Warum bzw. zu wessen 'Benefits' die zweiten 20 eigentlich für Pakistan bestimmten Unterschall-Jets schließlich in Österreich landeten und wofür wir so viele Jet-Trainer brauchten - die damit eine Abfangjägerbeschaffung für 15 Jahre ‚abdrehten’ - war schon damals Gegenstand eines parl. Untersuchungsausschusses. Welcher ergebnislos blieb. Dafür zieht sich die Diskussion um Ersatz oder Upgrade der 28 verbliebenen Trainer schon Jahre hin. Nun dürften aber im Dezember 2010 Fakten geschaffen worden sein. Lediglich, man hört nichts darüber… Abseits hochtrabender Bezeichnungen ‚wie ‚Jagdbombergeschwader’ für die Einheit in Hörsching, war die aus einem schwedischen Entwurf für ein schnelles Geschäftsreiseflugzeug entstandene ‚105’ in Österreich stets ein ‚Hilfsjäger’, der die im Sinne der Flugstundenpraxis notorisch zu wenigen Abfangjäger in der Luftraumüberwachung unterstützen musste. Vor den Saab ‚Draken’ standen den Piloten des Bundesheeres bis 1988 ganze 17 Jahre lang (!) überhaupt ausschließlich die ‚105’ zur Verfügung, hier entstand der gegenüber der ‚Außenwelt’ beträchtliche technologische Erfahrungsrückstand wegen dem der - letztlich doch gelungene – Versuch der Schließung durch die spätere Eurofighter-Einführung auch international beobachtetet bzw. auch respektvoll registriert wurde. Die ‚105’er fliegen inzwischen immer noch, erst heuer wurden – auf Befehl ohne Medienöffentlichkeit – in Hörsching „40 Jahre 105“ gefeiert… Bereits 2005 fragte der SPÖ-Bundesrat Reisenberger ÖVP-Verteidigungsminister Platter wie lange denn und wie viele Saab-105 noch zum Einsatz kämen. Minister Platter führte aus, dass 22 Saab 105-Jets nach einer Modernisierung noch bis 2020 in Verwendung stehen würden. 2007 wurden hingegen in einer Generalstabsbesprechung Weiterbetrieb bzw. Modernisierung als „worst case“ bezeichnet. Nach letztlich doch erreichter Erneuerung der Abfangjäger und zuvor der Transportflugzeuge sowie der schweren Hubschrauber, hofften Viele auch auf eine Ablöse der 40 Jahre alten Schulflugzeuge – etwas anderes waren sie designbedingt nie – durch etwas Modernes, z.B. der italienischen Aermacchi M346. Noch im April 2009 erfuhr man, dass es eine Leistungsverlängerung bzw. eine Modernisierung nicht geben werde, es sei im Budget definitiv kein Geld dafür gebucht. Anfang März 2010 deutete Verteidigungsminister Darabos an dass man "innovativ nachdenken könnte was die Nachbeschaffung dieses Fluggeräts betrifft. Klar sei, dass das Bundesheer nicht ohne solche langsameren Düsenflugzeuge auskäme.“ Man muss Minister Darabos zugute halten, dass er zumindest lernfähig ist. Ob das für seine Partei auch gilt sei dahingestellt. Jedenfalls ist die Erkenntnis, dass das ÖBH nicht ohne Düsenflugzeuge auskäme, aus dem Munde eines sozialdemokratischen Spitzenfunktionärs, im Licht der Aussagen aus vergangenen Jahren, auf alle Fälle bemerkenswert.
