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Stellungnahme zum Artikel im NEWS 03/08

Wie die Zeitung NEWS in ihrer neuesten Ausgabe berichtet ist über Janes Defense-Korrespondent Georg Mader, Frau Sabine H. sowie Martin Rosenkranz von www.airpower.at ein Zutrittsverbot für alle Liegenschaften des BMLV verhängt worden.
Darüber hinaus ist von BMLV-Bediensteten jede Kontaktaufnahme auf dem Dienstweg zu melden.

Es wird diese als "dramatische Wende" in der Causa des wegen Spionageverdachts im Juni 2007 kurzzeitig verhafteten Russischen Staatsbürgers Vladimir Vozhzhov bezeichnet. NEWS versucht - offenbar mit Informationen aus unbekannter wohl aber offizieller Quelle - einen "spektakulären Spionagethriller" und ein "Netzwerk" herbeizuschreiben.
Was die "umfangreichen Ermittlungen" des Heeresabwehramtes und des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung betrifft, so mag das vielleicht sein - bis zu uns ist das Papier S97041/96-AbwA/2007 jedenfalls nicht vorgedrungen. Wir wurden weder befragt noch zu Stellungnahmen aufgefordert oder um Informationen gebeten. Somit gibt's es aus unserer Sicht auch keine "Causa". Und auch nichts zu verbergen falls wir denn künftig gefragt würden.
Wir wussten und wissen nichts über die Verbindungen des Hr.Vozhzhov ins österreichische Bundesheer. Auch nicht zu jenem in der Angelegenheit betroffenen österreichischen Unteroffizier aus Linz Hörsching - den wir ebenso wenig kennen.
Georg Mader, Janes Defence Weekly

Kennen gelernt haben wir Hr.Vozhzhov im Jahr 2000 - bezeichnender Weise auf einer BMLV-Liegenschaft - nämlich während der Airpower 2000 am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg. Er war währen der erfolglosen Versuche, Österreich MiG-29 Jagdflugzeuge zu verkaufen, als Handelsbeauftragter für die wirtschaftliche Seite (Offsets) zuständig und als solcher bei Veranstaltungen wie Pressekonferenzen und Präsentationen präsent und kannte viele Bundesheeroffiziere und Firmenvertreter. Während der Airpower 2000 war Hr.Vozhzhov unter anderem auch damit beschäftigt, die MiG-Mitflüge der öst.Piloten mit zu organisieren und hat uns auch zu einem Interview mit MiG-Cheftestpilot Pavel Vlassov verholfen. Viele Leute und uns bekannte Journalisten kannten ihn ebenfalls.

