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Zu Besuch bei Eurocopter Deutschland

-dem Lieferant der 8 neuen BMI-Helikopter

Während man in Österreich große Luftfahrtunternehmen nach wie vor vergebens sucht, entwickelt sich im nördlichen Nachbarland Bayern dieser Industriezweig ganz hervorragend. Nicht nur, das im dortigen Manching deutsche und österreichische Eurofighter sowie in München gleich die passenden Turbinen dazu gefertigt werden, so hat sich in Donauwörth auch einer der größten europäischen Hubschrauberproduzenten niedergelassen - Eurocopter, ebenfalls ein Mitglied des EADS-Konzerns.

Eurocopter entstand aus dem Zusammenschluss der "Helicopter-Divisions" der deutschen MBB (eines der medial bekanntesten Muster ist der "Medicopter 117") und des französischen Herstellers Aerospatiale. MBB ging später in der deutschen DASA auf, welche gemeinsam mit Aerospatiale-Matra und CASA dann letztendlich zum EADS-Konzern fusionierte. Damit wuchs Eurocopter 1992 zu einem multinationalen Unternehmen mit Hauptsitzen in Deutschland, Frankreich, später auch Spanien - und ist unter anderem auch Rechtsnachfolger von Sud Aviation, dem Hersteller der Alouette III des österreichischen Bundesheers.

Mit einen Marktanteil von gut 50% und über 600 ausgelieferten Maschinen im letzten Jahr sowie Kunden in über 140 Ländern ist die Firma Weltmarktführer im zivilen und "paramilitärischen" (Polizei, Einsatzdienste etc.) Sektor, gefolgt mit einigem Abstand von Bell Helicopters welche bei 20% halten. Bei militärischen Hubschraubern ist die (vor allem amerikanische und russische) Konkurrenz stärker, aber durch neue Projekte hat auch hier eine Aufholjagd begonnen.

Im Werk Donauwörth wurden früher Bo-105 für MBB produziert sowie Zulieferteile für die Transall, den Tornado, Airbus und die in Lizenz gebauten CH-53 der deutschen Bundeswehr gefertigt. Aber erst in den letzten Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl auf über 5.000 verdoppelt - der Standort wurde damit zum größten Arbeitgeber der Region.

Ermöglicht wird dieses unglaubliche Wachstum (verbunden mit einer ebensolchen Ausdehnung der Büro- und Werksfläche) einerseits durch den Erfolg der hier produzierten EC135/635 sowie EC145 Familie, andererseits aber auch durch den Aufbau neuer Fertigungslinien für die aktuell wichtigsten militärischen Projekte derzeit: den Transporthubschrauber NH90 und Kampfhubschrauber Tiger.

Die Projekte im Einzelnen:

Der Tiger (Auch als PAH-2 bzw. in Spanien und Frankreich als "Tigre" bezeichnet) ist ein deutsch/französisch/spanisches Gemeinschaftsprojekt für einen Kampfhubschrauber moderner Bauart, um diverse alte Modelle bei den Heeresfliegern zu ersetzen. Die Entwicklung geht auf eine Ausschreibung der deutschen und französischen Regierung im Jahre 1984 zurück, welche durch einen Entwurf von MBB und Aerospatiale gewonnen wurde - diese Joint Venture wurde nach dem Zusammenschluss in die Eurocopter-Gruppe transferiert. Der Prototyp flog erstmals 1991, 2002 begann die Serienfertigung. In 2001 erzielte das Programm einen großen Exporterfolg, als die australische Armee den Tiger für ihr "Air 87 Program" auswählte.

Gebaut werden derzeit vier Varianten:

Tiger HAP: Der "Helicoptere d'Appui Protection" ist die Variante der französischen Armee in der Ausführung als leichter Geleitschutz/Feuerunterstützungshelikopter. Bewaffnet mit ungelenkten 66mm SNEB Raketen und einem 30mm Geschütz im Kinnturm sowie Mistral Luft/Luft Raketen.

