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UPDATE: Bundesheer investiert 63 Millionen in AB212 Midlife-Update

Das zu erneuernde Cockpit des AB212 (anklicken zum vergrößern)
Foto: Martin Rosenkranz
Seit mehr als zehn Jahren versucht das Bundesheer die mittleren Transporthubschrauber der Type Agusta-Bell AB212 zu modernisieren. Bereits in den 2000er Jahren wurden diverse mechanische Komponenten, der seit 1980 im Bundesheer im Einsatz befindlichen Hubschrauber, zum Zwecke der Lebensdauerverlängerung erneuert. Ein in Anschluss daran geplantes Nachführen der Instrumente und Bordelektronik klappte aber aus Geldknappheit bisher nicht.
Aufgrund der Versorgungslage im Avionikbereich führt aber nunmehr kein Weg mehr an dieser Modernisierung vorbei, andernfalls liefe das Bundesheer Gefahr den größten Teil seiner Hubschrauber-Transportkapazitäten einzubüßen.
Erneuert werden ab heuer und noch bis 2014 die vor allem die Avionik. Das analoge Uhrencockpit weicht einem modernen nachtsichtfähigen Glascockpit (Bildschirme) mit Head-Up-Displays (HUD). Hinzu kommt eine Missionsplanungsausrüstung sowie Vorbereitungen für den passiven Selbstschutz.
In Ermangelung einer Bedrohungsbibliothek scheitert auch hier, wie schon beim Black Hawk (beim Eurofighter wurde die Hardware ja im Zug des Vergleichs abbestellt), die Realisierung eines passiven Selbstschutzes. Das Bundesheer verfügt nicht über die dafür notwendige Infrastruktur, Werkzeuge und Personal. Planungen im BMLVS betreffend einer entsprechende Beschaffung sind unbekannt.
Damit bleiben als einziger Schutz für die Besatzung die bereits im Einsatz befindlichen Kevlar-Platten und Matten, welche jedoch die mögliche Nutzlast von bis zu 1230kg erheblich reduzieren.
Interessant in diesem Zusammenhang auch der Umstand, dass der mit ca. € 8Mio. erheblich günstigeren Möglichkeit eines punktuellen Ersatzes der obsoleten Instrumente nicht näher getreten wurde obwohl der Erhalt der Fähigkeiten im Bereich Katastrophenschutz und -hilfe sowie Transport- und Feuerlöscheinsätze zu gewährleisten gewesen wäre.
Die gewählte MLU-Variante wird mit Gesamtkosten in Höhe von rund € 63Mio. zu Buche schlagen, aufgeteilt in vier Tranchen ab 2010 bis 2014, und gemeinsam mit dem italienischen Hubschrauber-Hersteller Agusta realisiert. Günstigere Angebote - z.B. durch zwei israelische Firmen - wurden dagegen ausgeschlagen.
Laut offizieller Darstellung des BMLVS soll das MLU eine erwartbare Lebensdauer von weiteren 25 Jahren ermöglichen.

 

Kommentar zum Update vom airpower.at-Team

Kevlar-Matten und -Sitze....
Foto: Martin Rosenkranz
Darf man nörgeln angesichts einer 56 Millionen Investition in Zeiten der Sparprogramme? Im Prinzip nein. Darf man Überlegungen anstellen ob man mit der selben Summe nicht vielleicht doch ein mehr an Leistung erzielen hätte können? Im Prinzip ja.

