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Fighter für Rumänien, oder: "Wettlauf der Vampire…"
Österreich - in beiden Verträgen - gar ‚ausgesaugt' und eingesargt?

Foto: National Geographic

Saab bietet den Rumänen 24 neue Gripen um eine Mrd. EUR an....
Foto Georg Mader

Jajaa, wir wissen schon was jetzt kommt. "Ökonomische Eckdaten", "monetäre Voraussetzungen", "völlig unterschiedliche Anforderungen", die "herausfordernden Zeitleisten" - weitere Worthülsen bitte einsetzen - würden einen Vergleich der österreichischen Beschaffung mit dem was da jetzt Rumänien angeboten wird, ja üüberhaupt nicht zulassen… Geschenkt. Auch wenn auf internationalen Konferenzen und in diversen Wehrmedien unser Abfangjäger-Kreuzweg von 2002 bis 2007 inzwischen als Beispiel gilt, wie man es nicht macht: Als Referenz für heutige Vampir-G'schichterln wird er allemal herangezogen. Und zurecht, unsere Handelnden konnten (und können) was Kampfflugzeuge betrifft nicht mal von einem Sarg zum nächsten sehen. Im Lichte dessen was da im Moment am Karpatenbogen ‚abgeht' meint nicht nur airpower.at daher: Sämtliche heimischen Akteure wurden ausgesaugt, ganz egal ob bei Neu- oder Gebrauchtflieger… (Anm.: Jetzt wissen wir, warum die alle im TV immer so blutleer wirken, wir bedauern die unschuldig gewürgten Fernbedienungen..!)

Es dürfte ziemlich sicher davon auszugehen sein, dass rumänische Politiker sinnmachend mehr von der Materie verstehen als unsere ein Lebensalter lang verneutralisierten ‚Kapazunder'. Immerhin hat das Land eine lange Tradition im militärischen Flugzeugbau und konnte schon in der von Diktator Ceaucescu gepflegten Sonderrolle sogar westliche Designs in Lizenz fertigen bzw. abändern. Es gab im Kampfflugzeug- und Jet-Trainer-Bereich Zusammenarbeit mit Ex-Jugoslawien in hunderten Stück und wir hätten ein anderes ‚Standing' (und Fachwissen), hätte Österreich wenigst etwas wie den rumänischen Eigenbau IAR-99 ‚Soim' auf der Platte stehen. Nein nein, WIR sind hier die ‚Schmuftler', nicht die Söhne Vlad Draculs. Die wissen schon wo die Eckzahnderln anzusetzen sind - unsere sog. Entscheidungsträger offenbaren da beim telegenen 16:9-Grinsen dagegen höchstens Plastikgebisse aus dem staubigen Faschingsgeschäft…

Daher ist also mit Sicherheit weiters davon auszugehen, dass die Abgeordneten des nationalen Verteidigungsrates (CSAT) im Bukarester Parlament entsprechend etwas mit den Relationen des Gebotenen anzufangen wussten, als ihnen am 11. Mai die schwedische Rüstungsmaterialorganisation Försmaterialverk (FMV) und die italienische Fa. Finmeccanica die Vorzüge des JAS-39C/D 'Gripen' sowie des Eurofighter 'Typhoon' eindringlich ans Herz legten. Vorerst wie es heißt ‚informell', eine große Präsentation soll folgen. Der Zusammenhang mit dem Herz ist dabei wichtig, denn es entsteht für den Aufmerksamen der unbedingte Eindruck dass hier von beiden Herstellern - rein informell versteht sich - weit mehr an Herzblut verspritzt wurde als in Jahren entlang des ganzen Alpenhauptkammes. Was nicht alles möglich ist…

