DHTML JavaScript Menu Courtesy of Milonic.com

  Österreichische Militäraviatik in Politik und Medien
IV - VI 1998

April 1998

22.04.1998
Fliegerübung auch am Abend
Bis einschließlich Donnerstag führt das Bundesheer eine österreichweite Fliegerübung durch. Hauptübungstruppen sind vor allem das Fliegerregiment 3 in Hörsching sowie das Überwachungsgeschwader vom Fliegerregiment 2 in Zeltweg. Die Saab 105 OE und Draken sorgen natürlich für vermehrte Lärmbelastung in den Abendstunden bis maximal 23 Uhr, wofür das Bundesheer gestern die betroffene Bevölkerung um Verständnis bat.


22.04.1999
Fliegerübung in ganz Österreich
Das Bundesheer führt seit Dienstag bis morgen, Donnerstag, eine österreichweite Fliegerübung durch. Hauptübungstruppen sind das Fliegerregiment 3 in Hörsching in Oberösterreich mit den "Saab 105" und das Überwachungsgeschwader vom Fliegerregiment 2 in Zeltweg in der Steiermark mit den "Saab J 35 Draken", gab das Militärkommando Oberösterreich bekannt.


29.04.1998PARLAMENTSKORRESPONDENZ/GR/29.04.1998/Nr. 275
(Auszug) MILITÄRISCHE ANGELEGENHEITEN - DAS BUDGET FÜR 1999 IM AUSSCHUSS - Fasslabend: Heer löst seine Aufgabe trotz knapper Mittel immer besser
...Haushaltsverhandlungen für das Jahr 1999..........Ausgaben von 21,529 Mrd. S bewilligt, um 122 Mill. S mehr als 1998........Abgeordneter SCHEIBNER (F) vermerkte kritisch ein weiteres reales Minus im Verteidigungsbudget und fragte Minister Fasslabend, "wieviel Militär er mit diesem Budget überhaupt noch aufrechterhalten könne". ...Einmal mehr verlangte Gaal (SP) eine Neuordnung des Beschaffungswesens im Sinne einer langfristigen Investitionsplanung. ...Abgeordneter MOSER (L) beklagte den schlechten Zustand des Heeres, das für viele Offiziere vor dem Bankrott stehe. ...Abgeordneter WABL (G) meldete Zweifel an den Bedrohungsbildern des Bundesheeres an ...Abgeordneter Dr. OFNER (F) stellte Fragen nach den Zeitplänen für die Beschaffung von Flächenflugzeugen und des Radpanzers Pandur sowie nach dem Stand der Panzerabwehr. ...Verteidigungsminister Dr. FASSLABEND...Nach der Abwicklung des Mech-Pakets komme dem Luftbereich Priorität zu, wobei die Frage nach Anschaffung von Kampfflugzeugen und Hubschraubern in den Vordergrund rücke... Derzeit gibt es 21 Draken-Piloten. Diese Pilotenausbildung wird im Hinblick auf die Draken-Nachfolgemaschinen beibehalten.

LION.cc

Mai 1998

14.05.1998 Murtaler Zeitung
Der Draken am Hauptplatz
Der Draken am Hauptplatz war am vergangenen Wochenende eine besondere Attraktion in der Bezirksstadt Judenburg. Viele Kinder und auch Erwachsene nützten die einmalige Gelegenheit zum "Probesitzen"....


17.05.1998
Fliegerabwehr zu ebener Erd' und in luftiger Höh'
Erhöhter Lärmpegel: 1100 Soldaten aus Langenlebarn und die Drakenpiloten absolvierten vergangene Woche im Aichfeld eine Übung.
Am vergangenen Wochenende versuchte das Bundesheer noch, anläßlich der diesjährigen Stadtturm-Ausstellung am Judenburger Hauptplatz mit (teilweise lärmenden) Geräten Werbung in eigener Sache zu machen. Um die Bevölkerung für (teilweise lärmende) Übungen verständnisvoll zu stimmen? Jedenfalls wurde vergangene Woche tatsächlich fleißig geübt, und zwar zu ebener Erd' und in luftiger Höh'. Die Drakenpiloten absolvierten rund um die Flugplätze Zeltweg, Graz und Klagenfurt ein Trainingsprogramm. Eine Aussendung des Bundesheeres spricht von einer "erhöhten Lärmbelastung" zwischen 8 und 16 Uhr. Das ist die offizielle Version. Manche Bewohner des Aichfeldes - und die sind schließlich mit auf Drakenlärm sensibilisierte Ohren ausgestattet - meinen allerdings, die Abfangjäger länger und sogar nächtens gehört zu haben. Gut getarnt. Unabhängig vom Drakenprogramm führte das Fliegerabwehrregiment 1 aus Langenlebarn im Aichfeld eine Flugabwehrübung durch...


