Österreich's Luftwaffe macht international Schlagzeilen |
Die Mitgliedstaaten unterstützen die Außen- und Sicherheitspolitik der Union aktiv und vorbehaltlos im Geiste der Loyalität und der gegenseitigen Solidarität.
Vertrag über die Europäische Union, Titel V, Artikel 11, (2), Vertrag von Amsterdam vom 2. Oktober 1997
...Die schrittweise Festlegung einer gemeinsamen Verteidigungspolitik wird in einer von den Mitgliedstaaten als angemessen erachteten Weise durch eine rüstungspolitische Zusammenarbeit zwischen ihnen unterstützt.
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Wenn es das Ziel der Regierung Schüssel ist auch über hier in Österreich unpopuläre Konsequenzen Europas nicht hinwegzuschauen, die "Force Goals" für die ESVP nicht nur als Bekenntnis mit der Lippe zu kennen sondern auch aktiv mitzugestalten und Österreich in die Lage zu versetzen - natürlich mit wesentlich geringer Stückzahl, dafür aber auf technisch höchstem Niveau - die Rolle des hässlichen Entleins endlich abzulegen, dann ist der Mehraufwand nicht umsonst.
Allerdings muss dann auch "B" gesagt werden, wenn man schon mit "A" angefangen hat. Denn sonst könnte dieses Experiment auch ganz schnell scheitern, wenn die personelle, finanzielle und zahlenmäßige Basis für einen Normalbetrieb nicht geschaffen werden kann. Das ursprüngliche Mengengerüst von 24 Einsitzern und 6 Zweisitzern in einem zweiten Schritt, dürfte angesichts der Kosten für den zweistrahligen Superjäger nur sehr schwer zu erreichen sein, ist aber notwendig wenn eine Teilnahme an EU-Einsätzen reibungslos über die Bühne laufen soll.
Doch mit noch weniger als 24 Maschinen wird selbst die Hausaufgabe "Luftraumüberwachung" zum höchst schwierigen Unterfangen und eine Teilnahme an "Out-of-area" Einsätzen im Rahmen der EU schlicht unmöglich.
Dann könnte der Schritt, der eigentlich zu einer Steigerung des Selbstwertgefühls der Fliegertruppe und mit ihr des ganzen Bundesheers führen soll und Österreich wieder ein Stück, der schon lang nicht mehr existierenden, internationale Glaubwürdigkeit im Bereich der europäischen Sicherheitspolitik verleihen könnte, schnell zum "Stopgap" werden.
...What is needed is a launch customer to demonstrate commitment to, and faith in, the aircraft, since history suggests that a commitment by one country would play a major part in reassuring others. This probably means that there will never be a better time to sign up to Eurofighter, since the first sales prospects are likely to be courted assiduously, with the most favourable possible term...
John Lake, 1998, Vol. 38 World Airpower Journal |
Zwar sind die reinen Stückkosten der Flugzeuge, bei vergleichbarem Ausrüstungsstand, ident mit jenen der anderen Eurofighter Länder - anders wäre es aufgrund eindeutiger gesetzlicher Regelungen bzw. "Meistbegünstigungsklauseln" in den Herstellerländern auch gar nicht möglich -, aber dafür muss der österreichische Steuerzahler nicht einmal anteilsmäßig Entwicklungskosten des Jägers mittragen.
Dass Österreich nicht einmal einen Euro für die Entwicklungskosten bezahlt, kann man als Dankeschön für das Vertrauen in das junge System oder auch als Bonus für den ersten Exportkunden verstehen. Gar so selbstverständlich ist es jedenfalls nicht, denn je nach Art des Anbotes sind Entwicklungskostenanteile - auch bei Exportkunden - ein sonst durchaus üblicher Bestandteil des Kaufpreises.
Mit Rücksicht auf das zu beschaffende Gerät, sollte auch das Bundesheer noch einmal über Zweisitzer nachdenken. Der Eurofighter wird sich ein extrem leistungsfähigen Mehrzweckkampfflugzeug entwickeln und alles inkludieren, was Europa in den nächsten 20+ Jahren auf diesem Sektor hervorbringt. Das fehlen von Zweisitzern - ein ganz normaler Bestandteil der Flotte in jeder anderen Luftwaffe - könnte sich vielleicht erst in einigen Jahren als erheblicher Mangel herausstellen. Zumal gerade beim Eurofighter der Abschlag bei den Flugleistungen für den zweiten Sitz marginal ausfällt und für die Anforderungen des Luftraumüberwachungsdienstes in Österreich vollkommen unerheblich ist.
Zu oft wird man noch über die Gegengeschäfte streiten - doch für Zeltweg und Graz gibt es sicher High-Tech-Jobs, denn der Superjäger braucht Spezialisten für die technische Betreuung. Fotos: eurofighter.com |
Dieser technische Sprung wird auch zu einer neuen Generation von Technikern führen. Natürlich tritt das mechanische Element nicht in den Hintergrund, aber modernste Werkstoffe aber vor allem Elektronik stellen komplett neue Ansprüche ans Personal. Und man wird ein bisschen auch am Buch mitschreiben können und müssen wie denn das System Eurofighter zu handhaben ist, denn Erfahrungswerte gibt es keine und Österreich wird mit bei den ersten sein, die solche sammeln dürfen.
Diese Herausforderung ist gleichzeitig auch eine große Chance. Immerhin ist eine ganze Reihe hochwertigster Arbeitsplätze - zu besetzen mit Absolventen und Praktikanten technischer Hochschulen und Universitäten - damit verbunden. Und es sind attraktive Arbeitsplätze, denn das technische Personal wird High End Luftfahrttechnologie konfrontiert - immerhin beinhaltet der Eurofighter alles, was über 500 der besten Hochtechnologieunternehmen Europas für ein modernes Kampfflugzeug nur verwirklichen konnten.
Der frühe Eintritt ins Programm und die einmalig günstige Lage Österreichs, unmittelbar anschließend an die Eurofighter Nutzerländer Deutschland und Italien sowie die Herstellerzentren in Bayern und Oberitalien, eröffnet für die Fliegerwerft 2 auch erhebliche Chancen im Bezug auf die Eurofighter-Wartungslogistik. So dürfte es zwar viel zu teuer sein sämtliche Systeme von nur 2 Staffeln Eurofightern selbst zu warten, immerhin rechnet sich die Anschaffung eines Großteils des notwendigen teuren Wartungsequipment nicht, wenn es durch die geringen Stückzahl an Flugzeugen nicht annähern auszulasten ist. Aber vielleicht ist es möglich sich in die Umlaufteile-Logistik des Eurofighter so einzubinden, dass man den größten Teil der Komponenten zwar abgibt, sich im Gegenzug aber auf einige wenige Komponenten zu spezialisieren, welche man dann auch für Eurofighter anderer Länder wieder auf Vordermann bringt.
Die Vertragsverhandlungen werden zeigen ob und wie man sich hier am kosteneffizientesten ein "Workshare" des Programms holt, um Hightech-Arbeitsplätze in Zeltweg langfristig zu sichern - an Varianten sollte es nicht mangeln.