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"Bestseller und Marktführer"
Programmstatus Eurofighter Typhoon 10/2008

Bestellungen und Marktlage

Insgesamt wurden bisher 707 Maschinen durch sechs Nationen geordert.
Dies sind die vier Partnernationen mit zusammen 620 Maschinen sowie Österreich mit 15 und Saudi Arabien mit 72 Maschinen.
Der gesamte Order-Backlog der Eurofighter GmbH beträgt EUR 19,1 Mrd., der jährliche Umsatz liegt bei EUR 3,5 Mrd.
Im Industrieteam arbeiten ca. 100.000 Personen in rund 400 Unternehmen aus acht Nationen.

Informationen zum Eurofighter wurden angefragt von und übergeben an:
Bulgarien (bis zu 15 Maschinen), Kroatien (bis zu 12 Maschinen), Türkei (bis zu 40 Maschinen), Rumänien (bis zu 48 Maschinen) sowie Brasilien (bis zu 30 Maschinen).

Verbindliche Angebote wurden eingeholt durch :
Indien ( bis zu 126 Maschinen ) sowie der Schweiz ( 22 oder 33 Maschinen ).

Man erwartet darüber hinaus Interesse aus Japan für bis zu 50 Maschinen.
Außerdem ist der Fall Griechenland immer noch nicht abgeschlossen, es werden weitere Diskussionen und Entscheidungsprozeße betreffend einer Beschaffung von bis zu 30 Maschinen abgewartet.

Testflotte

Der 1988 begonnene Entwicklungsprozess ist (faktisch) abgeschlossen.
Ebenfalls abgeschlossen sind die Test des Mikrowellen-Landesystems sowie der Basis-Test für das integrierte Helm-System.
Die notwendigen Tests zur Tranche 2 Verkehrszulassung wurden Anfang des Jahres abgeschlossen, die Unterlagen im April eingerecht. NETMA hat Anfang September 2008 die internationale Zulassung für Tranche-2-Eurofighter Typhoon erteilt. Derzeit laufen bereits Test um die Bewaffnung und das Radar entsprechend der Tranche 2 Fähigkeiten zu erweitern bzw. modifizieren.
Darunter befindet sich auch das Testflugprogramm für die Paveway IV, welche im Zuge der Phase 1 Enhancements eingerüstet wird.

Per Ende September 2008 sind 6.165 Flüge mit gesamt 5.960 Flugstunden im Testflugprogramm absolviert.

Produktion / Auslieferung

Bisher wurden insgesamt 148 Flugzeuge an Kunden in 5 Ländern ausgeliefert.
38 Serien- + 2 instrumentierte Maschinen an Deutschland, 49 + 3 instrumentierte Maschinen an Großbritannien , 27 + 1 instrumentierte Maschine an Italien, 9 Maschinen an Österreich sowie 18 + 1 instrumentierte Maschinen an Spanien.

Sämtliche 148 Maschinen der ersten Tranche sind produziert und ausgeliefert. Die erste Tranche 2 Maschine wurde im Februar 2008 dem Kunden übergeben.
Insgesamt befinden sich derzeit 63 Tranche 2 Maschinen in div. Stadien der Fertigung.
Per Ende 2008 sollen zwischen 15 und 20 Tranche 2 Maschinen an die Kunden ausgeliefert sein.

Für Saudi Arabien sind derzeit acht Maschinen in verschiedenen Stadien der Fertigung. Die Auslieferung beginnt nächstes Jahr.

Einsatz bei den Streitkräften

Derzeit sind 10 Einheit aus fünf Luftwaffen mit dem Eurofighter ausgerüstet.

Dies sind:

Deutschland
Das JG73 "S" in Laage ist für die Ausbildung der deutschen Fluglehrer und die Typschulung (Operational Conversion Unit / OCU) der Staffelpiloten sowie der österreichischen Piloten zuständig und führt in der zweiten Rolle die Evaluierung des Waffensystems Eurofighter sowie der Taktiken durch.

Das JG74 in Neuburg/Donau ist der erste Einsatzverband Deutschlands.
Die Aufgabe der Staffel ist die taktische Pilotenausbildung am Eurofighter sowie der Luftpolizeidienst. Im Januar wurde mit QRA-Dienst ( Alarmstartbereitschaft ) begonnen, seit 3. Juni 2008 ist die Staffel auch in der NATO für diese Aufgabe eingemeldet.
Das Geschwader verfügt derzeit nur über 10-12 Eurofighter (abhängig von der Anzahl der Maschinen im R2-Retrofit), da mehrere Zellen an Österreich abgegeben wurden.

Im Jahr 2009 beginnt das Jagdbombergeschwader 31 "Boelcke" in Kerpen / Nörvenich mit der Umrüstung von Tornado IDS zum Eurofighter Typhoon in der Mehrzweckrolle.