Plötzliche Panik

Hintergrund beider Präsentation war, dass Rumänien - und das Gleiche ‚droht' ihnen in Bulgarien - nach jahrelanger Marktpräsenz und den üblichen Aufwendungen eines Campaigns (endlose triste Besuche zwecks Industriebeteiligungen, hunderte Arbeitsessen, Kosten für eigenes Personal, Büros, Agenturen und was man sonst so annimmt oder auch nicht), sich am 23. März in Gestalt einer Empfehlung des CSAT-Vorsitzenden (und pro-amerikanischen) Präsidenten Traian Basescu offenbar ‚überraschend' für 24 gebrauchte F-16A/Bs entschieden hatte. Das muss aber eben noch durch's Parlament - daher der Stress. Lockheed bzw. die US-Regierung (FMS) sollten auch an jenem Tag präsentieren, sagten aber sie bräuchten mehr Zeit…

Wenn sie den Deal bekommen, haben die (besonders robusten) texanischen Blutsauger ohnehin alle Zeit der Welt. Denn ein Blick in deren Kiste - airpower.at ist gut vernetzt - offenbart den Grund für die im Dunklen leuchtenden Augen des Hrn. Basescu: Da geht es in Wahrheit um drei Phasen. Zunächst die 'geschenkten' 24 F-16 A/B Block-25, später dann ein Zwischenschritt von 24 F-16 Block 50/52+ und schließlich - die Beschaffung von 24 F-35 JSFs! Das allerdings können wir uns nur unter zwei Voraussetzungen vorstellen: 1.) Sollte den Transsylvaniern je die nötige Steuerleistung abgepresst werden können oder 2.) sollte man nach - neuerdings durch die Obervampire unserer Währung ohne uns demokratisch zu fragen durchgezogener Manier - geschenkte, garantierte oder umgeschuldete Milliarden einstreifen. Es wäre nicht das erste Land in der gar nicht so plötzlichen Krise, dem - zur Rettung von was auch immer - geholfen wird und deren Rüstungsprogramme fast ungestört weiterlaufen (müssen). Weil ihnen ja dieselben Vampire finanziell helfen die ebenjene Lieferanten sind. Aber da kommen wir von den Karpaten schon hinunter an die Ägäis…

Saab kratzt sich (wund)

Jetzt wird's richtig blutig: Es ist der Fachwelt schon seit 14. April bekannt, bei uns hat das - überlagert durch diverse Rettungsmaßnahmen, herzögliche Grenzwacht, Kärntner Banken und für Kleinformate immens wichtige Landstagswahlen - nur wieder kein Journalist mitbekommen. Das schwedische Angebot an Rumänien umfasst 24 NEUE JAS-39C/Ds (‚NATO Gripen') um EINE MILLIARDE EURO (1,25 Mrd. US$)! Nur um mit neuen Maschinen die gebrauchten ‚Falcons' abzuschießen… Was haben die bitte 2002 bei uns verlangt, nur 3% oder 4% billiger als der Eurofighter?? War das bei uns noch eine vermeintlich sichere Sache (überhaupt mit politischen Entscheidungsträgern die zu dem Thema "einen Zugang wie Förster" haben, copyright Alan Bonderud/Lockheed) kriegen überdies auch die Bulgaren nun ein ähnliches Package offeriert…

Doch damit nicht genug: Weitere süße Transfusionen des rumänischen Gripen-Deals beinhalten ein 15-jähriges Zahlungsziel mit Anlaufjahren ohne Zahlungen, dem Training von 30 Piloten und 60 Bodenmannschaften, einer 100%-Offset Rate finanziert durch das schwedische ‚National Debt Office' und der - wohlgemerkt - Behauptung 10.000 Jobs in Rumänien zu kreieren. Blutsauger, nordische!

Eurofighter hackt sich selbst was ab

Die "Meistbegünstigungsklausel" aus unserer Abfangjäger-Ausschreibung

Mit dem israelischen Lancer-Cockpit hatte man nochmals Zeit gewonnen, aber spätenstens 2013 ist auch zwischen Karpaten und Schwarzem Meer Schluß mit der Legende MiG-21. Die Vampire kreisen schon...
Fotos: Georg Mader

Man könnt auch sagen die ‚hacken' sich ab - über uns! Doch da war doch was mit einer Meistbegünstigungsklausel (siehe rechts) .....oder?

