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"Kein schwarzer Falke am schwarzen Kontinent"

Wie in einem verdrehten Mix aus den bekannten Werbetexten "Sparen wo's geht!" und "Das Beste ist für mich gerade gut genug" geht die Alouette-III nach Afrika während der Black Hawk dableibt.

Als im Februar 1999 Jahrhundertlawinen Vorarlberg heimsuchten, wurde dies zum Anlass genommen, endlich wieder Investitionen in die alternde Heeres-Hubschrauberflotte durchzuführen, getreu der österreichischen Maxime "s' muss erst was passieren". Die gute Wahl fiel auf den S-70 ‚Black Hawk', begleitet von mildem Vorgeschmack auf später beim Eurofighter zelebrierte Polemik. Der S-70 wurde sogleich als "Kampfhubschrauber" gebrandmarkt (Anton Gaál im Juli 2000), entweder weil er dunkelgrün ist, aus den USA stammt - oder man damals halt' in Opposition war. Die heutige Kanzler- und Ministerpartei hat mit Mehrzweckfluggerät so ihren tiefenpsychotischen Reflex, ist doch der inzwischen so geschätzte ‚Black Hawk' sowenig Kampfhubschrauber wie der Eurofighter ein Bomber. "Neutralitätsfighter" hin oder her...

Jedenfalls war die Beschaffung des S-70 sozusagen ein ‚Testlauf' für das andere, spätere Beschaffungsschicksal. Statt der geplanten 24 Stück wurden nur 12 ausgeschrieben und schlussendlich nur neun beschafft. Selbst als der Hersteller für das Wahrnehmen der Option auf drei weitere Maschinen erhebliche Geduld und Preisnachlässe in Aussicht stellte, wurde - trotz auch politischer Aufforderungen - nicht auf die internationale Größe einer vollen Staffel aufgefüllt.

Nun hört man heuer rund um den Heldenplatz, dass mit einer bereits bis in die Materialstrukturen laufenden EU-Einmeldung von drei österreichischen 'Alouette-III' Hubschraubern - und sogar drei Pilatus PC-6 - in die EU-Mission im ostafrikanischen Tschad, für die heimischen Heeresflieger der gefährlichste Einsatz seit ihrer Gründung ansteht. "Operation Kevlar", sozusagen...

Mitte September drohte man dort der EU-Truppe bereits ganz unmissverständlich. Rebellenkommandanten machten in der ‚Sudan Times' klar, dass sie die "Friedenstruppen bekämpfen würden, wenn sich diese ihren Kampf gegen Präsident Deby behindern würden. Sie werden ein übles Willkommen erleben, wenn sie sich uns bzw. unserem Marsch auf N'Djamena in den Weg stellen. Dann wird es Zusammenstösse geben" so Albissaty Saleh Allazan, einer der militärischen Anführer in der ‚Rally of the Forces of Change" (RFC) von Timan Erdimi - einem Neffen des Präsidenten. "Wir glauben nicht an die guten Absichten der westlichen Truppen, die werden sein wie die Franzosen...!", ergänzte der Führer der zweiten heimischen Aufständischen-Bewegung (Vereinigte Front für demokratischen Wandel - UFDC).

Grund ihres Zorns: Ein mit französischer Hilfe abgewiesener, verlustreicher Angriff auf die Hauptstadt N'Djamena (ehem. franz. ‚Fort Lamý') im April 2006. Die Franzosen betreiben dort seit ihrem Eingreifen im Tschad gegen Lybien 1986 - als lybische Tu-22 Bomber N'Djamena und Abéché angriffen -, die Operation "Erpevier". Deren Luft-Detachemént hat im Moment sechs Mirage F1 (Jabo und Aufklärer), drei C-160 'Transall', zwei Breguet-Aufklärer und drei "Super-Puma"-Hubschrauber. Etwa 1.000 Mann sind in Hadji Kossei nahe N'Djamena und in Croci nahe Abéché, der Provinzhauptstadt der Ostregion zum Sudan. Das erklärt, dass man sich heimischerseits von den Franzosen abgrenzen will. Aber man braucht sie.

