www.airpower.at Folgt man der allgemein vorherrschenden Meinung über die fliegenden Verbände im österreichische Bundesheer bekommt man schnell den Eindruck das dort außer "rostigen Vögeln aus zweiter Hand" nichts zu finden ist. Schnell eines Besseren belehrt wird wer einmal die Möglichkeit bekommt das "Herzeigestück" der Fliegerdivision zu besuchen, den auch international sehr geschätzten
Hochgebirgslande (HGL) - Kurs.

Die spezielle österreichische Topographie, fast 40% des österreichischen Territoriums liegen über 1000m Seehöhe mit Bodenerhebungen bis 2000m Höhe in weiten Teilen des Bundesgebietes und Spitzen die über 3000m reichen, beeinflußte nicht nur die Fähigkeiten österreichischer Wintersportler positiv sondern hatte auch nachhaltige Auswirkungen auf die Piloten der Bundesheer - Hubschraubergeschwader.
Foto: Martin Rosenkranz
Ein AB-206 vor der Felswand

Die Maschinen über die das Bundesheer verfügt sind weniger waffenstrotzende Kampfgeräte sondern vielmehr für Transportaufgaben geeignet und sie sind oft älter als die Piloten von denen sie geflogen werden. Die Aufgaben mit denen sie betraut werden konzentrieren sich deshalb hauptsächlich auf Lufttransport, Verbindungsflug, Versorgung sowie auf zivile Rettungs- und Assistenzflüge und beschränken sich vorwiegend auf Gebiete die Verkehrsinfrastruktur kaum erschlossen sind wie z.B. die Gebirgsregion.
Foto: Martin Rosenkranz
Alouette III im Landeanflug
Die negativen Einflüsse die beim Helikopterflug im Gebirge auftreten sind vielfältig und betreffen sowohl das Gerät als auch die Psyche und Physis der Piloten und auch das Wetter ist im Gebirge ein spezielles Problem.
Im HGL-Kurs lernen die Piloten u.a. mit der generellen Verschlechterung der Flugeigenschaften ihres Helikopters umzugehen. So führt der geringere Luftdruck zu einer Verringerung von Tragkraft, maximaler Fluggeschwindigkeit, Manövrierfähigkeit und Triebwerksleistung bei gleichzeitig zunehmender Gefährdung durch Strömungsabrisse bei Haupt- und Heckrotor.
Foto: Martin Rosenkranz
AB-212, der leistungsfähigste Hubschrauber des Heeres

Persönlich betroffen sind die Piloten durch Sauerstoffmangel und durch psychologische Probleme welche auftreten können wenn man sich zum Beispiel mit senkrechten Felswänden und hunderte Meter tiefen Abgründen konfrontiert sieht. Größte Beachtung findet auch die jeweilige Wetterlage welche von einem eigenem Meteorologen unter Zuhilfenahme von Satellitenbildern und diverser örtlicher Wetterstationen ausgewertet und alle drei Stunden aktualisiert wird.

Foto: Martin Rosenkranz
AB-212 kurz vor dem Aufsetzen
Die Piloten müssen während der 2 Kurswochen über 300 Landungen im Hochgebirge in 50 Flugstunden (inkl. Nachtflug) absolvieren. Trainiert wird in den hohen Tauern mit Schwerpunkten im Gebiet des Großglockner und des Großvenediger. Geschult wird dabei die präzise Auswahl jedes Landepunktes wobei immer die Möglichkeit gegeben sein muß die Landung in jeder Phase abzubrechen. In einer Art Zirkeltraining werden zunehmend schwierigere und höhere Landepunkte aus verschiedenen Richtungen angeflogen und naßgeschwitzte Fliegerkombis bei den Kursteilnehmern sind der Normalzustand. Relevante Faktoren für eine Landung sind Windrichtung und Windgeschwindigkeit sowie Oberflächenbeschaffenheit und Schräglage der Landestelle. Die Abschätzung der örtlichen Gegebenheiten kann sehr schwierig sein wenn keine äußeren Anhaltspunkte gegeben sind und so müssen Rauchgranaten oder andere Gegenstände abgeworfen werden um Bezugspunkte zu erhalten. Probleme mit denen die Piloten immer zu kämpfen haben und auf die permanent zu achten ist sind Windböen, Auf- und Abwinde, Nebel, schlechte Sicht, Leitungen und Kabel, Licht-/ Schattenwechsel und Reflexionseffekte sowie örtlich und momentan entgegen der vorherrschenden Windrichtung vollkommen unterschiedliche Windverhältnisse.
Foto: Martin Rosenkranz
OH-58 hebt ab
Besonders gefürchtet bei den Piloten ist "the Bell" (die Glocke) auch "Whiteout" genannt, dabei wird lockerer Schnee von der Landestelle durch den Rotor aufgewirbelt und jeder äußere Bezugspunkt sowie das Gefühl für die Fluglage geht verloren.
Neben all der Fliegerei warten in den zwei Wochen die der Kurs dauert auch rund 40 Theoriestunden auf die Kursteilnehmer. Die Hauptschwerpunkte liegen dabei u.a. in den Bereichen Psychologie und Physiologie, Flugplanung, Meteorologie, Gefahren in den Bergen, Schnee- und Lawinenkunde, Nachtflug und Erste Hilfe.

Foto: Martin Rosenkranz
Ein Alouette 3 beim abheben. Dieser Typ ist in Schwaz/Tirol als "Christoph" - Rettungshubschrauber im Einsatz.
2 HGL-Kurse werden Jahr für Jahr in Österreich abgehalten, der stabilen Wetterlage wegen wird der Winterkurs im März und der Sommerkurs im September durchgeführt. Für die Österreichischen Helikopterpiloten stellt der HGL-Kurs den Abschluß einer langen Ausbildung dar, ab einem Minimum von 200 Flugstunden sind die Piloten zur Teilnahme berechtigt und es müssen mindestens je ein Winter und ein Sommerkurs besucht werden um die Ausbildung abzuschließen.

Foto: Martin Rosenkranz
Der AB-206A wird zur Schulung der Piloten und in der Kunstflugformation "Kleeblatt" verwendet.
Natürlich ist Österreich nicht das einzige Land das solche Kurse abhält, aber den Österreichern wird in diesem speziellen Segment ein höheres Niveau bescheinigt. Deshalb kommen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit auch immer Gastpiloten ( meist selbst Fluglehrer ) aus dem Ausland um sich in Österreich den letzten Schliff im Hochgebirgsflug verpassen zu lassen. Bis zu 8 Plätze stehen für die Piloten anderer Streitkräfte bereit und in den letzten Jahren haben u.a. Briten, Amerikaner, Franzosen, Belgier, Schweden und Italiener den HGL-Kurs absolviert.


© - Text,Fotos,Grafik: Martin Rosenkranz

Letzte Aktualisierung: 02.05.99