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Eigentlich wäre das ja - in anderen mit uns vergleichbaren Ländern - ein Tag erhobenen Hauptes, ein Tag to "give it back to the people" gewesen, jedenfalls kein Grund etwas zu verstecken oder zu verheimlichen. Nicht so rund um die Ankunft der ersten vier geleasten F-5Es in Österreich.
Vielleicht ist der argumentative Weg von den 24 + 6 Eurofightern 2002 hin zu 12 F-5E ("die's ja auch tun") 2004 für den "Normalbürger" auch ein zu wendungsreicher, als dass man diese Übergangslösung nun selbstbewusst präsentieren wollte.
Aber das ist weder Schuld, Lust und wohl kaum auch der ursächliche Wille der Luftstreitkräfte gewesen.
Wenn es auch in Wahrheit das ungelenke bzw. angsterfüllte "Nicht-transportieren" des logischen Sachverhaltes ist, dass von der Typenentscheidung am 2. Juli 2002 bis zur Vertragsgültigkeit 22. August 2003 die von EADS sehr wohl angebotene Lieferung von Tranche-1 Eurofightern ab 2005 illusorisch wurde, man sich von den Schweden nicht erpressen lassen wollte - und man (erst wieder) eine Zwischenlösung brauchte.
In (Un)Wirklichkeit ist es jenes aufbereitete Klima in diesem Land welches zu dem Versteckspiel vom 7. Juli führte. Jenes Klima in dem die größte Zeitung Österreichs den Mitarbeitern Minister Platter's wörtlich wissen läßt, "der Chef wird kein positives Wort über diese Beschaffungen zulassen...", Damit ist der Nährboden vorbereitet welcher derartige "G-2 Schmerzen", bzw. Geheimhaltungsschritte a la "Tatsachen schaffen" erst hervorbringt. Außerdem war man der Ansicht, dass vom Moment der Erstlandung bis zum Abflug der schweizerischen Bediensteten am 9. Juli die eigentliche technische Übergabe der Maschinen stattfinden würde und wir die Chance zu letzten Fragen und Klärungen im direkten Gespräch mit den RUAG und Flugwaffe-Leuten haben sollten. Da muss dann auch wirklich kein "Live-Einstieg, exklusiv von unserer Gabi X. vom Flugplatz Graz-Thalerhof..." dabei sein... "...Am Abend des Mittwoch, 7. Juli 2004 kommen die F-5..." So wurde ich war einige Tage vorher eingeweiht - und gleich um Stillhalten bis 9. Juli gebeten (siehe oben) - nicht mal Martin darf ich was erzählen. Da in der Journalistenwoche letzten Monat verhindert und daher seitens LuSk für einem 105er-Fotoflug im Wort, war schnell der Gedanke geboren, jenen im Zuge der F-5 Ankunft "einzulösen". Dem daraufhin probierten Anklopfen bei S-5 und Kdt. folgten hektische Telefonate, X minus 5 Tage war es fix. Ich würde eine viersitzige 105er erhalten - hinten ganz für mich alleine. Meine Fotos - das war die Bitte an mich - sollten X plus 2 Tage in Graz in mehrfacher Ausfertigung dem Kommandanten, dem Minister und den Schweizer Freunden übergeben werden. Vielleicht sollte es sogar möglich sein, von Langenlebarn nach Innsbruck zu verlegen, dort zu warten bis unsere vier aus Dübendorf rausgehen und dann über dem Alpenhauptkamm... Die nächsten Tage waren daher vordergründig dem Studium der meteorologischen Details dieses kürzesten Witzes gewidmet - "Sommer"... Letztlich kam es ganz anders - und es kam schlimmer. X minus 2 Tage erfuhr ich, dass ein Fotograf vom Kommando Luftaufklärung bei mir sitzen müsse - Schluss also mit der Bewegungsfreiheit. Außerdem wäre vom Kommandanten eine zweite 105er (mit scharfen