Im Jahr 2009 wurde das Nachführen der Instrumente und Bordelektronik der AB212 - obwohl mit € 67 Mio. bereits budgetiert - wieder gestoppt. Man wollte oder konnte letztendlich nicht ohne den ursprünglichen Hersteller. Zwar haben auch andere Anbieter um jenes Volumen gerungen und auch bessere Preise angeboten. Einiges davon hätte sich aber eher als 'Test-Konfiguration' dargestellt, lt. bösen Zungen als 'Bastelecke' usw...Die betreffenden Unternehmen sind uns zwar nicht als "Bastelbuden" bekannt, aber gut - sei es wie es sei...
An einem 212er Update war nicht herumzukommen. Aufgrund der weltweit ansteigend prekären Versorgungslage in jenem musealen Avionikbereich führte offenbar nunmehr kein Weg mehr an dieser Modernisierung vorbei. Andernfalls liefe - wiewohl das versus 'Weißwählen' oder 'Mißbrauch im Kloster' scheinbar nur eine Minderheit in Österreich zu interessieren scheint - das Bundesheer Gefahr, den von Anzahl wie Transportraum her größten Teil seiner Hubschrauber-Kapazitäten einzubüßen. Zerfallende Strukturen, materieller Notstand, sich die Wahrheit darüber auch gegenüber dem Primat sagen (trauen), bzw. nochmals eine halbe Milliarde weniger (!) hin oder her..
Erneuert werden um nunmehr ca. € 63 Mio. nun also doch vor allem die Avionik/Navigationskomponenten. Der analoge 'Uhrenladen' weicht, modernen nachtsichtbrillen-fähigen Glascockpit (Bildschirme) mit Head-Up-Displays (HUD) ziehen ein. CONRAD Truppenfunk musste offenbar auch noch rein.
Wie es mit den inkludierten Umlaufteilen für die neue Ausrüstung ausschaut, weiß man noch nicht. Natürlich ist es nicht auszuschliessen, dass da wieder 'Salamitaktik' inkludiert ist damit der Kaufpreis - wie im aktuellen Beispiel - nun niedriger aussieht. Oder man läuft wie beim Eurofighter Gefahr, dass man gleich zum Anfang am Ersatzteilpaket spart um den Kaufpreis zu drücken, nur um nachher einige der gerade erst frisch hergerichteten Hubschrauber wieder auszuschlachten um den Rest flugfähig zu halten....weiß ja draußen keiner....psst....

Angeblich wurde bezüglich des ganzen Pakets auch auf der österreichischen Wertschöpfung herumgeritten. Das dürfte sichtlich wohl nichts werden - das ganze läuft bei Agusta in Italien ab. Ist wohl auch gut so, mit unserer dünnen Personaldecke wäre so eine eigene Kleinserie sowieso ein Experiment.

Elektronische Achilleus-Ferse bleibt entzündet...

Gleich vorweg: In Ermangelung einer sog. 'Bedrohungsbibliothek' (Software-Befüllung der EloKa-Hardware-Sensorik m. Signaturen von Fremdsystemen) scheitert die Realisierung eines zeitgemäßen passiven Selbstschutzes offenbar auch hier wieder. Das Problem gab es schon seit dem Draken, dann am S-70 Black Hawk und - am irrsten - am EF (da wurde die DASS-Hardware ja im Zug des Vergleichs abbestellt und das Tool zur Erstellung der Software hat man erst gar nicht bestellt). Jetzt drängt es sich eben beim AB-212 und eventuell der C-130 auch auf. Denn das Bundesheer verfügt - wir schreiben das Jahr 2010 - bislang kaum über die dafür notwendige Infrastruktur und hat nur vereinzelt Schlüsselpersonal an den Schulen. Überall läuft das meiste davon auf Betrieben persönlich Engagierter oder Interessierter Kameraden.

Allerdings muss, das ÖBH a la long schon in den sauren Apfel beißen, weil solche Bedrohungsbibliotheken nicht zu kaufen sind. Und die Hoffnung man bekäme es irgend wann mal "gratis" weil man eventuell zwei Hubschrauber in einen int. Einsatz einmeldet kann man im Prinzip auch streichen - auch wenn's div. hohen Offizieren nicht gefällt. Diese Daten sind erstens Top Secret und zweitens will der Umgang mit diesen Systemen gelernt sein wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen. Oder will man im BMLVS allen ernstes Hubschrauber in Krisenszenarios entsenden ohne den Besatzungen die Möglichkeit zu geben Erfahrungen im Umgang mit den Geräten zu geben? So viele Hubschrauber und Besatzungen, dass wir uns "learning-by-doing" leisten könnten haben wir nicht in Österreich. Das ist aber (auch) ein POLITISCHES Problem. Denn wenn man sie haben WILL, bekommt man solche Sachen auch. Und jener reine Preis für die Tools zur Erstellung der Bibliotheken ist (mehr oder weniger) Verhandlungssache. Im Rahmen der EF Beschaffung war es bereits angedacht und hätte rund € 35 Mio. gekostet.

