Print

< - ZURÜCK (2/2)

Desert Storm

Zwei Geschwader A-10 mit gesamt 165 Maschinen kamen im Golfkrieg von 1991 zum Einsatz - der 23rd TWF und 354th TFW. Und entgegen den Erwartungen bewährte sich die A-10 bestens.
Fünf Maschinen gingen im Einsatz verloren, eine weitere wurde nach Kampfbeschädigung bei der Landung zerstört. Insgesamt 70 Maschinen erlitten Kampfschäden, 20 davon so schwer, dass sie nicht mehr weiter eingesetzt werden konnten. Sechs A-10/OA-10 Piloten verloren im Einsatz ihr Leben.

Dem gegenüber stehen 8.755 Einsatzflüge mit über 19.500 Flugstunden und über 4.200 vernichtete Ziele. Darunter über 1.100 LKWs, 987 Kampfpanzer, 501 Schützenpanzer, 926 Artilleriegeschütze, 249 weitere Fahrzeuge, 148 div. militärische Gebäude, 96 Radargeräte, 72 Bunker, 51 Scud-Raketenwerfer, 61 Flugabwehrstellungen, 10 geparkte Flugzeuge und zwei Hubschrauber im Flug.

Für die "Warthogs" bedeutete der Erfolg im Sand von Kuwait eine Lebensverlängerung. Anstatt alsbald durch F-16s ersetzt zu werden sollte die A-10 erst vom Joint Strike Fighter abgelöst werden.

Die Story von 79-0181

Am 22. Februar 1991 brachte Capt Rich Biley die bis dato schwerst beschädigte A-10 vom Einsatz zurück. Seine Maschine war während des Einsatzes am Heck schwer beschädigt worden und in Folge verlor das Flugzeug noch im Flug sämtlichen Hydraulikdruck.
Die Kontrollmöglichkeiten des Piloten beschränkten sich auf Querruder und Triebwerke, womit der Pilot trotzdem das Auslangen fand um zurück zu seiner Basis zu gelangen. Da das Fahrwerk nicht mehr ausgefahren werden konnte, setzte der Pilot die Maschine bei King Khalid Military City in den Wüstensand.
Der Pilot blieb bei der Bruchlandung unverletzt. Die Maschine wurde anschließend als nicht reparabel eingestuft, aller brauchbarer Teile entledigt und im Sand Saudi Arabiens vergraben. (Fotos: USAF)

Weitere Einsätze

Doch auch nach dem Konflikt im Kosovo (Operation Allied Force) und dem zweiten Krieg im Irak (Operation Iraqi Freedom) ist die A-10 nicht weg vom Fenster - im Gegenteil.
Nach einem Apache-Trainings-Unfall 1999 in Albanien ordnete das Pentagon ein Startverbot für die 24 dort stationierten AH-64 Kampfhubschrauber an - und der Konflikt im Kosovo fand ohne Zutun der teuren Army-Kampfhubschrauber statt.
Wiederum stützte sich die Luft/Boden-Rolle voll die Fähigkeiten der A-10 ab und diese bewährte sich abermals.
Im Kosovo ging keine A-10 verloren, allerdings mussten zwei Maschinen Notlandungen in Skopje/Mazedonien durchführen - eine aufgrund Kampfbeschädigungen und eine weitere aufgrund von Hydraulikproblemen.
Auch in Afghanistan (Operation Enduring Freedom) hält die A-10 ihr Banner hoch - und auch dort traf es die Apaches schlimm. Während Operation Anaconda im März 2002 in Afghanistan zeigte sich erneut, dass Kampfhubschrauber schon durch kleinkalibrige Waffen und ungelenkte RPG-Raketengranaten getroffen und beschädigt werden können. Alle acht Maschinen, welche am ersten Tag eingesetzt wurden kamen mit Kampfbeschädigungen zurück. Nach diesen Erfahrungen arbeitete man an einer Adaption der Taktiken - was offensichtlich schief ging.

