf Kollisionskurs in Richtung der zu schützenden Hubschrauber. Als die Abfangjäger den Eindringling stellten und er zuerst nicht auf ihre Signale reagierte, musste man spätestens jetzt davon ausgehen, dass es sich um eine ernsthafte Bedrohung handelte (z.B. Privatflugzeug als terroristisches Mittel voll beladen mit Sprengstoff). Erst der zweite und letzte Versuch, den Piloten zum Umkehren zu bewegen, wurde schlussendlich doch befolgt und die Abfangjäger führten das Sportflugzeug weg vom Hubschrauberverband Richtung Osten. Hätte der Pilot weiterhin den Aufforderungen nicht Folge geleistet, wären als nächster Schritt Warnschüsse abgefeuert worden. |
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Abfangeinsatz nahe St. Pölten zum Schutz des Präsidentenhubschraubers Grafik: Autoren Bild rechts: OÖ-Nachrichten |
Autoren:
Hptm Roland Hafner,
Olt Mag.(FH) Stefan Ring
(beide LRÜ)
Die Autoren erreichen Sie unter:
caveman@geomix.at