19.05.1998
Ein Steirer ist Rekordpilot in Heeres-Jets
Das gab es noch nie: 10.000 Stunden in der Luft, 17.200 Landungen in 36 Jahren. Und Vizeleutnant Strimitzer fliegt noch immer.
Er ist Rekordhalter - in einer ganz besonderen Disziplin. Der Steirer Hubert Strimitzer. Noch kein zweiter Heerespilot - die Erste Republik mitgerechnet - hat so viele Stunden in der Luft verbracht wie der 57jährige Vizeleutnant aus Stainach: 10.000 Stunden. Zusätzlich flog der Militärpilot auch privat noch rund 1100 Stunden im Segelflugzeug und verbrachte 500 Stunden in privaten Motorflugzeugen... An die 200 Militärpiloten lernten dann bei ihm ihr fliegerisches Handwerk. Seine fliegerischen Höhepunkte: "Etwa die Arbeit im Kunstflugteam der ,Silver Birds' zu einer Zeit, als es ,Karo As' noch nicht einmal gab." Oder auch die Paraden über Wien, Linz, Graz und Zeltweg, Kunstflug-Vorführungen über dem Ö-Ring und das Überschall-Luftkampftraining über der Nordsee. Strimitzer flog aber auch bei "Karo As" im Team bis auf den Leader alle Positionen. Natürlich gab es nicht nur Höhepunkte. Nach 1070 Flugstunden auf dem Draken kam 1997 der letzte Flug. Es ging vom französischen Dijon nach einem Flugtag zurück nach Zeltweg. "Das tat schon weh - man war mit dem Draken eins - und dann der Abschied. Mit meinen 56 Jahren hatte ich das Alterslimit auf dem Abfangjäger erreicht." Und nachdenklich meint er: "Als die Draken-Stationierung anstand, zog ich mit meiner Familie gerade nach Spielberg. Ich hab' das ja nicht so mitbekommen, aber meine Familie litt darunter. Das ging bis zur Schule, wo sogar noch meine Kinder die Draken-Ablehnung zu spüren bekamen. Heute ist dies zum Glück kein Thema mehr."...


