V-2 in Feuerstellung bei Den Haag (Youtube-Video)
Die erste Interkontinentalrakete "R7". (Youtube-Video) Zeichnung von SDI Vorschlägen zur Bekämpfung von Satelliten mit Lasern.
Flugpfad einer ICBM
Der Booster für den GMD-Bereich bringt ein Kill Vehicle mit 7-10km/Sek. auf bis zu 2.000km Höhe
Der Dom des X-Band Radars für Tschechien misst 26m im Durchmesser
Der Raketensilo-Bereich für Polen im Vergleich zu einem Fussballfeld
Die Europäischen Komponenten des GMD-Systems
Der THAAD Starter in Stellung
Eine THAAD Rakete beim Start. Die Spiralbewegung bei Start verschwendet absichtlich ein Drittel der Energie der Rakete damit sie das Testgeläde White Sands nicht verlässt.
Kreuzer und Zerstörer der US Navy starten Raketen aus ihren Vertical Launching Systemen
Das seegestützte X-Band Radar für den Pazifik-Bereich
Foto: Missile Defense Agency |
Zwei entscheidende Technologiesprünge transferierten die Raketentechnik in neue Dimensionen.
Das war zum einen die deutsche A4 (V-2) welche als erstes von Menschen entwickelte Objekt in der Lage war die Erdatmosphäre zu verlassen und mit Geschwindigkeiten über Mach 5 in vollkommen unbekannte Geschwindigkeitsbereiche vordrang. Über 3.000 dieser Flugkörper wurden von Hitlerdeutschland auf Ziele in England und Kontinentaleuropa abgeschossen. Die wohl eindringlichste Erfahrung der Angegriffen war, dass es gegen das Geschoß welches die 300km vom Startpunkt bis zum Ziel in fünf Minuten zurücklegte keine Abwehrmaßnahme gab.
Die zweite Rakete mit ähnlicher Bedeutung war die sowjetische R-7 (SS-6). Entwickelt als interkontinentales Trägersystem (12.000km) für eine mehrere Tonnen schwere Nuklearwaffe (5t) war sie auch stark genug eine leichtere Nutzlast in ein stabiles Erdorbit zu schießen, womit sie in den 50er Jahren die Basis für die frühen Erfolge der sowjetischen Raumfahrt bildete und u.A. als Träger für Sputnik, Laika und Gagarin diente.
Erlaubt wurde eine Verteidigung der ICBM Stellungen und der jeweilige Hauptstadt, verboten allerdings der Aufbau einer landesweiten ABM-Abwehr.
Weitere Beschränkung waren das Verbot der Entwicklung see-, luft- oder weltraumgestützter sowie mobiler ABM-Systeme, die Aufstellung zugehöriger von Frühwarn-Radare und die Weitergabe von ABM-Technik an andere Staaten.
Doch sowohl in den USA als auch in der Sowjetunion wurden im Laufe der Jahre Flugabwehrlenkwaffen entwickelt und in den Dienst gestellt welche Beschleunigungen und Höhen erreichen bzw. deren Leitanlagen Geschwindigkeiten handhaben können welche auch die Abwehr von ballistischen Kurz- (SRBMs) und Mittelstreckenraketen (MRBMs) in den Bereich des theoretisch möglichen rücken. Es sind dies Hochleistungssysteme wie die russischen S-200, S-300 und S-400, die US-Systeme Patriot der Army und Aegis/SM der Navy sowie das israelische Arrow.
Russland hat außerdem das A-135 bzw. ABM-3 System im Einsatz welches Moskau und Umgebung mit mehreren großen Radaranlagen sowie ca. 100 Startrampen für ABM-Raketen vor ICBMs schützen soll.
Am 13. Juni 2002 traten die USA unter den vertraglich festgelegten Bedingungen - sechs Monate Vorankündigung - einseitig vom ABM-Vertrag zurück.
Begründet wurde dieser Schritt durch US-Präsident George W. Bush damit, dass der ABM-Vertrag die Fähigkeit der US Regierung behindert, Wege zum Schutz unseres Volkes vor künftigen Angriffen durch Terroristen oder Schurkenstaaten zu entwickeln.
Diese "midcourse phase" dauert etwa 25 Minuten in welcher die ICBM mit rund 7km/Sek. ohne Antrieb rein ballistisch fliegt und einen elliptischen Orbit mit einem Apogäum von ca. 1.200km beschreibt.
