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Österreichische Militäraviatik in Politik und Medien I - III 1996 |
Februar 1996
21.02.1996
Bosnien-Shuttle: Schon 3900 Überflüge und 146 Landungen
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit rollt der "Bosnien-Shuttle" der NATO über und durch NÖ weiter.
Gewaltige Mengen an Material und Truppen wurden bisher verschoben.
Registriert bis Mitte Februar: 177 Bahntransporte, davon allein 153 von US-Streitkräften.
145 Straßentransporte, davon 104 von den USA, die übrigen von Deutschland, Finnland, Tschechien, Belgien, Großbritannien und Dänemark mit mehr als tausend Lkw und 1900 Soldaten.
9000 Soldaten wurden mit 500 Bussen transportiert.
Eine riesige Armada von 3900 Flugzeugen brauste in großer Höhe über unsere Köpfe, und 146 landeten.
Drehscheibe für NATO-Luftstopps ist nach wie vor der Bundesheer-Fliegerhorst Langenlebarn.
Durchwegs Hubschrauber, die hier Station machen, um aufzutanken.
Oberst Wolf-Dieter Tesar: "Die NATO meldet kurzfristig übers Ministerium an, Überflüge werden von uns über Radar verfolgt, und manchmal machen wir auch Kontrollflüge mit den Draken.
In Langenlebarn stellen wir den Sprit zur Verfügung, wenn bei extremem Schlechtwetter kein Weiterflug möglich ist, auch Quartier und Verpflegung."...
26.02.1996
Abfangjäger mit Ablaufdatum
Flugtauglichkeit von Draken-Kampfjets ist nur mehr bis zum Jahr 2000 gesichert Die Zeit läuft.
Und der Zahn der Zeit nagt. Seit letzter Woche ist die sogenannte "Systemgarantie" des Herstellers der 24 Saab-Draken-Abfangjäger des Bundesheeres abgelaufen.
"Das ist korrekt", bestätigt der Leiter der Wiener Saab-Niederlassung, Anders Frisen, auf KURIER-Anfrage:
"Unser Vertrag mit dem Verteidigungsministerium läuft aus."
Dies bedeute aber nicht, daß die Draken sofort außer Dienst gestellt werden müssen, weil es keine Ersatzteile mehr gibt oder die Jets nicht mehr gewartet werden können.
"Ersatzteile kann man auch direkt von schwedischen Behörden kaufen", sagt Frisen...
Ursprünglich war eine Entscheidung für die Draken-Nachfolge bereits für 1995 geplant.
Ein Beschaffungsvorgang dieser Größenordnung dauert bis zu vier Jahre.
High-Tech-Kampfjets kann man nicht "von der Stange" kaufen.
Scheibner drängt daher auf rasche Willensbildung der Regierung: "Es wäre das Ende der heimischen Luftverteidigung, die Entscheidung zu verzögern."...
Eines ist klar: Aus dem Heeresbudget - knapp 20 Mrd. S jährlich - kann der Ankauf der Draken-Nachfolger nicht finanziert werden.
Denn der Preis für einen modernen Kampfjet - etwa den amerikanischen F-16 oder den Saab-Gripen - beträgt rund 180 Mio. S, Österreich bräuchte zumindest 20 bis 24 Stück.
Und der "Systempreis" - inklusive Infrastruktur, technischer Einrichtung und Wartungsverträge - liegt wesentlich höher.
28.02.1996PARLAMENTSKORRESPONDENZ/RO/28.02.1996/Nr. 72
(Auszug) F-DRINGLICHE: MÄNGEL IN DER ÖSTERREICHISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
Der Beschaffungsvorgang hinsichtlich der Draken-Nachfolge ist bereits eingeleitet, mit einem konkreten Zeitplan ist laut Fasslabend im Herbst 1996 zu rechnen.
28.-29.02.1996Stenographisches Protokoll, 8. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
(Auszug) Dringliche Anfrage der Abgeordneten Herbert Scheibner und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Mängel in der österreichischen Sicherheitspolitik:
...16. Welche Prioritäten werden Sie im Zusammenhang mit der Drakennachfolge, den Kampf- und Schützenpanzern beziehungsweise den Hubschraubern setzen?
...17. Wie hoch ist das gerätspezifische Durchschnittsalter bei den Luftstreitkräften (Fluggerät) und bei den mechanisierten Verbänden (Panzerfahrzeuge)? (Bitte um detaillierte Aufschlüsselung).
...Herr Bundesminister! Betreffend die Abfangjäger: Was war denn das damals für eine schändliche Diskussion rund um den Ankauf der Abfangjäger Draken?