UH Tiger: Die deutsche Bundeswehr setzt den Tiger primär als Panzerjäger ("Unterstützungshelikopter") ein, bewaffnet mit HOT3 oder PARS 3LR ("Trigat") Lenkwaffen, ungelenkten Raketen, Stinger Luft/Luft Beladung oder mit 12.7mm Kanonenbehälter (da auf den Geschützturm am Kinn verzichtet wurde). Diese Variante trägt als einzige das Osiris-Mastvisier mit optischen Sensoren und Laserentfernungsmesser.

Tiger ARH: "Armed Reconnaissance Helicopter", eine abgewandelte Version des HAP, welche von der australischen Armee als Ersatz für die OH-58 Kiowa und UH-1 "Bushmaster" Aufklärungshelikopter verwendet wird. Diese Variante besitzt verbesserte MTR390 Triebwerke von RollsRoyce/Turbomeca/MTU, und trägt einen zusätzlichen Lasermarkierer im "Strix" Dachvisier (über der Kabinenhaube) um Hellfire II Anti-Panzer Lenkwaffen zu steuern; statt mit 66mm SNEB ist er mit 70mm Raketen aus belgischer Produktion (FZ) bewaffnet.

Tiger HAD: In Spanien heißt der Tiger "Hélicoptère d'Appui Destruction" ("Unterstützungs- und Zerstörungshubschrauber") und ist im Prinzip eine Variante der französischen HAP, aber mit MTR390 Triebwerken und der Möglichkeit, sowohl Hellfire als auch Eurospike zu verschießen. Frankreich hat beschlossen, große Teile der HAP Flotte ebenfalls auf diesen Standard umzurüsten und dafür seine eigene geplante HAC Panzerjägervariante einzustellen.

Allen Versionen gemeinsam ist eine moderne Fertigungstechnik mit mehr als 80% Verbundwerkstoffanteil und eine hohe Überlebensfähigkeit der Besatzung im Falle eines Crashes (durch die sehr hohe, schlanke Zelle steht genügend "Knautschzone" zur Verfügung um die Aufprallenergie abzufangen). Die komplette Struktur ist mit einem radarabsorbierenden Anstrich versehen, speziell gehärtet gegen elektromagnetische Pulse und gegen Blitzschlag, sowie dafür ausgelegt, in einer ABC-verseuchten Umgebung zu operieren.

Beide Crewmitglieder verfügen über praktisch identische Cockpitausstattung mit jeweils zwei MFDs sowie ein HUD für den Piloten bzw. ein "Head-In-Display" für den Waffensystemoffizier; dieser kann im Notfall die Maschine fliegen, bei der Bundeswehr ist dementsprechend auch der WSO ein voll qualifizierter Pilot.

Gefertigt wird der Tiger im spanischen Albacete (Heckausleger und Flossen), im französischen Marignane (mittleres Rumpfstück, Antrieb, Rotorkopf, Fahrwerk und Getriebe) sowie in Donauwörth (Rumpfvorderteil mit Cockpit sowie Rotorblätter.) Jedes Land verfügt über eine eigene Endmontagelinie, die Komponenten werden zwischen den einzelnen Werken "Just in Time" (ähnlich der 4-nationalen Eurofighter-Produktion) gegenseitig zugeliefert. Die Eurocopter-Niederlassung in Australien produziert keine eigenen Teile, übernimmt aber die dortige Endfertigung.

Zwei CH-53GS vor dem Werk in Donauwörth.
Foto: Eurocopter

Handarbeit" bei der Montage eines Tigers.
Foto: Eurocopter

Arbeitsaufteilung bei der Produktion des Tigers.
Grafik: Eurocopter

Ein spanischer Tiger HAD bewaffnet mit ungelenkten Raketen und Mistral Flugkörpern.
Foto: Eurocopter

Ein NH90 TTH mit französischer Kennung auf Testflug.
Foto: Eurocopter

NH90 - der europäische Transporthubschrauber

Der NH90 ist ein mittelgroßer Helikopter mit zwei Triebwerken, einem strukturell 90-prozentigen Anteil an modernen Verbundwerkstoffen und war (damals in 1997) der weltweit erste Helikopter mit "Fly-By-Wire" Steuerung. Gebaut werden zwei Varianten, einerseits der NFH ("NATO Frigate Helicopter", primär für die U-Boot Jagd operierend von Fregatten ausgelegt), andererseits der TTH (Tactical Transport Helicopter, als klassischer mittlerer Transporthubschrauber bzw. für MEDEVAC-Einsätze bestimmt).