180-Grad KurveEin erstes Anzeichen zum ‚innovativen’ Schwenk weg von einer Nachbeschaffung fand sich ein Monat später in den offenen Anmerkungen des Generalstabschefs zu den - durch den Minister wie ein Musterschüler exekutierten - erwartbar schmerzhaften Einsparungen bis 2014. Dort hieß es wörtlich: „Ein Neukauf einer Saab 105 Nachfolge ist derzeit nicht möglich. Hier wird überlegt, was das billigste ist. ‚Selbst’ der Weiterbetrieb ist denkbar.“Im Herbst war dann zu erfahren, dass im Mai ein Team von Saab-Aerospace in Österreich gewesen wäre und in Folge sogar eine Art ‚Support-Vertrag’ unterzeichnet wurde, reichend bis 2020. Offiziell verlautbart wurde das jedoch nicht, ebenso wenig ist bis dato zumindest dem Parlament ein finanzielles Volumen all dessen bekannt. Immer wieder hat man seitens Rüstung und Luftzeugwesen aber in Gesprächen darauf hingewiesen, dass die Zelle der 105er noch für etwa 10 Jahre gut wäre, zu ersetzen wären aber ansteigend dringend die Avionik bzw. etliche Instrumente, besonders punkto Navigation. Es dürfte sich hernach beim gemeinsamen – mit Saab - Durcharbeiten der Materialanforderungen die Erkenntnis herauskristallisiert haben, dass es so schlecht gar nicht aussehe und wenn man Forderungen etwas zurückschraube sollte noch etwas Lebenszeit ‚herauszuholen’ sein. Natürlich sei da ein Gutteil an Improvisation dabei, schließlich hat die schwedische Luftwaffe längst sämtliche technische Betreuung ihrer Sk60 (schwedisches Modell der 105 mit schwächeren Turbofan-Triebwerken und moderner Avionik) in einem Rahmenvertrag bis 2017 an die Industrie (Saab) abgegeben. Saab versuche nun auch Österreich zu helfen, soweit man das noch könne. Aber auch dafür brauchte man eben einen Vertrag, damit man sich nicht jedes Mal um ‚Kleingedrucktes’ kümmern müsse. Sarkastische Spekulation von jüngeren Piloten in Hörsching über einen Sonderanstrich „50 Jahre 105“ werden also Realität. Die heutige ist hingegen trist. Von den 28 (12 sind in 40 Jahren abgestürzt) sind sechs Maschinen schon komplett abgeflogen und kommen auch nicht mehr in die Werft zur Instandsetzung. Zwei weitere Folgen bald nach. Geflogen werden nur mehr die mit den blauen und roten Nummern, jene aus der zweiten Lieferung. Die gelben und grünen sind ‚durch’, haben meist schon über 6.000 Stunden. Vor kurzem haben die Techniker durchrechnen müssen, wieviele Flugstunden noch reduziert werden müssen um noch 10 Jahre (!) durchzuhalten. Zurzeit ist das Flugstundenkontingent für die ganze Flotte aus ca. 18 flugfähigen Maschinen bzw. den etwa 20 Piloten auf 1.500/Jahr reduziert, umgerechnet kommt man damit bis ca. 2020 hin. Man kalkuliert so, dass bis zum Ende 10 Maschinen vielleicht durchhalten.
