Die neue Rakete und ihre "Geheimnisse". Links unten der neue "off boresight" Suchkopf, rechts unten das Vektorschubtriebwerk. |
Das Ende der Kooperation stellt den Beginn des AIM-9X Programms dar. Notwendig wurde die neue Generation weil die NATO als Ganzes auf dem Sektor der infrarotgelenkten Kurzstrecken-Luft/Luft-Lenkwaffen gewaltig ins Hintertreffen geraten war. Eine ganze Reihe Raketen dieser Klasse die heute bereits in Produktion und Einsatz stehen übertrifft die Leistungsdaten der im Dienst stehenden Sidewinders bei weitem. Sowohl was Wendigkeit, Reichweite, Zielerfassung und Störresistenz betrifft sind inzwischen eine Anzahl leistungsfähigerer Systeme auf dem Markt. Begründer dieser Generation, und System an dem man sich messen lassen muss, ist die mit einem Vektorschubtriebwerk ausgestattete russische Vympel R-73, auch bekannt unter ihrer NATO-Bezeichnung "AA-11 "Archer". Ähnlich leistungsfähig, wenn auch unter extremer Ausreizung herkömmlicher Technologie, kein Vektorschub dafür extreme Aerodynamik, ist die israelische Rafael Phyton 4. Sie erreich aufgrund höheren Luftwiderstandes und einer anderen Auslegung des Feststofftriebwerks zwar nicht die Reichweite und Geschwindigkeit der "Archer", hat dafür aber mit ihrer enormen Wendigkeit und der Fähigkeit ein verfehltes Ziel mehrfach anzufliegen eine extrem erweiterte "no-escape-Zone" innerhalb der Sichtweite.
Eine alte F-4, beendet den jahrelangen Dienst für ihr Land als QF-4 Zieldrohne. |
Die kinetische Energie der Rakete führt bei einem Direkttreffer auch ohne Explosion des Gefechtskopfes zu schweren Beschädigungen des Zielobjektes.
Oben und unten: Das Vektorschubtriebwerk ermöglicht der Rakete extreme Kurvenflüge.
|
Bei den im Einsatz stehenden Sidewinder-Varianten wurden Leistungssteigerungen fast ausschließlich durch stärkere Motoren, neue Sucher und wirkungsvollere Gefechtsköpfe erzielt. Dies führte dazu, dass der Kegel in dem die Lenkwaffe arbeitet zwar verlängert und innerhalb dieses Kegels mehr Störresistenz und Zerstörungskraft erzielt wurde, eine winkelmäßige Vergrößerung des Wirkungsbereiches seitlich sowie ober-/unterhalb der Flugzeuglängsachse ließ sich aber kaum erzielen. Mit der jetzt hinzugekommenen Vektorschubtechnik ist der Flugkörper zu rasanten Richtungswechseln fähig und die "no-escape-Zone" wird gerade in den Bereichen seitlich des schießende Flugzeuges erheblich erweitert. Das ermöglicht auch die erfolgreiche Bekämpfung von Flugzeugen die in entgegengesetzter Richtung den Flugweg in unmittelbarer Nähe kreuzen. War es früher kaum von Erfolg gekrönt wenn in solch einer Situation eine Rakete gestartet wurde, weil das Zielobjekt fast augenblicklich aus dem Sichtbereich des Suchkopfes verschwand, führt die extreme Wendigkeit der Rakete und ein hochbeweglicher Suchkopf dazu, dass die "no-escape-Zone" in solchen Situationen sogar hinter das schießende Flugzeug ausgedehnt wird.
All das führt dazu, dass Kurvenkämpfe, wie sie früher notwendig waren um sich in Schussposition zu manövrieren, immer weniger von Bedeutung sind. Selbst bei extremsten Ausweichmanövern lässt sich heute innerhalb von wenigen Sekunden jedes Flugzeug welches mit solchen Raketen ausgestattet ist in eine aussichtsreiche Schussposition bringen. Da Wendigkeit kaum ein aussichtsreiches Mittel zur Verteidigung vor solchen Raketen ist kann nur mit höheren Geschwindigkeiten gearbeitet werden um die "no-escape-Zone" des Gegners klein zu halten beziehungsweise diese so schnell wie möglich zu verlassen.
No more Dogfight? Eine Position die mit hochagilen Luft/Luft Raketen nicht mehr notwendig ist. |