26.05.1998Stenographisches Protokoll, 123. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich
(Auszug) Abgeordneter Herbert Scheibner (Freiheitliche): Es gibt keine Antwort auf die Frage der Draken-Nachfolge. Sie wissen, daß das unbedingt notwendig wäre. Es werden uns die Piloten davonlaufen. Wir werden bald keine Luftraumüberwachung mehr haben. Sie haben im Ausschuß gesagt, frühestens nach Abschluß des Mech-Pakets wird über diese Frage diskutiert werden, also nach 10 bis 15 Jahren...
Abgeordneter Hans Helmut Moser (Liberales Forum):...Ein anderes Beispiel ist der Beschluß über eine luftbewegliche Infanteriebrigade. - Herr Minister! Wo sind die finanziellen Voraussetzungen für die Finanzierung der Lufttransportmittel? Wo sind die Planungsunterlagen beziehungsweise Grundlagen, die notwendigen Hubschrauber zu beschaffen? Ich führe kurz an, wie der Zustand unserer Luftstreitkräfte im wesentlichen ist. Die Bell 204 ist im Jahr 1965 eingeführt worden und wird jetzt ausgeschieden. Die Bell 206 ist 1969 eingeführt worden und damit 30 Jahre im Bundesheer, die Alouette III, eingeführt 1967, ist ebenfalls über 30 Jahre im Bundesheer. Die OH-58 Kiowa, eingeführt 1976, ist über 20 Jahre im Heer, oder, um das Transportflugzeug zu nennen, die Skyvan, eingeführt 1969, ist über 30 Jahre im Bundesheer, veraltet und am Ende der Lebensdauer. Es sind jedoch weder die notwendigen Planungen auf dem Tisch noch die finanziellen Voraussetzungen dafür gegeben, daß diese dringend notwendigen Nachfolgebeschaffungen getätigt werden können. Aber reihum wird gleichzeitig eine Struktur beschlossen, von der man weiß, daß wir nicht in der Lage sind, sie auch umzusetzen....
Abgeordneter Anton Gaál (SPÖ):...Herr Bundesminister! Ein weiteres wichtiges Thema sind die Luftstreitkräfte. Auch dazu einige Bemerkungen. Auch ich glaube, daß die eingeleitete Strukturreform, die unsere Zustimmung findet, weiterzuführen ist. Wir wollen sie gemeinsam weiterführen. Dabei stellt sich aber auch die Frage, ob die Infrastruktur der österreichischen Luftstreitkräfte wirklich noch den Kriterien der Einsatzeffizienz und Wirtschaftlichkeit entspricht. Es wird auch hinsichtlich der Luftstreitkräfte eine Straffung der Führungsstruktur und auch eine Reduzierung der Infrastruktur zu überlegen sein. Ich glaube daher, daß es höchst an der Zeit ist, auch eine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich der taktischen und operativen Bedeutung der Militärflugplätze, ihres Betriebes vorzulegen. Die beim Betriebs- und Personalaufwand einsparbaren finanziellen Mittel könnten mithelfen, die schon aus Sicherheitsgründen dringend erforderlichen Neuanschaffungen im Bereich der Hubschrauberflotte zu tätigen. Herr Bundesminister! Wir wissen, daß die Augusta Bell 204 in Hörsching nahezu am Ende ihrer Flugstundenkapazität angelangt sind, das heißt technisch, daß sie ausgeflogen sind. Ich glaube aber nicht, daß wir in Hinkunft auf dieses Fluggerät bei Rettungs- und Assistenzeinsätzen, aber auch nicht im Rahmen der Katastrophenhilfe verzichten können. Herr Bundesminister! Ich hoffe, daß wir auch in diesem Bereich eine gemeinsame Lösung erreichen.


26.05.1998 PARLAMENTSKORRESPONDENZ/GE/26.05.1998/Nr. 351
(Auszug) NATIONALRAT NIMMT MILITÄRISCHE ANGELEGENHEITEN INS VISIER - Trotz bescheidener Möglichkeiten hervorragende Leistungen des Heeres Das Schwergewicht liegt weiterhin auf der Modernisierung der Ausrüstung... Kritisiert wird vom Verteidigungssprecher der Freiheitlichen darüber hinaus, dass Fasslabend das vom Parlament beschlossene Mech-Paket nicht umsetze und zwar Kampfpanzer gekauft habe, bei der Beschaffung von Rad- und Schützenpanzern jedoch in Verzug sei. Auch auf die Frage der Draken-Nachfolge gebe es keine Antwort...Abgeordneter WABL (G)...Es sei kontraproduktiv, 11 Mrd. S für "Schrottpanzer der Nato" auszugeben.


29.05.1998
"Unbekannte Flugobjekte" in Begleitung österreichischer Militärmaschinen vom Typ Saab Draken haben es gestern einem Linzer OÖN-Leser angetan. Die Aufklärung lieferte prompt Reinhard Raberger, Pressesprecher des Verteidigungsministeriums. Im Zuge einer Übung "Sichere Nachbarschaft" würden derzeit österreichische und tschechische Einheiten ihre "Systeme" darauf abstimmen, damit bei einer Grenzverletzung künftig nicht gleich aufeinander geschossen würde. Tschechische Maschinen würden aber dabei nicht in Österreich landen.