'Punktuelle Erneuerung' versus mehr 'Black Hawks'...

...bleiben der einzige Schutz.
Foto: Martin Rosenkranz
Interessant in diesem Zusammenhang ist der Umstand, dass Skeptiker dieses MLU (z.B. im Parlament) einen mit ca. € 8 Mio. erheblich günstigeren, punktuellen Ersatz nur der obsoleten Instrumente ins Spiel brachten, mit welchem der Erhalt der puren Fähigkeiten im Bereich Katastrophenschutz und -hilfe sowie Transport- und Feuerlöscheinsätze auch zu gewährleisten wäre. 'Robustere' bzw. 'heißere' Auslandseinsätze aber eben nicht. Das klingt finanziell natürlich gut, macht aber den 'alten' Hubschrauber nicht wirklich besser. Denn mit jedem Stück, das man wechsle, 'poppt' dem Vernehmen nach an einer anderen Stelle ein Problem(chen) auf. Obwohl der Typ noch ziemlich analog ist, ein paar Abhängigkeiten gibt es schon selbst unter seiner Hardware.

Im Bundesheer weiß man übrigens so gut wie wir, dass der S-70A42 für potentiell gefährliche Auslandseinsätze immer besser geeignet sein wird und Crews und Passagiere dank einer ganz anderen Generation an 'Crash-Sicherheit' darin besser geschützt sind als mit einem deshalb in der Nutzlast reduziertem AB-212. Völlig unabhängig von der Qualität seines MLU. Man rechnete, dass die Preisdifferenz zwischen einem angeblich nur € 8 Mio. teuren punktuellen Ersatz nur der AB-212 Basis-Instrumente und des um € 63 Mio. realisierten MLU den Ankauf zumindest zweier weiterer S-70 'Black Hawk' ermöglicht hätte und somit zu einer Steigerung der 'oberen' oder 'härteren' Transportfähigkeiten des Bundesheeres geführt hätte.
Trotzdem wird dem Vernehmen nach in die Battle Group der AB 212 eingemeldet. Vielleicht auch deshalb weil die S-70 'Black Hawk' allzu gerne als VIP-Schaukel im Dienst stehen - da ist die Flugstunde dann seltsamerweise nicht zu teuer.... Und dafür reicht auch die international skurrile Anzahl von nur 9 'Black Hawk'. Die neun sind aber richtige Militärhubschrauber, während die 212er einer zivilen Zulassung entstammen...

Fragt nicht nach 'Door Guns'...

Denn es ist bezgl. Einbauvorbereitung oder gar Bewaffnung in jenem MLU nichts darüber bekannt. Da ein türrahmenlaffetiertes 7,62mm MG-Set aber für den S-70 inzwischen jedoch aufgetaucht ist und österr. Besatzungsmitglieder in Deutschland als 'Door Gunner' geschult wurden, wäre es naiv diese 'Fähigkeitserweiterung' beim '212 Neu' auszuschließen. Priorität hat das jedoch - es salutiert das humanistische Friedensheer - sicher keine...

Zum Schluss bleibt der Eindruck, dass man zwar richtig Geld in die Hand nimmt - der Minister tut sich leichter wenn er in alter Währung rechnet - bitte es sind öS 867Mio. - aber am Schluss trotzdem nichts Ganzes dabei raus kommt. Aber gut, dieses Phänomen kennen wir beim Bundesheer schon zur genüge.