Als zukünftiges Rückgrat der europäischen Luftverteidigung und technologisch fortschrittlichstes Luftverteidigungsflugzeug der vierten Generation wurde am 18. Jänner der Eurofighter präsentiert. Argumentativ wurde vor allem das Europa-Argument, und zwar sowohl politisch und militärisch als auch wirtschaftlich, aber auch der eben erst beginnende Lebenszyklus und die technologische Überlegenheit für den Eurofighter, ins Feld geführt.
Mit hoher Zuversicht, dass man nicht nur eine Außenseiterrolle in der Draken-Nachfolge spielen wird sondern ein vollwertiger Mitbewerber ist wird auf die voll angelaufene Serienproduktion verwiesen.
Noch dieses Jahr werden die ersten drei Serienflugzeuge zum Erstflug abheben und das erste Serienflugzeug an den Bedarfsträger abgegeben.
Die Serienfertigung weiterer Flugzeuge läuft voll im Zeitplan. So wird derzeit an 12 Rumpfvorderteilen, 17 Rumpfmittelteilen, 28 Rumpfhecks und 30 Flügeln gearbeitet und insgesamt befinden sich 80 der 148 Flugzeug des ersten Bauloses in verschiedenen Stadien der Fertigung.
Schon 2003 werden 40 Flugzeuge, 2004 45 Flugzeuge und ab 2005 bis zumindest 2013 je 52 pro Jahr ausgeliefert.
Auf der wirtschaftlichen Seite ist man sich sicher, mit einem Jahresumsatz von mehr als EUR 50 Mrd. und 250.000 Mitarbeitern der am Eurofighter und der EADS beteiligten Europäischen Luft- und Raumfahrtindustrien von Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien und Frankreich sowie deren Partner und Mütter, sowohl den geforderten Umfang als auch eine unübertroffene Breite bei den Gegengeschäften bieten zu können.
Politisch stellte der EADS Konzern vor allem Forderungen an die europäische Politik. Hier wird die ungleiche Ausgangssituation zwischen US und Europäischen Luft- und Raumfahrtproduzenten vor allem im militärischen Bereich herausgehoben. Als Beispiel wurde das A400M-Programm genannt, wo sich einerseits 8 europäische Länder (inkl. Türkei) zur Beschaffung entschieden haben, andererseits jedoch durch überlange Entscheidungsprozesse wiederum potentielle Kunden (z.B. Italien) für einen Zeitraum von 30 bis 40 Jahre an US-Konzerne verloren wurden. EADS verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der US Markt für militärische Produkte aus Europa de facto verschlossen ist. Technologische Kompetenz und Arbeitsplätze in Europa sowie Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt könne nur erreicht und gehalten werden wenn Programme gesamteuropäisch und zügig ablaufen und über die so erzielten kürzeren Entscheidungszeiträume und höheren Stückzahlen günstiger kalkuliert werden könnte. Außerdem wäre für den multinationalen Konzern ein gesamteuropäisches Unternehmensrecht von Vorteil.
Doch zurück zum Flugzeug.
Hier wurde den anwesenden Journalisten vor allem die enormen Flugleistungen als auch die fortschrittliche Pilot/Maschine-Schnittstelle des Eurofighters vorgestellt.
So weist der Eurofighter die instabilste Auslegung aller am Markt befindlichen Kampfflugzeuge auf.
Bei einer Zelle die nur knapp größer ist als die der F-16, hat der Eurofighter beinahe die doppelte Tragflügelfläche und mit den noch vor dem Cockpit angebrachten Canards die bei weitem größte Hebelwirkung zur Steuerung aufzuweisen.
Ergebnis sei eine extreme Instabilität und dadurch enorme Wendigkeit selbst bis in den hohen Überschallbereich.
Laut Aussage des anwesenden Testpiloten Chris Worning, können bei Geschwindigkeiten von Mach 1,6 Kurven mit bis zu 5 G Belastung geflogen und die Geschwindigkeit gehalten werden.