Juni 1998


Zum 10x jährt sich die Landung des ersten Draken in Zeltweg, es wird resümiert und ein bißchen über die Zukunft nachgedacht


04.06.1998
Streitfall Schwedenbomber, Am 6. Juni 1988 landeten die ersten Draken in Graz - von Martin Link
Viele Schichten Staub lagern in den Archiven über den Anfängen der Draken-Geschichte - das erste zugehörige Dokument findet sich am 20. Juli 1967.... Zwar wurden etwa in der Zeit der SPÖ-Alleinregierung zwischen 1971 und 1983 verschiedenste Flugzeugtypen - unter anderem die französische Mirage 50 oder die US-amerikanische F 16 - neben dem SAAB-Draken diskutiert, allein für den Ankauf fehlte nach SPÖ-Lesart das Geld... Nach einer mehrstündigen Sitzung entschied sich der Landesverteidigungsrat am 26. März 1985 für den SAAB-Draken. SPÖ und FPÖ waren einhellig für das schwedische Modell, die oppositionelle ÖVP meldete Bedenken an... Obwohl eine breite Anti-Draken-Front einschließlich Friedensbewegter weiter gegen die Draken zu Felde zog...unterschrieb Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager am 21. Mai 1985 den Kaufvertrag mit dem schwedischen Konzern SAAB-Scania für 24 gebrauchte Abfangjäger vom Typ Draken J-35... Selbst internationale Medien wurden auf den Draken-Lärm aufmerksam und qualifizierten die Debatte wechselweise als "Komödie", "Hysterie", "kakanisches Polittheater" oder "Staatsaffäre"... Am 6. Juni 1988 fuhren die ersten Draken ihre Fahrwerke aus und setzten auf der Landebahn des Thalerhofes auf.


05.06.1998
"Museums"-Draken fliegen seit 10 Jahren ohne Absturz, Autor: Wilhelm Theuretsbacher Es begann am 6. Juni 1988 mit einer Landung in Graz... Inzwischen weltweit die letzten dieses Typs, die noch im Einsatz stehen... Daß alle 24 Luft-Veteranen mit ihren inzwischen 35 Lebensjahren noch einsatzbereit sind, ist den 140 Flugtechnikern unter Hauptmann Ing. Günther Neumann zu verdanken... jedes Jahr verlegen sie einen Troß mit fünfzehn Container-Lkw zum britischen Schießplatz Waddington. Dort wird der Luftkampf geübt... Zum Scharfschießen mit Bordkanonen und Raketen geht es zum schwedischen Schießplatz Vidsel. Nach einem Tief mit nur neun Piloten gibt es heute wieder zwanzig Einsatzpiloten.


06.06.1998
Draken: Unruhestifter von einst überhört man heute - DIE KLEINE-UMFRAGE
Am 6. Juni 1988 war es soweit. Die ersten Draken donnerten damals über das Steirerland, und das sehr zum Leidwesen der Bevölkerung, die vor allem in Flughafennähe unter der Lärmbelästigung litt. Wie sieht es aber heute aus? Wem ist das dumpfe, oft ohrenbetäubende Dröhnen noch ein Dorn im Auge?


