NATO errichtet strategische Airlift-Zelle 120km südöstlich Wien
Ein Komitee gebildet aus Mitgliedern der (bisher) 17 teilnehmenden Nationen entschied sich am 16.November 2007 für die Errichtung der strategischen Lufttransport-Zelle ("NATO Strategic Airlift Capability (SAC)") im westungarischen Pápa und gegen die alternativen Standorte Ramstein/Deutschland und Constanta/Rumänien.
Der Entscheidung voraus gingen beinahe zwei Jahre an Verhandlungen voraus, mit dem Ziel die finanziellen Mittel zu bündeln um anfänglich drei bis vier C-17 Globemaster III Großraumtransporter zu erwerben. Zu den anfänglich 13 Interessenten - Bulgarien, Dänemark, Estland, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und USA - kamen noch zwei weitere NATO-Staaten - Norwegen und Ungarn - sowie mit Finnland und Schweden zwei Neutrale EU-Staaten - hinzu. Die NATO beeilte sich zu betonen, dass die Flugzeuge basierend auf "souveränen nationalen Anforderungen der Partnerländer" operieren werden. Diese nationalen Anforderungen werden in der Regel in Verbindung mit NATO-Operationen stehen, können aber auch "exklusiven nationalen Charakter" haben und sind somit auch für EU-Operationen, für humanitäre Aufgaben sowie den Transportbedarf bei Katastrophenfällen verfügbar. Die NATO betont, dass die Teilnahme an SAC für andere Nationen - bei Zustimmung der SAC-Mitglieder - weiterhin möglich ist. Die NATO Production and Logistics Organisation (NPLO) stimmte am 20.Juni 2007 der Gründung der NATO Airlift Management Organisation (NAMO) zu, welche ihrerseits die Flugzeuge im Namen der teilnehmenden Nationen bei Boeing beschaffen und im Betrieb warten wird. Die Flugzeuge werden nach den selben Standards konfiguriert wie sie auch bei der US Air Force, der UK Royal Air Force, der RAAF sowie den Canadian Forces betrieben werden.
In Pápa entstehen durch SAC 500 bis 750 Arbeitsplätze. Davon entfallen 200-250 auf Militärpersonal aus den 17 Mitgliedsstaaten sowie ein Team von Boeing-Techniker. Zwischen 300 und 500 Jobs entfallen auf ungarische Zivilisten.
C-17 Fertigung endetDas rasche Ergebnis der SAC-Initiative ist auch auf die von Boeing seit 2006 mehrmals angekündigte drohende Schließung der C-17 Fertigung in Long Beach zurückzuführen. Seit Mitte 1985 ist dort die C-17 in Serienproduktion und per Mitte 2007 waren 167 Flugzeuge von gesamt 204 Bestellungen ausgeliefert. Boeing benötigt 16 Bestellungen pro Jahr um die Fertigung unter den derzeitigen Preis und Lieferkonditionen aufrecht zu erhalten.Die C-17 ist derzeit weltweit das einzige Großraum-Transportflugzeug in Serienproduktion und Alternativlösungen würden mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentliche Verzögerungen bei der Lieferung und weit höhere Kosten mit sich bringen. Im Lichte der drohenden Schließung ist das Pentagon bereit eigene Liefertermine zurückzureihen und internationale Kunden bei Bedarf extrem schnell zu beliefern. Unter den derzeitigen Voraussetzungen wird die letzte C-17 im Jahr 2010 die Werkshallen verlassen. Betroffen sind 7.000 Boeing-Arbeiter in Long Beach, Kalifornien sowie weitere 25.000 Arbeiter von Zulieferbetrieben in 42 Bundesstaaten. |
Pápa in Westungarn wurde durch eine 90köpfige Komission geprüft und für geeignet befunden.
Foto: Google Maps
NATO Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer (links) bei der SAC-Präsentation in Riga vor einer C-17.
Foto: Boeing |
Boeing C-17 Globemaster IIIAb Mitte der 80er Jahre liefen die Vorbereitungen für den Ersatz der alternden C-141 Starlifter-Flotte. McDonnell Douglas bot gegen Boeing und gewann den Auftrag zur Entwicklung und Fertigung von insgesamt 210 Maschinen. Der Erstflug der C-17 fand am 15 September 1991 statt. Die erste vollständig mit C-17 ausgerüstete Staffel erklärte am 17. Jänner 1995 operationelle Einsatzbereitschaft.
Die Maschine ist in klassischer Transporter-Auslegung als vierstrahliger Hochdecker mit Fahrwerk in seitlichen Rumpfauslegern und einem T-Leitwerk ausgeführt. Die Besatzung besteht dank des hochmodernen Cockpits aus nur zwei Piloten sowie einem Lademeister. Die Beladung des Frachtraumes ( 26m x 5,48m x 3,76 ) erfolgt über die Rampe am Heck welche auch im Flug geöffnet werden kann um Lasten abzuwerfen.
