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Draken-Replacement Roundup

Der Pulverdampf der ersten medialen Schlagabtäusche verzieht sich schön langsam, Positionen und Argumentationslinien der Hersteller im Kampf um den Abfangjäger-Auftrag werden sichtbar.
Martin Rosenkranz für www.airpower.at über den Kampf um den 2 Milliarden Euro Auftrag.

3 Anbieter haben bis 23. Jänner 2002 ihre Anbote für Draken-Nachfolger eingereicht und führen seither auf medialer, politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene einen Kampf um den finanziell grössten Beschaffungsakt der 2. Republik.

Dass dem Österreichischen Markt offensichtlich eine höhere Bedeutung zugemessen wird als von der international vergleichsweise geringen Summe abzuleiten wäre, wird angesichts der Anstrengungen der Anbieter deutlich.

Seit Monaten sprudeln die Werbegelder - aktuell schaltet gerade Lockheed Martin eine wöchentliche Inseratkampagne in einigen Tageszeitungen um Herr und Frau Österreicher vom eigenen Produkt zu überzeugen. Dazu kommen groß aufgezogene Pressekonferenzen, Werksbesuche - und Saab hat sogar schon eine Wiener Journalistin in den heißen Sitz eines Zweisitzer-Gripen geschnallt. Doch zurück zu den Angeboten.

Gleich je 2 Angebote haben Lockheed Martin und Saab vorgelegt, und für den Eurofighter wurde das Standard-Offert gleich umgangen und nur eine Alternative vorgelegt.
Lockheed Martins Kernstrategie: Die nächsten 15 - 20 Jahre mit gebrauchten F-16's überbrücken und danach nagelneue JSF's.
Interessant dabei ist, dass alle drei Anbieter sich auf Angebote konzentrieren, die nicht den Kriterien der Ausschreibung entsprechen, und darin die jeweils bessere Lösung für den Ersatz des Drakens sehen. Den Raum für diese Manöver entsteht durch einen Passus in den Ausschreibungspapieren, der es den Anbietern gestattet Alternativen zum gewünschten Angebot anzubieten. Interessant auch, dass es Saab und Eurofighter geschafft haben die grundsätzlich komplizierte und auch relativ kostspielige Übergangslösung zu umgehen und sich statt dessen in der Lage sehen die gewünschten Neuflugzeuge rechtzeitig zu liefern.

F-16's neu oder gebraucht

Das Standard-Offert von Lockheed Martin bezieht sich auf die derzeit modernste Version der F-16C/D Block 50/52(+). Nahezu ident mit den im März 2000 von Griechenland georderten F-16's sollen die Avionik dieser Maschinen leistungsfähiger sein als bei sämtlichen Falcons im US-Inventar. Als Übergangslösung könnten 12 Monate ab Vertragsunterzeichnung 10 F-16A Block15ADF und 2 F-16B Block15OCU für einige wenige Jahre bereit stehen. Der Preis für 24 neue Einsitzer, einem Flugsimulator, der Übergangslösung, dem Zubehör und Trainings-Paket zum Betrieb der Flugzeuge sowie der Luft/Luft-Bewaffnung soll innerhalb des oftmals kolportierten Finanzrahmens für die Beschaffung liegen.

Um mehr als 50% günstiger kommt das Alternativ-Offert von Lockheed Martin. Mit F-16A/B, modernisiert mit neuen Triebwerken, einer Strukturverstärkung und ausgestattet mit der MLU-Avionic möchte man Österreich Flugzeuge für die nächsten 20 Jahre anbieten. Bei dieser Variante würden die Österreichischen Luftstreitkräfte vorerst 12 F-16A/B mit der "Falcon Up" Strukturverstärkung zur Verfügung stehen, während die andere Hälfte der Flugzeuge in den Niederlanden mit der MLU Avionic ausgestattet wird. In einem Zeitraum von etwa 2 bis 3 Jahren würden dann im Rotationsprinzip die frühzeitig gelieferten Flugzeuge durch bereits mit MLU ausgestattete Maschinen ersetzt. Ab etwa 2007/2008 stünden dann alle Flugzeuge voll modernisiert im Dienst der österreichischen Luftstreitkräfte. Lockheed Martin schlägt damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen dürfte Finanzminister Grasser der Idee nicht abgeneigt sein mit weniger als der Hälfte des eigentlich erwarteten Rechnungsbetrages davonzukommen. Zum anderen ist jetzt schon abzusehen, dass in 15-20 Jahren der, gerade bei Lockheed Martin in Entwicklung befindliche, "Joint Strike Fighter" ein im Preis/Leistungsverhältnis kaum zu schlagendes Angebot sein dürfte.