Wir - und da sind wir mit den Leuten in Aigen i. E. a jour - würden in diese Ausgangslage keine alten (wiewohl bewährten) Hubschrauber schicken. Warum? Weil die Besatzungen Sorge haben, dass man mit diesem Gerät der Bedrohungslage nicht gewachsen ist. Nur dürfen sie es nicht laut sagen. Obwohl die Franzosen eigentlich keine ‚Alouettes' in "Erpevier" haben, kamen vor drei Wochen Leute aus Aigen i.E. nach Frankreich um ‚Comunalitíes' punkto ‚Alouette' mit dem Herstellerland zu besprechen. Auch geht es um den ‚Tropenkit' (liegt doch das Triebwerk sowohl inhalierend als auch emittierend völlig nackt hinter dem Rotor) und um Logistik bzw. Ersatzteilversorgung usw. Um Sicherheitsaspekte wohl auch, aber die sind bei dem Gerät bauartbedingt eben eher limitiert.

Graduell andere - nicht weniger existenzielle - Probleme haben übrigens Kadersoldaten die den Tschad-Marschbefehl erhalten sollen. Manche Hausbanken wollen für laufende Hausfinanzierungen Risken im oder über (Bürger)Kriegsgebiet nicht mittragen... Es wird dies zwar kein regionaler Bankmanager wissen aber was seine Risikorichtlinien an Bedenken enthalten, deckt sich punkto Heeresflieger-Soldaten durchaus mit Aufklärungsergebnissen.

Der Zweck der "Übung" - Eines der Flüchtlingslager im Osttschad, welches geschützt werden soll.
Foto: Medicine sans frontiers

Angehörige einer der ethnischen, regierungsfeindlichen Milizen die das Grenzgebiet zum Sudan nutzen.
Foto: www

Der letzte Abschuß eines Flugzeuges datiert vom November 2006. Die sudanesische An-24 wurde von den Rebellen als Bomber bezeichnet, der ihre Basen im Tschad bedrohe. Als Karthoum dementierte, präsentierte die NRF Teile der Maschine und nannte SA-7 als Ursache.
Foto: AFP


Kevlarmatten welche man nach dem Kosovo-Einsatz beschaffte, werden wieder in die Alouette III eingebaut. Ausserdem ist man auf der Suche nach einer Lösung um dem Triebwerk das Überleben im sandigen Umfeld zu ermöglichen.
Foto: Martin Rosenkranz

In die ausgewählten Pilatus PC-6 werden gerade 200kg Kevlar verbaut um den Schutz für die Besatzung zu verbessern.
Foto: Martin Rosenkranz

Einmal Tschad und Retour ist ein 2-3 Tage Trip. Da bleibt daneben kaum mehr Zeit für die Kosovo-Anschlussversorgung.
Foto: Martin Rosenkranz

Nebst besserem Schutz für Mensch und Maschine böte der Black Hawk auch noch die notwendige Reichweite um im Eventualfall vom Einsatzraum aus die Hauptstadt N'Djamena zu erreichen.
Foto: Martin Rosenkranz

Afrikanische (Bürger)Kriege zeichneten sich in den letzten zwei Dekaden durch eine vermehrte Präsenz von - meist russischen - leichten Einmann-Fliegerabwehrraketen und dem erfolgreichen Einsatz von ungelenkten, panzerbrechenden Raketengranaten (RPGs) gegen Hubschrauber aus. Außerdem sind schwere Maschinengewehre (12,7 und 14,5mm) und sogar leichte Rohr-FlA (20 und 23mm) - oft auf zivile Jeeps und SUVs montiert - dort zig-fach präsent. Alle Konfliktparteien und -gruppen haben solche Waffen im Inventar. Geräte wie 'Alouette-III' (oder auch PC-6) bieten gegen die genannten Waffen keinerlei Schutz und haben auch keinerlei Selbstverteidigungssysteme. Kevlarmatten schützen nur gegen kleine Kaliber und - auch wenn am Nationalfeiertag versichert wird dass es dort wo man hingeht eh' sicher sei - nach einigen auch leichten Treffern stellt sich in diesen Geräten leider rasch die Thematik der Crash-Sicherheit...