06.06.1998
Zehn Jahre Draken - 30 Jahre hitzige Debatten
Heute vor zehn Jahren, am 6. Juni 1988, landete am Flugfeld Graz-Thalerhof der erste Draken-Abfangjäger. Was dieser Landung an politischen Wirren voranging, sucht selbst in der nicht gerade unverwirrten Geschichte Österreichs seinesgleichen. Mitte der 60er Jahre entschied die damals ÖVP-dominierte Bundesregierung, für das Bundesheer das Trainingsflugzeug Saab 105 und den damals hochmodernen Abfangjäger Saab Draken anzuschaffen. Für den Kauf der Trainingsgeräte reichte die Zeit noch, für die Anschaffung dessen, wofür man eigentlich trainierte, aber nicht mehr. 1970 übernahm die SPÖ das Regierungsruder, und es geschah nichts. Im Jahr 1977 traf der Landesverteidigungsrat die Entscheidung, den Draken nun wirklich anzuschaffen, und es geschah wieder nichts. Erst 1984 - die SPÖ hatte mittlerweile die FPÖ in die Regierung genommen und ihr das Verteidigungsressort überlassen - wurde eine Ausschreibung vorgenommen, nach der sich der Draken gegen vier andere Jet-Typen durchsetzte, und zwar vor allem wegen seiner geringeren Lärmentwicklung. Dies hinderte die Steiermark - und hier vor allem die ÖVP unter Landeshauptmann Josef Krainer - aber nicht, gegen die zu lauten Draken und ihre Stationierung ausschließlich auf steirischen Flughäfen, nämlich Zeltweg und Graz-Thalerhof, mobil zu machen. Mitstreiter fanden die steirischen Draken-Töter in Bundesheer-Gegnern, aber auch in Bundesheer-Kreisen, die mit der Typen-Entscheidung nicht zufrieden waren. Dennoch unterzeichnete Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager im Mai 1985 den Kaufvertrag über 24 Draken. Im Frühjahr 1986 veranstaltete die steirische ÖVP ein Anti-Draken-Volksbegehren und erzielte an die 250.000 Unterschriften. Im Herbst desselben Jahres stürzte ein Pilot des Bundesheeres bei einem Draken-Übungsflug in Schweden ab und starb. Die Steiermark sah sich in ihrem Widerstand bestätigt und verbreitete die düstere Vision, der "fliegende Schrott" werde demnächst reihenweise auf Graz stürzen. Im Jänner 1987 trat die große Koalition sowie Robert Lichal als Verteidigungsminister an. Der bullige ÖVP-Politiker ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, den Draken-Kauf und auch die Stationierung in der Steiermark durchzuziehen: "Auf den Schreibtisch werde ich mir die Draken nicht stellen", beschied Lichal, "dazu sind sie nämlich zu groß." Das einzige Zugeständnis an die Draken-Gegner war die Einsetzung eines Unterausschusses, der den Kaufvertrag und den Unfallbericht aus Schweden prüfen sollte. (Als Ausschußvorsitzender machte sich Ludwig Steiner verdient. Er leitete deshalb später auch die Untersuchungsausschüsse "Lucona" und "Noricum".) Die Wut der steirischen ÖVP war damit freilich nicht zu besänftigen. Man dachte in Graz sogar kurz an die Abspaltung von Österreich und die Ausrufung eines Freistaates nach bayerischem Vorbild. Der Schritt, den man dann tatsächlich setzte, war nicht viel weniger ungewöhnlich: Im September 1987 brachten die steirischen ÖVP-Abgeordneten im Nationalrat einen Mißtrauensantrag gegen Parteifreund Lichal ein. An der Stationierung der Draken vermochte das freilich nichts mehr zu ändern. Und siehe da, alles ging gut: Bisher ist in Österreich kein einziger Draken abgestürzt.


06.06.1998
Draken-Nachfolger "ein Muß"
Der Verteidigungsminister ist wild entschlossen, neue und NATO-kompatible Abfangjäger zu kaufen.
Nach der Nationalratswahl 1999 wird die Entscheidung fallen, welche neuen Abfangjäger für das Bundesheer angeschafft werden... "Es ist absolut undenkbar, daß wir auf die Luftraumüberwachung verzichten", so Fasslabend. "Ich kenne kein Land, das einen derartigen Verstoß gegen die eigene Sicherheit begehen würde." Spätestens seit der Jugoslawien-Krise 1991, als fremde Kampfjets in den österreichischen Luftraum eingedrungen seien und die Draken die Situation bereinigt hätten, sei auch der breiten Öffentlichkeit klar geworden, daß es eine Landesverteidigung ohne wirksame Luftraumüberwachung einfach nicht gebe. Die seinerzeit so umstrittene Draken-Anschaffung sei letztlich eine Erfolgsgeschichte geworden, sagte Fasslabend. In zehn Jahren habe man kein einziges Flugzeug verloren und dank sparsamen Flugbetriebs seien die 23 Maschinen noch immer einsatzfähig... In Frage kämen vier Typen, nämlich die F-16 oder die F-18 aus den USA, die französische Mirage 2000 oder der schwedische Saab-Gripen. Präferenzen habe er keine, sagte Fasslabend, da die technischen Prüfungen noch im Gange seien. Alle vier Typen seien aber - was für die Zukunft wesentlich sei - NATO-kompatibel... Über den Preis wollte der Minister noch nichts sagen, Experten rechnen aber mit einem Kaufpreis von zumindest zwölf Mrd. S. Laut Fasslabend soll das Draken-Nachfolge-System unbedingt deutlich länger als zehn Jahre einsetzbar sein, weshalb man nur fabriksneue Maschinen oder eine Mischung aus neuen und gebrauchten Jets kaufen werde.


