Hörsching, OÖ oder Langenlebarn, NÖ hieß es bis zuletzt bei der Frage um die Stationierung der neun neuen Sikorsky Hubschrauber.
Vor allem von Seiten der Landespolitik einiger westlicher Bundesländer wurde versucht erheblichen Einfluss auf die Stationierungs-Entscheidung zu nehmen.
Letztendlich hat sich Bundesminister Herbert Scheibner durch den politischen Druck bei seiner Entscheidungsfindung nicht beeinflussen lassen, es bleib beim ursprünglich vorgesehenen Standort "Langenlebarn".
Langenlebarn wird Heimathorst der Black Hawk's
Foto: Martin Rosenkranz
|
Vor allem dürfte für den Standort Langenlebarn die Altersstruktur des fliegenden Personals sprechen.
Ein weiterer Punkt der Begründung für diese Entscheidung ist, dass die Fliegerwerft 3 in Hörsching die Typenwerft für die Hubschraubertype Agusta Bell AB-212 ist und Hörsching vom logistischen Gesichtspunkten der geeignetste Standort für den AB-212 ist.
Dass im Gegenzug Hörsching nicht leer ausgeht wird im gleichen Atemzug gesorgt.
So werden zukünftig alle 24 Hubschrauber der Type Agusta Bell AB-212 statt bisher 12 ihren Heimathorst in Hörsching haben.
Für Techniker und Piloten in Langenlebarn heißt inzwischen mit den Vorbereitungen für die neue Hubschraubertype zu beginnen.
Zwar benötigen geschulte AB-212er Piloten nur eine relativ kurze Umschulung um mit dem neuen Hubschrauber vertraut zu werden.
Den Technikern steht jedoch ein ausgewachsenes Arbeitspensum ins Haus, für sie nimmt die Umschulung und Umrüstung auf eine neue Type mehrere Monate in Anspruch.
Die Ankunft des ersten österreichischen Black Hawk's wird etwa Mitte 2002 erfolgen.
Werden in Linz nur "zu Besuch" sein. Black Hawk.
Foto: Georg Mader
|
AB-212 Umrüstung in Linz
Doch auch in Linz wird keine Ruhe einkehren.
So soll es in Kürze ernst werden mit der Avionic-Modernisierung der Agusta Bell AB-212.
Nachdem die Arbeiten an der Zellenstruktur sowie der Kraftübertragung abgeschlossen sind soll nun die Bordelektrik und -elektronik auf den Stand der Technik gebracht werden.
Alles arbeiten welche die Fliegerwerft 3 in Hörsching als Typenwerft für den AB-212 selbst vornehmen kann.
Wunschziel dabei - eine Geräteausrüstung möglichst kompatibel mit der des neuen "Black Hawk".
Diese Maßnahmen führen zusammengenommen nicht nur zu günstigeren Betriebskosten und einer höheren Verfügbarkeit der Hubschrauber sondern auch zu einer Lebensdauerverlängerung um bis zu 20 Jahren, und das bei einem Bruchteil der Kosten für Neugerät.
Oben: Der lange Weg der Draken bei Wind aus dem Süden.
Unten: Gelbe Zone, 90db beim Drakenstart, die SPÖ macht Druck
|
Fragezeichen über Graz
Die Anschaffung neuer Abfangjäger lässt auch Spekulationen über deren zukünftige Standorte aufkommen.
Betroffen davon ist der Fliegerhorst Nitter in Graz, Standort der 2. Staffel des Überwachungsgeschwaders.
Vor allem infrastrukturelle Mängel und die geografische Nähe zum Standort Zeltweg (ca. 55km Luftlinie) machen hier zu schaffen.
Seit Jahren kämpft das Bundesheer um einen eigenen Rollweg auf der Westseite von Graz-Thalerhof, dem Vorhaben im Weg steht die Graspiste des dort beheimateten Sportfliegerclubs.