Bedeckt hält sich Lockheed Martin bezüglich der Schmerzgrenze bei den Offsets. Das Angebot liegt über der geforderten Mindesthöhe von 100% des Vertragswertes und man könne auch - mit Hinblick auf den JSF - noch zulegen. 200% zu versprechen schiebt man allerdings in den Beeich der "Voodoo-Economics". Etwas anders stellt sich die Situation bei den gebrauchten F-16 MLU dar. Da Lockheed Martin bei dieser Variante keinen Umsatz durch den Verkauf der im Besitz der US AirForce befindlichen Flugzeuge erzielt, sind für die Gebrauchtvariante wohl kaum umfangreiche Offsets zu erwarten.

Gripen gleich oder sofort

Das Standard-Offert von Gripen International entspricht voll dem Mengen- und Lieferzeit-Gerüst der Ausschreibung. 24 neuen Einsitzer samt Zubehörpaket sowie eine Übergangslösung in Form von 10 Einsitzern und 2 Zweisitzern auf Leasingbasis.
Sowohl Saab als auch Eurofighter sind in der Lage Flugzeuge anzubieten die sich eigenlich schon für andere Kunden im Bau befinden - der eine früher, der andere etwas später.
Vorteil für Österreich: Frühzeitige Lieferung unter Umgehung der komplizierten und auch teuren "Überganglösung".
Die Lieferung der ersten Neuflugzeuge könne 3 Jahre ab Vertragsunterzeichnung beginnen, geliefert wird mit einer Rate von 4 Flugzeugen per Jahr. Saab betont hier, dass der Preis des Gripen-Komplettpaketes inklusive aller Optionen unter den von der FMS-Abteilung des Pentagon berichteten USD 1, 739 Mrd. für die F-16 läge.

Die von Seiten Saab's präsentierte Alternativlösung kann ohne Übertreibung als "spektakulär" bezeichnet werden. Das Schwedische Heeresmaterialamt und mit ihm die Schwedische Luftwaffe haben sich offenbar bereit erklärt, auf eigentlich fix geplante Auslieferungen, zugunsten von Exportkunden, für 2 bis 3 Jahre zu verzichten. Das ermöglicht es dem Gripen International Konsortium Neuflugzeuge in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit zu liefern und vollkommen auf die Übergangslösung zu verzichten.
Noch rascher, nämlich de facto sofort nach Vertragsabschluss, müsste die Ausbildung von Piloten und Technikern beginnen um den Betrieb mit den ersten Neuflugzeugen schon 2003 aufnehmen zu können. Schon Mitte 2005 stünden acht operationelle Gripen in Österreich und die Lieferung würde 2009 abgeschlossen.

Gleich in die vollen geht Saab beim Offsetpaket. 200% Offsets bzw. 50.000 Mannjahre an Arbeitsplätzen als erste Ansage - wo bleibt da noch Platz zum "Nachbessern"?

Eurofighter vorsichtig

Als jüngstes der drei System hat es der Eurofighter besonders schwer. Vor allem eine passable Übergangslösung bis zur Lieferung von neuen Flugzeugen lies sich offenbar nicht finden. Aus der Not machte das Eurofighter Konsortium eine Tugend. Ähnlich wie Saab ist das Eurofighter Konsortium in der Lage bereits für andere Kunden im Bau befindliche Flugzeuge in Österreich anzubieten. Das allerdings, zumindest anfänglich, sehr spärlich. Denn gerade in den ersten Baulosen finden sich überproportional Zweisitzer und es sind auch ausreichend Flugzeuge zur Aufnahme eines Probebetriebs in den ersten Staffeln zu liefern. Zieht man die Fertigungs- und Lieferrate des Eurofighters in Betracht dann erscheint die Aufnahme eines halbwegs regulären Staffelbetriebs in Österreich vor Ende des Jahres 2006 kaum möglich. Deshalb ist man derzeit noch etwas zurückhaltend. Offensichtlich will man abwarten ob man nach einem "Shortlisting" (dem Ausreihen von ungenügenden Angeboten) noch mit von der Partie ist. Zumindest bei den ebenfalls wichtigen Offsets sieht man sich aber ausgezeichnet im Rennen. Viel zu oft wurde das erwartete Volumen von Österreichischer Seite lanciert als, dass man es überhören hätte können.

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Letzte Aktualisierung: 24.02.2002