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Ciau BELLa !

Text von Martin Rosenkranz und Georg Mader sowie Fotos von Hannes Stadler für www.airpower.at.
Mit herzlichem Dank an die Fliegerdivision für die zur Verfügung gestellten Daten.

Foto: Hannes Stadler

Mit einer kleinen sentimentalen Veranstaltung am Freitag dem 29. Juni 200, 1nahm die 2 Staffel des Fliegerregiment 3 am Fliegerhorst Vogler in Linz Hörsching Abschied von den Hubschraubern der Type AB-204B. Der Hubschrauber mit der Kennung "4D-BW", flog grau grundiert, mit den österreichischen Nationalfarben, Augen auf den Cockpitscheiben und einem zähnefletschenden Grinsmaul versehen seine letzten Runden vor etwa 2.500 Zuschauern.

Mit dabei bei den Feierlichkeiten auch ein UH-60L "Black Hawk" der US-Army, entsendet vom 158th Reg. In Giebelstadt/Deutschland. Er sollte, auch wenn der Stationierungsort noch nicht feststeht, die Zukunft symbolisieren, hat doch Österreich im letzten Dezember neun neue Hubschrauber der Type S-70-A42 "Black Hawk" bestellt welche ab 2002 ausgeliefert werden.

Der so hübsch herausgeputzte Pensionist mit dem Namen "Ciao BELLa" war der letzte der ursprünglich 26 Stück die 1961 bestellt und zwischen 1963 und 1967 an Österreich geliefert wurden. Produziert wurde der AB-204B ,mit Lizenz des amerikanischen Herstellers Bell, von der italienischen Hubschrauberschmiede Augusta ab 1961. Für den europäischen Markt wurde der UH-1B "Huey" mit der Bristol-Siddley Gnôme Turbine ausgestattet, welche etwa 100 Wellen-PS mehr leistete als die Lycoming-Turbine des US-Herstellers. Der AB-204B ersetzte die Typen Westland S-55 und Bell-47, und war der erste Hubschrauber mit Turbinenantrieb im österreichischen Bundesheer. Er hat sich als voll IFR-taugliches Gerät im Gebirgsland Österreich ausgezeichnet bewährt.
Foto: Hannes Stadler

© Foto/Bundesheer

Typische Einsätze in Österreich waren Innen- und Außenlast Transporte, Verlegung luftmobiler Infanterieverbände, Plattform für Fallschirmspringer sowie Such- und Rettungseinsätze. In zahllosen Rettungseinsätzen bei Hochwasser, Vermuhrungen und Lawinenunglücken haben die Hubschrauber der Type AB-204B vielen das Leben gerettet und brachten unzähligen Menschen dringend benötigte Hilfe in unzugängliche Gebiete der Alpenrepublik. So wurden z.B. insgesamt 2.440 Windenbergungen wurden durchgeführt. Die Vollzählige Indienststellung der Hubschrauber der Type AB-212 im Jahr 1981 sollte eigentlich der Anfang vom Ende der Karriere der 204er im österreichischen Bundesheer sein, die Außerdienststellung war für 1982 geplant. Doch es sollte ganz anders kommen. Noch 1981 verkaufte Bundeskanzler Kreisky überraschend die einzigen zwei Schwerlasthubschrauber der Type Sikorsky S-65OE nach Israel (der niedrige Kaufpreis [O-Ton Sikorsky-Vertreter Appenzeller: "sind unter guten Freunden das dreifache Wert"] war praktisch ein Geschenk und eine politische Ablassbitte an Israel für den Versuch Kreiskys PLO-Chef Yasir Arafat auf die internationale politischen Bühne zu bringen), über Nacht stand die 2. Staffel ohne Fluggerät da.

Um die entstandene Lücke zu füllen, die beiden S-65OE bedeuteten den Verlust von fast 80 Mann oder etwa 12t Transportkapazität, wurden die besten 8 der verbliebenen 17 AB-204B aufwendig restauriert. Von 1983 bis 1985 wurde mit Hilfe von Rolls-Royce mühsam instandgesetzt, unter anderem war auch eine komplette Neuverkabelung notwendig. Was als kurzfristige Ersatzmaßnahme geplant war, wurde aufgrund der Unwilligkeit der Politik für entsprechend modernen Ersatz zu sorgen, zu einem Dauerprovisorium für weitere 16 Jahre! Limitiert auf VFR-Flug und immer stärker geplagt durch Ersatzteilmangel kamen noch zwei Stück dieser Vietnam-Legenden 1999, im Zuge der Galtür-Lawinenkatastrophe, zum Einsatz und sorgten unter den teilnehmenden US-Army Piloten für ungläubiges Staunen.

© Foto/Bundesheer
Zusammen haben die 26 Hubschrauber nahezu 64.000 Flugstunden absolviert. Drei AB-204B erlitten Flugunglücke, davon eines mit tödlichem Ausgang für die Crew. Es ist geplant "4D-BW", trotzdem mit dieser Zelle sämtliche Flugstunden verbraucht wurden, im derzeitigen flugfähigen Zustand bei der 2. Staffel in Linz zu belassen. Andere wurden auf österreichische Kasernen, Museen und technische Schulen verteilt oder wurden als Ersatzteillager ausgeschlachtet und verschrottet. Zwei wurden 1985 an das Schwedische Försvaretsmaterialverk verkauft.

Soweit die Fliegerdivision feststellen konnte war "4D-BW" der letzte AB-204B in militärischen Diensten weltweit, sämtliche bekannte Nutzer haben die Type schon früher abgestellt. Neben dem Herstellerland Italien, wo einst über 200 Hubschrauber dieser Type im Einsatz waren, hatten auch die Türkische Heeresfliegerei (Osmanli Kara Kuvettleri), die Türkische Militärpolizei (Jandarma), die Türkische Marine (Donama Havaciligi), die Schwedische Heeresfliegerei (Svenska Armen - Armeflyget) Hubschrauber der Type AB-204B im Dienst.
Und auch das amerikanische Original Bell UH-1B scheint inzwischen ausgestorben. Diese waren im Einsatz bei der US-Army, der Türkischen Heeresfliegerei (Osmanli Kara Kuvettleri), der Paraguayanischen Luftwaffe, der Venezolanischen Luftwaffe sowie die Streitkräfte von Äthiopien, Griechenland, Indonesien, Kuwait, Libanon, Malta, Yemen, Saudi-Arabien, Somalia und Spanien.

 

 


Foto: Hannes Stadler

Agusta-Bell AB-204B Technische Daten:
Länge: 12,32 m
Höhe: 3,77 m
Rotordurchmesser: 14,63 m
Abflugmasse: 3.860 kg
Triebwerk: Bristol-Siddley Gnôme H 1200 MK 610 mit 824 kW
Transportkapazität: 2 Piloten + 9 Personen
oder 2 Piloten, 2 Sanitäter und 3 Krankentragen (Sanitätsversion)
oder Lasten bis zur Kapazitätsgrenze = ~1.600 kg minus Besatzung/Treibstoff


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Letzte Aktualisierung: 30.06.2001