Damit landet man unweigerlich beim S-70 ‚Black Hawk'. Nicht erst seit dem Kinohit über das Überleben von zwei Blackhawk-Besatzungen nach RPG-Treffern in Mogadischu 1993, weiß man über dessen Robustheit. Seine Absenz in diesen unseren, plötzlich sehr ambitionierten Überlegungen verwundert daher - besonders aus Gründen der Sicherheit der Insassen. Weniger aus Sicht der Logistiker, würde sich doch bei gerade mal 9 Stk. daheim der Betrieb aufhören wenn man 3 oder 4 nach Afrika schickt. Wichtige Ersatzteile und Schlüsselpersonal gibt's (bei uns) eben nur einmal.

Hardware gegen so manche Bedrohung böte der ‚Black Hawk', hätte man dessen Software (Bedrohungsbibliotheken) inzwischen befüllt. Hat man aber nicht, man glaubt seitens hoher Offiziere das Bundesheer würde diese "so erhalten" wenn wir irgendwo teilnehmen. Wohl kaum. Es gibt wenig sensitivere Bereiche in einer Luftwaffe als die jahrelang mit teurer SIGINT-Ausrüstung erworbenen Bibliotheken. Sie werden natürlich NICHT verkauft - und schon gar nicht an professionelle Schnorrer verschenkt. Man hätte inzwischen sehr wohl beginnen können, quasi einen Rahmen dafür zu beschaffen, ein Gerüst. Ob das geschieht ist uns nicht bekannt, es gibt einen (!) Posten für diesen Bereich in der Grundlagenabteilung in Langenlebarn.

Unlimitiert ist jedoch der stolze Appetit auf ‚Black Hawks' den gerade heimische Politiker an den Tag zu legen scheinen. Ist der S-70 doch inzwischen rasch zu ihrem Lieblings-Transportgerät in Österreich avanciert. Der Bundesminister (der fliegt ja in selbst auferlegtem Bann nicht in der 4-sitzigen Saab-105), der Bundeskanzler, selbstverständlich auch der Bundespräsident - alle ‚fliegen' auf den ‚Black Hawk'. Schwarzenegger wird herumgeflogen und wer noch aller "wichtiger". Für den Pilger Papst Benedikt musste es sogar ein eigens konstruierter Sitz sein. Aber was tut unsere - punkto Militär sonst ausschließlich vom Populismus geleitete - Politavantgarde nicht alles um dem Volk zu gefallen. Man verzichtet, im Gegensatz zu wesentlich ärmeren Ländern, etwa auf den Kauf von Regierungsmaschinen und fliegt domestic beim Militär mit. Welches somit nicht nur die Kosten der Flüge zu tragen hat sondern solchermaßen auch still leidend eine Reduktion der Ausbildungs- und Einsatzmöglichkeiten hinnehmen muss. Und selbstverständlich darf der teure Vogel keinesfalls in die Gefahr gebracht werden, kaputt zu gehen.

Was es allerdings gibt, ist ein jüngst erneuertes, dollargünstiges Angebot über weitere S-70, das - wie man hört - von Stäben, Generälen und Sektionsleitern gutgeheißen wird. Klar, jenes Richtanbot hilft uns jetzt im Falle Tschad nicht weiter. Wohl aber im Hinblick auf die Richtung in die alles zu gehen scheint. Was in Hinkunft daher immer benötigt werden wird, sind eben Transportmittel unter der höchsten Maxime der "Force Protection" also dem bestmöglichen Schutz von Mannschaft und Material, das zum Einsatz gelangen und sicher wieder nach Hause kommen soll.

Woran liegt's also, die bewährten Heldenplatz-Queens nicht aufzustocken, überhaupt wo der Steuerzahler schon damals Systemkosten für 12 Stück bezahlt hat und Piloten- und Werftkapazität da zu sein scheint? Die Beschaffungsgrundlage ist auch noch immer da, das war "militärische Transport- und Mehrzweckhubschrauber" (für Zivilschutz, aber auch f. diese 2 Lifts für eine Brigade) und nicht nur "Transporthubschrauber". Es werden nicht nur Kabinenvolumen, sondern ebenso Tragkraft (siehe Hochwasser) benötigt. Und nach der Nacht von Lissabon kann es gut sein, dass in nicht allzu ferner Zukunft, die ESVP - überhaupt nach dem de-facto Tod der NATO Response Force - nach "Walk-Walk" und nicht nur "Talk-Talk" verlangen wird. Und in den EU-Ländern gibt es nur die österreicherischen UH-60/S-70 ‚Black Hawk' als geschützte mittlere Mehrzweckhubschrauber; alles andere sind reine Transport- bzw. Schlachthubschrauber. Ein Einsatz im Rahmen der EU-Battlegroups, in denen bereits offiziell nach Air Support gerufen wird, ist daher durchaus im Bereich des Möglichen. Daher wird sich die Frage der Stückzahl bei simultanem Inlands- und ESVP-Einsatz unweigerlich aufdrängen.