Denn auch während der Nacht vom 23. auf den 24. März 2003 nahe Kerbala im Irak mussten die Kampfhubschrauber der US Army schwer einstecken. Über 30 AH-64D 'Longbow' Apaches griffen dort in einer koordinierten Attacke Positionen der irakischen Republikanischen Garde an. Ein Hubschrauber musste mit Kampfbeschädigungen notlanden, die Crew wurde gefangen. 27 weitere Hubschrauber wurden beschädigt, wobei die geringste Anzahl an erhaltenen Treffern bei vier lag und einige Hubschrauber erheblich schwerere Beschädigungen davon trugen.
Natürlich werden auch A-10s hin und wieder im Einsatz beschädigt, manche auch so schwer, dass sie nicht mehr weiter verwendbar sind, allerdings nicht in dieser Dichte wie das bei einigen Einsätzen mit den Hubschraubern der Fall war.

Die Story von 81-0987     (Link: Pilot brings battle-damaged A-10 home safely)

Der bislang letzte Fall einer schweren Beschädigung im Kampf geschah am 7. April 2003 über Bagdad im Rahmen der Operation Iraqi Freedom. Capt. Kim "KC" Campbell war mit 81-0987 bereits auf dem Rückflug vom Einsatz als die Maschine von der Flugabwehr getroffen wurde. Die Maschine erlitt Schäden am Heck, am Leitwerk und am Triebwerksgehäuse und büsste zudem auch Hydraulikdruck ein.
Erst als die Pilotin von Hydraulik auf manuelle Steuerung umschaltete erlangte sie wieder Kontrolle über die Maschine und konnte diese in Folge auf Al-Jabber Air Base/Kuwait sicher landen obwohl Klappen, Lenkung und Bremsen außer Funktion waren.
Bereits Tage zuvor hatte 80-0258 eine schwere Beschädigung am rechten Triebwerk erlitten und war durch den A-10 System Program Office Director zum Ausschlachten freigegeben worden. Aufgrund einer Verwechslung in Folge mangelhafter Kommunikation wurde auch 81-0987 vor Ort ausgeschlachtet und die Zelle zur Aircraft Maintenance And Regeneration Group nach Tucson, Arizona verbracht. (Fotos: USAF)

Die "Hog" Debatte

Forward Air Controller bei der Arbeit. Ihr Job ist es Ziele auszuwählen und den Piloten exakte Anweisungen zu geben wie sie diese finden können und bekämpfen sollen. Moderne Mittel wie GPS und Laser-Markierung kommen eben so zur Anwendung wie die althergebrachte Methode, ausgehend von einem für den Piloten klar erkennbaren Geländemerkmal Richtung und Entfernung zum Ziel zu errechnen.
Foto: USAF

HOTAS in der Hog
Foto: USAF

Es ist schon fast ein Ritual, eine Tradition, dass bei jedem Budgetmeeting, bei dem es darum geht auf der einen Seite Streichungen vorzunehmen um Budget für neue Programme frei zu bekommen, die Zukunft der A-10 auf der Tagesordnung steht.
Beinahe genau so Routine ist das Abschmettern dieses Ansinnens.
Trotzdem gibt es kein Programm im US Inventar, dass sich sein Überleben so sehr am Gefechtsfeld erkämpft hat wie die A-10. Und auch die Erfahrungen bei Operation Enduring Freedom und Operation Iraqi Freedom haben zur Reputation der A-10 beigetragen. Dies gemeinsam mit den Entwicklungen im F-35 JSF-Programm - die Maschinen werden um einiges später geliefert, werden erheblich teurer als geplant und die Stückzahlen werden geringer als gewünscht - hat nun offenbar erneut zur Erkenntnis geführt, dass die A-10 weiterhin von erheblichem Nutzen ist. Auf Basis der am Golf gezeigten Leistungen strich der US Kongress die Außerdienststellungs-Pläne der USAF und erzwang faktisch eine Weiterverwendung bis weit ins laufende Jahrhundert.
Damit fiel der Entschluss, die A-10 nicht wie vorgesehen durch F-35 zu ersetzen. Aktuell halten die Flugzeuge bei 6-8.000 Flugstunden pro Zelle (Designziel war eine Zellenlebensdauer von 4.000 Stunden) - noch mal 4.000 Flugstunden sollen es werden und die US Air Force dachte an ein Abstellen im Jahr 2016.
Resultat war das Service Life Extension Programme "Hog Up" welches zu einer flottenweiten Inspektion, Reparatur, Ersatz sowie Überholung von Struktur und Mechanikteilen führte und noch bis 2009 läuft.
Inzwischen ist klar, dass es den Flugzeugen sogar besser geht als gedacht und zusammen mit den Teilen im AMARG wurde auf Basis einer Langzeitprognose vorerst 2025 geplant und die letztgültige Angabe für die Außerdienststellung lautet derzeit 2028. Die Flugzeuge werden hierfür nach dem "Hog Up" noch für je 8.000 Flugstunden freigegeben. Die Langzeitprognose für die Zellenlebensdauer liegt derzeit bei 18-24.000 Flugstunden.
Damit nicht genug. Dem Flugzeug, welchem nie moderne Elektronik und Sensorik gegönnt war wird ein Update zuteil, welches die Leistungsfähigkeit im Datenverbund moderner Luftstreitkräfte erheblich verbessert - und dies für ALLE A-10s im Inventar!