'Stiller' UpgradeZwischen 18 und 22 Stk. sollen nun bald neue Cockpits erhalten, lt. gestern eingehenden Informationen soll bereits Anfang des Jahres 2011 begonnen werden, die ersten vier umzurüsten. Wo das geschieht, wer das durchführt, ob dazu rein Saab-Aerospace oder auch andere ‚Upgrader’ (wie z.B. aus Israel) konsultiert wurden und WAS DAS KOSTET – keine offizielle Angabe, kein Statement, nichts. Im Gegensatz dazu waren etwa die Beschaffungen von Blackhawk oder Hercules ein Muster an Transparenz und Vorab-Information. Dabei wird das ‚Upgrade’ ohnehin ‚einspurig’, so sarkastische Bemerkungen zu den Autoren schon diesen Sommer: „Es werden sehr alte Teile durch weniger alte ersetzt. Dass dabei fast zwangsläufig ein paar Verbesserungen einfließen, habe sich echt nicht verhindern lassen...“ Aber im Flugzeug flöge eben zum Teil schon echte Museumstechnik, jeder Tausch sei da zwangsläufig eine Verbesserung... Was immer letztlich – wenn überhaupt – offiziell dazu verlautet werden wird, für Schulung - erster Abschnitt auf ebenfalls auf 12 reduzierten PC-7 und letzter Teil taktische Jagfliegerausbildung vor der mangels Zweisitzern sowieso in Deutschland stattfindenden Typenumschulung auf den Eurofighter - benötigt das Heer die Saab-105 garantiert NICHT. Dafür bilden wir auch viel zu wenige Piloten heran, die Deutschen akzeptieren auch Niemanden für die EF-Umschulung der ausschließlich auf der Saab 105 geflogen ist. Logisch, es liegen Jahrzehnte zwischen dem ehemaligen Business-Jet von Saab und dem Eurofighter. Die somit notwendig gewordene - und mit zwei ersten Plätzen sehr erfolgreiche - Fortgeschrittenenausbildung in Kanada kostet 1 Mill. €/Mann. Um Summen die neue Trainer kosten würden, kann man wahrscheinlich 100 Piloten im Ausland ausbilden lassen. Doch darum geht’s nicht. Die KLEINE ZEITUNG beschäftigt sich heute ebenso mit dem ‚50:50 Generationenvertrag’ unter dem unsere Luftraumüberwachung derzeit läuft. Dort betont das BMLV(S) sogar selbst: „Die Eurofighter sind, wie die Saab 105, die Hubschrauber, die Flächenflugzeuge sowie alle Elemente der passiven Luftraumüberwachung (Radar) Teil der gesamten Luftraumüberwachung. Es sei "richtig und sinnvoll", dass alle Teile an diesem System mitwirken...“ Das ‚Upgrade’ hat also nichts mit ‚Schulflugzeugen’ zu tun sondern mit ‚Mitwirken’ an zu wenigen Eurofightern welche Unterstützung bei der Luftraumüberwachung benötigen. Gegebenenfalls auch zum Stundensammeln der EF-Piloten, weil auf den EF zu wenig Flugstunden im Jahr zur Verfügung stehen (dürfen). Nun ist "upgraden" im Militärluftfahrtbereich an sich nichts besonderes. Eher im Gegenteil. Alles mögliche wird ständig überall upgegradet. Nur in der Regel nicht in Österreich. Die Verbesserungsmaßnahmen, welche hierzulande unter diesem Titel stattgefunden haben, lassen sich schnell aufzuzählen. Ganze dreimal wurden Luftfahrzeugtypen "(kampf)wertgesteigert", im Sinne einer Verbesserung ihrer Fähigkeiten. Das waren der Draken, welcher nach Beschaffung mit schwedischen P5-Sidewinder Luft/Luft-Lenkwaffen sowie mit mit finnischer Hilfe mit den gebrauchten Selbstschutzsystemen der 1993 ausgeschiedenen (!) dänischen Draken nachgerüstet wurde. Das waren die Hubschrauber Alouette III sowie OH-58, welche zur Überwachung der Schengengrenze - als es eine solche noch gab - mit Infrarotsichtsystemen ausgestattet wurden und in dieser Form, mangels (militärisch geeigneteren) Alternativen, auch für die Zwecke der Luftaufklärung zum Einsatz kommen. Und für eine kleine Anzahl AB-212 wurden Kevlar-Matten und -Platten sowie gepanzerte Sitze beschafft um eine Verwendbarkeit bei gefährlicheren Auslandseinsätzen zu ermöglichen. Darüber hinaus erhielten eine Reihe von Flugzeugen und Hubschraubern ein kleines GPS-Navigationsgerät - und im erweiterten Sinne wurden als Spätfolge der Black Hawk Beschaffung auch die Cockpits der anderen Hubschraubertypen nachtsichtbrillentauglich "umgerüstet". Die Erneuerung der dynamischen Bauteile beim AB212, welche als erster Schritt einer Lebensdauerverlängerung durchgeführt wurde sowie zu deren zweitem Schritt - der Modernisierung der Cockpits inkl. Funk und Navigation - die Maschinen zurzeit wieder zum Hersteller Agusta zurückkehren, fällt eigentlich nicht in den Bereich 'Upgrade', sondern stellt lediglich deren Weiterverwendbarkeit sicher ohne deren Leistung etwa in Transport- oder Flugleistung zu steigern.