Projiziert auf die Erdoberfläche folgt die Rakete dem Großkreis zum Ziel, allerdings mit einer leichten Abweichung welche die Erdrotation während des Fluges kompensiert. In dieser Flugphase separiert der Booster ein oder mehrere Gefechtsköpfe sowie möglicherweise Scheinziele zur Täuschung von ABM-Waffen.
Es bleibt ausreichend Zeit für eine präzise Zielerfassung mit Hochleistungs-X-Band-Radaranlagen (7 bis 12,5 GHz Mikrowelle) über Entfernungen von mehreren tausend Kilometern (5.000+) sowie für den Start von ABM-Raketen.
Der im Teststadium befindliche "Lockheed Martin PLV" Booster besitzt einen dreistufigen Feststoffantrieb mit 441 kN Startschub, eine Masse von 12,7t und erreicht theoretisch Flughöhen bis 2.000km.
Dies reicht aus für einen ovalförmigen Einsatzbereich in der Größenordnung von ca. 2.000km Breite und mehreren tausend km Länge welche von der abzufangenden ICBM durchquert werden müsste um einen Abschuss zu ermöglichen.
Seit 1997 wurden in diesem Bereich insgesamt 21 ABM-Raketen Tests durchgeführt.
Diese Tests fanden alle in der Pazifik-Region statt und beinhalteten Starts von Testzielen sowie ABM-Raketen-Prototypen von Basen in Kodiak/Alaska, Vandenberg AFB/Kalifornien sowie dem Kwajalein Atoll.
Mehr als die Hälfte der Tests (12) waren bisher Fehlschläge brachten allerdings - wie die erfolgreichen Tests (9) - auch wertvolle Erkenntnisse.
Das "Exoatmospheric Kill Vehicle" (EKV) - welches den anfliegenden Gefechtskopf nicht mit Sprengstoff sondern durch direkten Aufschlag mit kinetischer Energie vernichten soll - erwies sich bisher als die am wenigsten fehleranfällige Systemkomponente.
Allerdings zeigte sich bei mehreren Tests, dass man zwischen Gefechtsköpfen und Scheinzielen unterscheiden kann wenn diese unterschiedliche Signaturen aufweisen, man aber scheitert je ähnlicher ein Scheinziel dem echten Gefechtskopf wird.
Die neueste Entwicklung im Bereich EKVs ist das "Multiple Kill Vehicle". Es setzt der Strategie der ICBMs mit Mehrfachgefechtsköpfen und Scheinzielen ein Abfangsystem entgegen welches alle als gefährlich eingestuften Objekte einschließlich Gegenmaßnahmen bekämpfen kann. Diese "many-on-many" Strategie soll die Gefahr der in ICBMs integrierten Störversuche gegen die ABM-Waffen eliminieren.
Bis Ende 2008 sollen im Rahmen des laufenden Programms noch weitere 14 Tests stattfinden. Danach folgt eine weitere Testreihe welche bis 2011 läuft.
Im Zeitraum von 2011 bis 2013 sollen im nördlichen Polen zehn Raketensilos errichtet und zweistufige Feststoffraketen dort stationiert werden. Die für die Silos benötigte Fläche beträgt 137x37m, dies allerdings ohne Perimeter und Unterbringung für Personal und Gerätschaft. Die Raketen selbst tragen keinen Sprengkopf sondern ein oder mehrere EKVs mit welchen Gefechtsköpfe von MRBMs und ICBMs in Höhen von 200km bis 2.000km über der Erdoberfläche bekämpft werden können. Die EKVs treffen dabei mit Relativgeschwindigkeiten von über 7km/Sek. auf die abzufangenden Gefechtsköpfe. Der größte Teil der dabei entstehenden Trümmer verglüht beim Wiedereintritt in die Atmosphäre.
Der Bereich in dem dies stattfindet hat auf die Erdoberfläche projiziert eine ovale Form und dürfte sich von Mittelrumänien Richtung Westen über die Adria, Norditalien bis nach Mittelfrankreich; nach Nordosten über Teil der Ukraine, Weissrusslands und Russlands bis ins Baltikum und nach Norden potentiell bis Island erstrecken.