07.06.1998
Zehn Jahre Draken, Im Juni 1988 landeten die ersten Donnervögel in der Steiermark. Die wilden Proteste von damals sind heute nur noch Schall und Rauch. Festakt im Fliegerhorst: Verteidigungsminister Werner Fasslabend dankte allen, die zehn Jahre erfolgreichen Drakenbetrieb ermöglichten.
Ein lautes Dröhnen erfüllt Freitag um 11 Uhr die Luft beim Grazer Flughafen Thalerhof. Lärm hebt an und mit ihm hebt sich der Blick: "Wo sind sie?" Suchende Augen finden schließlich zwei donnernde Draken, die von der Rollbahn starten. Anrainer des Flughafens heben den Blick schon lange nicht mehr. Draken sind Alltag, der Ärger hat sich hier aber trotzdem nicht in Schall und Rauch aufgelöst... Auf den Tag gestern vor zehn Jahren landete der erste Draken am Thalerhof. 23.053 Starts und Landungen sowie 13.740 Flugstunden absolvierten die Piloten seitdem österreichweit. Widerstand gibt es heute keinen mehr. Jene, die damals wild gegen die Abfangjäger gekämpft haben, stört der Lärm offenbar nicht mehr. Und so feierte das Bundesheer gestern von Demonstranten ungestört das Zehn-Jahre-Jubiläum der Abfangjäger... "Das Bundesheer hat zugesichert, es werde nicht mehr als sechs Starts an einem Tag geben. Die von mir gezählte Tagesspitze liegt bei 28 Starts", erzählt er...


07.06.1998
Ruhe nach dem Sturm Anrainer haben wenig zu feiern. Manche führen Buch über lärmende Drakenstarts, andere suchten das Weite und hinterließen Geisterhäuser.
Der Widerstand geht weiter", prangt es vom Transparent vor dem Rednerpult. Dahinter ein Aktivist, offensichtlich Anti-Draken-Parolen in die Menge schmetternd... Die Bewohner des Aichfeldes haben sich an den Draken gewöhnt, der Glaubenskrieg vor zehn Jahren interessiert niemanden mehr. Nur der Lärm bringt viele nach wie vor auf die Palme. "Oft nicht zum Aushalten", so ein Zeltweger, während eine Flugplatz-Anrainerin relativiert: "Der Wirbel beim Start stört mich auch. Aber andererseits bringt das Bundesheer auch einen Haufen Arbeitsplätze." Ihrem Argument schließen sich in der Region viele an. Denn Arbeitsplätze, und noch dazu sichere, sind rar. 1988 noch in der Defensive, agiert das Heer mit seinen Abfangjägern heute offensiv. Sympathiegewinn gab es etwa beim Flugtag in Zeltweg, als ein rot-weiß-rot lackierter Draken beeindruckte. Und kurios: Bei der heurigen Berliner Luftfahrtschau war der regionale Tourismusverband mit von der Partie - und warb im Schatten des Blechvogels für das Aichfeld...


08.06.1998
Nicht unter 10 Milliarden S. Bis 2002 muß Draken-Nachfolge geklärt sein, sonst droht Abwanderung der Piloten. Die Entscheidung fällt aber erst die nächste Regierung. Was als Nachfolgemodell für den Draken passen könnte, weiß man im Bundesheer bereits: amerikanische F16 oder F18, die französische Mirage oder der Gripen aus Schweden... Der Beginn der nächsten Legislaturperiode sei die absolute "Deadline" für die Entscheidung... Ohne klare Zukunftsperspektive für eine ordnungsgemäße Ablöse drohe dem Heer die Abwanderung seiner Spezialisten - der Piloten, der Techniker... Neue Abfangjäger kosten zehn Milliarden als Untergrenze.


