Programmstand 12/2007
Die Testzelle überschritt im Jahr 2007 simuliert die 3.000 Flugstunden-Grenze.
Foto: eurofighter.com
RAF Typhoon im Tieflugtraining. Luft-Bodenmissionen werden bereits Softwareseitig mit Block 2B Maschinen simuliert geflogen.
DA5 mit dem CAESAR Demonstrator. Der Erstflug fand am 8. Mai 2007 statt.
Der PIRATE Infrarotsensor ist momentan nur eingeschränkt funktionstüchtig, ein Softwareupdate soll dies jedoch ändern.
Ein Typhoon der No.11(F) Squadron beim ersten operationellen Abwurf einer lasergelenkten Paveway II Bombe Ende November 2007.
Mit dem Austere Paket werden RAF Typhoons ab 2008 über autonome Präzisionsangriffsfähigkeiten verfügen.
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Die Arbeiten im Rahmen des Tranche 1 Entwicklungsprogramms wurden Ende 2006 erfolgreich abgeschlossen, woraufhin die als Development Aircraft, bezeichneten Prototypen nach und nach ausgesondert wurden. Für die weitere Entwicklung und Erprobung verbleiben der Industrie somit noch die 5 im Rahmen des Batch 1 des Tranche 1 gebauten Instrumented Production Aircraft und ein Instrumented Series Production Aircraft. Die IPAs sind nach Serienspezifikation gefertigte Maschinen mit umfassender Testinstrumentierung. Beim ISPA handelt es sich um eine Serienmaschine der RAF, die an die Industrie ausgeliehen wurde um die Testaktivitäten zeitweilig zu unterstützen.
Nach Abschluss der Tranche 1 Entwicklungsarbeiten erhielten die Eurofighter in finaler Tranche 1 Konfiguration am 15. Februar 2007 ihre 4-nationale Typenzulassung. Inzwischen sind Maschinen in dieser, als Block 5 Standard, bezeichneten Konfiguration an alle Partnerluftstreitkräfte und auch den Erstexportkunden Österreich ausgeliefert worden. Im Rahmen des im Jahre 2006 gestarteten R2-Upgrade Programms sollen nun bis Ende 2012 alle älteren Tranche 1 Maschinen auf den Block 5 Standard nachgerüstet werden.
Block 5 Maschinen weisen die vollen Luft-Luftfunktionalitäten und anfängliche Luft-Bodenangriffsfähigkeiten auf. Diese Maschinen sind zum Einsatz der Bordkanone gegen Luft- und Bodenziele, zur Nutzung von überschalltauglichen 1000 l Tanks, Luft-Luft-Lenkflugkörpern AIM-9L Sidewinder, ASRAAM, IRIS-T und AIM-120B/C-5 AMRAAM, sowie den lasergelenkten 454 kg und 907 kg Bomben der Typen GBU-10/16 und Paveway II zugelassen. Lasergelenkte Bomben können gegenwärtig aber nur ungelenkt eingesetzt werden, da dem Eurofighter noch die entsprechenden Zielbeleuchtungsfähigkeiten fehlen.
