Werksbesuch bei der DASA (DaimlerCrysler Aerospace) in Manching,
8. Dezember 1999

Manching ist der wichtigste Standort des Geschäftsbereichs Militärflugzeuge der DaimlerChrysler Aerospace. Manching ist Zentrum für Luftfahrt-Logistik und Betreuung, Endmontage, Instandhaltung und Testzentrum für eine Vielzahl an Militärflugzeugtypen, darunter Tornado, Phantom und MiG-29 und erwirtschaftet mit rund 1.650 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 2,5 Milliarden Schilling pro Jahr.

In naher Zukunft beginnt in Manching die Ausrüstung von 620 Rumpfmittelteilen der Eurofighter - Typhoon Kampfflugzeuge welche aus je 6.500 Einzelteilen bestehen, weiters wird in Manching die Endmontage der 180 für die deutsche Luftwaffe bestimmten Eurofighter- Typhoon Kampfflugzeuge stattfinden.

Manching ist auch Standort der MiG Aircraft Product Support GmbH welche die deutschen MiG-29 logistisch betreut.
Unsere Interviewpartner waren Dipl.-Wirtschafts-Ing. Andreas Füchsl, Kaufmännischer Leiter der MAPS und Wolfram Wolff, Vorstandssprecher der DASA für den Geschäftsbereichs Militärflugzeuge.

www.airpower.at: Wer hat die MAPS geründet und was ist ihre Aufgabe
A. Füchsl: Die MAPS wurde von der DASA als Auftragnehmer der Deutschen Luftwaffe, vom Hersteller MAPO, dem Konstrukteur ANPK "MiG" und der staatlichen Exportorganisation Rosvooruzhenie gegründet. Ziel war die Herstellung der Instandsetzungsbereitschaft für die MiG-29 der Deutschen Luftwaffe welche von der DDR übernommen wurden. Wir haben zu diesem Zweck Rahmenverträge zur Instandsetzungen, Beschaffung von Ersatzteilen und Beistellung von Spezialisten unterzeichnet. Wir sind heute in der Lage die Industrieinstandhaltung der MiG-29 in Deutschland durchzuführen.

www.airpower.at: Ist die MAPS im Stande die MiG-29 vom Airframe über das Triebwerk bis zu den Elektronikkomponenten komplett selbst zu überholen ?
A. Füchsl: Nicht ganz. Wir schaffen es komplett beim Airframe und bei den meisten elektronischen Bauteilen ausgenommen die bei denen dies nicht wirtschaftlich wäre. Die Überholung der Triebwerke passiert komplett in Russland, es ist uns in diesem Bereich nicht gelungen entsprechende Verträge mit dem Hersteller abzuschließen.

www.airpower.at: Gab oder gibt es Probleme in der Kommunikation oder der rechtzeitigen Ersatzteilbereitstellung von Russischer Seite ?
A. Füchsl: Am Anfang schon, aber das ist verständlich, immerhin prallten zwei Ideologien aufeinander wie denn die Ersatzteilversorgung stattzufinden hätte. In Russland wird das mit einer "Apothekenideologie" gehandhabt. Man bestellt zum Beispiel einen einzelnen Bestandteil des Fahrwerks und bekommt eine riesige Kiste mit einem kompletten Fahrwerk geliefert. Es hat beiden Seiten viel Mühe, Verständnis und Geduld abgenötigt um hier zu einem für beide Seiten akzeptablen Ergebnis zu kommen. Die Ersatzteilversorgung läuft nach anfänglichen Schwierigkeiten, hier hat zum Beispiel die Bürokratie mit den Ausfuhrgenehmigungen zu viel Zeit in Anspruch genommen, problemlos.

www.airpower.at: Läuft die komplette Ersatzteilversorgung über die MAPS, auch jene Teile welche die Einsatzstaffel der Luftwaffe vor Ort benötigt ?
A. Füchsl: Nein. Es gibt vier Stufen der Wartung und Instandhaltung. Stufe eins und zwei passieren bei der Luftwaffe, die dafür nötigen Teile beschafft die Luftwaffe unabhängig von der MAPS. Stufe drei und vier passieren hier bei der DASA in Manching und die MAPS beschafft nur Teile die exklusiv für Stufe drei und vier notwendig sind. Alle Teile aus Stufe eins und zwei die wir für Stufe drei und vier natürlich ebenso benötigen bekommt die MAPS von der Luftwaffe geliefert.

www.airpower.at: Wie sieht es mit den Kosten dieser Wartung aus ? Ist der ganze Aufwand wirtschaftlich ?
A. Füchsl: Natürlich muß man in die Rechnung mit einbeziehen daß der Erwerb dieses Know-How für nur 23 Flugzeuge passiert ist. Wenn man aber in Betracht zieht daß damit die inländische Wertschöpfung sehr viel höher ausfällt als wenn man das alles in Russland machen läßt, ja. Außerdem haben wir uns auch sehr intensiv mit diesem Flugzeug beschäftigt und es ist uns gelungen die Lebensdauer der Zelle zu verlängern als auch Zeiträume für die Hauptinstandsetzung so weit auszudehnen daß diese nur noch einmal während der ganzen Lebensdauer stattfinden muß. Das alles unter Berücksichtigung der Tatsache daß sie Piloten der Luftwaffe die MiG-29 beim Training mit anderen NATO - Piloten sehr oft bis an die Grenze der Belastbarkeit bringen, und das zu ganz neuen Erkenntnissen im Bezug auf die Zellenbelastbarkeit geführt hat.

www.airpower.at: Ist die MiG-29 ein "gutes" Flugzeug oder ist man auf grobe Mängel gestoßen?
A. Füchsl: Sowohl was das fliegen als auch was die Wartung betrifft ist die MiG-29 ein sehr gutes Flugzeug, es gab und gibt keine bösen Überraschungen.

www.airpower.at: Wie sie wissen steht in Österreich die Nachfolge des Draken an und die MiG-29 ist ein möglicher Kandidat. Wird die MAPS um einen Wartungsvertrag im Rahmen einer MiG-29 Beschaffung mitbieten ?
W. Wolff: Ja, es wird hier sicherlich zu einem Angebot von unserer Seite kommen.

www.airpower.at: Nun hat ja die DASA noch ein weiteres Produkt auf diesem Sektor, den Eurofighter Typhoon, können sie sich auch hier ein Angebot vorstellen auch wenn dieses Flugzeug nicht in der Shortlist des österreichischen Bundesheeres steht ?
W. Wolff: Es kommt hier darauf an in welcher Form die Ausschreibung erfolgt. Wenn dies in einer offenen Form passiert ist ein Eurofighter Anbot durchaus vorstellbar.

www.airpower.at: Herzlichen Dank für das Interview

Deutsche MiG-29 in verschiedenen Phasen der Hauptinstandsetzung
Foto: Martin Rosenkranz

Foto: Georg Mader

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Foto: Georg Mader

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Foto: Martin Rosenkranz Foto: Martin Rosenkranz
Foto: Martin Rosenkranz
Cockpit des Eurofighter Prototyp DA5
Foto: Martin Rosenkranz
Der Eurofighter Prototyp DA5

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Letzte Aktualisierung: 31. Dez. 1999