3 Anbieter haben bis 23. Jänner 2002 ihre Anbote für Draken-Nachfolger eingereicht und führen seither auf medialer, politischer, wirtschaftlicher und militärischer Ebene einen Kampf um den finanziell grössten Beschaffungsakt der 2. Republik.
Dass dem Österreichischen Markt offensichtlich eine höhere Bedeutung zugemessen wird als von der international vergleichsweise geringen Summe abzuleiten wäre, wird angesichts der Anstrengungen der Anbieter deutlich.
Seit Monaten sprudeln die Werbegelder - aktuell schaltet gerade Lockheed Martin eine wöchentliche Inseratkampagne in einigen Tageszeitungen um Herr und Frau Österreicher vom eigenen Produkt zu überzeugen. Dazu kommen groß aufgezogene Pressekonferenzen, Werksbesuche - und Saab hat sogar schon eine Wiener Journalistin in den heißen Sitz eines Zweisitzer-Gripen geschnallt. Doch zurück zu den Angeboten.
Gleich je 2 Angebote haben Lockheed Martin und Saab vorgelegt, und für den Eurofighter wurde das Standard-Offert gleich umgangen und nur eine Alternative vorgelegt.
Lockheed Martins Kernstrategie: Die nächsten 15 - 20 Jahre mit gebrauchten F-16's überbrücken und danach nagelneue JSF's.
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Um mehr als 50% günstiger kommt das Alternativ-Offert von Lockheed Martin. Mit F-16A/B, modernisiert mit neuen Triebwerken, einer Strukturverstärkung und ausgestattet mit der MLU-Avionic möchte man Österreich Flugzeuge für die nächsten 20 Jahre anbieten. Bei dieser Variante würden die Österreichischen Luftstreitkräfte vorerst 12 F-16A/B mit der "Falcon Up" Strukturverstärkung zur Verfügung stehen, während die andere Hälfte der Flugzeuge in den Niederlanden mit der MLU Avionic ausgestattet wird. In einem Zeitraum von etwa 2 bis 3 Jahren würden dann im Rotationsprinzip die frühzeitig gelieferten Flugzeuge durch bereits mit MLU ausgestattete Maschinen ersetzt. Ab etwa 2007/2008 stünden dann alle Flugzeuge voll modernisiert im Dienst der österreichischen Luftstreitkräfte. Lockheed Martin schlägt damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen dürfte Finanzminister Grasser der Idee nicht abgeneigt sein mit weniger als der Hälfte des eigentlich erwarteten Rechnungsbetrages davonzukommen. Zum anderen ist jetzt schon abzusehen, dass in 15-20 Jahren der, gerade bei Lockheed Martin in Entwicklung befindliche, "Joint Strike Fighter" ein im Preis/Leistungsverhältnis kaum zu schlagendes Angebot sein dürfte.
Bedeckt hält sich Lockheed Martin bezüglich der Schmerzgrenze bei den Offsets. Das Angebot liegt über der geforderten Mindesthöhe von 100% des Vertragswertes und man könne auch - mit Hinblick auf den JSF - noch zulegen. 200% zu versprechen schiebt man allerdings in den Beeich der "Voodoo-Economics". Etwas anders stellt sich die Situation bei den gebrauchten F-16 MLU dar. Da Lockheed Martin bei dieser Variante keinen Umsatz durch den Verkauf der im Besitz der US AirForce befindlichen Flugzeuge erzielt, sind für die Gebrauchtvariante wohl kaum umfangreiche Offsets zu erwarten.
Sowohl Saab als auch Eurofighter sind in der Lage Flugzeuge anzubieten die sich eigenlich schon für andere Kunden im Bau befinden - der eine früher, der andere etwas später.
Vorteil für Österreich: Frühzeitige Lieferung unter Umgehung der komplizierten und auch teuren "Überganglösung". |
Die von Seiten Saab's präsentierte Alternativlösung kann ohne Übertreibung als "spektakulär" bezeichnet werden.
Das Schwedische Heeresmaterialamt und mit ihm die Schwedische Luftwaffe haben sich offenbar bereit erklärt, auf eigentlich fix geplante Auslieferungen, zugunsten von Exportkunden, für 2 bis 3 Jahre zu verzichten.
Das ermöglicht es dem Gripen International Konsortium Neuflugzeuge in einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit zu liefern und vollkommen auf die Übergangslösung zu verzichten.
Noch rascher, nämlich de facto sofort nach Vertragsabschluss, müsste die Ausbildung von Piloten und Technikern beginnen um den Betrieb mit den ersten Neuflugzeugen schon 2003 aufnehmen zu können.
Schon Mitte 2005 stünden acht operationelle Gripen in Österreich und die Lieferung würde 2009 abgeschlossen.
Gleich in die vollen geht Saab beim Offsetpaket. 200% Offsets bzw. 50.000 Mannjahre an Arbeitsplätzen als erste Ansage - wo bleibt da noch Platz zum "Nachbessern"?