Sitzen) befohlen worden - ein vom Heeresspital auf Schleudersitztauglichkeit geprüfter Mann von der HBF (Heeresbild- und Filmstelle) in der Stiftskaserne würde das Rendevous filmen. Super - meine Zeit am Verband halbierte sich daher... X minus 1 Tag erhielt ich Bescheid nach Graz fahren zu müssen, von dort ginge es nach Innsbruck usw. Als ob ich nicht auch nach Innsbruck gefahren wäre - aber die Wendungen waren mühsam... Am Tag X im Fliegerhorst Nittner angekommen, wurde ich am Tor erwartet, dann aber von den Eingeteilten mit dem HBF-Mann verwechselt. Nach Klarstellung bzw. Ablehnung der G-Hose erfuhr ich, dass Innsbruck gestorben wäre. Aber der Mensch soll positiv denken, Automotivation ist alles. Auch wenn es nach und nach klar wurde, dass die 4-sitzige 105 mich und den HBF-Kollegen zuerst nach Zeltweg überstellen sollte, dort würde jener in eine "echte" 105 umsteigen und zu mir käme der Kollege von der Luftaufklärung. Der Intercept werde dann nicht über dem Alpenhauptkamm sondern über der Region Schober-Grimming stattfinden, dafür aber - positiv denken wird belohnt - käme die EB-Rotte Draken auch zur Formation dazu. Prima. Irgendwie hatte ich es mir schon gedacht... "Meine" 105er kommt jedenfalls pünktlich aus Zeltweg, die Piloten berichten aber vom Moment X mit den F-5 erst gegen 20.00 Uhr. Toll, das wird Operation "Mitternachtsüberraschung"... Nach der Abklärung eines kleinen Druckproblems an der Maschine gehts nach Zeltweg, die 13 Minuten sind schnell um. Der Fotorucksack passt fein zwischen die Beine, eine Sorge weniger. Wetter übers Gaberl sieht dunkel aus - fast geschlossene Wolkendecke ober uns... Zeltweg. Das merkt man spätestens dann, wenn sofort nach Öffnen der Kanzel die "Legende" Vizeleutnant Auer gestikulierend etwas ins Cockpit ruft. Wir gehen auf einen Kaffee in die Staffel, tolle Dekoration am Gang, viele Überflugs- und Escortfotos von denen wir immer nur gehört haben... Mein "Nebenmann" kommt, wir besprechen die notwendigen Kommandos und Handzeichen um ums möglichst reibungsloses Arbeiten zu ermöglichen. X minus 2 Stunden. Briefing. Wetter sähe besser aus, Südlage mit Föhn, eine abziehende Front Richtung Südosten. In beeindruckender Präzision werden danach von den Formation-Leaders von 105 und Draken-EB die Procedures, Uhrzeiten und Frequenzwechsel durchgegangen, die Kommunikation des Ganzen nach Dübendorf läuft parallel per Handy. Unsere vier Piloten dort sind so auf unsere Fotowünsche und Formationswechsel gebrieft, wir haben zweimal 2-3 Minuten an der Formation, jeder von uns - wohlgemerkt. Der - sogar mit Kontrollmonitor am Knie fliegende - HBF-Bedienstete und wir beide. Dafür haben wir in dieser Zeitspanne das Kommando, die machen dann was wir wollen. In der Zeit sind alle auf MCC-Frequenz. Draußen wird's dunkler und dunkler...- warum muss das bloß so spät sein ? Den CATO soll doch der.... holen, oder doch den G-2 ? 