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Die letzte Exocet

Nach dem erfolgreichen Angriff vom 25. Mai war nur noch eine einzige luftverschiessbare "Exocet" über. Abermals musste die Taktik geändert werden.

Um den Überraschungsfaktor aufrechtzuerhalten - man wusste, dass die Britische Luftabwehr auf den westlichen 180° Bogen um die Schiffe konzentriert war - wollte man die Super Etendard's südlich an den Falklands vorbeiführen und die britischen Träger von außerhalb des Luftabwehr-Sektors angreifen.

HMS Invincible
Aufmerksame Beobachtung der Harrier-Flugbewegungen mit dem AN/TPS-43F ließen auf zumindest einen Träger etwa 100 Seemeilen östlich von Port Stanley, auf Position 52º 00' S / 55º O, schliessen.
Die Mission wurde für den Morgen des 29. Mai festgesetzt. Doch ein Anruf des Oberkommandos änderte diese Pläne. Die Mission sollte im Verband mit vier A-4C der ARA durchgeführt werden und es würden dafür beide Herkules-Tanker zur Verfügung stehen.
Die Skyhawk's würden zuerst geführt durch das gute Navigationssystem der Super Etendard's und dann geleitet durch die Rauchfahne der Rakete zu ihren Zielen finden. Doch die Skyhawk's, die für den Angriff nach Rio Grande verlegen sollten, tauchten nicht auf. Und als die Entscheidung getroffen wurde, den Angriff alleine auszuführen, waren die Tanker nicht mehr verfügbar.

Der Angriff auf HMS Invincible

Die nächste Chance kam schon am Tag darauf. Inzwischen waren auch schon die vier Skyhawk's verfügbar und ein intensives Briefing der Piloten im Gange. Immerhin musste auch bei diesem Einsatz absolute Funkstile gewahrt werden, um die Frühwarnsysteme der Schiffe nicht zu alarmieren.
Nachdem das Radar auf den Falkland's die letzten Positionsmeldungen durchgegeben hatte, hoben um 12:30 zuerst die Super Etendard's, pilotiert von Lt.Cdr. Alejandro Francisco und Lt. Luis Collavino und danach die vier A-4C Skyhawk's, mit 1stLt. José Daniel Vázquez, 1stLt. Omar Jesús Castillo, 1stLt. Ernesto Ruben Ureta und 2ndLt. Gerardo G. Isaac in den Cockpits, ab.

Die Formation auf dem Weg nach Osten.
Bild: Captain Exequiel Martinez, FAA
Beide Herkules waren schon in der Luft und der Treffpunkt der Verbände lag Südöstlich der "Isla de Los Estados" in einer Flughöhe von 20.000ft.
Gemeinsam flogen die beiden Tanker und die 6 Jagdbomber fast 250km weiter nach Osten, während sich fast ununterbrochen die Flugzeuge an den Luftbetankungseinrichtungen abwechselten. Angelangt am östlichsten Punkt des Flugweges, über 550km süd-südöstlich des geplanten Zieles, trennten sich Tanker und Jagdbomber. Während die Jagdbomber nach nord-nordwest drehten, verschwanden die Tanker Richtung Nordwest, um dort auf die vom Angriff zurückkehrenden A-4C zu warten.

Als der Angriffsverband die Flughöhe schön langsam auf Angriffshöhe senkte wurde das Wetter immer schlechter. Durch dichte Wolken und nur 18m über den Wellen näherten sich die Jagdbomber aus 160°~170° dem Ziel, mehr als 100° außerhalb der, von den Engländern angenommenen, Hauptbedrohungsachse.

Als die Super Etendards erstmals die Flughöhe anhoben um ihre Radargeräte zu aktivieren, fanden sie eine große Anzahl an Zielen, mehrere davon offensichtlich Scheinziele. Die Flughöhe wurde wieder gesenkt und einige Minuten später probierten Francisco und Collavino erneut eine Zielerfassung. Es benötigte einiges an Zeit und Arbeit um die Ziele am Radargerät zwischen echten und gefälschten Kontakten unterscheiden zu können. Doch schließlich hatte man doch Erfolg, markierte das größte erfasste Ziel und Lt.Cdr. Francisco schoss die letzte AM.39 Exocet ab. Während die beiden Super Etendards sofort nach Süden abdrehten und für weitere 50km im Tiefflug blieben, bevor sie Richtung Rio Grande abdrehten, flogen die vier Skyhawk's der Rauchspur der Exocet nach.

Unterschiedliche Perspektiven

Hat die Exocet getroffen ?
Was danach wirklich geschah, wird sich nie so genau feststellen lassen, denn es gibt zwei unterschiedliche Interpretationen des kurzen Aufeinandertreffen.

Eindeutig erwiesen und von beiden Seiten bestätigt ist, dass noch im Anflug auf die Schiffe der Leader des ZONDA-Schwarms 1stLt. Vázquez und die Nr.2 des Schwarms 1stLt. Castillo von "Sea Dart" Flugabwehr-Raketen getroffen wurden. Beide Piloten starben beim Absturz ihrer Skyhawk's.

Doch während 1stLt. Ureta und 2ndLt. Isaac bei der Nachbesprechung getrennt von einander zum Protokoll gaben, den Flugweg der Rakete bis zur rauchenden, und offensichtlich getroffenen HMS Invincible verfolgt, diese überflogen und auch mit Bomben getroffen zu haben, ist die Britische Geschichte eine vollkommen andere.

Laut Royal Navy wurden durch die Super Etendard's und den ZONDA-Schwarm der Zerstörer HMS Exeter und sein Begleitschutz, die Fregatte HMS Avenger angegriffen. Die beiden Schiffe waren in enger Formation in sehr schlechtem Wetter unterwegs und wurden beide durch je eine A-4C überflogen, jedoch von keiner Bombe getroffen.

Der Angriff auf Invincible
Bild: Captain Exequiel Martinez, FAA
Die Royal Navy führt die Missinterpretation durch die Argentinischen Piloten, auf die durchgeführten Radarstörmaßnahmen, das sehr schlechte Wetter, sowie den durch die extreme Reichweite, den enormen Stress hervorgerufen durch die Kampfsituation und den Verlust des halben Schwarmes, sowie die Unerfahrenheit der Argentinischen Luftwaffenpiloten, zurück.

Die Argentinische Luftwaffe gibt hingegen zu bedenken, dass das flache Deck eines Trägers selbst in extremen Stresssituationen unverwechselbar ist, beide zurückgekehrten Piloten sofort getrennt wurden und unabhängig voneinander die selben Aussagen über den Verlauf der Operation zu Protokoll gegeben haben und, dass HMS Invincible erst 8 Monate nach Beendigung des Falklandkrieges wieder nach England zurückgekehrt sein - und zwar mit einer frisch lackierten Backbord-Seite.

Bis heute bestehen beide Seiten auf jeweils ihre Version der Ereignisse des 30. Mai 1982 und sind mit den Ergebnissen der Mission zufrieden.

Martin Rosenkranz


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Letzte Aktualisierung: 04.05.2002