Großbritannien
Die Briten betreiben bisher mit 49 ausgelieferten Maschinen die größte Typhoon-Flotte. Insgesamt vier Squadrons, alle stationiert in Coningsby, sind mit dem Eurofighter ausgerüstet.
Der No. 17 Squadron fungiert als Evaluations-Verband, der No. 29 Squadron führt die Typschulung der Einsatzpiloten durch. Die Squadrons No. 3 und No. 17 sind Einsatzverbände mit Multirole-Spektrum.
Per 29. Juni 2007 wurde der QRA-Dienst für Südengland übernommen.
Die Briten haben bisher die größte Erfahrung mit Eurofighter-Verlegungen. Im April 2007 nahmen sieben britische Typhoons an einer Übung im spanischen Morón teil.
Und ebenfalls sieben Maschinen verlegten im April 2008 für sieben Wochen nach Nellis AFB, Navada, USA um im Rahmen des Manövers "Green Flag" im scharfen Schuss ihre Mehrrollenfähigkeit mit Close-Air-Support Einsätzen nachzuweisen.
Dies war auch der erste Funktionsprüfung der von den Briten georderten "Austere" Fähigkeiten - welche auf Tranche 1 Maschinen den Rafael Litening III Laser-Zielbeleuchtungsbehälter sowie die "Enhanced Paveway II" Laser/GPS-Lenkbombe verfügbar machen.

Italien
Italien war das erste Land welches im Dezember 2005 den Eurofighter, unter Status einer limitierten operativen Kapazität, in den QRA-Dienst brachte. Per Januar 2007 hat der Eurofighter die F-16 in der Luftverteidigungsrolle abgelöst.

Im Dienst ist der Eurofighter derzeit beim 4° Stormo in Grosseto, wo die 9° Gruppo als Operational Conversion Unit fungiert sowie partiell auch in der Luftverteidigungsrolle zur Verfügung stehet und die 20° Gruppo als reiner Einsatzverband ausschließlich Aufgaben in der Luftverteidigungsrolle durchführt.

In Umstellung befindlich ist das das 36° Stormo in Gioia del Colle 20° woe die 12° Gruppo auf den Eurofighter umrüstet.

Italienische Eurofighter haben bisher an den Übungen "Spring Flag" in den Jahren 2007 und 2008 sowie dem Tactical Leadership Programme 2008 in Florenes teilgenommen.

Österreich
Das Überwachungsgeschwader in Zeltweg hat am 12. Juli 2007 seinen ersten Eurofighter erhalten. Mittlerweile wurde neun Maschinen ausgeliefert.
Wie geplant wurde per 1. Juli 2008 mit der Aufgabe Luftraumüberwachung begonnen.

AS001 = 7L-WA / 12. Juli 2007
AS002 = 7L-WB / 13. September 2007
AS003 = 7L-WC / 12. Dezember 2007
AS004 = 7L-WD / 21. Dezember 2007
AS005 = 7L-WE / 15. April 2008
AS006 = 7L-WF / 5. Juni 2008
GS024 = 7L-WG (ex 30+37) / 29. April 2008
GS027 = 7L-WH (ex 30+41) / 20. Sepember 2007
GS028 = 7L-WI (ex 30+43) / 15. Juli 2007

Noch zu liefern sind sechs Maschinen welche sich derzeit im R2-Retrofit-Programm befinden. Davon sollen drei Maschinen noch im Jahr 2008 zur Auslieferung kommen und weitere drei im Jahr 2009.

GS003 = 7L-WJ (ex 30+08)
GS007 = 7L-WK (ex 30+13)
GS009 = 7L-WL (ex 30+16)
GS010 = 7L-WM (ex 30+18)
GS011 = 7L-WN (ex 30+19)
GS012 = 7L-WO (ex 30+21)

Spanien
Der bisher einzige Verband Spaniens ist Ala 11 in Morón de la Fontera.
Dort fungiert die 113 Escuadron als OCU und die Escuadrons 111 und 112 übernehmen Einsatzaufgaben.
Die Luftraumüberwachung wird seit 2006 partiell mit dem Eurofighter bestritten, per 17. Juli 2008 wurde auch mit dem QRA-Dienst begonnen.

Im Jahr 2007 haben spanische Eurofighter erstmals gemeinsam mit britischen in Morón geübt. Im März 2008 wurde in Morón die viernationale Übung "Typhoon Meet" abgehalten.

Tranche 3

In den nächsten Monaten muss die Entscheidung betreffend des Abrufens der dritten Tranche des Eurofighters fallen. Wie zu erwarten war dürfte dies nicht ganz friktionsfrei ablaufen.
Die Streitkräfte der vier Eurofighter-Nationen haben im Januar 1998 den "Supplement 1" genannten Rahmenvertrag über die Bestellung von 620 Eurofightern - abzurufen in drei Tranchen - unterzeichnet.
Die Zusage 620 Maschinen abzunehmen gestattete es der Industrie Kalkulationen für ihre Investments vorzunehmen und einen Kostenrahmen samt Preisgleitklausel zu erstellen in welchem sich das Gesamtprogramm bewegt.
Doch auch dieser Vertrag hat zu keinem Ende der Stückzahldiskussion geführt.