...Der Bieter garantiert dem BMLV, dass der Preis nicht ungünstiger ist als der....den der Bieter Dritten eingeräumt hat oder während der Laufzeit des Vertrages einräumen wird....

Wurde das eventuell 2007 wegverhandelt Herr Darabos - oder überhaupt nicht berücksichtigt - oder eingetauscht gegen einen "Besserungsschein" der grad mal zur Ausschmückung des stillen Örtchens taugt ?

Wir erinnern uns an die Churchill-schwangeren Worte Aloysius Rauen's dass "niemals in der Geschichte jemals wieder ein (so kleiner) Erstkunde für diesen (kollosalen) Eurofighter-Preis so viel dankbar sein müsste, niemand würde den mehr kriegen…" Trotzdem kosten für die Rumänen nun - entlang der Meßlatte gebrauchter F-16 - 24 GEBRAUCHTE italienische Eurofighter Tranche-1 ebenfalls EINE MILLIARDE EURO! Selbst der Chefredakteur von "Jane's Defence Weekly" preist das dieser Tage als extrem konkurrenzfähigen Preis und legt noch nach: "…überhaupt wenn man sich in Erinnerung ruft, dass Österreich im Endeffekt 2007 noch ca. 1,7 Mrd. € für 15 teilgebrauchte Tranche-1 bezahlt hat!" Der gute Mann blendet da natürlich aus, dass diese 15 Flieger - nochmals: sechs davon zwischen 151 und 332 Stunden genutzt - außerdem noch teilkastriert wurden, da waren noch ganz andere Engelmacher am Werk… Er berücksichtigt aber zumindest, dass "die Kosten für Rumänien den zweimotorigen ‚Typhoon' im Dienst zu betreiben wohl jene der einmotorigen F-16 oder ‚Gripen' klar überschreiten werden…" Auch die CSAT-Vorlage hatte dem Eurofighter erwartbar höhere Stückkosten versus F-16s nachgesagt, dem ist mit dem Biss vom 11. Mai nun gekontert. Fast nicht nötig zu erwähnen, dass auch der Finmeccanica-‚Tifoni'-Deal mit 100% Offsets und immerhin 5.000 Jobs in Rumänien daherkommt, eh kloa…

Vampire wollen schnelles Blut...

Beide Teams offerieren Technologietransfer und rumänische Teilnahme an der Weiterentwicklung des Flugzeuges. Wer da schon aller mitentwickeln soll, Südafrika, Indien usw… Angesichts des blutigen Preiskrieges ist man bemüht die blasse Jungfräulichkeit seiner Maschinen darzustellen, verglichen mit den ca. 1985 gebauten F-16A/Bs. Saab würde Rumänien überhaupt "Flugzeuge direkt von der Produktionslinie" anbieten, während die Italiener Tranche-1 Eurofighter offerieren die zwischen 2004 und 2008 gebaut wurden. Gut möglich dass das airpower.at-Team 2007 in Grosseto schon rumämische Flugzeuge fotografiert at…

Unter den Gründen für die Auswahl der F-16 gab das rumänische CSAT im März "angesichts erwartbar langer Lieferzeiten von ‚Typhoon' und ‚Gripen'" an, von der Tatsache zu profitieren dass neun NATO-Länder mehr als 1.100 F-16s betreiben und diese ex US-ANG-Maschinen bereits in zwei Jahre alle operationell sein könnten. Klar dass diese Einschätzung nun im Focus der beiden Mitbewerber steht und beide trommeln das ebenfalls halten zu können. Richard Smith - Saab Director für Rumänien - erklärte dem Jane's dass das erste Los von sechs ‚Gripen' innerhalb von 12 Monaten ab Vertragsunterzeichnung geliefert werden könne. Eurofighter-Sprecher Marco-Valerio Bonelli gab die Versicherung ab, das Konsortium könne die ersten Flugzeuge 2011 liefern. Wir erinnern uns an dieser Stelle an die zuerst 36-monatigen Lieferfristen und Zwischenlösungen und dann an die 2 Jahre der am-Ende-doch Lieferung der "Flugkörper" (copyright HBM) zwischen Juli 2007 und September 2009.