19.35 oder X minus 25 Minuten. Wir gehen aufs Vorfeld zu den Maschinen, im Hangar stehen mehrere Draken - und ein Eurofighter-Plakat. Die Draken werden bereits sichtlich "aufgebraucht", ganz links steht einer mit der Ulk-Aufschrift "Silvia's GTV", so this is the end... Wir schnallen uns an und rollen wippend zur Runway, Start Richtung Westen. Die 105 steigt trotz vier Leuten - zwei Piloten sind bei VIP Missionen Vorschrift - ganz ordentlich. Dann wird es dunkel. Shit. Der Wetterfrosch muss von einem anderen Tag gesprochen haben. Graue Wolkenfetzen überall, nach oben eine fast geschlossene Decke, Regen auf der Canopy. Und beim HGL-Kurs war die Met doch so beeindruckend genau... Und es wird ruppig, die Südströmung sorgt für einen Meter rauf, runter, links und rechts - die ganze Zeit. Und wir wollen eine Formation schneller Flugzeuge fotografieren - auf den Blick durch den Sucher (und die herauskommenden Verschluss-Zeiten) will ich gar nicht denken. Schon spüre ich den Müsli-Riegel sich regen, den man mir in der Staffel verabreicht hat. Der Funkkontakt zu unseren "Objekten" ist hergestellt. Mein Nachbar zeigt mir einen grauen Grimming in einer grauen Suppe, von irgendeinem Fünckchen Licht keine Spur. Wir sind zwischen zwei Layers. Ich schwitze kalt. Dann heiß. "Mission aborted" höre ich mit, was ist los ? Frage mit meinem Mikro-switch zurück. Unglaublich. Der G-behoste und hot-mike verkabelte HBF-Mann sei "collapsed", der Pilot meldet sofort notwendigen Rückflug nach Zeltweg. Durchgeschüttelt denke ich an dessen Filmtasche hinten in unserem Batteriefach - weil wir gehen nach der Mission nach Graz, der sah so professionell aus, naja. "Tiger formation six-zero... expect rendevous in two minutes... two o'clock..!" - tönt es im Headset. Die müssen hübsch weiter oben sein, unser Pilot gibt Stoff und zieht fest nach links oben. Keine Idee die Kamera ans Auge zu bringen, ist schwer wie ein Pflasterstein und ich sehe wohl auch aus wie ein solcher. Kondensschneeflöckchen treiben durchs Cockpit, von hinten bläst es eiskalt. Gut so, kann der Sucher nicht anlaufen bei der Schwitzerei und Rüttelpiste. Und jetzt will der Müsliriegel endgültig raus - Mission "Kotzen fürs Vaterland", einer ausgefallen - aber wir halten durch. Oh fein, die haben ja Austrian "Waste"-Säckchen im Täschchen des Vordersitzes. Hätte aber auch eigene mitgehabt... - man ist ja nicht das erste Mal in einem Fast-jet. Geht sofort viel besser. Schnell das Resultat verschlossen und verstaut. Kurzer Blenden- und ISO-Check auf der Canon... "Welcome to Austria", ruft einer am Funk - und da queren vier graue Pünktchen ganz knapp zusammen etwa 500m oberhalb von rechts. Und nun geschieht ein Wunder. Plötzlich golden-orangenes Licht von links unten (!) - und vier graue Pünktchen ganz knapp zusammen etwa 500m oberhalb von rechts. Alles Leiden ist verflogen, jeder von uns hat seine Ausrüstung vor dem Auge und klebt am Glas. Da sind sie - na klar zuerst auf "seiner" Seite, gleichauf. Wunderschön, die F-5 hat mir schon immer gefallen. Hätte mir nie gedacht, mit dem Klassiker nochmal air-to-air zu gehen - und dann DAHEIM ! Die 1GB-Karte wird fleissig befüllt, checken kann man später. Ich sende ein (Nano)-Sekundengebet an den HBF-Mann, wir haben jetzt auch seine Zeitfenster für uns. Dafür hat der Kommandant keinen Film. Was wir wollen, fragen die Piloten. Und ich drücke den Mike-Switch und sage zögerlich ein paar Richtungshinweise. Es klappt, sie tun's. Das ganze komplexe Szenario funktioniert - Superleute, alle ! Danke. Wir koordinieren ein paar nette Vollkreise und Winkel, mal mit allen vier F-5, mal mit zweien. Und es ist ausreichend Licht, manchmal sogar jenes das unsere Zunft so