Gar nicht so leicht zu ermitteln was so ein Flugzeug kostet. Das fängt an bei der Frage ob man die Entwicklungskosten mit einberechnet. Geht dann weiter mit der Frage wie man unterschiedliche Ausstattungsmerkmale so miteinberechnet oder weglässt, dass man gleiches mit gleichem vergleicht und nicht ein "nacktes" Flugzeug mit einem voller "Extras". Und neben vielen weiteren Dingen endet das dann auch mit der Frage wie man in dieser Rechnung die Unterschiede im Steuerrecht der Eurofighter-Länder handhabt.
Kurz und knapp, jede ohne Erklärung, aus dem Zusammenhang gerissene oder gar in offiziellen Papieren so nie genannte und ins Publikum geworfene Zahl ist faktisch wertlos.
airpower.at hat in "uralten" Unterlagen gekramt. In Verschlusssachen die wir eigentlich gar nicht haben dürften, die uns in all den Jahren der Eurofighter-Boulevardberichterstattung zugeflogen sind und aus denen wir jetzt zitieren und zwar nicht verzerrt und pauschaliert. Beginnen wir wo es Sinn macht - am Anfang Am 9. Juli 1984 beschlossen die Verteidigungsminister aus Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Spanien und Italien in Madrid die Aufnahme von Durchführbarkeitsstudien für den EFA(European Fighter Aircraft)/Jäger90. Als Bedarf standen 1.065 Maschinen am Papier. Drei Monate später ging es los. Die Luftwaffenchefs der genannten Länder unterzeichneten in Rom das "European Staff Target" und gaben so ihr GO für Industriestudien. Der Deutsche Anteil an dieser Konzept- und Definitionsphase betrug 416 Mio. und war 2001 abbezahlt.
Daran anschließend lief ab 1988 die Entwicklung des Eurofighters. Am 23. November 1988 vergab die NEFMA im Namen von Großbritannien, Deutschland, Italien und Spanien die Entwicklungsaufträge an die Industrie.
Rekapituliere - der Deutsche Anteil an den Konzept-, Definitions- und Entwicklungskosten für den Eurofighter beträgt somit gesamt 4.390 Mio. Umgelegt auf 180 bestellte Flugzeuge für die deutsche Luftwaffe macht das 24,38 Mio. pro deutschem Serien-Eurofighter - und das bevor die Produktion überhaupt beauftragt ist. Dieser Auftrag folgt Ende Jänner 1998. Als Kostenobergrenze für die Eurofighter-Beschaffung wurden in Deutschland 11.843 Mio. beschlossen. Davon waren bis Ende 2001 erst 2.547 Mio. bezahlt und über die Preisfortschreibung bzw. aufgrund einer weiteren Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland noch 10.770 Mio. offen.
Vollkommen konträr zu Österreich wurden die deutschen Eurofighter ursprünglich ohne das elektronische Selbstverteidigungssystem "DASS" bestellt. Zwei Jahre danach kam in Deutschland die Erleuchtung, dass ein Kampfflugzeug ja doch so etwas braucht. Die Anpassung der bestellten deutschen Eurofighter an DASS kostete somit nachträglich weitere 188 Mio. die Beschaffung der DASS System selbst schrieb sich mit zusätzlichen 1.310 Mio. in die Bücher. Ein weiteres Jahr später kamen noch mal 34 Mio. hinzu welche die Beschaffungskosten für die MIDS-LVT Datenlinksysteme der deutschen Eurofighter darstellen.
Kurz und gut - die Kostenobergrenze aller unter Vertrag stehenden deutschen Verpflichtungen im Eurofighter-Programm ohne Bewaffnung betrug im Dezember 2002 19.537 Mio. wovon der deutsche Steuerzahler bereits 6.852 Mio. bezahlt hatte und 12.685 noch zu bezahlen waren und somit weiterhin der Inflation unterlagen. So. Und hier enden die hard facts. Bis hierher kann airpower.at jede genannte Zahl auf Dokument samt Aktenziffer nachweisen. (Wär interessant zu wissen wer von den Wortspendern der letzten Tag das noch kann.....) Ab jetzt muss geschätzt werden. Die oben veröffentlichen Zahlen lassen auf einen Kostenaufwuchs in Höhe von ca. 2,6% p.a. für nicht bezahlte Programmanteile schließen. Eingerechnet das was der deutsche Steuerzahler zwischenzeitlich immer wieder von diesem Berg abgetragen hat dürfte die Kostenobergrenze für alles was in Deutschland bis Dezember 2002 im Titel Eurofighter unter Vertrag stand mittlerweile bei knapp 22 Mrd. liegen. Das sind umgelegt auf 180 Maschinen 122,22 Mio. pro Stück. Zu diesem Zeitpunkt (Dezember 2002) waren noch nicht unterzeichnet aber bereits absehbar weitere Kosten in Höhe von 1.928Mio. für die Integration moderner Lenkwaffen, Beseitigung von Obsoleszenzen, Beschaffung weiterer MIDS-LVT Datenlinksysteme sowi Anpassentwicklungen etc.
Weitere 1.290 Mio. waren zu diesem Zeitpunkt bereits geplant für die Entwicklung und Beschaffung von Luft/Luft-Lenkwaffen kurzer und mittlerer Reichweite für die deutschen Eurofighter.
Abschließend darf ohne Übertreibung festgehalten werden, dass die Gesamtkosten des deutschen Eurofighter-Programms inkl. Bewaffnung inzwischen bei deutlich über 25 Mrd. liegen dürften was umgelegt auf die einzelne Serenmaschine eine Summe von 138,88 Mio. ergibt. Der österreichische Vergleichwert hierzu ist dem Finanzierungsgesetz zu entnehmen und lautet 1.969 Mrd. zuzüglich der kolportierten 11 Mio. für die Beschaffung der IRIS-T Lenkwaffen ergibt das 110 Mio. für jedes der ursprünglich 18 Flugzeuge. Minister Darabos hat davon 3 Maschinen herausverhandelt und dafür 250Mio. zurück bekommen. Somit lautet die aktuell gültige Rechnung 115,33 Mio. für jeden der aktuell 15 österreichischen Eurofighter. Schwächen könnten diese Berechnungen im Bereich des Umfelds der Programm haben. So wäre z.B. zu klären ob und wie weit die Kosten von Modernisierung, Erweiterung, Adaption oder Errichtung von Bauwerken oder sonstigen Systemen die zumindest teilweise mit dem Eurofighter in Verbindung stehen oder durch diese Beschaffungen "mitgenommen" wurde diesem Programm zugerechnet werden darf oder soll. Zumindest zum Teil wären diese für jedes andere System genau so angepasst worden oder haben auch noch andere Nutzer.
Abschließend ist jedenfalls festzuhalten, dass es für 57 Mio. keinen einsatzbereiten Eurofighter zu kaufen gibt - nirgendwo - nicht für die Herstellerländer wie Deutschland und auch nicht für Kunden wie Österreich.
Martin Rosenkranz für www.airpower.at
|