Trotzdem der Block 5 Standard als entgültige Tranche 1 Konfiguration bezeichnet wird, gibt es immer noch Beschränkungen. Das CAPTOR-C Radar z.B. ist im AG-Betrieb auf das Erstellen von Radarkarten und das Erfassen fixer Bodenziele beschränkt. Funktionalitäten wie der Terrain Avoidance Modus zur Darstellung von Geländeerhöhungen im Tiefflug oder die Betriebsarten Ground Moving Target Identification/Track und Sea Surface Search & Track While Scan, zum aufspüren und verfolgen beweglicher Boden- und Seeziele stehen so noch nicht zur Verfügung. Ob dies durch Softwareupdates realisiert wird bleibt abzuwarten. Auch der PIRATE Infrarotsensor ist momentan nur eingeschränkt funktionstüchtig, allerdings sollen diese Beschränkungen durch ein Softwareupdate aufgehoben werden. Der neue Striker Helm, auch bekannt als HEA (Head Equipment Assembly), steht ebenfalls noch nicht zur Verfügung. Der Helm befindet sich gegenwärtig in einem fortgeschrittenem Entwicklungsstadium. Nach über 10-jähriger Entwicklungszeit und mehreren Anpassungen liegt das Hauptaugenmerk derzeit auf der gemeinsamen Darstellung von Flugreferenz-, Waffen- und Sensordaten auf dem Display, sowie der Erprobung und Anpassung der weitwinkel-Nachtsichtkameras. Ab 2009 soll der Striker nach gegenwärtiger Planung an die Truppe geliefert werden, allerdings unterstützt wohl bereits die PSP4 Software der aktuellen Block 5 Maschinen den neuen Helm. Einschränkungen gibt es auch hinsichtlich der Kurzstrecken Luft-Luft-Lenkwaffe IRIS-T, welche gegenwärtig nur über die analoge Sidewinder-Schnittstelle integriert ist.
Während die übrigen Nutzer momentan vorrangig mit dem Erreichen der vollen Einsatzbereitschaft in der Luft-Luftrolle beschäftigt sind, plant die RAF bereits den Einsatz in der Luft-Bodenrolle. Im Sommer 2006 wurde BAE Systems beauftragt das sogenannte Austere-Paket für die Block 5 Typhoons der RAF zu entwickeln. Das Austere-Paket sieht die Integration der 454 kg schweren Enhanced Paveway II Dualmode Bombe mit kombinierter Laser- & GPS-Steuerung, sowie eine anfängliche Integration des Rafael Litening III HE Laserzielmarkierungsbehälters vor. Am 12. November 2007 wurde der erste gelenkte Abwurf einer EPW II bestätigt. Bei dem von ISPA1 (BT005) durchgeführten Versuch wurde die Bombe durch einen, an der Rumpfmittelachse angebrachten, Litening III Zielmarkierungsbehälter ins Ziel gelenkt. Damit liegt man im Moment vor dem Zeitplan und so ist die RAF zuversichtlich die Einsatzbereitschaft in der Luft-Bodenrolle planmäßig am 1. Juli 2008 zu erreichen. Danach steht dann gegen Ende 2008 die Verlegung nach Afghanistan an, wo der Typhoon die stark beanspruchte Harrierflotte ergänzen soll.
Die 4 Partnernationen Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien haben bisher 384 Maschinen im Rahmen der ersten beiden Baulose (Tranches) fest bestellt. Während sich die Fertigung und Auslieferung der 148 Tranche 1 Maschinen dem Ende zuneigt, befinden sich die ersten Tranche 2 Maschinen bereits in einem fortgeschrittenem Stadium der Endmontage. Auch die Erprobung der Tranche 2 Funktionalitäten läuft bereits auf Hochtouren. So wurde am 14. September 2007 erstmalig ein EJ200 Turbofan nach Tranche 2 Standard im italienischen IPA2 geflogen, weitere Tests folgen. Am 1. November 2007 hob nun auch IPA6 zu seinem Erstflug ab. IPA6 ist der letzte britische Tranche 1 Einsitzer (BS031). Die Maschine ist zwar nach Tranche 1 Standard gefertigt, ist aber mit der kompletten Tranche 2 Avionik ausgestattet. Ende 2007 soll dann auch IPA7 erstmalig fliegen. IPA7 ist der erste deutsche Tranche 2 Einsitzer (GS029). Primäres Ziel der aktuellen Testaktivitäten ist die 4-nationale Typenzulassung für die Block 8 Maschinen am 1. April 2008. Die Auslieferungen sollen Mitte 2008 beginnen und werden sich wohl mindestens bis 2013 hinziehen.
