Conclusio der Luftoperationen im Zuge von ‚Serval‘

Wieder einmal Antonovs im Einsatz
Foto: ecpad.fr

Je überschaubarer die Anzahl an Einheiten, desto mehr "auf den Punkt" müssen sie gebracht werden.
Foto: ecpad.fr

Neben Soldaten aus Mali hatten Soldaten aus dem Chad die höchsten Verluste zu beklagen. Moderne Ausrüstung und perfekte Ausbildung helfen die Gefahren von Kampfeinsätzen im Rahmen zu halten, wo das fehlt steigt der Blutzoll.

Die Einsätze der französischen Luftstreitkräfte haben gezeigt, dass selbst eine numerisch relativ geringe Anzahl an über so große Distanzen und Gebiete verteilte Einheiten – ein Dutzend Überschall-Kampfjets, sechs Breguet ‚Atlantique‘, einige ‚Harfang‘-UAVs und einige Tanker sowie Transportflugzeuge – einen enormen Effekt haben, wenn der Gegner am Boden sich nicht gegen Luftangriffe wehren kann. Man hat – lt. Auskunft im Gespräch mit airpower.at – zwar einige SA-7 MANPADs u.Ä. gefunden, entweder konnte man damit nicht umgehen oder es fehlten den aus Libyen an die Islamisten verkauften Waffen jene frischen Batterien die man für jeden Aufschaltvorgang braucht. Die ZSU-23 waren überhaupt „just targets“...

Das Gleiche gilt für Fallschirmjägereinsätze. Von vielen schon längst als nicht mehr zeitgemäß angesehen, konnten die Absprünge strategische Positionen einnehmen und sichern deren man mangels Infrastruktur am Boden sowie der vorliegenden Entfernungen mit anderen Mitteln nicht hätte habhaft werden können. Zudem haben auch hier die UAVs ‚zugesehen‘ und mittels Sat- bzw. Link-16 war man sowohl in Lyon als auch in N’djamena ‚live‘ dabei. Kein Warten auf Meldung, sofort zu wissen welcher Widerstand der Luftlandung entgegensteht, die Legionäre am Wärmebild zu den Gebäuden laufen sehen, das ist heute ISR-enabled C3-vernetzter Einsatz...

Grundvoraussetzung für all dies ist aber ein ständig aktualisiertes, aus multiplen Sensoren bis in den Weltraum erzeugtes ISR-Lagebild des Einsatzraumes. Ohne jeweils exakt zu wissen wer, wann, was, wohin und mit wieviel hätte man in so einem gewaltigen Einsatzraum auch mit dem X-fachen der Kräfte nicht diese Wirkung erzielen können. Es kommt somit immer weniger auf die Charakteristika der eingesetzten Plattformen an, als auf deren Vernetzung sowie auf die Breitband-Übertragungsfähigkeiten. In HD, s'il vous plaît...

Darüber ziehen in ‚Serval‘ Involvierte im Gespräch mit den Autoren folgende Schlüsse:

1.) Wenn man Luftmacht wie jüngst im scharfen Einsatz verwendet, gilt es eine Kapazität zu unterstreichen die man früher vielleicht ‚Erstschlag‘ nannte. Jenes war für die politischen Befehlshaber Frankreichs sehr wichtig, denn nur mittels Luftmacht waren man in der Lage diesen Auftakt stark und mit grosser Wirkung auszuführen. Dafür müsse ‚Airpower‘ verwendet werden, dafür müsse man planen.

2.) Alles was da neu an Flugzeugen in Europa hinzukommt wie z.B. A400M oder der A330MRT muss ein MIDS-Terminal an Bord haben. Speziell Tanker mit ihrer langen Verweildauer könnten in solchen Einsatzräumen wahre 'Link-16-Relaisstationen sein. Über die Schnittstellen der Bodentruppen 'kommen' nun via Link-16 die ‚Grunts‘ direkt in die Cockpits, auf die Bildschirme. 'Link-16' geht bis maximal 200 nautische Meilen, über Satellit liefert man aber Situationsübersicht aber an wen wo auch immer. Da sei fast wie Magie und das gelte es auszubauen.

3.) Es hätte sich (wieder) gezeigt, dass für lange und komplexe Missionen zweisitzige Kampfflugzeuge vorzuziehen sind. Einer der beiden Crews muss „das ganze C2-, Link- und Networking-Zeugs“ meistern.

4.) Man müsse heute das Schlüsselpersonal noch besser ausbilden, speziell das vorgeschobene Leitpersonal, die sog. Controllers. Bislang wäre man über Jahre in diese Rolle hineingewachsen, dazu brauche man viel Erfahrung. Aber diese Rolle solle man schon früher antrainieren, mit allen heute verfügbaren Simulationsmitteln. Auch bzw. gerade weil alle europ. Armeen unter budgetären Zwängen stehen, sei noch mehr Simulation wichtig, aber auch Auslagerung von echten Flügen an billigere sog. 'Companion Trainers' wie z.B. PC-21 oder Alpha-Jet. Die können heute viel selbst simulieren, man könne nicht mehr alle Waffentrainingsmissionen mit Jets wie 'Rafále' machen, das sei zu teuer. Man könne heute - und das sollte man machen - virtuelle Daten über 'Link-16' einspielen, z.B. eine emittierende Luftabwehrstellung. Das ergäbe realistisches Training. Und erst jenes ergebe dann die ansteigend nötige Anpassungsfähigkeit und Flexibilität der Besatzungen, speziell bei jenem politisch immer mehr gewünschten, weil Entschlossenheit und Entscheidungsfreudigkeit signalisierendem 'Erst-Auftakt'. Schliesslich – so eine Quelle zu den Autoren – müssen wir ja unsere Politiker 'glücklich und genährt' halten...

5.) Der Vergleich macht sicher – und rechtfertigt auch die Spott-Bezeichnung ‚Bettel-Group‘ (für die es sogar ein eigenes ‚Badge‘ mit aufgehaltenen Händen gibt): Auch wenn sich die USA in ihrem ‚Sequester‘ und ihrer Pazifik-Orientierung zunehmend rarer machen, ein Vergleich: Die 351st Expeditionary Air Refueling Sqn./USAFE teilte Mitte Mai mit, dass ihre von Mildenhall nach Morón vorverlegten KC-135R seit Jahresbeginn 1.012mal französische Jets betankt und dabei 3.900 Tonnen Treibstoff abgegeben hätten. Der eine A310 MRTT der in Unterstützung der AFISMA-Truppe von Dakar aus französische Kampfjets betankt, hat bis Mitte April 550 Tonnen abgegeben. Auch was Grossgerät betrifft hätte es - wieder - eine sog. 'Airlift-Fähigkeitslücke' gegeben. Die Franzosen mussten ‚Volga Dnjepr‘-An-124 und sogar die einzige An-225 der Antonow-Airline hinzuziehen um u.A. die - sich als sehr effektiv erweisenden - 'Tiger'-Kampfhubschrauber von Evreux aus in den Einsatzraum zu bringen. Zwar waren sich die Gesprächspartner sicher, mit Zulauf des A400M diverse Lücken zu schliessen - die EU bliebe militärisch aber ein Zwerg...

Team airpower.at