Vozhzhov war für uns - aber nicht nur er - in Folge einer von etlichen brauchbaren Kontakten in die russische Industrie- und Behördenszene. Nach seiner 3- oder 4-jährigen Dienstzeit in Wien bis 2000, pflegten wir natürlich den Kontakt auch weiterhin. So wie auch unzählige andere Kontakte - und derer haben wir viele in vielen Ländern dieser Welt - die man über all die Jahre als Fachmedium sammelt.
Ohne solche Kontakte ist man als (Fach)Journalist ja "ein armes Würstel".
Er war ein professioneller Helfer wie so mancher Key-Player in der Defence-Branche, in welcher man immer wieder - und nicht nur in Russland - an der Grenze zu Nachrichtendiensten sehr nahe entlang geht. So z.B. ist der langjährige US Air Force Attaché in Österreich, Col. Jim H. Keffer, seit 2005 Kommandant des 70th Intelligence Wing in Fort Meade - einem Verband der eng mit der Air Intelligence Agency und der National Security Agency zusammenarbeitet. Oft waren wir z.B. mit jenem zusammen und haben ihn daheim besucht...
Jener Umstand ist uns wohl bewußt, aber in diesem Umfeld nicht zu vermeiden. Russische, Englische, Deutsche, Amerikanische und andere Visitenkarten füllen bei uns seit Jahren mehrere Booklets und liegen überall herum. Niemals hatte Hr. Vozhzhov aber zu uns hin Wünsche, Fragen oder Begehrlichkeiten betr. das österreichische Bundesheer geäußert. "Your Mickey-Mouse Airforce" meinte er stets. So hat sich doch - auch wenn man oft monatelange nichts voneinander gehört hat - eine gewisse gute Bekanntschaft ergeben. Viele Dinge die wir erreicht haben - wie Exklulsiv-Interviews oder Flüge in Russland- wären ohne seinen Rat viel schwieriger, wenn nicht manchmal unmöglich gewesen. Wer Russland kennt weiß, dass der Kontakt zu Pressesprechern oder Presseoffizieren allein gar nichts bringt. Der Mann war aber - aus unserer Sicht - nicht der "alles bewegende Wunderwuzzi" als der er hier sowohl von Medien als auch von der FPÖ-Anfrage dargestellt wurde. Soweit wir es einschätzen und beobachten konnten, würde - wen man Russland kennt - jemand der Putin's Schwager wäre, sicher nicht jahrelang auf ein besseres Auto sparen (immer derselbe alte Volvo von Denzel aus Wien), sich in einen
Martin Rosenkranz, www.airpower.at
Freudentaumel steigern nur weil er mit Putin auf der Luftfahrtmesse an einem Tisch gesessen hat - oder sich auf völlig sinnlose Reisen in teils abartige Länder schicken lassen, nur weil die vielleicht mit Russland einen Satelliten starten wollen. So haben wir ihn auf den Moskauer-Messen seit 2000 auch stets als den stv. Leiter für Außenbeziehungen der Russischen Luft- und Raumfahrtbehörde (ROSAVIAKOSMOS) erlebt, wegen der rechtlichen Luftfahrt-Rolle innerhalb Russlands gigantischer Bürokratie war er eben interessant für uns. Seit ein paar Jahren sind die Luffahrtagenden jedoch anderswo und seine Behörde war nur mehr ROSKOSMOS, heute Föderale Raumfahrtagentur (FKA).
Eine Tätigkeit die ihn in unregelmäßigen Abständen in die UNO-City nach Wien brachte. Da sich Hr. Vozhzhov somit längere Zeit und wiederholt in Österreich aufgehalten hat, muss es eine Vielzahl an Personen in Österreich geben die ihn kennen.

Es muss deshalb auch niemand "der Atem stocken". Nur weil man jemanden kennt und unregelmäßig Kontakt mit ihm hat ist man ja noch lange kein "Straftäter" (O-Ton SP-Bundesrat Konecny über uns).

Auch die Reise zum Moskauer Luft- und Raumfahrtsaloon MAKS war kein Geheimnis - lange geplant - und auch auf www.airpower.at als Leserreise angekündigt. Und das jemand wie Hr.Vozhzhov als hochrangiger Mitarbeiter der Russischen Raumfahrtagentur auf der wichtigsten Ausstellung, welche die Russische Luft- und Raumfahrtindustrie durchführt, ebenfalls anwesend ist sollte nicht verwundern.

NACH seiner vorübergehenden Verhaftung - welche wir gespannt, aber nur in den Medien verfolgten - haben wir den Mann auf der MAKS-2007 auch getroffen. Wir konnten ihn im ROSKOSMOS-FKA-Chalet "auftreiben", er war überrascht, erfreut und gleichzeitig verärgert weil ihm ("totally sick") Österreich einen Teil seiner Karriere ruiniert hätte, weil er nun nicht mehr zu wichtigen UN-Sitzungen und zu Partnerunternehmen fahren könne und sich jetzt um China, Indien oder Malaysia kümmern müsse... Auch müsse er seitdem seinem Chef (Leiter der FKA, Perminov) über eventuelle Zusammentreffen mit Ausländern in Moskau berichten und fühlte sich irgendwie "verfolgt". Sichtlich gezeichnet und gespannt - kein grinsender 1000Sassa mehr... Seither kein Zusammentreffen mehr, ein lange geplanter Besuch zu einem Jahresabschlußempfang des "Russian Year of Space 2007" (mit allen berühmten Kosmonauten und Astronauten) im Dezember kam nicht mehr zustande.

Und auch nach jener "Causa-Hörsching" und nach jenem letzten Treffen auf der letzten MAKS-2007, waren wir alle mehrmals völlig ungehindert und willkommen auf Liegenschaften des ÖBH zu Gast bzw. geladen. Und jetzt plötzlich kommt man darauf, dass ein plötzliches Kontaktverbot per 11. 1. nötig ist? Auch an jenem Tag hielten wir uns übrigens mit Einladung auf einer BMLV-Liegenschaft auf...

