Im Berg
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1km Tunnel liegen zwischen dem Tageslicht und dem tiefsten Bunker Österreich's.
Foto aus dem Film "On alert", HBF |
Bis man allerdings so weit in die Anlage eindringen kann, hat man noch eine Wegstrecke von rund 1km durch einen Tunnel zu absolvieren und eine Sicherheitsschleuse zu überwinden, welche endgültig "Endstation" bedeutet für all jene, die nichts in der Anlage zu suchen haben, aber es irgendwie geschafft haben an allen bisherigen Kontrollen vorbeizukommen.
Der Tunnel selbst steigt, wie auch der Luftdruck in der Anlage, leicht an - eine relativ simple Maßnahme um Luftverunreinigungen bis hin zu ABC-Verseuchungen zu verhindern. Damit das Betreten der Anlage nicht allzu zeitaufwendig wird, stehen zwei Transportmittel zur Verfügung.
Die Wahl für größere Personengruppen sowie schwerere Artikel fällt auf einen Elektrowagen mit Anhänger der die Strecke in wenigen Minuten zurücklegt.
Noch schneller ist man mit einem der Leihfahrräder, die an den Enden des Tunnels bereitgestellt sind und für die der Elektrowagen mit den fußmaroden Journalisten nur eine fahrende Schikane darstellte.
Der Bunker selbst - man darf sich eine riesige Höhle mit einem Haus darin vorstellen - lässt sich in fünf operative Bereiche gliedern.
Oben auf befindet sich das staatliche Krisenmanagement.
Bei einem weiträumigen und folgenschweren Anlassfall, der eine Bedrohung der Sicherheit und Handlungsfähigkeit der höchsten Repräsentanten der Republik Österreich bedeutet, soll von hier aus ein, aus Bundespräsident, Regierungsmitgliedern, Spitzenbeamten in Schlüsselpositionen sowie Experten, zusammengesetzter Krisenstab die Handlungsfähigkeit des Staates auch unter schwierigsten Voraussetzungen sicherstellen.
Hierzu sind ebenfalls die wichtigsten Medien (ORF und APA) eingebunden um eine Versorgung der Bevölkerung mit Informationen gewährleisten zu können.
Der mittlere Bereich der EZ/B beherbergt das Bundesheer.
Hier findet sich die Einsatzzentrale der Luftstreitkräfte (Air Operations Center / AOC) die Wetterdienstzentrale des Bundesheeres sowie die Luftraumüberwachungszentrale (CRC / Control and Reporting Center).
24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr - die Luftraumüberwachung schläft nie.
Foto: Bundesheer
Die Wetterdienstzentrale des Bundesheeres erstellt Prognosen für ganz spezielle Anforderungsprofile.
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Die Gründe, weshalb das Bundesheer großen Wert auf eine eigenständige Flugsicherung und einen eigenständigen Wetterdienst legt und hier nicht auf die zivilen Möglichkeiten zurückgreift, liegen in den spezifischen Anforderungen des Militärs, was allerdings nicht heißt, dass man sich nicht Geräte mit anderen Bedarfsträgern teilt.
Der Österreichische Luftraum gehört prinzipiell der zivilen Luftverkehrskontrolle. Nur zeitlich und örtlich begrenzt gibt es auch militärisch kontrollierte Lufträume, welche dann dem Militär zur Nutzung zur Verfügung stehen. Dieser genügt aber für gewisse Übungsvorhaben nicht. Er kann daher der Seite nach ausgedehnt werden, ebenfalls unproblematisch ist der Luftraum in sehr großer Höhe für Überschallflüge, da hier kein zivilen Flüge mehr stattfinden. Problematisch ist der Luftraum zwischen 8.000m und 12/13.000m, denn hier findet der größte Teil des zivilen Flugverkehrs statt. In Zukunft wird es noch schwieriger werden, in diesem Bereich Raum zu bekommen, da in absehbarer Zeit dieser Luftraum nicht mehr "national" sondern "regional" kontrolliert wird - ein in mehrere Pakete aufgeteilter "europäischer" Luftraum also. Über den neutralitätspolitischen Aspekt dieser Neuaufteilung und den daraus entstehenden Konsequenzen für die betroffenen Luftstreitkräfte - "fährt der Zug drüber".