Hersteller ist NHIndustries, eine Joint Venture welche von den beteiligten Partnern (Agusta, Eurocopter und Stork Fokker Aerospace) eigens zur Planung und Fertigung des NH90 gegründet worden ist, und die per Vertrag vom 1. September 1992 Auftragnehmer der NAHEMA (NATO Helicopter Management Agency) wurde, in der sich die Hauptkunden Frankreich, Deutschland, Italien und die Niederlande als Auftraggeber vereinen. Portugal kam in 2001 dazu. Diese Struktur ist vergleichbar mit der NETMA (NATO Eurofighter and Tornado Management Agency), ein Konzept das seit Jahren sehr erfolgreich als Bindeglied zwischen Käufern und Industrie dient.

Vereinbarungsgemäß beträgt die Arbeitsteilung (siehe Grafik) an der Fertigung von NH90 Teilen 32% für Agusta (Italien), 62,5% für Eurocopter (Frankreich und Deutschland) sowie 5,5% für Stork Fokker (Niederlande). Italien, Frankreich und Deutschland betreiben jeweils eine eigene Endfertigungslinie, Frankreich produziert zusätzlich die Exportmodelle des TTH, holländische Maschinen und NHF-Exportmaschinen werden zusätzlich bei Agusta montiert.

Von Beginn an hat sich der NH90 sehr gut verkauft, so haben unter anderem Schweden, Finnland und Norwegen insgesamt Verträge für 69 Maschinen unterzeichnet, Griechenland kauft 34 mit einer weiteren Option auf 12, Australien hat 12 Helikopter bestellt (benannt als MRH-90 - Multi Role Helicopter - und plant zusätzlich noch 34 weitere Orders), Neuseeland 8 Stück. Belgien hat ebenfalls für 10 Maschinen gezeichnet. Durch den Wunsch der großen Exportkunden ergaben sich auch weitere Fertigungslinien in Patria (Finnland) und in Australien.

Von Vorteil erweist sich hierbei die hohe Flexibilität in der Fertigung, so können Sonderwünsche einzelner Kunden berücksichtigt werden. Schweden will den TTH beispielsweise auch als SAR-Helikopter ("Search And Rescue") einsetzen, und dabei mit einem in der Kabine stehenden Windenoperator arbeiten. Resultat ist eine Version des TTH mit 24cm höherem Kabinendach, welches sich als "Buckel" hinter dem Cockpit abhebt, die aber ansonsten - ohne Probleme - auf der gleichen Fertigungslinie montiert wird wie die Standardversion.

Mit bis zu 20 Soldaten bzw. 2.500kg Nutzlast in der Kabine (oder bis zu 4 Tonnen am Lasthaken) ist die TTH Version praktisch der "größere Bruder" des weit verbreiteten Black Hawks und zielt auf das gleiche Marktsegment. Die guten Ordervolumina scheinen das Konzept zu bestätigen.

Auch in der österreichischen Neubeschaffung 1999 für mittlere Transporthubschrauber wurde NHI zur Angebotslegung aufgefordert, aber zum damaligen Zeitpunkt existieren lediglich Prototypen, und selbst acht Jahre später läuft die Produktion sehr langsam an - die Bundeswehr hat bisher lediglich vier Stück erhalten. Trotzdem kann man mit Recht zuversichtlich sein, dass dieser Typ erstmals eine ernsthafte Marktkonkurrenz zu der sehr starken internationalen Präsenz von S-70A und russischen Mi-Modellen wird.