Die Weiterentwicklung des Patriot Systems zum Standard Patriot PAC-3 trägt diesen Erfahrungen Rechnung. Der PAC-3 Gefechtskopf ist zwar mit einem kleinen explosiven Gefechtskopf ausgestattet, allerdings wurden die Steuergeräte und die Rakete selbst auf eine "hit to kill" Charakteristik hin optimiert. Dies schmälert zwar die Leistung gegen herkömmliche Flugzeuge etwas, steigert aber die Leistung gegen ballistische Raketen erheblich. Patriot PAC-3 soll aktuell in der Lage sein ballistische Kurzstrecken-Raketen (SRBMs) mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit zu bekämpfen und dem System werden auch theoretische Chancen gegen Gefechtsköpfe von Mittelstreckenraketen (MBRMs) zugeschrieben, welche beim Wiedereintritt Geschwindigkeiten um 4km/Sek. aufweisen.
Ein weiteres System welches in der Endphase wirksam werden soll ist das speziell dafür entworfene Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) System.
THAAD ist in der Lage Gefechtsköpfe ballistischer Kurz- (SRBMs) und Mittelstreckenraketen (MRBMs) in Entfernungen von bis zu 200km und Höhen bis zu 150km zu bekämpfen, hat allerdings nur begrenzte Fähigkeiten bei der Abwehr von ICBM Gefechtsköpfen.
In Kooperation mit den USA entwickeln Italien und Deutschland das "Medium Extended Air Defense System" (MEADS) welche in Europa die Lücke zwischen "THAAD" und Kurzstreckensystemen wie Stinger schließen soll. Es stellt eine Weiterentwicklung des Patriot PAC-3 Systems dar und soll u.A. Hawk und ältere Patriot-Systeme weltweit ersetzen.
Wo mangels Landmasse keine bodengestütztes System zum Einsatz kommen kann soll das Aegis Ballistic Missile Defense System Verwendung finden. Es nutzt die vorhandenen Aegis Combat Systeme und Vertical Launching Starter (VLS) der Ticonderoga-Klasse Kreuzer und Arleigh Burke-Klasse Zerstörer und kombiniert sie mit einer neuen Abfangrakete - der "RIM-161 Standard Missile" (SM-3).
Diese erzielt Reichweiten über 500km sowie Höhen weit außerhalb der Atmosphäre und besitzt ebenfalls einen hit-to-kill Gefechtskopf.
In den USA lagen die Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Beschaffung von Technologien zur Abwehr ballistischer Raketen in den 80ern bei ca. USD 2-3Mrd. pro Jahr. Bis einschließlich 2001 stieg dieser Budgetposten auf durchschnittlich USD 3,6 Mrd. pro Jahr. Seit 2002 liegen die jährlichen Ausgaben bei USD 7,4Mrd. bis USD 9,4 Mrd. Im Zeitraum von 2008 bis 2013 sind Ausgaben von über USD 50 Mrd. für diesen Bereich Zweck geplant.
Diese Entwicklung kann sowohl mit den Ereignissen des 11. September 2001 in Zusammenhang gebracht werden als auch mit div. Raketentests in Nordkorea, Iran, Pakistan etc.
Und die USA arbeiten nicht alleine an diesen Technologien. Auch Russland, Indien, China, Japan sowie Israel, Italien und Deutschland in Kooperation mit den USA entwickeln, bauen oder besitzen bereits Systeme zur Abwehr ballistischer Raketen.
Gemeinsam mit einem seegestützten X-Band Radar und der Cobra Dane Radaranlage auf den Aleuten sowie Raketenstellungen in Alaska, Kalifornien und auf Kwajalein soll Nordamerika vor anfliegenden Raketen aus dem Westen geschützt werden.
Die geplanten Installationen in Kontinentaleuropa sowie die BMEWS-Radaranlage in RAF Fylingdales/England erfüllen den selben Zweck für anfliegende Raketen aus dem mittleren Osten.
Diverse mobile Systeme wie THAAD, MEADS, PAC-3, Arrow und Aegis/SM-3 werden diese Verteidigungsbemühungen unterfüttern und bei Bedarf regional verdichten.
Es ist illusorisch anzunehmen, dass angesichts der eingesetzten Mittel die USA sich in ihren Planungen durch Kritik aus kleinen neutralen Staaten beeindrucken lassen.
Terminal High Altitude Area DefenseRaytheon MIM-104 Patriot |
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Global Ballistic Missile Defense Planning 2017 |