Die Konsequenz für die Luftstreitkräfte lautet - der Luftraum der am leichtesten verfügbar ist, in den ragen die Berge und dort spielt sich die Masse des Wettergeschehens ab.
Für Streckenflüge spielt das Wettergeschehen nur mehr eine untergeordnete Rolle, das Militär fliegt jedoch in einem Bereich wo außer dem ÖAMTC sonst kaum wer fliegt.
Deshalb spielt für das Bundesheer die Wetterberatung eine sehr große Rolle, denn der Beratungsbedarf ist für niedrige Flughöhen ungleich größer als in den großen Flughöhen, weil z.B. für den Luftkampf-Übungsbetrieb VFR-Bedingungen notwendig sind.
Auch für die Radaranlagen - die Ausbreitung der elektronischen Signale - ist das Wettergeschehen wichtig.
Es gibt also einen großen Unterschied zwischen einer zivilen Wettervorhersage und einer militärischen geophysikalischen Beratung welche auch für die Artillerie oder gepanzerte Verbände von großer Bedeutung ist.
Denn da braucht es Fachleute die es gewohnt sind mit militärischen Führungsmitteln zu arbeiten bzw. auch Befehle oder eine NATO "Air Tasking Order" lesen zu können.
Das Untergeschoss der EZ/B beherbergt 2 große Rechenzentren. Eine der Datenverarbeitungsanlagen benötigt die Luftraumüberwachung für ihren Betrieb.
Die zweite Anlage mit nichtmilitärischem Hintergrund betreibt das Bundeskanzleramt.
Das sogenannte "Zentrale Ausweichsystem" (ZAS) ist das wohl sicherste Rechenzentrum Österreichs - quasi das Hochsicherheitslager für den Datenschatz der Republik.
Jedem Ministerium ist hier genügend Speicherplatz zugeordnet um regelmäßig die wichtigsten Daten sichern zu können. Dies geschieht jedoch nicht via Datentransfer über Leitungen sondern mit Hilfe von Datenbändern und das hat hauptsächlich zwei Gründe.
Zum einen ist die Datenflut dermaßen umfangreich, dass eine gewaltige Leitungskapazität benötigt würde und zum zweiten ist ohne Leitung das Risiko von unbefugten Zugriffen wohl wesentlich geringer.
Zwar sind die Daten der Rechner der Ministerien sowieso über Backupsysteme abgesichert, doch Oberirdisch kann wer weiß was auch mit den Backups geschehen - angefangen von Naturkatastrophen, über organisierte Kriminalität bis Terrorismus sind mannigfaltige Szenarien denkbar, welche die Daten sowohl im Primär- als auch im Sekundärsystem gefährden könnten.
Mit dem "zentralen Ausweichsystem" wird hier noch einmal auf Nummer "ganz sicher" gegangen.
Inmitten und seitlich dieser Hauptbereiche sind dann noch die Haustechnik sowie die Versorgungsinfrastruktur eingegliedert. Hier wird z.B. die Reinhaltung der Luft über ein Filtersystem und mit leichtem Überdruck in der Anlage, sowie auch die Versorgung mit Energie und Wasser sichergestellt.
100.000 Liter reinstes Trinkwasser werden so permanent bereitgehalten und können über Filteranlagen auch bei Verseuchung ergänzt werden.
In so einem Raum schlafen in 6 Betten abwechselnd bis zu 12 Personen.
Das Regal im Hintergrund muss für die privaten Habseligkeiten aller reichen.
Foto: Bundesheer |
Da die Anlage im Notfall die Unterbringung von mehreren hundert Personen für einen längeren Zeitraum gewährleisten muss, fallen in den Bereich der Infrastruktur auch die Schlafplätze (spartanische 3-fach Stockbetten, weniger noch als jeder Grundwehrdiener hat), Toiletten, Küche, etc..
Der Platzmangel zwingt hier teilweise zur Mehrfachnutzung div. Räume.
So ist der Speisesaal gleichzeitig auch Kapelle und müssen Betten zum Teil in Schichten von mehreren Personen benutzt werden.
Ein Aspekt der auch den Bereich Haustechnik/Infrastruktur betrifft, aber in die oben erwähnte Geheimhaltung fällt sind die Kommunikationsverbindungen. Mehr als, dass es "mehr als eine Möglichkeit" gibt sich mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen, haben wir nicht erfahren.