Das multinationale NH90-Programm und die Arbeitsanteile der einzelnen Firmen.
Grafik: Eurocopter

Ein spezieller Nieten-Roboter fügt Vorderteil und Heckausleger der NH90 Zelle milimetergenau zusammen.
Grafik: Eurocopter

Der ÖAMTC betreibt sehr erfolgreich eine reine EC135 Flotte auch für schwierige Einsätze.
Foto: Eurocopter

Die Maschinen werden in Donauwörth gefertigt und einzeln sehr flexibel für ihre Mission ausgerüstet.
Foto: Helmut Skrdla

EC135/635 - DER Erfolg am zivilen Markt


Der erste für die Schweiz bestimmte EC635 beim Jungernflug.
Foto: Eurocopter


Verschiedenste zivile und militärische EC135/EC635 Versionen werden nebeneinander produziert.
Foto: Helmut Skrdla


In seiner Rolle als leichter Aufklärer kann der EC635 auch bewaffnet werden, Selbstschutzsysteme (Chaff/Flare/RWR/LWR) sind derzeit in Erprobung.
Foto: Eurocopter


Der EC145 ist etwas stärker und geräumiger als sein kleiner Bruder, und dient als Basis für den amerikanischen UH-72A "Lakota" Auftrag.
Foto: Eurocopter


Neben dem Upgrade von CH-53G zu CH-53GA führt Eurocopter Deutschland auch eine Umrüstung von 20 Stück CH-53G auf den Standard GS (Version für Spezialeinsätze) durch.
Foto: Eurocopter

Aus österreichischer Sicht potentiell am interessantesten zu beobachten, da bereits beim ÖAMTC, zukünftig bei der Flugpolizei im Einsatz - und ein passender Kandidat für eine potentielle Neubeschaffung leichter Mehrzweckhubschrauber beim ÖBH - ist der Klassiker EC135 bzw. seine militärische Version EC635. Um die Beliebtheit dieses Designs zu verdeutlichen eine einfache Tatsache: Es ist der am meisten verkaufte zweimotorige Leichthubschrauber der Welt.

Wurden im Jahr 2007 noch 100 Stück in Donauwörth gefertigt, so werden es im Jahr 2008 bereits 150 Stück sein (also ein fertiger Helikopter jeden zweiten Arbeitstag) und trotzdem stieg die Wartezeit für Kunden bei Neubestellung von früher 12 auf 18 Monate an. Allgemein boomt der Markt für zivile Hubschrauber derzeit, und erst die Ausweitung der Produktionslinie - gemeinsam mit der schwierigen Suche nach hochqualifiziertem technischem Fachpersonal um diese zu betreiben - wird der Nachfrage gerecht werden.

Als Nachfolger der Bo-105 von MBB entwickelt, begann dieser Typ sein Dasein Mitte der Achtziger Jahre noch unter der Bezeichnung Bo-108. Ein zweiter Prototyp wurde 1991 fertiggestellt, mit konventionellem Heckrotor. 1992 wurde das Programm dann zu Eurocopter übernommen, und mit dem nun vorhandenen Know-How von Aerospatiale der "Fenestron" Heckrotor eingebracht, welcher vollständig verkleidet im Heckausleger läuft. Dies erhöht die Sicherheit im Flug und am Boden wesentlich, da Schäden am Rotor oder Verletzungen von Personal leichter vermieden werden können.

Zum Verkaufserfolg wurde der Typ vor allem durch zwei Dinge: Modernste Technologie und hohe, missionsspezifische Modularität. So wurden 2007 etwa 80 verschiedene Varianten ausgeliefert - bei 100 produzierten Stück also fast jedes eine "Einzelfertigung". Eurocopter bietet potentiellen Kunden einen großen Katalog an Zubehör an - dieses reicht von modernen "Glascockpits" (auch geeignet für Nachtsichtgeräte) über Winden, Lautsprecher, FLIR- und TV Sensoren, VIP-Ausstattungen, medizinische Ausrüstung bis hin zu verschiedenen Kommunikations- und Datenlinksystemen. Der Zubehörkatalog für militärische und staatliche Interessenten ist noch etwas größer.

Jede Maschine ist voll instrumentenflugtauglich, verfügt über einen vollwertigen Autopilot und digitales Triebwerkmanagement (FADEC), sowie über alle Vorteile die aus moderner Verbundwerkstofffertigung und dem für die Bo-108 neu entwickelten "Bearing Less Main Rotor" entstehen. Der Rotorkopf des EC135 ist nämlich kein konventionelles Design mit vielen Lagern und Steuerteilen mehr; vielmehr ist Rotornabe und Mast aus einem Stück geschmiedet und die Anstellung der Rotorblattwinkel erfolgt durch elastisches Verdrehen der Rotorblatthälse (sogenannter "Flexbeam" Elemente aus Glasfaserverbundstoff). Dadurch entstand das wartungsärmste Rotorsystem der Welt, mit ein Grund warum der EC135 als der "Cheapest Twin to operate", also der im Betrieb billigste zweimotorige Helikopter, beworben werden kann.