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C-17 Betreiber
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Foto: Boeing
Foto: Boeing |
SALISNeben SAC ist SALIS (Strategic Airlift Interim Solution) die zweite von der NATO lancierte strategische Lufttransport Initiative für Europa. Das 16 Mitglieder starke SALIS Konsortium wird geführt von Deutschland und inkludiert Dänemark, Frankreich, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, die Türkei sowie Ungarn.SALIS geht zurück auf den Juni 2003 als 11 NATO-Verteidigungsminister eine Absichtserklärung unterschrieben in welcher festgehalten war, dass ab 2005 operationelle Kapazitäten für den Transport von überschweren und übergroßen Frachten angemietet werden sollen. "Outsized cargo" im NATO-Jargon sind Frachtstücke welche größer sind als 2.057,4cm x 297,18 cm x 266,7 cm (l,b,h). Die Wahl fiel auf die russisch-ukrainische Antonov An-124-100 Ruslan.
Im Juni 2004 unterzeichnete die NATO mit der Ukraine ein Memorandum betreffend der Anmietung der Transportflugzeuge.
Koordiniert wird der Bedarf der Partner im Strategic Air Lift Co-ordination Centre.
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An-124 am Hindukusch...
Foto: Bundeswehr
...und in Leipzig.
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Antonov An-124-100 RuslanDie An-124 war bis zum Erscheinen des Airbus A380 das größte in Serie gebaute Luftfahrzeug der Welt. Der Erstflug fand am 26.Dezember 1982 statt und die Auslieferungen begannen 1988. Insgesamt 56 Stück wurden gebaut, wovon die Hälfte im kommerziellen Dienst steht.Der vierstrahlige Hochdecker mit Fahrwerk in seitlichen Rumpfauslegern kann nicht nur über die Heckrampe sondern durch die hochklappbare Rumpfnase auch von vorne beladen werden. Im Betrieb wird eine sechsköpfige Crew bestehend aus Pilot, Copilot, Navigator, Bordingenieur sowie zwei Lademeistern benötigt Der Frachtraum kann Nutzlasten bis 120t aufnehmen und ist 35,6m lang, 6,4m breit sowie 4,4m hoch. Mit maximaler Nutzlast können Entfernungen bis 4.500km zurückgelegt werden. Bei 90t steigt die Reichweite auf 7.125km, bei 40t auf 11.500km Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei Mach 0.75, die maximale Flughöhe bei 12.000m. Die vier Triebwerke liefern je 230kN Schub. Die Startstrecke beträgt mit maximaler Nutzlast 3.000m, die Landestrecke mit maximalem Landegewicht beträgt nur 900m. Eine Wiederaufnahme der Produktion wird von Russland und der Ukraine seit Jahren ins Auge gefasst. Auf der letzten MAKS wurden zwischen Volga-Dnepr, Motor Sich und dem Antonov Design Bureau 17 Stk. An-124-150 paktiert. Kürzlich machten sogar - äußerst ambitionierte - Pläne Schlagzeilen, nach Schließung des Bundesheer-Teiles in Graz-Thalerhof dort AN-124s zu "westernisieren". Die steirische LPG, ein Konsortium der steirischen Industriellen Gilbert Frizberg, Ernst Wustinger und Manfred Kainz, "Aviation of Ukraine" sowie der Raiffeisenlandesbank Steiermark und dem türkischen Finanzinvestor Proje-x, erhoffen sich durch das Projekt einige hundert neue Arbeitsplätze. Ob die geringen Stückzahlen des Musters die Erwartungen rechtfertigen, bleibt abzuwarten... |
Und Österreich ?"Der letzte dreht das Licht ab", so oder ähnlich ist der heimische Zugang zu jenen multinationalen Projekten zu charakterisieren. Bei SALIS war das Begehr nach Teilnahme seitens der beamteten Lufttransportlogistiker wohl noch da - schließlich sind Schweden und Finnland auch drin - aber der Administration Platter war das "NATO" vor dem SALIS dann doch zu heikel - wohl in vorauseilendem Gehorsam vor dem Reizwort der damaligen Opposition und dem Kleinformat. Heute stellt jene Opposition den Ressortminister und diese Partei lebt das Reizwort nun erst recht aus. Papá ist kein Thema. Obwohl gerade jene Administration eben erst Lufttransportvolumen eine Absage erteilt hat und lieber 100e schwere Autos einkauft. Nur, wie kommen die wohin...? Naja, vielleicht ist es auch die Hemmschwelle, irgendwo in ein Programm nur auf Künftiges etwas einzuzahlen - nur um dabei zu sein. AEIOU = Alles Ernsthafte Immer Ohne Uns...Martin Rosenkranz
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Foto: Georg Mader | Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader | Foto: Martin Rosenkranz |