Mit Block 8 wird der Hardwarestandard für Tranche 2 gelegt, wobei vorrangig Hardwareobsolenzen ausgemerzt werden sollen. Zu den Verbesserungen gehören unter anderem neue Missionscomputer auf Basis von PowerPC-Prozessoren und auch das verbesserte Captor-D Radar mit neuem Computer und anderen Hardwareänderungen. Das Captor soll damit störungsresistenter werden und eine höhere Auflösung bieten. Ob zusätzliche Luft-Bodenmodi eingeführt werden ist noch unklar. Wie es aussieht werden Block 8 Maschinen jedoch nicht über die Austere-Fähigkeiten verfügen.
Am 30. März 2007 wurde unterdessen der Vertrag für die sogenannten Phase 1 Enhancements unterzeichnet von denen die Block 10 Maschinen ab ca. 2010/2011 profitieren sollen. Mit den Block 10 Maschinen sollen die Fähigkeiten der neuen Missionscomputer wesentlich besser genutzt werden. Durch eine neue Software sollen die Mensch-Maschinen-Schnittstelle verbessert und volle Mehrrollenfähigkeiten eingeführt werden. Eurofighter Piloten werden so Luftziele bekämpfen können, während sie ihren Anflug auf ein Bodenziel fortsetzen. Geplant sind zudem die Einrüstung neuer Funkgeräte und Verbesserungen am DASS und MIDS. Denkbar ist auch eine Erweiterung der LB-Modi für das CAPTOR. Die Bewaffnungspalette soll um die Enhanced Paveway IV und EGBU-16 Dualmode Bomben ergänzt werden. Zusätzlich ist die volle Integration des Litening und der IRIS-T geplant.
Seit Sommer 2007 werden nun Vorschläge für die Phase 2 Enhancements vorbereitet, welche ab 2014 eingeführt werden sollen. Priorität hat dabei vor allem die Erweiterung der Bewaffnungsoptionen. Ganz oben auf der Liste stehen die überschallschnelle Brimstone Panzerabwehrlenkwaffe mit aktivem mm-Wellenradarsuchkopf, sowie die Abstandslenkflugkörper Storm Shadow und KEPD-350 Taurus. Denkbar sind auch lasergelenkte GBU-24 Paveway III und Enhanced Paveway III Dualmode Bomben, sowie die AIM-120C-7 AMRAAM. Das deutsche Unternehmen Diehl BGT Defence verhandelt mit dem BWB zudem die Integration der modularen, GPS-gesteuerten Abstandsgleitwaffen HOSBO und HOPE.
Unterdessen bereitet die Industrie bereits ein Angebot für das dritte Tranche vor, das die Lieferung von 236 weiteren Maschinen ab ca. 2013 vorsieht. Man hofft auf eine Vertragsunterzeichnung gegen Ende 2008. Die Briten denken allerdings schon seit Jahren über die Streichung des Tranche 3 nach und seit kurzem zeigen auch die Italiener zumindest Interesse an einer Kürzung des Tranche 3. Sowohl eine Streichung des Tranche 3 als auch eine Reduzierung der Stückzahl ist jedoch nicht ohne Konsequenzen möglich, denn die rechtlich bestehenden Rahmenverträge sind bindend und eng gestrickt. Es bleibt daher abzuwarten wie sich die Situation entwickeln wird.
Zusätzlich zu den vertraglich fixierten Entwicklungsarbeiten investiert die Industrie auch Eigenmittel, um neue Technologien zu verwirklichen, die optional angeboten werden. Bereits in den 90er Jahren haben MTU Aero Engines und ITP eine 3D-Schubvektordüse für den EJ200 Turbofan entwickelt und getestet. Studien zur Nutzung konformer Zusatztanks (CFT) an den Rumpfseiten wurden, einschließlich Windkanalversuchen, ebenfalls schon durchgeführt. Besonderes Interesse zeigen die Kunden auch an der Integration der neuen europäischen BVR-Lenkwaffe Meteor. Die Einführung ist zum Zeitpunkt der Phase 2 Enhancements geplant, allerdings wird die Integration der Meteor separat verhandelt und ist noch nicht vertraglich fixiert. In Vorbereitung dazu wurden dennoch schon mehrere Tests durchgeführt. Im Oktober 2003 wurden so z.B. Passtests mit repräsentativen Meteors an den Mittelrumpfstationen durchgeführt. Ein erster Testflug erfolgte am 17. Dezember 2005 mit einem Typhoon F.2 der No.17(R) Squadron und Anfang 2007 standen zudem Flatter- und Vibrationstests mit entsprechenden Funktionsprototypen an allen praktikablen Außenlaststationen statt. Für die Versuche wurden IPA2 in Italien und IPA4 in Spanien eingesetzt.