schätzt, frontal in Augenhöhe mit dunkler Wolkenwand dahinter... Dann gehen die vier nach rechts oben weg, von hinten kommt die EB-Rotte Draken - aha, ohne Missiles - die volle Zeit am Verband, nochmals das Ganze mit dem Draken dabei. Super, das Licht wird immer besser, graue Decke oben, unterhalb rosarot-violett umrahmte Gipfelpanoramas. Keine Ahnung mehr wo wir sind. Ob alles im Kasten sei, fragen die Piloten. Es kann zwar nie genug sein - aber das Display zeigt 280 Bilder, in nur zehn Minuten. Es reicht. Die F-5s und Draken sind weg, wir gehen nach Graz. Ich entspanne mich, schließe ein paar Minuten die Augen. Die F-5 landen zuerst, sie müssen auf der Piste zurückrollen zum militärischen Teil. Es ist bereits halbdunkel, hell leuchtet die Anflugbefeuerung herauf zu uns. "Mission accomplished" denke ich - wie immer man sie titulieren will. Als ich mich später im Alarmshelter rausstemme - ah, die Knie ausstrecken - und dem Techniker mein "Säckchen" gebe, merke ich dass ich steinmüde und hinten völlig nass geschwitzt bin. Der Boden hat mich wieder, wenn auch auf Gummiknien... Aber das alles ist nicht wichtig jetzt. Wir haben die ersten "Tiger" hier, das zählt. Die Luftstreitkräfte haben eine Übergangslösung, haben ihren Polster bis zum Eurofighter. Es ist nicht ihre Schuld dass diese notwendig wurde, hätten jene die den Eurofighter am erbittersten bekämpfen ihre Pflicht als Politiker erfüllt und wie geplant die Draken ersetzt, sie hätten jetzt den Gripen den sie so beweinen. Der Eurofighter Vertrag ist zwar glashart verfasst - aber die Kräfte sind präsent welche uns diese F-5 als Endlösung angedeihen lassen wollen. Wäre nicht die erste Zwischenlösung die in Österreich zur Dauerlösung wird, siehe die zweiten 20 Saab-105. Gut dass diese F-5 später der US-Navy versprochen sind. Das alles rast durch den Kopf, als ich rüber zu den vier Maschinen gehe. Dort umarmen die vier Piloten gerade ihre Frauen, Freundinnen und Kinder. Achja, die waren ja einige Wochen in der Schweiz. Einer von ihnen meint freundschaftlich, ich müsste ein Klon vom Mader sein, sei ja immer überall... Eigentlich o.k. dass da keine Reportertypen rumwieseln und saublöde Fragen stellen, das sind private Momente... Ich bin stolz, das Ganze festgehalten zu haben, von den Bildern werden die Fliegerkräfte, werde ich lange zehren - in vielen Zeitschriften. Schweizer RUAG-Leute in blauen Overalls verstauen die Maschinen im Hangar, vor Weihnachten kämen die nächsten, nächsten Frühling die letzten, sagen sie. Wir bräuchten keine Sorgen zu haben, die Dinger seien sehr gutmütig und einfach. Northrop sei Dank. Ich brauchte jedenfalls einige große Braune für den Weg nach Wien... Georg MADER, JDW - für airpower.at |
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Foto: Georg Mader
Vizeleutnant Reinfried Auer kann "seine" Flugzeuge sogar unterscheiden ohne auf die Kennung zu schauen. Foto: Martin Rosenkranz
Wenige Minuten vor Ausfall von 50% der eingesetzten Bild-Kapazität. Dem Kollegen in der "Red Bravo"
wurde eine aufkommende Erkrankung zum Verhängnis - ein Umstand der nicht neu
aber vorher abzuklären ist...
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Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
Foto: Georg Mader |
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