In diesem Zusammenhang darf es da auch keinen - ideologisch begründeten - anti-amerikanischen Reflex geben. Europa hat mit NH-90 nur schwächeres oder mit EH-101 nur viel teureres zu bieten, das auch später verfügbar wäre. Wo nun der U.S. Präsident EH-101 als VIP-Taxi verwenden wird, die US-Army UH-72A (alias EC145) und C-27J fliegt, die US Coast-Guard EC-155, und die USAF möglicherweise A330-Tanker, da ist die ganze EU vs. USA Frage viel relaxter zu sehen. Man beschaffe das tauglichste Gerät, nicht das mit der richtigen Fahne am Leitwerk (was übrigens beim S-70 durch die Produktionsverlagerung von Sikorsky zu Mielec nach Polen gar nicht zutrifft)!

Wir meinen nur, ein - nach der Ministerweisung über das Abstellen von sechs Alouettes - notwendigerweise beabsichtigter und ab etwa 2009 einzuleitender Ersatz sollte nicht per "Reduzieren der Stückzahl auf die heiße Tour" auf dem Rücken derer gefahren werden, die damit in den "interessantesten" Hubschraubereinsatz der 2. Republik gehen. Wir wünschen uns dass wir uns mit unseren Sorgen irren. Bloß - das Ultimative ist es nicht wert. Wirklich sparen tut man sich mit dieser ‚policy' punkto Tschad aber möglicherweise den Rücktransport. Die Polen haben ihre (russischen) Hubschrauber nach dem Irak-Einsatz 2006 gleich den Irakern geschenkt, Heimholung und Instandsetzung hätte nicht mehr gelohnt.

Eine Teilnahme dort ist wichtig und richtig für Österreich und wird auch Horizonte öffnen. Aber man muss sich schon im Klaren sein, was das alles eigentlich bedeutet und in Folge auch ergibt. Das Bundesheer jagt nicht in diesen Einsatz weil es ihn will, es hat außer Kosten und Risken nichts davon. Das Bundesheer ist auch nicht bestens gerüstet dafür. Was alles an Fahrzeugen dorthin kommen wird, wissen nur die Leute die sich mit dem Chartern von Il-76s beschäftigen. Und die drei C-130 Herkules werden mit den Anschlussversorgungen für Kosovo UND Afrika überfordert sein - immerhin 3.900km Luftlinie von Linz in den Tschad. Die Alouettes und PC-6 - nächste Woche beginnen Verladeübungen - sind für "robuste" Einsätze Notlösungen, deren Besatzungen exponierter gegenüber den Gefahren vor Ort sind als es notwendig wäre. Und wenn's ganz hart kommt, dann kann Abéché aufgrund der Gefährdungssituation von den österreichischen Herkules nicht mal angeflogen werden - denn erraten - die haben auch kein Selbstverteidigungsequipment. Dann bliebe nur Ausweichen ins 650km entfernte N'djamena - ein Hüpfer der die PC-6 knapp ans Limit bringt und den die Alouette III gar nicht schafft - der Black Hawk sehr wohl. Und die für solche Entfernungen ebenfalls geeigneten Skyvan's hat man ja gerade veräussert.

Alles Umstände die vor allem mit Geld erheblich zu verbessern wären, schon jahrelang. Aber dann müsste 1.) das Heer in Österreich mehr sein als nur ein neutral-solidarisches Lippenbekenntnis am 26. Oktober, 2.) der Ankauf von EW-Selbstschutzeinrichtungen kein Staatsakt über Jahre und 3.) die 30-40 Spezialisten die man zur Umsetzung braucht kein Frontalangriff auf den Dienstpostenplan. Dort wo es jetzt hingehen soll, interessieren weder die französischen Expeditionssoldaten und am wenigsten Rebellen und Banditen unsere Feiertagesbefehle oder kakanische Beamtennöte. Die werden nicht die Tools der Zukunft sein können...

