Sie benötigen die Secure-Schlüssel zum fliegen nicht, drückt sich der Kommandant des 4° Stormo in Grosseto/IT, Colonnel Vincenzo NUZZO, sehr deutlich aus.
Und ob man diese benötige hängt alleine von den operationellen Notwendigkeiten ab. Denn selbst im Einsatzflugbetrieb ist ein Laden der Schlüssel nicht immer notwendig, allerdings würde er dann nicht gerne darauf verzichten.
Nur um am Beginn des Flugbetriebs das Training der Piloten und Techniker zu ermöglichen benötigt es die Schlüssel keinesfalls.
Und so beeinflusst die innenpolitische Diskussion selbst unsere Gespräche mit Offizieren anderer Luftwaffen. In Italien zeigt sich der Eurofighter für Luftraumsicherung optimal befähigt - was in der Österreichischen Innenpolitik oft noch in Zweifel gezogen wird. Martin Rosenkranz für www.airpower.at aus Grosseto.
Den ersten Eurofighter hat die Aeronautica Militare Italiana (AMI) am 16. März 2004 erhalten. Aktuell verfügt die über 22 Eurofighter. 6 Zweisitzer aus dem Block 1, je einen Zweisitzer aus Block 2 bzw. Block 2b sowie je 7 Einsitzer aus den Blocks 2 und 2b. Drei von diesen Maschinen befinden sich im gerade im Retrofitprogramm R2.
"Impressive"Womit wir schon bei der Leistung des Flugzeuges angekommen wären. Um es kurz zu sagen, die Italiener sind hellauf begeistert. Die Staffel flog in der Vergangenheit die F-104 und die Piloten vereinen Erfahrungen aus Tornado F3, F-16C, Mirage 2000 und AV-8B Harrier in sich. Und alle geben sich überzeugt - es gibt nur ein noch besseres Jagdflugzeug, die "F-22".Das Flugzeug sei extrem leistungsstark, extrem agil und bestens geeignet den Luftraum bis mindestens zur Mitte des Jahrhunderts zu dominieren.
Dazu zählt auch eine Sensorperformance welche die italienischen Piloten offensichtlich überaus positiv beurteilen. Und Nuzzo - Gunnery Instructor auf dem Tornado ADV - vergleicht: "Alleine die Radarreichweite habe sich im Vergleich zum Tornado ADV mehr als verdoppelt".
Ergebnis sei die maximale operationelle Effektivität und Flexibilität im Luftüberlegenheits-Einsatzprofil. Außerdem biete das Flugzeug ein extensives Maß an Wachstumspotential und erweist sich als höchst Zuverlässig und sei im Betrieb gut zu warten.
Das Limit des Eurofighters ist der MenschDas Limit dieses Jets sei eindeutig der Mensch erklärt Nuzzo und versucht die Kräfte zu beschreiben, mit denen er und seine Piloten zurechtkommen müssen.Der Eurofighter könne immer - nur der Mensch hält es nicht aus. Der rasche Anstieg der Schwerkraftbelastung, permanent 8G und andere hohe G-Belastungen auf allen 3 Achsen sowie extreme Beschleunigungswerte bringen die Piloten an ihr physisches Limit. Dazu kommen Flug Höhen bis FL550 (55.000ft) und extrem schnelle Höhenveränderungen. Neue Trainingsmethoden mussten entwickelt werden um z.B. die Überlastung der Nackenmuskulatur zu bekämpfen. Technologisch werden die hohen G-Werte mit der letzten Ausbaustufe der pneumatisch arbeitenden Anti-G-Anzüge bekämpft. Aufblasbare Luftpolster befinden sich nicht nur in der Hose, sondern auch in der Weste, dem Helm (im Nackenbereich) und sogar den Stiefeln. Die Entwicklung im Bereich "Libelle" beobachten die Italiener mit Interesse.
Anfangsflugbetrieb3.900 Flugstunden an Erfahrung hat man bei AMI bisher gesammelt. 35 Piloten sind bisher ausgebildet worden. Und Nuzzo gibt zu bedenken, dass man den erheblichen Technologiesprung zwischen der F-104 und dem Eurofighter berücksichtigen muss. Er habe sehr viel von seinen Leuten verlangt - wahrscheinlich zu viel. Aber er ist sehr stolz, dass seine Wartungscrews das Flugzeug so gut in den Griff bekommen haben. Man hat eine steile Lernkurve erfahren und ist inzwischen in der Lage den Materialerhaltungslevel 1 autonom zu bestreiten.Ermöglicht wurde das durch den Batch One Support Service (BOSS), welchen die AMI gemeinsam mit Alenia durchgeführt hat. Der BOSS-Vertrag enthielt Regelungen zur Unterstützung des Militärs durch die Industrie für die ersten 1.080(min.) bis 1.625(max) Flugstunden im Zeitraum von März 2004 bis März 2006. Realisiert wurden schließlich 1.524 Flugstunden bei 1.348 Flügen. Darin enthalten war auch der erste QRA-Einsatz am 17.Dezember 2005. Unmittelbar anschließend an BOSS nahm man im April 2006 am Manöver "Spring Flag" in Sardinien teil und seit 1. Jänner 2007 hat man einen vorläufigen operationellen Status (IOC) erreicht und führt abwechselnd mit der F-16 den QRA-Dienst durch. Die volle operationelle Einsatzfähigkeit im Rahmen der gesamten Tranche 1/Block 5 Luft/Luft-Kapazitäten soll Ende 2008 erreicht werden. Eine weitere Aufgabe für die Zukunft sei es die Verlegungsfähigkeit für internationale Einsätze herzustellen.
|
Die Grosseto Air Force Base
Eine andere Welt.....was man hierzulande versteckt, wird einige hundert Kilometer südlich der Grenze Stolz mit Plakaten verkündet.
Colonnel Vincenzo NUZZO, Kommandant des 4° Stormo, AMI, Grosseto, IT
Der Eurofighter im QRA-Shelter von Grosseto
Alarmstart - keine 6 Minuten vergehen bis die Eurofighter des 4° Stormo in der Luft sind.
Dass dahinter jede Menge hartes Training steckt versteht sich von selbst.
Das "Handbuch" hat ausgedient - sämtliche Wartungsschritte laufen nur noch über den PC.
Der Briefing-Room des IX° Gruppo ist für den Ernstfall hermetisch versiegelbar um keinerlei Informationen nach aussen dringen zu lassen.
Nur am Foto bleiben Zeit und Wetter stehen.
Foto: Martin Rosenkranz |
Martin Rosenkranz