Die 2001 zugelassene militärische Variante EC635 ist baulich fast identisch; der auffälligste Unterschied sind einige zusätzlich eingeschweißte verstärkte Strukturteile an denen später die beiden Außenlastträger für Waffen montiert werden können, sowie zusätzliche entsprechende Verkabelung in diesen Bereichen.

Die Zahl der militärischen Kunden steigt jährlich; in Deutschland selbst nutzt die Heeresfliegerschule in Bückeburg 14 Stück EC135 als Grundtrainer für alle Helikopterpiloten der Bundeswehr. Durch das moderne Glas-Cockpit und die zeitgemäße Avionik ist ein Umstieg auf die neuen Einsatztypen Tiger und NH90 viel leichter möglich als beim bisherigen Training auf noch auf analog instrumentierten Alouette II, die dadurch abgelöst werden.

Der EC135 bietet sogar einen speziellen Schulmodus, welcher den Ausfall eines Triebwerks simuliert, wobei beide Triebwerke auf die maximal abrufbare Leistung eines einzelnen geregelt werden, und die Cockpitanzeigen den Verlust einer Engine melden. Die früher zur Perfektion gedrillte Autorotation wird deswegen nur mehr wenig beübt, da außer bei Verlust des Heckrotors oder beider Triebwerke heute fast immer mit einem verbleibenden Triebwerk sicher gelandet werden kann.

Die 14 EC in Bückeburg werden von der Bundeswehr in einem sehr interessanten Modell betrieben, wobei die Maschinen zwar dem Staat gehören, aber von Eurocopter vollständig gewartet und instand gehalten werden - bis zum "rausschieben aus dem Hangar" rührt die Bundeswehr dort keine Hand. Die Kosten für das Modell sind überschaubar und erlauben der Heersfliegerschule, sich auf den eigentlichen Auftrag der Ausbildung zu konzentrieren.

In Bückeburg stehen auch die ersten jemals gebauten EC135/635 Simulatoren, auf denen selbst der ÖAMTC bereits zu Gast war. Leider sind diese nicht offiziell zertifiziert, und die damit erworbenen Kenntnisse also nicht gegenüber der Behörde anrechenbar. Erst seit kurzem arbeitet Eurocopter selbst gemeinsam mit Indra und CAE an zertifizierten Simulatoren für die Produktreihe, welche am Standort Donauwörth seit Ende Oktober bereits baulich installiert ist und ab Frühjahr 2008 von Kunden benutzt werden kann. Eine zweite Anlage für den amerikanischen Raum wird momentan in Dallas, Texas installiert.

Ein gut mit Österreich vergleichbarer militärischer Kunde für den EC635 ist die Schweiz, die im April 2006 einen Vertrag für insgesamt 18 EC635 und zwei EC135 für Schul- und Transportaufgaben unterzeichnet hat, und damit nach und nach die alternden Alouette III ersetzen wird. Die ersten vier Maschinen dieses Auftrags werden noch in Donauwörth gefertigt, der Erstflug einer Schweizer EC635 erfolgte dort bereits am 23. Mai. Die endgültige Auslieferung ist für den Zeitraum zwischen März 2008 bis Ende 2009 geplant, wobei die übrigen 16 Stück bei RUAG Aerospace in Alpnach assembliert werden.

Von den am 28. September 2007 verkündeten Auftrag für 8 EC135 des österreichischen Bundesministerium für Inneres werden vier Stück bereits im März 2008 ausgeliefert sein - die rechtzeitige In-Dienst Stellung für die EM2008 war Bedingung, wird angesichts der aktuellen Lieferfristen aber wohl nur möglich durch die Umleitung bereits vorhandener Zellen anderer Kunden oder von Verträgen zurückgetretener Interessenten. Weitere vier - diese dann konfiguriert für FLIR Überwachung und mit Suchscheinwerfer - werden für 2009 erwartet.