Es ist gut dass man sich über neue Denkmuster und Aufgaben darüber traut. Aber es sollte materiell und finanziell nicht zum "Hinterholz 8" werden. Weder sollte die Miete von Il-76 zusätzliche ‚Black Hawks' verunmöglichen, noch jene wiederum ein zart eingeleitetes - ohnehin sehr langfristiges - AB-212 Upgrade torpedieren. Es sind österreichische Soldaten, die ihre Haut zur positiven Beförderung des Wunsches der Politik nach einem nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, zu Markte tragen. Wer mit den Franzosen in den Tschad-Einsatz geht, der bekennt sich für alle sichtbar zu den ‚Goals', die im neuen EU-Reformvertrag festgeschrieben sind, was immer er im Fernsehen erzählt. Diese ‚Goals' werden aber - schon mittelfristig - die entsprechenden Mittel und Planungen erfordern... Denn eine Politik, die Mittel und Ausbildung kürzt bzw. gar nicht ermöglicht aber dann ad-hoc Einsätze befiehlt welche schon im Ansatz sämtliche Reserven und Limits verplanen um sich zu realisieren, ist verantwortungslos.

In Ländern wo es geordnet zugeht, wird sich das Militär nicht seine Einsätze "aussuchen". Aber gerade in Österreich erlebt es wahre Luftsprünge, vom Lokal VI im Parlament flugs in den Tschad. Wenn dort etwas Ernsthaftes passiert, werden die medialen Handsirenen der Betroffenheitsgesellschaft aufheulen, TV-Ansager ihre belegten Stimmen kriegen und die Schuldzuweisungen zischen wie die RPG-Granaten in Mogdischu (fast wie im Lokal VI, oder?).

Nur damit das einmal irgendwo steht, sonst hat wieder niemand was ahnen können. Die Autoren wünschen trotz aller Bedenken jedenfalls allen Beteiligten und Planern viel Glück (ab, gut Land).

Woran liegt`s - dass die inzwischen bewährten - und (siehe Heldenplatz) beliebten- "Black Hawks" nicht aufgestockt werden?
Foto: Martin Rosenkranz

Der "Haboob" - ein im Sudan und Tschad regelmäßig auftretendes Wetterphänomen.
Foto: www

Im Grenzgebiet zwischen Tschad und Darfur ist der Tod allgegenwärtig und längst völlig "normal".
Foto: www.iansa.org

Als taktischer Mehrzweck-Transporthubschrauber entworfen und gebaut mutieren die öst. Black Hawks immer mehr zum Polit-VIP-Beförderunsgmittel.
Foto: Martin Rosenkranz

Abéché-Airport ist das Verteilzentrum in der gegenständlichen Grenzregion im Osten des Tschad, beim ÖBH weiß man aber noch nicht ob es wirklich sicher ist.....Heading 09/27, 2,800m (9,186ft)
Foto: Google Earth

Der Flugzeugträger Frankreichs im Herzen des ehemaligen Kolonialgebietes, N'Djamena-International. Heading 05/23, 2,800m (9,186ft)- etwa 650km von der umkämpften Ostzgrenze entfernt. Historisches Detail: Am 21. Jänner 1942 wurde der Flugzeug- und Benzinumschlagplatz - damals 'Fort Lamý' der Freifranzosen - übrigens mit großer Wirkung von einer deutschen He-111 von der Mittelmeerküste aus bombardiert, damals der südlichste Punkt der Präsenz deutscher Flugzeuge.
Foto: SIRPA-Air

Friedensakommen vorerst unterzeichnet, Skepsis bleibt. Motto des irischen EU-Kommandanten: "Sicherheit herstellen...!"

Am Nationalfeiertag meldeten die Agenturen, dass sich vier Rebellengruppen und die Regierung des Tschad auf ein Friedensdokument geeinigt und jenes nach drei Wochen Verhandlungen im lybischen Sirte - 600 km östlich Tripolis - unterzeichnet hätten. Der lybische Revolutionsführer Gaddafi vermittelte zwischen Tschads Präsident Idriss Debý und lud auch den Präsidenten des Sudan, Omar al-Bashir ein. Gaddafi sagte: "Ich hoffe das dies der letzte Abschnitt des Friedensprozesses im Tschad ist und garantiere, dass sich alle Unterzeichner an das Abkommen halten werden." Die Rebellengruppen der "Movement for Resistance and Change", der "National Accord of Chad" und zwei Fraktionen der "United Forces for Development and Democracy" sollen das Recht bekommen, politische Parteien zu bilden und im Tschad mitzuregieren. Sie sollen außerdem in die Militär- und Sicherheitsstrukturen aufgenommen werden.

