ist das Motto der multinationalen Übung
Die Luftwaffe der "Coalition Force" in Zeltweg.
Eine Schweizer Hornet kehrt vom Einsatz zurück. Eine Draken Rotte beim Alarmstart. Bis spät Abends gibt es Flugbetrieb. Letzte Starts um 21 Uhr. Österreichische Piloten nach dem Einsatz. |
Somit musste man sich vor Übungsbeginn vorerst einmal auf eine gemeinsame Sprache einigen (Englisch), eine gemeinsame Befehlsstruktur sowie Mögliche formen der Zusammenarbeit und Arbeitsteilung, und auch einheitliche Begriffe und Kommandos erarbeitet werden.
Um der Übung einen Rahmen zu geben wurde ein virtuelles Szenario erstellt, welches auf den Erfahrungen, die mit real existierenden Flugverbotszonen gemacht wurden, fußt. Übungsannahme ist eine UN-Resolution, mit der eine demilitarisierte Zone mit Flugverbot in "Saltland" errichtet wurde. Mit der Überwachung ist eine multinationale Einsatztruppe, stationiert in "Saltland" und "Blueland" beauftragt. Die Opposition gegen diese UN-Resolution und die multinationale Einsatztruppe findet von "Redland" in Form von Luftraumverletzungen statt.
Von bzw. an mehreren Orten in vier Ländern wird geübt. Schaltzentrale des Ganzen ist die EZ/B in St. Johann/Pongau, auch bekannt unter "Regierungsbunker". Dort steht auch ein weiteres Element der Übung - ein DCRC (Deployable Control and Reporting Center) - vier Container in denen insgesamt 12 Radararbeitsplätze untergebracht sind und welche in Zukunft im Rahmen der UNO bzw. der GASP der EU in der Krisenbewältigung zum Einsatz kommen sollen. Weitere Führungselemente stehen in Wien und in Salzburg.
Dazu kommt Zeltweg als Einsatzflugplatz der Partei "Blueland", sowie die Einsatzflugplätze der Partei "Redland" in Linz, Dübendorf/CH und Ghedi/IT. Das wohl teuerste Element der Übung - die fliegende Radarstation E-3F "AWACS" - fliegt ihre Missionen direkt von Avord/FR aus und bezieht jeden Tag für 6 Stunden etwa im Raum Wr.Neustadt Position.
Weitere Elemente der Übung sind ein mobiles Mittelbereichsradar des öst. Bundesheeres am Zeilerberg sowie ein Schweizer TAFLIR (taktisches Fliegerradarsystem) im Raum Ennstal, welche beide ihre Daten in die EZ/B übermitteln und zu einer Verdichtung des Sichtbereiches der Goldhaube beitragen.
An Luftfahrzeugen stehen den "Coalition Forces" in "Blueland" vier Draken, drei Mirage 2000 drei F/A-18 Hornet, 2 Alouette III und eine PC-6 zur Verfügung.
Gemäß ihren Eigenschaften werden die strahlgetriebenen Jäger eingesetzt. Die Draken haben zwar die kürzeste Ausdauer in der Luft und sind spätestens nach 45 Minuten wieder zurück sind dafür aber beim Start mit Abstand die Schnellsten. Für die Übung wurde "Sitzbereitschaft" (jeweils 30 Minuten, dann wird gewechselt) in den Cockpits angeordnet und so benötigen die Drakenpiloten weniger als 3 Minuten um nach Alarmierung Luft unter die Räder zu bekommen.
Mirage und F/A-18's werden mit den CAP-Missionen (Luftraumpatrouille) beauftragt, da sie länger kreisen können.
Parallel dazu stehen Alouette III und PC-6 für eine, in das Szenario eingebundene, Such- und Rettungsübung zur Verfügung. Übungsannahme sind dabei abgeschossene Piloten, die auf den Heimathorst zurückgebracht werden sollen. Allerdings hofft niemand auf einen realen Absturz, sondern die Zielperson wird vor beginn der Rettungsübung an einer, dem Rettungsteam unbekannten, Position im Zielgebiet abgesetzt.
Den "Luftraumverletzern" der Partei "Redland" stehen in Linz mehrere Draken, sechs Saab 105, drei Alouette III und eine PC-6 zur Verfügung. Direkt von Ghedi/IT aus kommen zwei Tornado IDS zum Einsatz und von Dübendorf/CH zwei F/A-18 Hornet. Sie alle versuchen mit verschiedenen Aufträgen in die Flugverbotszone "Saltland" einzudringen.
Doch nicht nur in der Luft sondern auch am Boden wird geübt. Im Rahmen einer Flugabwehrübung wird der Einsatzflugplatz der "Coalition Forces" in "Blueland" gegen Luftangriffe geschützt. Dazu wurden um Zeltweg Fliegerabwehkräfte aus Österreich und Frankreich stationiert. Was recht einfach klingt schaut in der Praxis schon viel schwieriger aus.
Immerhin ist aus fünf verschiedenen Systemen und sechs verschiedenen Subsystemen aus zwei Ländern ein funktionierendes Flugabwehrnetzwerk zu bilden. Problematisch dabei sind die technisch inkompatiblen Schnittstellen zwischen den einzelnen Flugabwehrsystemen.