Alle helfen ja zusammen...

Vielleicht sollte man sich das so vorstellen, wie wenn bei Michael Jackson's 'Thriller' zugleich die Gräber aufgehen und die Zombies dann im Gleichklang ‚shaken'. Jedenfalls wies Saab die Rumänen auf die Möglichkeit hin, von einer ‚regional user-community' zu profitieren und dass man mit Tschechien und Ungarn in Sachen Ersatzteile und Wartung poolen könne… ‚Eurofighter' wiederum könne "gemeinsame logistische Unterstützung der vier ‚Core Nations' sowie des Typhoon-Operators Österreich" anbieten. Österreich! Man sieht dass jene Verantwortlichen die uns erfolgreich ausgesaugt haben lange nicht mehr in den Gewölben des Unternehmens sind! Diese Marketing-Leute wissen nur ein paar Jahre später offenbar nichts mehr über die täglichen Realitäten unserer ‚Logistik' in Zeltweg. Was sollten wir, von unserem blutleeren Dr. Helsing Gepfählten bitte Rumänien an Unterstützung geben können..?? Erst neulich hörten wir, dass Kooperationen mit anderen bezgl. Eurofighter in der Roßau politisch unerwünscht wären…

Die Söhne Draculas haben keine Zeit - und lieben Amerika…

Für einen heiteren Moment sorgte dem Vernehmen nach der Vorsitzende der rumänischen Verteidigungskommission, Teodor Melescanu. Er fragte das schwedische Team, ob sie bestätigen könnten, dass der ‚Gripen' auch von Autobahnen operieren könne. Die Schweden erklärten ganz stolz dass das ja einer der großen Vorteile ihres Entwurfs sei, in Schweden mache man das ja auf speziell vorbereiteten Straßenstücken. Worauf Melescanu meinte dass "wir in Rumänien aber keine solchen guten Autobahnen haben und es wäre schon etwas teuer die nun dafür zu bauen…" Gelächter…

Rumäniens Jäger-Ausschreibung wurde schon lange als die jemals teuerste Einzelbeschaffung des Landes bezeichnet. Aber es pressiert. Die rumänische Luftverteidigung (ja, die dürfen mit diesen Stückzahlen diesen Begriff verwenden) besteht aus 110 zusammen mit Israel modernisierten MiG-21 ‚Lancers', wovon ca. 70 operationell sind. Deren Abstellen beginnt aber im nächsten Jänner und bis 2013 sollen alle ‚Lancer' in ihren Museumsgräbern sein.

Am Ende kann es gut sein, dass das ganze Runterlassen der Hosen sowieso sinnlos war und die US-Prädisposition von Präsident Basescu sich durchsetzt. Die Partei des Präsidenten hat eine 55% Mehrheit sowohl im rumänischen Senat als auch in der Deputiertenkammer. Im von Jane's zitierten CSAT-Dokument heißt es am Ende: "Die Tatsache dass Rumänien für eine Amerikanische Lösung optiert hat, beruht nicht nur auf den guten bilateralen Beziehungen sondern auch in einem pragmatischen Zugang zur historischen Einbindung der USA in die Sicherheit der europäischen NATO-Staaten…"

Na, dann viel Vergnügen mit den transsylvanischen Erfahrungen unserer europäischen ‚Partner'. Eine Frage nur: "Was kostet so ein Flieger Euch jetzt wirklich? Denn die ganzen bunten Zahlen in Euren Power-Point-Folien und Excel-Tabellen sind eigentlich - Blunz'n!" (Anm.: Österreichisches Vampirgericht, in welchem aus rotem Blut eine schwarze Wurst wird…)

Links:


http://www.defensenews.com/story.php?i=4624810&c=EUR&s=TOP
http://www.financiarul.ro/2010/05/13/bids-submitted-for-gripen-and-euroughter-could-be-reviewed-soon/
http://www.upi.com/Top_News/Special/2010/05/14/Romania-considering-new-fighter-jets/UPI-24261273866148/

Airpower.at-Team