Italien und Großbritannien haben schon vor einiger Zeit Informationen betreffend der Kosten einer Stückzahlreduktion bzw. eines Stornos der Tranche 3 erbeten und bekommen.
Allerdings gibt es bisher von keiner Partnernation eine offizielle Erklärung, dass sie Reduzieren möchte.
Viel Zeit bleibt jedenfalls nicht mehr, denn auch wenn gerade erst begonnen wird die Tranche 2 auszuliefern, am Beginn der Fertigung gehen langsam die Aufträge zu neige und eine Produktionsunterbrechung käme teuer.

Diskussionspunkte sind abermals die Kosten der Obsoleszenzen aber auch tiefgreifendere Modifikationen wie z.B. das E-Scan-Radar.

Besonders interessant gestaltet sich offenbar die Diskussion in Großbritannien.
Die Briten sind Partner im JSF (F-35) Programm und haben bisher GBP 2,5 Mrd. in dessen Entwicklung investiert. Im Frühjahr 2009 müssen sich die Briten entscheiden ob sie auch ordern wollen. Allerdings ist Großbritannien, so wie auch die anderen JSF-Industriepartnerländer, nicht über den spärlichen Informationsfluss von Seiten der USA erfreut. Dort verweigert man die Herausgabe technischer Details, welche es den Industrien der Partnerländer kaum ermöglichen auf Head-to-Head Basis Angebote gegen konkurrierende US-Unternehmen zu legen. Die Streitkräfte verfügen nicht über jene harten Fakten welche ein Abschätzen der Leistungsfähigkeit ermöglichen würden und was noch viel schwerer wiegt - noch keiner weiß wie viel der F-35 kosten wird.
Vor allem das Finanzministerium dürfte der treibende Motor dahinter sein eines der beiden Projekte zu stornieren um sich Summen im Bereich zwischen 10 und 20 Mrd. Pfund zu sparen.

Mittlerweile hat BAE für das britische Verteidigungsministerium bereits die dritte Studie binnen 10 Jahren, betreffend einer "Navalisierung" des Eurofighters durchgeführt.
Ergebnis der Studie: Der Eurofighter kann adaptiert werden um von Flugzeugträgern aus eingesetzt zu werden. Kernstück dieser Überlegungen dürften Technologien sein welche mit der Rockwell-MBB X-31 erprobt wurden - unter Verwendung von Schubvektorsteuerung und sehr hohen Anstellwinkeln könnte der Stress der Trägerlandung auf Fahrwerk und Zelle soweit reduziert werden, dass strukturelle Modifikationen in erträglichem Rahmen bleiben.

Jedenfalls spielt in der Tranche 3 Entscheidung die F-35 und damit auch das Pentagon sowie die US-Luftfahrtindustrie eine Rolle, denn die europäischen JSF-Partner Italien und Großbritannien haben möglicherweise nur Geld für eines der beiden Programme.

Schweiz

Am 2. Juli 2008 hat die EADS der Schweiz ihr Offert für die Beschaffung von entweder 22 oder 33 Maschinen übergeben. Noch im November und Dezember werden zwei Eurofighter (ein IPA-Einsitzer sowie ein Serien-Zweisitzer der deutschen Luftwaffe) in die Schweiz verlegen um dort auf Herz und Nieren evaluiert zu werden.
Interessant ist diese auch weil dafür eine bisher einmalige Konfiguration zum Einsatz kommt.
So wird der Schweizer-Typhoon sowohl PIRATE als auch einen FLIR-Pod (somit zwei Infrarotsysteme - eines Luft/Luft eines Luft/Boden - aufweisen als auch erstmals einen Aufklärungsbehälter. Nicht zuletzt auch die deutsche Luftwaffe ist gespannt, sieht man doch den Ausflug ins Nachbarland nicht nur als Gelegenheit für einen Praxis-Verlegungstest sondern auch als Chance den Eurofighter in einer Rolle zu testen für die er bei den Partnernationen noch nicht zum Einsatz kommt.

Martin Rosenkranz

Eurofighter GmbH CEO Aloisius Rauen
Foto: Martin Rosenkranz

Die Zukunft des Radars liegt in diesen Modulen. Etwa 1.500 davon werden für eine E-Scan Antenne benötigt.
Foto: Martin Rosenkranz

Zwei der Darabos-Opfer "AS011" und "AS012" in der Produktionsstrasse. Gemäß den ursprünglichen Plänen - storniert im Juni 2007 - sollten diese Maschinen längst ausgeliefert sein. Jedoch haben die Konfigurationsänderungen welche aus dem Storno resultierten (Änderungen an 18 in Produktion befindlichen Maschinen) viel Zeit gekostet. Ausserdem besteht resultierend aus den noch offnenen Tranche 3 Entscheidungen und dem Wegfall der Österreich-Liefertermine derzeit kein Termindruck.
Fotos: Martin Rosenkranz

QRA-Betrieb beim JG74 in Neuburg
Fotos: Martin Rosenkranz

Großritannnien hat die Mehrrollenfähigkeit unter Beweis gestellt.
Foto: www.eurofighter.com

Alle fünf Eurofighter-Nationen haben Maschinen im Luftraumüberwachungsdienst.
Fotos: www.eurofighter.com