Aber im Jahr 1991 haben all jene, die damals Mißtrauensanträge gegen den eigenen Minister gestellt hatten, applaudiert, als die Draken unsere Grenze geschützt haben - allerdings mit einer Bordkanone, die überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre, wirklich entsprechenden Schutz zu geben, aber das sei nur nebenbei bemerkt.
Hinsichtlich Draken - das wissen Sie ganz genau - war geplant, daß wir heuer das Nachfolgemodell bekommen.
Am 18. Februar dieses Jahres ist der Garantievertrag mit der Firma SAAB ausgelaufen.
1998 wird Schweden den letzten Draken außer Dienst stellen.
Dann wird Österreich das Privileg haben, als einziges Land der Welt dieses 30 Jahre alte Fluggerät im Dienst seiner Armee zu haben...
Minister Fasslabend: ...Zweifelsohne gibt es noch unerledigte Bereiche.
Dazu gehört, daß in absehbarer Zeit die Drakennachfolge spruchreif wird.
(Abg. Scheibner: Wann?)
Ich habe daher bereits 1992 den entsprechenden Beschaffungsvorgang eingeleitet, und wir werden rechtzeitig, wahrscheinlich noch in diesem Herbst, eine entsprechende Vorlage bringen, welcher ein Zeitplan und die Abfolge der nötigen Beschaffung angeschlossen werden.
Diesbezüglich wird es zu entsprechenden Beschlüssen des Landesverteidigungsrates und der Bundesregierung kommen müssen, weil jeder Beschaffungsvorgang im militärischen Bereich, insbesondere dann, wenn es sich um Großsysteme handelt, eine sehr lange Vorlaufzeit hat.
Das alles sind eben Gegenstände, die nicht von heute auf morgen erworben werden können, die Realisierung der Beschaffung dauert in der Regel einige Jahre...
Sie haben weiters Fragen gestellt nach den Prioritäten hinsichtlich der Draken-Nachfolge.
Ich bin bereits kurz auf den Lebenszyklus et cetera eingegangen.
Vielleicht eines: In jedem Staat, zumindest in jedem kleineren Staat Europas, ist es so, daß sehr große Projekte, wie etwa die Beschaffung von Kampfflugzeugen, isoliert von den normalen Budgets zu sehen und auch isoliert zu behandeln sind.
Das war in der Schweiz so, das war in Schweden so, das war in Finnland so, und das wird auch bei uns so sein.
Das heißt, selbstverständlich hat das keinen Einfluß auf die sonstigen Prioritäten...
Abgeordneter Dr. Harald Ofner (Freiheitliche): ...Wir hören, daß die Abfangjäger, die Kampfflieger, die SAAB 35 ihre Ablaufzeit in einigen Jahren erreicht haben werden.
Heute schon wird geklagt, daß man dann neue anschaffen wird.
- Na hoffentlich bald und hoffentlich ordentliche!
Jeder, der das nicht will, hat ein kurzes Gedächtnis.
Ich darf in Erinnerung rufen, daß vor ganz wenigen Jahren, als der Krieg unmittelbar an der österreichischen Grenze in Slowenien entbrannt war, ein Jagdflugzeug der jugoslawischen Luftwaffe bis nach Graz geflogen ist, offenbar ausprobierend, was man denn alles tun könne, was die Österreicher sich alles gefallen lassen.
Das war am selben Tag, an dem man im Fernsehen beobachten konnte, wie unmittelbar jenseits der Grenze von eben diesen Maschinen mit Bordraketen Fahrzeuge abgeschossen wurden - zivile und womöglich auch andere.
Dann sind - gering in der Stückzahl - die österreichischen SAAB aufgetaucht, und weg war der Spuk von jugoslawischen Kampfmaschinen, und es war die Lage dort in einem sehr positiven Sinne bereinigt...
März 1996
März 1996 ZOOM 3/96
Friedensdividende ade!
...Was läßt sich aus dem Bestreben, in der NATO unterzukommen, für das Beschaffungswesen des Bundesheeres prognostizieren.
Abfangjäger werden in Frankreich (Mirage) oder Deutschland (Jäger 90) gekauft.
In der europäischen Rüstungsindustrie gibt es Bestrebungen, die französischen und deutschen Flugzeughersteller zusammenzulegen.
Die schwedische Firma SAAB sucht auch bereits die Kooperation mit der deutschen DASA.
Sie droht sonst, nach dem Zusammenschluß der Giganten zerrieben zu werden.
Nur ein politischer Machtkampf der SPÖ könnte diese Entscheidung in Richtung des schwedischen "Gripen" beeinflussen.
Die Kosten für neue Abfangjäger der 4. Generation sind bisher mit 12 bis 20 Milliarden vom Verteidigungsministerium dargestellt worden.