LIBELLE
Martin Rosenkranz für www.airpower.at über die wahrscheinlich interessanteste flugmedizinische Neuerung der letzten Jahre.
Erstmals wirklich kritisch wurde diese Spielerei mit der Schwerkraft in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Mit den schnellen und agilen Ganzmetall-Vorkriegstypen wie Supermarine Spitfire I, Polikarpov I-16 oder Messerschmitt 109, und der fortschreitenden Entwicklung der Luftkampfmanöver wurde es zu einem üblichen Zustand, dass Piloten im Luftkampf permanent nah an der Schwelle zur Bewusstlosigkeit ihre Manöver vollführten. Die Folge davon war die medizinische Erforschung dieser Auswirkungen auf den Menschen.
Man erkannte, dass hohe Beschleunigungen entlang der Körperlängsachse dazu führten, dass das Blut aus dem Kopf in die sich ausdehnenden Blutgefäße der unteren Körperhälfte gepresst wurde. Aus Folge davon sinkt der Blutdruck in der oberen Körperhälfte und da vor allem im Kopf stark ab, die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff ist nicht mehr ausreichend. Der Reihe nach treten je nach persönlicher Toleranzgrenze des Piloten zwischen 5 und 6G zuerst der Verlust der Farbsehfähigkeit (Greyout), eine extreme Einschränkung des Blickfeldes und dann der vollständige Verlust der Sehkraft (Blackout) ein. Zu guter letzt verliert der Pilot das Bewusstsein vollständig (G-LOC), ein Zustand von dem man sich erst nach rund einer halben Minute wieder erholt.
Besonders schlimm ist ein rascher Anstieg der Belastung. Bei langsam ansteigender Belastung kann das Herz-Kreislaufsystem des Piloten auf die gestiegene Belastung reagieren und durch eine erhöhte Pulsfrequenz und eine Verengung der Blutgefäße einen entsprechenden Ausgleich bis etwa 5G bewirken. Bei einem raschen Anstieg jedoch ist dies nicht mehr möglich und der Pilot erleidet augenblicklich und ohne Vorwarnung einen G-LOC.