Vladimir Vozhzhov, ROSKOSMOS
Was die angebliche Verwicklung in die Innenpolitik betrifft so kann man das nur als an den Haaren herbeigezogen bezeichnen. Daraus ein "Netzwerk" zu erfinden bedarf wirklich einer blühenden Fantasie. Alleine schon die Umschreibung "Gern gesehene Gäste im Platter Ressort" muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Hier wird offensichtlich versucht in der Grätsche aus faktisch nichts einen Riesenskandal zu zimmern. Richtig ist, das wir schon vor Darabos, auch vor Platter und auch schon vor Scheibner, von den dafür zuständigen Stellen im Bundesheer wie auch andere Journalisten medial ausgezeichnet betreut wurden. Und es war dies keine Order von oben sondern das Bemühen und Vertrauen vieler im S5 Bereich tätiger Bundesheer-Angehöriger ihre Verbände und deren Tätigkeit positiv ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Das inkludierte auch Mitflüge - nicht nur für uns sondern wie durch Minister Darabos mit 521/AB (XXIII. GP) im Parlament zutreffend beantwortet, sind mehrere tausend heeresfremde Personen mit Luftfahrzeugen des österreichischen Bundesheeres transportiert worden. Und darunter waren im Zuge einst normaler Öffentlichkeitsarbeit des Bundesheeres auch viele Journalisten aus dem In- und Ausland - und auch wir. Und auch das ist kein Geheimnis - die Berichte sind in www.airpower.at nach wie vor abrufbar. Und unsere Fotos wurden übrigens von EADS als auch von MiG und von Lockheed verwendet...

Womit wir bei einem weiteren Punkt wären. Bezeichnender Weise haben wir am Montag durch diverse informelle Anrufe von unserem Zutrittsverbot zu Liegenschaften des Bundesheeres erfahren. Das BMLV hat es jedenfalls nicht der Mühe Wert gefunden uns dies offiziell mitzuteilen. Ebenfalls konnte uns bei diesen kurzen informellen Gesprächen niemand Gründe für dieses Verbot mitteilen. Interessant also, dass es gerade NEWS so genau weiß und auch eine Aktenzahl kennt. Wie schon bei der Dienstenthebung von Generalmajor Mag. Erich Wolf - der dies auch via NEWS mitgeteilt erhielt - benutzt man im BMLV in der gegenwärtigen Administration weiterhin die "Dienste" von NEWS um offenbar via Bruch der Amtsverschwiegenheit seine Ziele zu erreichen. Das ist offenbar der neue Stil der "Öffentlichkeitsarbeit". Davon kann sich selbst ein Bild machen. Dass dessen Redakteur es nebenbei nicht der Mühe Wert fand, anzurufen und vielleicht eine Stellungnahme einzuholen, sei hier nur am Rande erwähnt.

Dass jene Administration schon seit längerem Mittel und Wege sucht um den Störenfrieden Mader, Rosenkranz und www.airpower.at Herr zu werden, ist uns nicht entgangen. Beinahe müßig zu erwähnen, dass das so publizistisch ausgeschlachtete Kasernenverbot, kaum Abhilfe schaffen wird.

www.airpower.at war, ist und bleibt in allen Belangen unabhängig und ist gerade deshalb nicht "von oben" oder "von aussen" steuerbar. Was, worüber und wie wir schreiben entscheiden alleine wir. Und weder Personen, noch Organisationen, Parteien und auch nicht die Industrie können das ändern. Und schon garnicht viele Einträge in unserem Forum, die wiederum oft von Insidern stammen dürften.

Was bleibt ist aber doch der Eindruck, dass es hier vorrangig um eine innen- oder parteipolitische Aktion geht, mit welcher ein mediengerechter Vorwand gefunden wurde, uns "Eurofighter"-Befürworter* abzustellen. Nur gelingen wird dies nicht...

Martin Rosenkranz, www.airpower.at
Georg Mader, Janes Defence Weekly

*und auch dies ist unzutreffend. Wir haben bis zur Nachfolge-Entscheidung und darüber hinaus sehr offen in alle Richtungen berichtet - kann nachgelesen werden!