Das Fliegerabwehrregiment 1 aus Groß Enzersdorf bringt dabei im Rahmen seiner Abschlussübung zwei Flamingo Zielzuweisungsradare (ZZR), mehrere daran angeschlossene MISTRAL-Werfer (leichte Fliegerabwehrlenkwaffe), Feuerleitgeräte 79 "SKYGUARD" zusammen mit 35mm Fliegerabwehrkanonen sowie 20mm Fliegerabwehrkanonen zum Einsatz.
Frankreich bringt das Allwetter-Kurzstrecken-Luftverteidigungssystem CROTALE als auch das System ASPIC - ein auf einem Fahrzeug montierter MISTRAL-Vierfachwerfer - in die Übung ein.
Da Luftfahrzeuge aus verschiedenen Ländern eingesetzt werden und diese zum Teil sowohl als Freund als auch als Feind auftreten können, kommt dem Menschen oft mehr Bedeutung zu als durch die Ingenieure der Flugabwehrsysteme eigentlich vorgesehen war. So zum Beispiel ist blindes Vertrauen auf die nur zum Teil in die Flugabwehrsysteme als auch Luftfahrzeuge integrierten Freund/Feind-Kennungssystemen nicht möglich.
Statt dessen sind den auf Zeltweg anfliegenden befreundeten Flugzeugen einige wenige exakt vorgegebene Anflugrouten und Anflugverfahren zugewiesen. So z.B. müssen durch die Piloten ab gewissen Entfernungen zu Zeltweg Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten werden und gewisse Bereiche dürfen nur mit ausgefahrenem Fahrwerk und eingeschalteten Landescheinwerfern passiert werden.
Parallel dazu hat die Flugabwehr genau festgelegte "Rules of Engagement" (Bedingungen für den Waffeneinsatz) auferlegt bekommen. Das bedeutet, dass die Feuereröffnung nur erfolgen darf wenn ein oder mehrere Bedingungen erfüllt sind, eine Entscheidung für die im Regelfall nur einige wenige Sekunden zur Verfügung stehen.
Als wertvolle Hilfe steht der österreichischen Flugabwehr das System "KREIDFEUER" zur Verfügung. In "KREIDFEUER" werden durch die GOLDHAUBE erfasste und bekannte Luftfahrzeuge in der EZ/B in St.Johann/Pongau farblich eindeutig markiert, Daten auf die der Gefechtsstand des Fliegerabwehrregimentes zugreifen kann und so zumindest über einen Teil der anfliegenden Luftfahrzeuge informiert ist.
Zielzuweisungsradar (ZZR) des Fliegerabwerregimentes 1, gut versteckt hinter der Garage eines Autohändlers im Raum Knittelfeld. | Das Feuerleitgerät Skyguard und eine radargesteuerte 35mm Oerlikon-Kanone in Feuerstellung. |
Wenige Kilometer vom ZZR entfernt, in St.Margarethen bei Knittelfeld, steht einer der Mistral-Werfer. | |
CROTALE ist ein Allwetter-Luftverteidigungssystem mit einer Maximalreichweite von 10 bis 15km und einer Maximalhöhe von 4,5 bis 5km. Der Achtfachwerfer beherbergt ein Radarsystem mit 18,5km Reichweite, sowie zwei optische Systeme, welche über TV als auch IR Ziele erfassen uns verfolgen können. Die Raketen selbst werden über Funksignale gesteuert. |
ASPIC ist ein automatisiertes Luftverteidigungssystem für sehr kurze Reichweiten. Der Vierfachstarter enthält infrarotgelenkte Kurzstreckenraketen des Typs MISTRAL. Die Zielsuche und Erfassung erfolgt über einen optischen Zieldesignator im IR-Band den ein Systemoperator in Form eines Helmes auf dem Kopf trägt. |
Der Übungsleiter auf Österreichischer Seite, Brigadier Peter Kolecko, betont dazu, dass "viele von Zusammenarbeit reden, aber die Teilnehmer dieser Übung sie erarbeiten" und unterstreicht AMADEUS 2002 als entscheidenden und qualitativ hochwertigen Beitrag Österreichs für die Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
Der französische Übungsleiter, Brigadier General Charles Ricour bezeichnete Amadeus 2002 herausragende Übung von enormer Wichtigkeit für die französischen Luftstreitkräfte und begrüßte ausdrücklich die Österreichischen Anstrengungen sich auf internationale Friedenserhaltende und sichernde Operationen vorzubereiten.
Oberst Luigi Rizotto, Übungsleiter der italienischen Luftwaffe, bedauerte, dass man aufgrund des NATO/Russland Treffens in Rom nicht im gewünschten Umfang an dieser wichtigen Übung teilnehmen konnte. Aber man hatte auch mit, gegenüber der vorhergehenden Planung, geringeren Kräften ständig ein starkes Interesse an der Übung teilzunehmen und verwies im Zusammenhang mit den Vorfällen vom 11. September auf die Wichtigkeit des Austausches von Wissen, Erfahrungen und Ideen im Rahmen solch großer Übungen.
Korpskommandant Hans-Rudolf Ferlin aus der Schweiz, erinnerte an den 11. September als neue Herausforderung in Sachen Luftraumüberwachung und Luftraumsicherheit brachte als Chef der Schweizer Luftwaffe sehr klar zum Ausdruck, dass auch der Luftraum Teil des Staatsgebietes sei und wenn man Sicherheit wolle man auch für die notwendigen Mittel vorsorgen müsse.
Martin Rosenkranz