Nun ist was mit der 105 - wie eben dem AB212 - passiert, somit praktisch kein 'Upgrade' - also keine Leistungssteigerung - sondern schlicht und einfach eine Maßnahme zur Lebensdauerverlängerung, im internationalen Sprachgebrauch "Service Life Extension Program" genannt. Und das auch nur, weil so etwas wie eine geregelte Lebensdauer- und Nachfolgeplanung in Österreich praktisch nicht existent ist und die aktuelle Legislative die natürlich weiterhin doch wieder erfolgreich prolongierte Problematik der zu geringen Anzahl an Abfangjägern und eines weder mittel noch langfristig gesicherten Ausbildungszyklus in eine Zukunft verschieben möchte, wo sie für deren 'Impact' bzw. Lösung nicht mehr verantwortlich ist. Geniale LoopingsBevor nun wieder die Klagen nach Schüssel's ‚Teurofighter’ kommen die das restliche Heer aussaugen: Niemand weiß bis heute warum und ab wann die Rückzahlungen und vollen Betriebskosten aus dem laufenden Heeresbudget beglichen werden, geplant war das zurzeit der Verträge NICHT. Ebenso diffus die Auswirkungen des ‚einsparenden’ und ‚abfedernden’ Darabos-Vergleiches. Josef Fröhlich meint in der KLEINEN ZEITUNG, „selbst hohe Offiziere kennen den Vergleich nicht, den Minister Norbert Darabos einst mit dem Eurofighter-Lieferanten EADS geschlossen hat, um eine Reduktion der Stückzahl von 18 auf 15 zu erreichen. Jedenfalls dürfte dieser Vergleich dazu geführt haben, dass EADS kein gesteigertes Interesse mehr hat, für eine Topversorgung mit Ersatzteilen zu sorgen.“ Dazu erreichen uns weitere Nachrichten über ein tatsächliches ‚Nachdenken’ zumindest in der Eurofighter-Software wieder auf die 2007 entfernte Tranche-2 zu gehen, eine eigene Versorgungs- und Pflegelinie der 15 Tranche-1 Maschinen aus letztlich drei verschiedenen Bau-Unterlosen inkl. sechs Gebrauchten wird offenbar früher schwierig aufrecht zu erhalten als wir das schon seit 2007 vorhersagten…Zur Beruhigung: Vieles wäre übrigens mit 15 ‚Gripen’ oder 15 F-16 auch nicht viel anders, jene würden zurzeit auch zurückgezahlt werden und würden – wenn auch weniger – ebenso Betriebskosten wie auch umstrittene Baumaßnahmen im lange im Dornröschenschlaf versunkenen Zeltweg verursachen. Jener finanzielle Unterschied kann es - zumindest sollte er das für ein Land der 1. Welt - nicht sein. Das (meiste) Ungemach liegt in fast 20 verlorenen Jahren an versäumten Technologien, Anlagen und Verfahren. Während deren natürliche Verursacher bereits in Ehrengräbern ruhen oder hochbetagt ihren Ruhestand genießen, ist der technische Verursacher immer noch da. Vielmehr – da kommt er schon wieder…!
Siehe auch: Alte Saab retten die Eurofighter, Kleine Zeitung, 11.12.2010
Das airpower Team
|