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Eurofighter im Anflug
ETA: 2007-07-12, 08:30 UTC, LOXZ

Im Anflug auf Zeltweg.
Foto: EADS

Eurofighter in Österreich.
Foto: Bundesheer

airpower.at wünscht Piloten und Technikern "Glück ab, gut Land!" mit dem neuen Gerät.
Foto: Bundesheer

Getreu dem Motto "Einmal muss es sein" ist es jetzt offenbar so weit. Donnerstag Vormittag um 10:30 Lokalzeit soll AS001 alias 7L-WA in Zeltweg landen und von der Republik offiziell in Empfang genommen werden. Der zuständige Ressortminister wir dem Vernehmen nach an der Zeremonie nicht teilnehmen, da er an diesem Tag Termine im Ausland wahrzunehmen hat.
Womit die positiven Dinge der Causa auch schon vollständig aufgezählt wären. Denn der Projektstand selbst ist derzeit schlicht als nicht mehr akzeptabel zu bezeichnen.

Das beginnt damit, dass die GPS-Lizenz für den Flugbetrieb des Luftfahrzeuges im Eigentum Österreichs noch nicht vorliegt. Diese wäre im Rahmen eines Third-Party-Transfer durch das deutsche Bundesministerium der Verteidigung zur Verfügung zu stellen. Dass man dort aber mit Begeisterung und Elan an der Akte Österreich arbeitet ist eher auszuschließen. Immerhin hat sich Minister Darabos vertraglich Eigentum der Deutschen Luftwaffe zusichern lassen - und das offensichtlich ohne dort auch nur anstandshalber eine Einwilligung einzuholen. Offenbar entsinnt man sich der Rufnummer der Hardthöhe in der Rossauerkaserne nur dann, wenn man von dort wieder einmal Hubschrauber zur Bewältigung einer Lawinenkatastrophe benötigt. Ansonsten "sei es nun die Sache der Anbieter, wie sie die Angelegenheit regelten" erklärte Ministersprecher Lang gegenüber der APA.
Wenn das künftig die Kultur ist, mit welcher vital wichtige Beziehungen im Verteidigungsministerium gepflegt werden - na dann gute Nacht.

Doch das ist noch längst nicht alles was aktuell im Argen liegt. Seit Wochen befindet sich ein Vorauskommando der Luftraumüberwachung in Manching welches eigentlich einen dortigen Anfangsflugbetrieb einrichten sollte. Von zielgerichtetem Arbeiten kann jedoch keine Rede sein. Niemand weiß was wird. Es gibt dafür weder die rechtlichen Grundlagen noch sonstige dafür notwendige Verträge. Notwendig wäre ein Truppenstationierungsabkommen welches die rechtlichen Rahmenbedingungen eines österreichischen Flugbetriebes in Deutschland absteckt. Doch das gibt es bis dato nicht und es weiß offenbar auch niemand ob es je eines geben wird. Äquivalent dazu fehlt auch ein Support-Vertrag mit EADS oder der Deutschen Luftwaffe um die dortigen technischen und logistischen Einrichtungen im Rahmen des Anfangsflugbetriebes nutzen zu können.
Dabei bewegt man sich inzwischen in einem durchaus kritischen zeitlichen Rahmen. Kann ein Flugbetrieb wo immer nicht in kürze sichergestellt werden, dann verfallen die Lizenzen der ersten fertig ausgebildeten öst. Piloten.
Da passt es auch sehr gut ins Bild, dass es dem Minister "persönlich egal sei, ob der Flugkörper in Österreich oder Deutschland fliegt" (APA, 10.07.). Wer eventuell noch zweifelte, für den sollte angesichts des hier sehr deutlich artikulierten Desinteresses das Maß an Engagement von Seiten des Ressortministers diesbezüglich klar sein. Wie die Einführung optimalst und kostengünstigst zu bewerkstelligen ist, scheint für die Zentralstelle nicht wirklich von Bedeutung zu sein.

Und um das ganze Trauerspiel abzuschließen - es gibt offenbar immer noch keine Information für die Truppe was jetzt eigentlich kommt und was nicht. Niemand kennt den Darabos Vergleich. Abgesehen von ganz praktischen Problem wie z.B. der Frage was jetzt wann geliefert werden soll und was nicht - was für eine Einlaufkontrolle ganz nützlich wäre - ergeben sich auch noch viel größere Probleme.
So wurden im ÖBH von hunderten Personen bisher hunderttausende Arbeitsstunden geleistet um das Projekt gemäß ursprünglicher Planung auf Schiene zu bringen. Das begann mit logistischen Analysen zwecks Optimierung der Ressourcen im Zusammenhang mit den ca. 20.000 Ansatzpunkten für Wartungsaktivitäten und spannte den Bogen vom Personalbedarf bis zu den Messmitteln und Prüfgeräten. Geht über Anpassung und Neuerstellung von Organisationsplänen in der Werft, im Geschwader, für den Simulator, bis hin zum Materialstab. Umfasste auch die Auswahl und den Abruf logistischer Produkte wie z.B. Ersatzteilen welche zum Teil auch schon geliefert wurden. Und es schloss ab mit der Erstellung eines Materialerhaltungs- und Materialbewirtschaftungssystems auf IT-Basis.
Aktuell weiß noch niemand wie viel von dieser Arbeit noch valid ist und wie viel davon durch die Umplanung als verlorener Aufwand angesehen und neu erstellt werden muss.

Vor einem Jahr war das Projekt noch voll im Zeitplan und das erklärte Ziel, den Beginn des LRÜ Dienstes mit dem Eurofighter per 1. Juli 2008, galt als ambitioniert aber erreichbar. Davon kann inzwischen längst keine Rede mehr sein. Auch wenn es nicht öffentlich kommuniziert wird. An den 1. Juli 2008 glaubt faktisch niemand mehr. Bleibt zu hoffen, dass der Österreichische Rechnungshof, welcher mit der Prüfung der Sachverhalte rund um den Vergleich beauftragt wurde, die Zusatzkosten dieser Verzögerungen und Leerläufe - dessen Ursachen nicht in der Truppe zu suchen sind - auch beziffern kann.

Ansonsten ist ein Land nur auf das allerherzlichste zu beglückwünschen, dessen sicherheitspolitisches Umfeld es ermöglicht sich einen Verteidigungsminister zu leisten dems "egal" ist.....

Martin Rosenkranz