ferienzeit.com - das große Reiseforum

www.airpower.at

  © Kontakt - Autor & Webmaster

"X-Winder" fertig für Produktion

Nach 18 Monaten Flugtests mit insgesamt 16 Separationstests und 14 erfolgreichen Abschüssen hat das US Verteidigungsministerium seine Zustimmung zur Produktionseinführung der jüngsten "Sidewinder"-Generation erteilt. Über einen Zeitrau von 18 Jahren werden US-Air Force und US-Navy über 10.000 AIM-9X Raketen beschaffen. Martin Rosenkranz für www.airpower.at über die modernste US-Kurzstreckenrakete.


Die neue Rakete und ihre "Geheimnisse". Links unten der neue "off boresight" Suchkopf, rechts unten das Vektorschubtriebwerk.

Eigentlich hätte es nie zu einer AIM-9X kommen sollen, doch wie man so schön sagt: "Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt". Im Rahmen des FOW MoU ("Family of Weapons" Memorandum of Understanding) war innerhalb der NATO ursprünglich eine enge Kooperation und Koordination in Zusammenhang mit der Entwicklung und Konstruktion neuer Luft/Luft-Raketen geplant. Als Antwort auf die überlegene Luft/Luft-Raketentechnologie Russlands, hier sind vor allem die Typen Vympel R-73 und Vympel RVV-AE zu erwähnen, sollte sich die USA auf die Konstruktion einer neuen radargelenkten Mittel-/Langstrecken-Luft/Luft-Lenkwaffe konzentrieren, während die europäischen Partner die infrarotgelenkte Kurzstrecken-Luft/Luft-Lenkwaffe einbringen sollten. Primär wegen wirtschaftlicher Gründe hat sich diese geplante Kooperation total zerschlagen.

Das Ende der Kooperation stellt den Beginn des AIM-9X Programms dar. Notwendig wurde die neue Generation weil die NATO als Ganzes auf dem Sektor der infrarotgelenkten Kurzstrecken-Luft/Luft-Lenkwaffen gewaltig ins Hintertreffen geraten war. Eine ganze Reihe Raketen dieser Klasse die heute bereits in Produktion und Einsatz stehen übertrifft die Leistungsdaten der im Dienst stehenden Sidewinders bei weitem. Sowohl was Wendigkeit, Reichweite, Zielerfassung und Störresistenz betrifft sind inzwischen eine Anzahl leistungsfähigerer Systeme auf dem Markt. Begründer dieser Generation, und System an dem man sich messen lassen muss, ist die mit einem Vektorschubtriebwerk ausgestattete russische Vympel R-73, auch bekannt unter ihrer NATO-Bezeichnung "AA-11 "Archer". Ähnlich leistungsfähig, wenn auch unter extremer Ausreizung herkömmlicher Technologie, kein Vektorschub dafür extreme Aerodynamik, ist die israelische Rafael Phyton 4. Sie erreich aufgrund höheren Luftwiderstandes und einer anderen Auslegung des Feststofftriebwerks zwar nicht die Reichweite und Geschwindigkeit der "Archer", hat dafür aber mit ihrer enormen Wendigkeit und der Fähigkeit ein verfehltes Ziel mehrfach anzufliegen eine extrem erweiterte "no-escape-Zone" innerhalb der Sichtweite.

Eine alte F-4, beendet den jahrelangen Dienst für ihr Land als QF-4 Zieldrohne.
Jetzt haben, wenn man den Videoaufnahmen bei Testschüssen gegen QF-4 Drohnen glauben darf, die USA den technischen Rückstand egalisiert. Die Bilder zeigen eine Rakete mit extremer Wendigkeit, fähig auch Ziele die auf Gegenkurs passieren, erfolgreich zu treffen. Um einer Störung durch Infrarotscheinziele vorzubeugen verfügt die AIM-9X über einen bilddarstellenden Infrarotsucher der optisch zwischen einem Täuschkörper und dem Flugzeug unterscheiden kann. Sowohl bei "look-down, shoot-down" Szenarien als auch gegen Ziel die während starkem Täuschkörpereinsatz extrem manövrieren hat die Rakete ihre Funktion unter Beweis gestellt.

Die kinetische Energie der Rakete führt bei einem Direkttreffer auch ohne Explosion des Gefechtskopfes zu schweren Beschädigungen des Zielobjektes.