Andere militärische Entwicklungen

Neben den beschriebenen drei Hauptprogrammen werden in Donauwörth noch zwei weitere interessante Projekte betreut.

Zum einen werden hier die ersten Maschinen für den UH-72A "Lakota" Auftrag der US-Armee gefertigt - es handelt sich dabei um EC145, eine stärkere und vergrößerte Variante der erfolgreichen 135/635 Baureihe, die zum Zuge kam, nachdem die US Army unter anderem nach dem Hurrikane Katrina einen Mangel an leichten Transport- und Rettungshubschraubern vor allem für Inlandsaufgaben festgestellt hatte. Mit einem Auftragsvolumen von ca. 3 Mrd. USD für bis zu 320 Helikopter ist dies der größte militärische Auftrag den Eurocopter bisher in Amerika gewinnen konnte - die Massenproduktion der Maschinen erfolgt natürlich im Interesse amerikanischer Steuerzahler und Arbeitsplätze vor Ort in Texas durch American Eurocopter, ein Tochterunternehmen der Eurocopter-Gruppe.

Zum anderen führt Eurocopter als Systemintegrator gerade eine Modernisierung der deutschen in Lizenz gebauten CH-53G zum Standard CH-53GA durch. Die Maschinen sind eine Hauptkomponente des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan und entsprechend hart gefordert; das laufende sogenannte "Produktverbesserungsprogramm" umfasst nun eine entsprechend adaptierte Missionsausrüstung, unter anderem mit zusätzlichen Innentanks um die Reichweite zu erhöhen, neuer Kommunikations- und Navigationsausrüstung zur Herstellung der IFR-Flugtauglichkeit, einem 4-Achsen-Autopiloten inkl. automatischem Schwebeflug; zusätzlich die Einrüstung eines neuen NVG-tauglichen Glas-Cockpits, einer Selbstschutzausrüstung, eines FLIR-Sensors zur Flugunterstützung sowie der Datenlink- und StaCom-Fähigkeit.

Besonders interessant: Die Integration der SatCom-Fähigkeit wird durch die österreichische, in Graz niedergelassene Zweigstelle der britischen Scotty Group erfolgen, und dürfte ein Gegengeschäft im Zuge des Eurofighter-Ankaufs darstellen.

Fazit

Die europäische Helikopterindustrie ist erwachsen geworden. War jahrelang eine vollständige Ausrüstung europäischer Armeen ohne Lizenzfertigung oder Zukäufe von amerikanischen Herstellern undenkbar (vor allem Sikorsky und Bell haben weite Teile der NATO versorgt), so ist heute mit der EADS-Tochter Eurocopter ein Hersteller vertreten, der die ganze Produktpalette - vom Kampfhubschrauber über Transporter bis zum Aufklärer - abdecken kann.

Auch in Österreich sind die Produkte aus Donauwörth kein seltener Anblick - der ÖAMTC ist ein Vorzeigebeispiel für eine hochverfügbare Rettungshubschrauberflotte - und so scheint es logisch und sinnvoll, bei einer allfälligen Neubeschaffung in Sachen leichte Verbindungs-, Transport- und Schulungshelikopter für das ÖBH die Synergien zu nutzen die heute bereits bestehen und durch die aktuelle Kaufentscheidung des BMI noch erhöht werden.

Vorerst steht jedenfalls dringend das Upgrade der AB212 Flotte mit neuem Cockpit an - ein Projekt über dessen Notwendigkeit schon jahrelang gesprochen wird, für das aber kein Minister mit dem nötigen Rückgrat zur Finanzierung verfügbar ist. Doch wie man an der geplanten Stilllegung von 8 Stück Alouette III in Aigen sieht, ist auch der Zustand der leichten Helikopterflotte nicht mehr der beste - und eine Zusammenlegung der Aufgaben von Alouette III, OH-85 Kiowa sowie Bell 206 Jet Ranger durch eine einheitliche EC135/635 Flotte würde sich logistisch und in Anbetracht der hohen Verfügbarkeit sowie geringerer Wartungskosten wohl sehr schnell rentieren.

Helmut SKRDLA