08.06.1999
War Draken-Stationierung richtig?
PRO: ROBERT LICHAL
Die Stationierung der Draken vor zehn Jahren war für die Glaubwürdigkeit der Landesverteidigung von wesentlicher Bedeutung, sagt der damalige Verteidigungsminister Robert Lichal.
Zehn Jahre ist der sogenannte "Draken-Krieg" zwischen der Bundesregierung und dem Land Steiermark schon her. Gleich nach meiner Angelobung zum Bundesminister für Landesverteidigung wurde ich mit dem steirischen Widerstand gegen die Stationierung der angekauften schwedischen Abfangjäger konfrontiert. Von meinem Vorgänger war zudem nach einem Trainingsabsturz die weitere Ausbildung von Drakenpiloten in Schweden gestoppt worden. Beides führte dazu, daß die gesamte militärische Luftraumüberwachung in Österreich in Frage gestellt war. Im Nationalrat hatte ein Unterausschuß des Verteidigungsausschusses die Frage des rechtsgültigen Ankaufes der Abfangjäger zu klären. In diesem Zusammenhang wurde auch versucht, die Tauglichkeit des Flugzeuges in Frage zu stellen. Ein Sachverständigengutachten jagte das andere. Die Qualität mancher Gutachten reduzierte sich einfach auf die Hochrechnung, daß wenn schon beim Training ein Flugzeug verlorengehe, nach einigen Jahren alle abgestürzt sein müssen. Die gesamte Auseinandersetzung war für mich als ÖVP-Politiker kein Honiglecken, handelte es sich doch bei meinen Kontrahenten in der Steiermark um Parteifreunde. Als neu verantwortlicher Minister entschied ich mich nach reiflicher Überlegung zur Fortsetzung des Ausbildungsprogramms für die Piloten und die Vorbereitung für die Stationierung der Geräte in Graz und in Zeltweg. Es war kein einfaches Beginnen, da die Widerstände oft unüberwindbar schienen. Trotzdem ist es gelungen, die Implementierung des Saab-Draken in Österreich zu erreichen. Dies war im nachhinein betrachtet für die Glaubwürdigkeit der österreichischen Landesverteidigung von wesentlicher Bedeutung. Heute ist alles Geschichte. Bei der Jugoslawien-Krise applaudierten die ehemaligen Drakengegner den die Grenze sichernden Flugzeugen. Dem Herrgott bin ich dankbar, daß es zu keinem Unfall gekommen ist, und mit Schmunzeln kann ich vermerken, daß die Abfangjäger auch nach zehn Jahren noch immer ihren Dienst versehen. Rückblickend war meine Entscheidung richtig, die österreichische Luftraumüberwachung wurde gesichert. Ich wünsche zum Jubiläum alles Gute und ein ehrliches "Glück ab - gut Land".


08.06.1998
KONTRA: CANDIDUS CORTOLEZIS - Der Widerstand gegen den ausgemauschelten Draken-Ankauf und deren Stationierung war sinnvoll...
Am 28. Juni 1991 ereignete sich während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien der einzige militärische "Ernstfall" der letzten zehn Jahre... Die vierundzwanzig, 1985 gekauften und zu aberwitzigen Preisen aus Steuergeldern bezahlten gebrauchten Saab-Draken aus den 50er Jahren aber erlitten durch diesen Vorfall keinen Schaden... Piloten, die fachliche Bedenken äußerten und sich anmaßten, ihre wohlbegründete eigene und nicht die offizielle Meinung zu vertreten, wurden zwangspsychiatriert... So viel Widersinn wollten Hunderttausende Steirer nicht einfach widerstandslos hinnehmen...


12.06.1998
DENKZETTEL - Am Kern vorbei, von Reinhold Tscherne
Die jahrelangen Diskussionen über die Notwendigkeit einer Luftraumüberwachung in Österreich sind am Kern vorbeigegangen... Die Mehrheit der (Regierungs-)Politiker hat bis zum heutigen Tag gezielt oder auch unbewußt verschwiegen, daß der Schutz der Grenzen nach internationalem Recht eine Verpflichtung darstellt... Es geht primär um den Luftraum, der auch Bestandteil der Souveränität eines Staates ist und das Radarüberwachungssystem "Goldhaube" nur als ein Teil des Ganzen - mit den dafür notwendigen Abfangjägern - fungiert... Aber für unbequeme Fragen waren Bundesregierungen eben nie zu haben.


- zurück Jänner - März 1998 - - - - - - weiter Juli - September 1998 -



Letzte Aktualisierung: 01.01.2004