"MIDS-LVT" - ein Akronym schlägt Wellen
Der Datenlink des Eurofighters
Seit bekannt ist, dass für den Einsatzbetrieb des Eurofighters US-Lizenzen benötigt werden geistern mehr oder weniger bekannte Abkürzungen durch die heimische Innenpolitik und Medienlandschaft.
Martin Rosenkranz für www.airpower.at über Funktionen und Sicherheitsvorkehrungen rund um GPS und Link 16.
Das MIDS-LVT wiegt 15kg
Luft, Land und Seestreitkräfte sind Link 16 Teilnehmer
Link 16 bietet auch Hilfestellung bei Freund-Feind Erkennung
Link 16 als weitere Navigationslösung
128 Netze im Link 16
Zieldatenübermittlung über Link 16
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GPS
Noch am bekanntesten ist "GPS" - die Abkürzung für das "Global Positioning System". GPS ist ein vom US Verteidigungsministerium entwickeltes, weltweit nutzbares, sattelitengestütztes Navigationssystem basierend auf Radiosignalen.
Es wurde - nachdem 24 Satteliten in Position gebracht wurden - am 27.April 1995 für voll funktional erklärt.
GPS wird inzwischen auch im zivilen Alltag umfangreich genutzt.
Etwas weniger bekannt ist, dass neben der zivilen GPS-Variante parallel ein verschlüsseltes militärisches Signal - der so genannte "P(Y)-Code" (precission / encrypted).
Dieser ermöglicht nicht nur etwas genauere Positionsbestimmung, sondern auch eine hochpräzise Übermittlung (genauer als 200 Nanosekunden) der UTC-Weltzeit (Coordinated Universal Time).
Dieses genaue Zeitsignal ist ein Schlüsselelement für verschlüsselte Datenfunknetze.
Link 16
Link 16 - oder auch "Joint Tactical Information Distribution System genannt" - ist ein Echtzeit-Datenlink-Format welches taktische Daten zwischen Luft, Land und Seestreitkräften übermittelt. Entwickelt wurde dieser Standard durch die USA zur Verwendung innerhalb der NATO.
Inzwischen wird diese Form der Datenübermittlung aber auch vertrauenswürdigen nicht-NATO-Drittländern ermöglicht, welche div. Plattformen mit diesen System ausstatten wollen - allerdings unter strikten Sicherheitsauflagen.
Grundprinzipien von Link-16 Netzwerken
Link-16 Netzwerke, einmal in Gang gesetzt, operieren unabhängig von der Teilnahme bestimmter Einheiten oder Nutzer, statt dessen erhalten jene Teilnehmer die gerade Online sind das etablierte Netz - unabhängig wie viele es sind und unabhängig davon wer eventuell herausfällt.
Link-16 Daten werden nicht auf einer bestimmten Frequenz übertragen, sondern das System nutzt 51 unterschiedliche Frequenzen auf der Frequenzbandbreite von 969 bis 1206 MHz. Zur besseren Tarnung des verschlüsselten Signals wird die Übertragungsfrequenz alle 13 Microsekunden gewechselt ( = 77.800 Hops pro Sekunde). Parallel dazu werden per Zufallsprinzip Pseudo- und Störsignale auf den gerade eben nicht genutzten Frequenzen übertragen. Damit aber alle Teilnehmer ständig und gleichzeitig auf die jeweils richtige Frequenz springen und nicht statt dessen im sinnlosen Datensalat enden, ist die genaue Abstimmung mit dem hochpräzisen Zeitsignal via GPS ein zwingendes Erfordernis.
Das Link-16 Protokoll ermöglich eine flexible Nutzung von Sprach- und Datenübertragung. Die möglichen Datenübertragungsraten betragen 26.88, 53.76, 107.52 und 238 Kbps. Sprache kann mit 2.4 oder 16 Kbps übertragen werden.
Technische Vorkehrungen für Erweiterungen bis 2 Mbps sind getroffen.
Das Link-16 Netzwerk bietet durch die hochpräzise Zeitsyncronisation eine weitere Navigationslösung. Es vergleicht Zeit und Entfernung der empfangenen Datenübertragungen und korreliert sie mit den angegebenen Positionen.