Für die Abfangjäger heißt das, entsprechende Windrichtung vorausgesetzt, bei Startbefehl den Runway queren, was bei Flugverkehr zu mehrminütigen Wartezeiten führen kann.
Danach am Rollweg auf der Ostseite des Platzes mehrere hundert Meter nach Norden rollen und dort möglicherweise wieder einige Zeit warten müssen, weil wieder andere Flugzeuge einen sofortigen Start unmöglich machen.
Wenn die Draken in Richtung Graz starten können rollen sie nur kurz, starten sie Richtung süden müssen aber über 2.000m am Boden gerollt werden.
Foto: Martin Rosenkranz
|
Alles in allem führt dieses Prozedere dazu, dass am Standort Graz im Schnitt nicht jene Zeiten bei Alarmstarts erreicht werden können wie an den Standorten Zeltweg und Linz/Hörsching, die beide Reaktionszeiten deutlich unter 5 Minuten aufweisen können.
Ob angesichts des stetig steigenden Zivilluftverkehrs unter diesem Gesichtspunkt Investitionen in diesen Abfangjäger-Standort noch zu rechtfertigen sind wird Bundesminister Scheibner im Zuge der Beschaffung entscheiden müssen.
Dem Ganzen verleiht dann noch die Politik im Raum Graz-Umgebung entsprechenden Nachdruck, dort sieht die SPÖ die Chance bei einem Abfangjägerneukauf den Fluglärm loszuwerden.
(
Ob sie dann gegen mögliche Offsets im Raum Graz auch so vehement auftreten darf allerdings stark angezweifelt werden).
Transportflugzeuge nach Linz ?
Aber auch der Standort Langenlebarn könnte mittelfristig ebenfalls einige Kapazitäten verlieren.
Schon seit längerem bemüht sich das Bundesheer um größere Flächentransportkapazitäten.
Mit der Beteiligung an der EU "Rapid Reaction Force" werden sowohl Aufgaben als auch das Bemühen um Abdeckung des Bedarfes entsprechend steigen.
Das bedeutet aber auch, dass über kurz oder lang größere Maschinen geleast, gemietet, geborgt oder gekauft werden müssen.
Zwar ist es für die derzeit bei der 4.Staffel betriebenen Flugzeugtypen, PC-6 "Turboporter" und SC-7 "Skyvan", kein Problem in Langenlebarn zu starten und zu landen und ebenfalls nicht für die geleaste CASA 235-300, größere Flugzeuge können aber nicht voll genutzt werden.
Die aus Südafrika geleaste C-130 konnte aus Sicherheitsgründen nicht voll beladen werden.
Foto: Martin Rosenkranz
|
Für große, schwer beladene Transporter ist die Runway in Langenlebarn, mit gerade einmal 1.400m Länge, ein großes Manko.
Soll die Sicherheitsstrecke eingehalten werden heißt das bei vielen Transportertypen eine Einschränkung ihrer Nutzlastkapazitäten, da Beschleunigen bis zum "take off" und Abbremsen bis zum Stillstand nur mit einer Nutzlasteinschränkung möglich ist.
Ohne Startbahnverlängerung bleibt der Fliegerhorst "Brumowsky" nur für Hubschrauber und Kleinflugzeuge nutzbar.
Lufttransporte mit großen Maschinen, wie sie für das Feldhospital in Albanien durchgeführt wurden, können in Ostösterreich nur von Schwechat aus durchgeführt werden, was wegen der dort hohen Start/Lande- und Standgebühren entsprechend teuer ist.
Hingegen böte Linz Hörsching 3.000m Startbahnlänge, was selbst schwer beladenen Transportmaschinen einen sicheren Betrieb ermöglicht.
Allerdings würde "Linz" einen weiten Weg für einen der Hauptkunden der Transportflieger, nämlich das "Kommando für Internationale Einsätze", bedeuten, denn das ist in Götzendorf in Niederösterreich, östlich von Wien, beheimatet.