Unterstützt wird der Pilot dabei durch ein "carefree handling" Flugsteuersystem.
So werden z.B. die für die Zellenlebensdauer extrem schädlichen Rollen bei hoher G-Belastung durch das System automatisch auf verträgliche Belastungen herabgesetzt.
Je nach Priorität und Steuereingabe wird bei höchster G-Belastung entweder die Rollrate automatisch verringert oder bei maximalem Steuerausschlag zur Erhöhung der Rollrate die G-Belastung automatisch reduziert.
Des weiteren sei bereits der ganze Flugleistungsbereich bis 55.000ft (16.768m) erflogen und Mach 2 in Höhen von 8.840m bis 16.768m erreicht worden.
Angemerkt wurde noch, dass sämtliche Flugleistungsangaben jeweils eine Standard-Bewaffnung von vier Mittelstrecken-Raketen in Rumpfausnehmungen und zwei Kurzstreckenraketen an "Lowdrag-Pylons" beinhalten, was einer Performancesteigerung von rund 20% in einigen Bereichen bei gleichzeitiger Reduktion des Radarquerschnitts, gegenüber Flugzeugen mit herkömmlichen Waffenpylonen, gleichkäme.
Als Pilot ging Chris Worning vor allem auf die Pilot/Maschine-Schnittstelle ein. Seiner Aussage nach bedeutet vor allem das System zur Spracheingabe eine enorme Arbeitserleichterung. Damit ist der Pilot in der Lage nicht nur Frequenzen zu wechseln sondern auch in komplexen taktischen Situationen sowohl dem eigenen Flugzeug als auch dem Flügelmann via Datenlink blitzschnell Befehle zu erteilen und deren Ausführung zu kontrollieren. Zudem geben die drei Multifunktionsbildschirme mit horizontaler und vertikaler taktischer Sicht als auch Moving Map eine beeindruckendes Situationsbewusstsein.
Sollte das Bundesheer vor der Entscheidungsfindung eine entsprechende Programmevaluierung in Betracht ziehen, steht man auch diesem Wunsch positiv gegenüber. Anders als bei F-16 und Gripen haben ja noch keine Testflüge österreichischer Piloten mit dem Eurofighter stattgefunden. Zwar sei das Testflugprogramm sehr dicht, aber entsprechende Evaluierungsflüge mit Österreichischen Piloten sowie einer Systemvorstellung für die Techniker des Bundesheeres sein durchaus möglich wie Beispiele mit anderen interessierten Ländern zeigen.
Was die Übergangslösung und die Frage der Kosten betraf hielt sich das Eurofighter-Konsortium allerdings bedeckt.
Man habe den Wunsch Österreichs, eine MiG-29 Übergangslösung nicht zu befürworten, entsprechend berücksichtigt, hieß es.
Weiter wollte man sich vor der Anbotseröffnung allerdings nicht aus dem Fenster lehnen.
Und auch der Preis blieb unerörtert.
Einzig die kryptische Bemerkung, dass bei einer Ausschreibung im Asiatischen Raum sämtliche Mitbewerber innerhalb eines Preisrahmens von 10% lagen blieb als Hinweis auf das finanzielle Anbot im Raum stehen.
Bleibt abzuwarten ob der Eurofighter die Vorselektion durch die Bewertungskommission überlebt.
Denn eines steht fest, in der Papierform erfüllt der Eurofighter das MUSS-Kriterium, zumindest in einer Luftwaffe im Einsatz zu stehen, nicht. Gerade noch nicht !
Eine entsprechende Entscheidung könnte zum Politikum auf höchster internationaler Ebene ausarten.
Würde doch ein vorzeitiges Ausscheiden des Eurofighters bedeuten, das größte Europäische Kampfflugzeug-Beschaffungsprogramm, gestützt durch 4 große EU-Nationen welche 50% der Außenhandelskontakte Österreichs repräsentieren, aus dem Bewerb zu kippen.