Theoretisch sind 128 von einander unabhängige parallel betriebene Link-16 Netzwerke möglich. Jedes davon kann bis zu 32.766 Teilnehmer unterstützen und jedes Netzwerk kann bis zu 524.284 einzelne Trackdaten beinhalten.
Jedes der max. 128 Netze bietet 128 Zeitschlitze pro Sekunde um Link 16 - Nachrichten senden zu können.
Die max. Entferung zum nächsten Linkpartner beträgt ca. 300nm (555km).
Das einzelne Datenpaket im Link 16 Netzwerk ist die so genannte "J-Serie" Nachricht. Diese Datenpakete sind in funktionale Bereiche gruppiert und werden den Teilnehmern an den jeweils etablierten Netzwerken übermittelt.
Die wichtigsten Netwerkgruppen sind:
- Gruppen 5&6: PPLI / Precise Participant Location and Identification
- Gruppe 7: Surveillance
- Gruppe 8: Command
- Gruppe 9: (Aircraft) Control
- Gruppe 10: Electronic Warfare & Coordination
MIDS-LVT
Die Abkürzung "MIDS" steht für "Multifunctional Information Distribution System", "LVT" für "Low Volume Terminal". Benötigt wird diese Einrichtung um digitale Daten des "Link 16" Formats senden und empfangen zu können.
Wobei "Low Volume" nichts über Stärke bzw. Umfang die Datenübertragung aussagt, sondern schlicht ein Hinweis auf den wesentlich geringeren Platzbedarf des Geräts gegenüber der Vorgängergeneration aussagt.
MIDS-LVT Geräte sind inzwischen schon in über ein dutzend Länder geliefert worden - darunter auch Japan, Australien, Neuseeland, Saudi Arabien und die Schweiz.
Mit dem LVT können auch vermehrt "kleinere" Plattformen mit den Linkfähigkeiten ausgestattet werden. Neben dem Eurofighter Typhoon wurden auch die französischen Rafale und Mirage 2000, die F/A-18, F-15, F-16, Tornado, Super Hornet und auch Kampfhubschrauber wie der AH-64 und der deutsch-französische Tiger mit MIDS-LVT ausgestattet.
Darüber hinaus dient das MIDS-LVT auch als Empfangsgerät für TACAN-Navigationssignale (Tactical Air Navigation)
Security Issues......die Schlüsselmeister
Wer auch immer in den Genuss des "P(Y)-Codes" kommen möchte ist rigiden Sicherheitsbestimmungen unterworfen. Das fängt schon bei der Beschaffung von Geräten an, die theoretisch mit dem so genannten "COMSEC-Schlüssel" geladen werden können. Um mit einem potentiellen Kunden über den Ankauf solcher Geräte verhandeln zu dürfen benötigt die Industrie eine Freigabe durch das
GPS Joint Program Office mit Sitz in Los Angeles.
Doch das ist nur ein Teil der notwendigen Prozedur.
Der Deputy Undersecretary of Defense Space (ODUSD/C3I) hat das
HQ U.S.A.F. Space Command zur Kontroll-Autorität über das kryptografische GPS-Material ernannt. Der "COMSEC-Schlüssel" selbst ist als "VERTRAULICH" eingestuft und wird entsprechend gehandhabt. Verteilt wird der Schlüssel über mehrere "Distribution Center" welche ihrerseits so genannte "COMSEC Custodians" einsetzen um den Nutzern den Schlüssel zur Verfügung zu stellen.
Die "COMSEC Custodians" laden den Schlüssel über ein Gerät, welches nur ihnen zur Verfügung steht, in das/die GPS-Navigations-Geräte. Der Schlüssel selbst ist dann für max. ein Jahr verwendbar bzw. bis zu jenem Moment, wo das Gerät aufgrund von Wartungsereignissen oder unsachgemäßer Behandlung den Schlüssel "verliert". Einmal geladen ist das GPS-Gerät selbst nicht "Vertraulich" muss allerdings mit entsprechender Sorgfalt verwahrt bzw. verwendet werden.
Anders als in öst. Medien und Politik dargestellt sind die "COMSEC Custodians" übrigens keine US Offiziere, sondern entsprechend geschulte Mitarbeiter eines zivilen Unternehmens welches vom US DoD beauftragt wird.
Martin Rosenkranz