Oben und unten: Das Vektorschubtriebwerk ermöglicht der Rakete extreme Kurvenflüge.

Äußerst interessant werden die Auswirkungen auf die Luftkampftaktik sein. Schon heute gilt im Nahkampf die Faustregel, dass man spätestens nach einer 360° Kurve sein Ziel abgeschossen hat oder aber selbst Opfer geworden ist. Die neuen Raketen werden diesen Spielraum noch einmal gewaltig verringern. Die "no-escape-Zone", das ist jener tropfenförmige Raum vor dem Flugzeug, in dem die Leistungsparameter der Lenkwaffe einem beschossenen Flugzeug keine Überlebenschance lassen, wächst mit der neuen Generation von Kurzstreckenraketen überproportional an.

Bei den im Einsatz stehenden Sidewinder-Varianten wurden Leistungssteigerungen fast ausschließlich durch stärkere Motoren, neue Sucher und wirkungsvollere Gefechtsköpfe erzielt. Dies führte dazu, dass der Kegel in dem die Lenkwaffe arbeitet zwar verlängert und innerhalb dieses Kegels mehr Störresistenz und Zerstörungskraft erzielt wurde, eine winkelmäßige Vergrößerung des Wirkungsbereiches seitlich sowie ober-/unterhalb der Flugzeuglängsachse ließ sich aber kaum erzielen. Mit der jetzt hinzugekommenen Vektorschubtechnik ist der Flugkörper zu rasanten Richtungswechseln fähig und die "no-escape-Zone" wird gerade in den Bereichen seitlich des schießende Flugzeuges erheblich erweitert. Das ermöglicht auch die erfolgreiche Bekämpfung von Flugzeugen die in entgegengesetzter Richtung den Flugweg in unmittelbarer Nähe kreuzen. War es früher kaum von Erfolg gekrönt wenn in solch einer Situation eine Rakete gestartet wurde, weil das Zielobjekt fast augenblicklich aus dem Sichtbereich des Suchkopfes verschwand, führt die extreme Wendigkeit der Rakete und ein hochbeweglicher Suchkopf dazu, dass die "no-escape-Zone" in solchen Situationen sogar hinter das schießende Flugzeug ausgedehnt wird.

All das führt dazu, dass Kurvenkämpfe, wie sie früher notwendig waren um sich in Schussposition zu manövrieren, immer weniger von Bedeutung sind. Selbst bei extremsten Ausweichmanövern lässt sich heute innerhalb von wenigen Sekunden jedes Flugzeug welches mit solchen Raketen ausgestattet ist in eine aussichtsreiche Schussposition bringen. Da Wendigkeit kaum ein aussichtsreiches Mittel zur Verteidigung vor solchen Raketen ist kann nur mit höheren Geschwindigkeiten gearbeitet werden um die "no-escape-Zone" des Gegners klein zu halten beziehungsweise diese so schnell wie möglich zu verlassen.

No more Dogfight? Eine Position die mit hochagilen Luft/Luft Raketen nicht mehr notwendig ist.
Doch bis es entgültig soweit ist müssen durch Raytheon noch einige Hausaufgaben erledigt werden. Bis Ende 2002 stehen weitere Test sowie abschließende Entwicklungen auf dem Programm um die Genehmigung für die Produktion mit voller Kapazität zu bekommen. Gleichzeitig mit der Beschaffung durch US Air Force und US Navy erfolgt die Integration der Rakete in die Systeme F/A-18E/F, F-15E, F-16 und F-22. Gefordert wird dabei eine volle Kompatibilität mit allen AMRAAM und AIM-9M 12X-Serie Launchern. Gemeinsam mit der Nutzung bereits im Einsatz stehender Raketenteile und div. Testequipment sollen so die Kosten für Beschaffung und Betrieb verringert werden.
Wann die Rakete auch auf dem internationalen Markt erstmals angeboten wird ist noch unklar. Angesichts einer starken Konkurrenz, die mit geringen bis gar keinen Exportrestriktionen zu kämpfen hat, könnte das aber früher der Fall sein als es den Amerikanern selbst lieb ist.

AIM-9X Streaming Video

300kb/s    100kb/s    56kb/s

via

Raytheon

AIM-9X pdf-Prospekt (1,7MB)

via

Raytheon


www.airpower.at

    airpower.at.forum

Reifen für Österreich zum besten Preis

© Kontakt - Autor & Webmaster
Letzte Aktualisierung: 04.08.2001