Idriss Debý stammt aus derselben sudanesischen Ethnie deren Kämpfer heute - von ihm losgesagt - (u.A.) immer wieder die Grenze zum Tschad überschreiten. Er hatte 2005 die Verfassung geändert und sich in - von Opposition und Rebellen bekämpften - Wahlen eine dritte Amtszeit gesichert. Nach dem gescheiterten Raid der Rebellen auf die Hauptstadt wurden Mitte 2006 die wichtigsten Aufständischen der FUC, in die Regierung eingebunden und deren Anführer Mahamat Nour Abdelkerim, sogar zum Verteidigungsminister. Seitdem gilt die Armee des Tschad teilweise als fragil, in manchen Einheiten hat der Präsident kein ausgesprochenes 'Primat'. Die Bekanntgabe dass ausländische EU-Truppen kommen und Hilfsorganisationen sowie Zivilisten schützen werden, wird zwar begrüßt - aber auch als Stärkung von Debýs Regime verstanden. Jenes profitierte seit 2005 von steigenden Ölpreisen - um die es auch wieder mehr Waffen kaufen und nicht eingebundene Rebellen bekämpfen konnte. Daher auch die nun durch das neue Friedensabkommen (vorerst) beendeten Kämpfe.

Der Text des Abkommens ist noch nicht veröffentlicht. Einheimische Journalisten und Beobachter im Tschad sind jedoch skeptisch, ob das Abkommen draußen in der Steppe und an der Grenze irgendetwas verhindern wird. Nach Monaten relativer Ruhe während einer ungewöhnlich starken Regenzeit und dem islamischen Fastenmonat Ramadan, waren erst letzte Woche - während der Gespräche in Lybien - Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen wieder aufgeflammt. Paul Hendy der für das südafrikanische 'Institute for Security Studies' im Tschad ist, erläuterte die jüngsten Zusammenstöße als "zwischen der Armee und just jenen Kämpfern von Mahamat Nour Abdelkerim, der eigentlich Verteidigungsminister ist und diese daher in der Armee sein sollten...!" Nour selbst war zwar in Tripolis, schätzte aber in einem Radiointerview in N'Djamena ein, dass das Abkommen nur teilweise Frieden bringen werde. "Irgendwelche Rebellen werden immer weiterkämpfen", so Nour. Timan Erdimi, einer dieser Bewegungen, sagte der AFP dass der Pakt "veraltet und von der Realität am Boden schon wieder überholt sei." (Übersetzt aus dem Französischen von Alwihda, N'Djamena)

Mittlerweile hat der irische Kommandant der EU-Truppen, General Patrick Nash (im Bild rechts mit Javier Solana), klargestellt dass er Flüchtlinge und Vertriebene im Tschad und der Zentralafrikanischen Republik schützen will - ohne politische Involvierung. Am Vorabend einer ersten Inspektionsreise auf die verschiedenen Rebellenbewegungen angesprochen, sagte er am 25. Oktober der AFP: "Lassen Sie es mich deutlich sagen, wir werden uns nicht in diese internen Angelegenheiten einmischen. Mein Mandat ist sehr klar: Sicherheit zu gewährleisten für Flüchtlinge und Versprengte und es den Hilfsorganisationen ermöglichen, ungehindert zu arbeiten!" Nash wird in Mont Valerien bei Paris bleiben und vor Ort den erfahrenen Franzosen General Jean-Philippe Ganascia einsetzten. Er ergänzte: "Und wenn Unschuldige angegriffen werden, werden wir Sicherheit herstellen!"

Georg MADER / Martin ROSENKRANZ


Nachlese:

03.11.2004 | Alte Granate gegen moderne Hubschrauber

Assymetrische bodengestützte Luftverteidigung mit RPG-7 gefährdet immer öfter Hubschrauber


Mit offenen Karten -Tschad u. der Glanz des schwarzen Goldes

Mit Offenen Karten " Was will China in Afrika "

Französische Mirage F-1 im Tschad
Französische Puma im Tschad