Am 13. September 2007 startete DA5 zu einer letzten Versuchskampagne, bei der sogenannte APEX-Strakes getestet wurden mit denen die Manövrierfähigkeit noch weiter gesteigert werden könnte.
Besondere Aufmerksamkeit genießt der CAESAR (Captor Active Electronically Scanned Array Radar) Demonstrator. Das Industriefinanzierte CAESAR Programm wurde im April 2002 gestartet und hatte die Entwicklung eines Eurofighter kompatiblen AESA-Radars zum Ziel. Als Basis wurde das Captor-D Radar der Tranche 2 Maschinen gewählt. Nach ca. 3 jähriger Entwicklungszeit erfolgte am 24. Februar 2006 ein erster Testflug an Bord einer BAC-1-11. Am 8. Mai 2007 wurde CAESAR dann erstmalig im Eurofighter geflogen. Eine Bestellung liegt zwar gegenwärtig nicht vor, aber einige der Partner zeigen durchaus Interesse für eine Einführung ab Tranche 3.
Auch im Bereich Export hat sich einiges getan. Erstkunde Österreich hat 15 Tranche 1 Maschinen bestellt, von denen die Erste am 12. Juli 2007 geliefert wurde. Ab Juli 2008 will man die LRÜ mit Eurofightern durchführen und bis Ende 2008 sollen die Lieferungen abgeschlossen sein. Österreich plante eigentlich den Kauf von 18 Tranche 2 Maschinen, hat die Bestellung jedoch auf 15 Maschinen reduziert und in Tranche 1 umgewandelt. Möglich wird die Lieferung indem die 4 Partnernationen einen Teil ihrer Tranche 1 Maschinen zur Verfügung stellen. Als Ausgleich dafür erhalten sie dafür mehr Eurofighter im Rahmen des Tranche 2.
Am 17. September 2007 wurde auch die Unterzeichnung der Verträge zur Lieferung von 72 Typhoons an Saudi Arabien bekannt gegeben. Die 72 Maschinen sollen in 3 Batches a 24 Maschinen geliefert werden. Erste Lieferungen sollen bereits 2008 erfolgen. Möglich wird dies durch die Lieferung von Flugzeugen aus den Tranche 2 Produktionsslots für die RAF. Die RAF wird daher zwischen 2008 und 2010 keine neuen Maschinen erhalten. Die restlichen 48 sollen dann in Saudi Arabien Endmontiert werden, die Vorbereitungen zur Errichtung einer Endmontagelinie laufen bereits und die Fertigung könnte ab ca. 2011 beginnen. Batch 3 Maschinen werden vermutlich dem Tranche 3 Standard entsprechen. Darüber hinaus denken die Saudis über den Kauf weiterer Maschinen nach, 24 sind momentan im Gespräch.
Zusätzlich ist man momentan in Norwegen, Dänemark, der Schweiz, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, der Türkei, Indien und Japan aktiv. Auch Brasilien und Süd Korea kommen als potenzielle Kunden in Frage. Die Chancen auf den einzelnen Märkten sind allerdings unterschiedlich zu bewerten. Ob sich das, von der Industrie, gesetzte Ziel zum Verkauf von 400 Maschinen bis ca. 2030 realisieren lässt bleibt jedoch abzuwarten.
"Scorpion" (Name der Red. bekannt)