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Die Fliegerabwehrkanonen der Taliban

Im Gegensatz zur technisch aufwendigen Lenkwaffen-Flugabwehr ist die weniger komplexe Rohrwaffen-Flugabwehr mit Sicherheit größtenteils halbwegs brauchbar (zumindest für Afghanische Verhältnisse). Wie schon bei den Raketen stellen auch hier vor allem die kleinen System das größere Problem dar. Offen bleibt die Frage wie viel Lebenszyklen die Rohre schon hinter sich haben mögen. Die letzten "normalen" Wartungszyklen auf all diesen System wurden das letzte mal vermutlich durch die sowjetische Besatzungsmacht durchgeführt.

Im Zusammenhang mit der Rohrwaffen-Flugabwehr können die USA nur auf die nicht vorhandene Logistik-Infrastruktur auf Seiten der Taliban und somit schlechter Versorgung mit Munition bauen. Immerhin verfeuern diese Maschinenwaffen hunderte Schuss Munition pro Minute und es ist nicht anzunehmen, dass große Mengen der teilweise sehr teueren und in den benötigten Mengen auch schweren Munition vorhanden sind.

 

Die kleinsten Waffen sind hier die überschweren MG's Kaliber 12,7mm, sie sind üblicherweise auch auf Panzern montiert.
ZPU-4 mit 4 x 14,5mm

 

Schon mit Radprotze und zwischen etwa 400kg und 1.000kg schwer sind die Systeme ZPU-1, ZPU-2 und ZPU-4. Je nach Typ sind ein, zwei oder vier 14,5mm Maschinenkanonen mit einer Kadenz von 550 bis 600 Schuss pro Rohr und Minute bei Reichweiten bis 1.500m bei diesen optisch/mechanisch gerichteten Geschützen vorhanden..
ZU-23 mit 2 x 23mm

 

Die ZU-23 ist eine luftgekühlte doppelläufige 23mm Fliegerabwehrkanone mit optisch/mechanischer Richtanlage. Das 950kg schwere Geschütz kann fortgesetzt 200 Schuss pro Lauf und Minute und kurzzeitig bis 1.000 Schuss pro Lauf und Minute auf Entfernungen bis 2.500m abgeben. Für die Bedienung sind fünf Mann vorgesehen. Das Geschütz gibt es in Afghanistan sowohl als Zweirad-Protze stationär als auch montiert auf der Ladefläche von UAZ-Lastwägen.
ZSU-23-4 mit 4 x 23mm

 

Leistungsfähigstes Nahverteidigungssystem im Bereich der Rohrwaffen-Flugabwehr ist das ZSU-23-4 Kettenfahrzeug. Auf der umgebauten Wanne eines amphibischen Panzers der 50er Jahre befindet sich ein leicht gepanzerter Turm (8,3mm) mit vier wassergekühlten 23mm Kanonen. Gerichtet werden können die Kanonen automatisch per Radar aber auch optisch/mechanisch. Das Radarsystem hat zwar nur eine sehr begrenzte Reichweite und Blickwinkel ist dafür aber nur sehr schwer mit elektronischen Spürsystemen zu entdecken und sehr exakt. Es wird aufgrund seiner Eigenschaften üblicherweise mit anderen Systemen gekoppelt. Die Feuergeschwindigkeit liegt bei 800 bis 1.000 Schuss pro Rohr und Minute wobei üblicherweise in Feuerstössen von 3 bis 30 Schuss per Lauf (~0,5 bis 2 Sek.) auf eine Reichweite bis 3.000m geschossen wird. Im 20,5 t schweren Fahrzeug werden normalerweise 2.000 Schuss Munition mitgeführt.

 

57mm S-60

85mm KS-12

100mm KS-19

Neben den bereits genannten Kalibern, die durchaus auch noch in modernen Systemen Verwendung finden sich auch noch drei großkalibrige FLAK im Arsenal der Taliban. Allerdings ist es äußerst unwahrscheinlich, dass diese aus dem zweiten Weltkrieg oder der Zeit unmittelbar danach stammenden Systeme Luftverteidigungszwecken dienen. Vielmehr geben sie für den Erdzielbeschuss innerhalb des Afghanischen low-tech Szenarios noch ganz brauchbare Waffen ab.

Die kleinste der drei angesprochenen Kanonen ist die 57mm S-60. Das 4.660kg schwere Geschütz ist auf einer Vierradprotze montiert und wird üblicherweise durch einen LKW gezogen. In Feuerstellung gebracht kann das durch 7 Mann bediente System zwischen 70 Schuss/Minute und maximal 120 Schuss/Minute abgeben. Innerhalb des 360° Richtbereiches kann es optisch bis in 4km Höhe und mit Radarhilfe bis 6km Höhe gerichtet werden. Ein mit S-60 ausgerüstetes Sowjetisches Regiment bestand aus 4 Batterien zu je 6 Kanonen und einem Radar, Anfang der 80er wurden die Kanonen durch Lenkwaffensysteme ersetzt.

 

Die 85mm messende KS-12 erinnert sehr stark an die Deutsche Wunderflak "8.8". Die auf einer Vierradprotze montierte Kanone kann 15 bis 20 Schuss pro Minute abgeben und mittels optischem Teleskop bis 4.000m und mit dem "Fire Can" Radar bis 10.200m gerichtet werden. Einige Länder, darunter z.B. Nord Korea haben sie noch im Einsatz.

 

Das größte FLAK-Kaliber in Afghanistan ist die 100mm KS-19. Das 11.000kg schwere Geschütz braucht ganze 15 Mann zur Bedienung und kann pro Minute 10 bis 15 etwa 16kg schwere Geschosse in Höhen bis zu 12.600m schießen. Als Richthilfe bis 4.000m dienen ein Teleskop und ein Panoramateleskop, darüber findet ebenfalls das "Fire Can" Radar Verwendung. Das Geschütz braucht einen schweren LKW oder ein Kettenfahrzeug und kann nur mit einer Maximalgeschwindigkeit von 35-40km/h bewegt werden - angesichts von "Strassen" die diese Bezeichnung kaum verdienen eine Tortour.


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Letzte Aktualisierung: 19.10.2001