A-10C

Unter dem Titel "Precision Engagement" (PE) begann letztes Jahr ein Programm welches seine Ursprünge im Zeitraum nach Operation Allied Force hat. Eine Reihe kleiner Updates wurde in ein größeres Projekt zusammengefasst um so einzelne Entwicklungskosten und Testprogramme zu sparen. Die erste A-10C flog am 20. Jänner 2005 in Eglin AFB und absolvierte danach erfolgreich die DT&E (Design, Testing, and Evaluation) und OT&E (Operational Testing and Evaluation) Programme. Der Einbau der Modifikationen in der aktiven Flotte begann im Jahr 2007 und soll 2009 abgeschlossen sein. Das gesamte Programm wird etwa USD 360Mio. kosten (man vergleiche dazu den Preis einer F-22 !).

Die Resultate von PE werden vor allem im Cockpit sichtbar.
Das Instrumentenbrett erhält zwei Multifunktions-Farbdisplays, HOTAS (Hands On Throttle and Stick) via Austausch der bestehenden Sticks durch einen modifizierten F-15E Schubcontroller sowie einem modifizierten F-16 Stick.
Ebenfalls ausgetauscht wird der Upfront Controller beim HUD sowie das Bewaffnungs-Kontroll-Panel. Dazu kommt auch noch ein Datenlink-Panel über welches die A-10 künftig in den Link-16 eingebunden ist.
Im Flugzeug wird der LASTE-Computer durch ein modernes leitungsfähigeres System ersetzt sowie die Leistung der elektrischen Versorgung verdoppelt um mit den gestiegenen Anforderungen Schritt zu halten. Die A-10 und OA-10 werden künftig den Litening AT sowie den Sniper XR Zielbeleuchtungsbehälter tragen können und deren IR-Sensor-Bilder auf die Cockpit-Displays legen können. Neben den bereits bestehenden Bewaffnungsoptionen können durch die A-10 künftig auch JDAM (Joint Direct Attack Munition) und WCMD (Wind Corrected Munitions Dispenser) genutzt werden. Die dafür notwendigen Änderungen an den Pylonen werden aber nur noch wahre A-10-Experten erkennen.

Jedenfalls scheint für ein langes zweites Leben der A-10 gut vorgesorgt zu sein. Und wie schon im ersten Leben gilt nach wie vor das Motto "Every pound for air-to-ground".

Martin Rosenkranz


Das alte Cockpit...
Foto: USAF

...und das neue Cockpit.
Foto: USAF

Daten: Fairchild Republic A-10 Thunderbolt II

Erstflug (Prototyp): Mai 1972
in Produktion: 1975 - 1984
Stückzahl: 715 gebaut, 274 aktiv
Länge: 16,16m
Spannweite: 17,42m
Höhe: 4,42m
Leergewicht: 11.321kg
MTOW: 22.950kg
Triebwerke: 2 x General Electric TF34-GE-100 Turbofan mit je 40kN Schub
Geschwindigkeit normal: 560km/h
Geschwindigkeit max.: 830km/h
max. Flughöhe: 13.700m
Reichweite: bis zu 4.150km
Einsatzradius: 1h45min. im Verfügungsraum + 10min. Gefecht in 460km Entfernung von der Basis.
Bewaffnung:
Inventar USAF: 72 x A-10, 72 x OA-10
Inventar AFRes: 24 x A-10, 12 x OA-10
Inventar ANG: 64 x A-10, 30 x OA-10

"Warthogs from hell"
A-10 Thunderbolt II
A-10 West Coast Demo Team
US Pilot Testing The GAU-8 Avenger Gatling Gun