LRÜ
 

  Die Anlage "ORS SPK" am "Grossen Speikkogel" auf 2.140m Seehöhe ist wohl eine der spektakulärsten Luftraumüberwachungseinrichtungen Europas.
Foto links: Alenia Marconi Systems,
Foto rechts aus dem Film "On alert", HBF

Luftraumüberwachungszentrale ( Control and Reporting Center / CRC)

Neben den Radaranlagen und den Abfangjägern ist das Control and Reporting Center in der EZ/B, eines der Kernelemente für die Luftraumüberwachung. Hier fließen die Daten aller in Betrieb befindlichen Radargeräte zusammen

Auf annähernd zwei dutzend Radararbeitsplätzen wird der Luftraum in und um Österreich 24 Stunden und 365 Tage im Jahr überwacht.
Dazu kommt ein permanenter Außenposten (Control and Reporting Post) am Kolomannsberg, welcher sämtliche Aufgaben des CRC übernehmen kann.
Die Abstimmung mit der zivilen Flugverkehrskontolle erfolgt über das Military Control Center (MCC), Tür an Tür mit der austrocontrol in der Wiener Schnirchgasse.

Das Hauptaugenmerk der Luftraumüberwachungszentrale gilt militärischen und/oder nicht identifizierbaren Luftfahrzeugen. Erst wenn die zivile Flugverkehrskontrolle "austrocontrol" Probleme mit einem zivilen Luftfahrzeug meldet, beschäftigt man sich näher mit diesen.

Das Radarsystem "Goldhaube" erfasst mit drei oder auch mehr "Primärradargeräten" Luftfahrzeuge über und in einem weiten Umkreis um Österreich. Noch weiter sieht das "Sekundärradar", dieses ist allerdings kein aktiver Sucher, sondern empfängt nur passiv Signale, welche durch die Luftfahrzeuge selbst abgestrahlt werden. Der militärischen Luftraumüberwachung stehen beide Systeme zu Verfügung, wobei ersteres zur Positionsbestimmung herangezogen und zweiteres nur für die Kennung benötigt wird. Ausschließlich mit Sekundärradar arbeitet die zivile Flugleitzentrale austrocontrol. Sie ist auch für die Positionsbestimmung auf die aktive Mithilfe des Luftfahrzeuges angewiesen - ohne Transpondersignal hat sie keine Möglichkeit festzustellen ob Luftfahrzeuge unterwegs sind.

Die Daten des Sekundärradars werden durch die Luftfahrzeuge selbst übermittelt. Sie können aus Absicht oder technischen Ursachen auch Falsch bzw. gar nicht vorhanden sein.
Hier ein Kontakt auf Flugfläche 276, Flugrichtung 119°, Geschwindigkeit 397kn
Foto aus dem Film "On alert", HBF

Jede Mobile Radar Station ist ein vollwertiges Luftraumüberwachungssystem - inkl. Mini-Einsatzzentrale. Einmal vor Ort kann schon binnen einiger Stunden der Vollbetrieb aufgenommen werden.
Foto: Alenia Marconi Systems

Mit den "TER" können Täler ausgeleuchtet werden, welche die grossen Mittelbereichs-Radargeräte nicht einsehen können.
Foto: Martin Rosenkranz

200m² Photovoltaik auf 2.865m liefern die Energie für die modernste Netzfunkstelle der Luftraumüberwachung.
Foto aus dem Film "On alert", HBF

Mittelbereichs-Primärradar

Die leistungsfähigen Mittelbereichs-3D-Primärradargeräte (Typ: Selenia RAT-31S) befinden sich am Steinmandl/Nö (ORS STM / Ortsfeste Radarstation Steinmandl), am Kolomannsberg/Sbg. und am "Grossen Speikkogel" (ORS SPK / Ortsfeste Radarstation Speikkogel) auf der Koralpe an der Grenze zwischen Steiermark und Kärnten.
Die Primärreichweite dieser Geräte beträgt 250~280km, die Sekundärreichweite bis zu 450km.

Bis zu 12m hoch kann der Turm für eine Mobile Radar Station gebaut werden. Der Fuhrpark für diese Anlage umfasst etwa 20 geländegängige Schwerfahrzeuge.
Foto: Martin Rosenkranz

Ein "unterfliegen" der Goldhaube wird durch die 6 mobilen Tiefflugerfassungs-Radargeräte (TER) des Bundesheeres effektiv unterbunden.
Foto: Martin Rosenkranz

 

Um bei Wartung und Reparatur der fix montierten Anlagen nicht Einbußen bei der Abdeckung hinnehmen zu müssen, bzw. um bei Übungen oder Krisen eine Verdichtung der Abdeckung zu erreichen, kommen bis zu zwei mobile Geräte (MRS1 & 2 / Mobile Radar Station) der Type MRCS 403 (Mobile Reporting and Control Station) zum Einsatz. Das Radargerät selbst ist technisch nahezu ident mit dem Typ RAT-31S kombiniert mit einem 12 m hohen Gerüst.
Die Daten werden mit einem eigenen mobilen Fernmeldesystem in die Luftraumüberwachungszentrale übertragen und dort mit den Radardaten anderer Stationen zu einem Gesamtradarbild verarbeitet.
Im Bundesgebiet sind mehrere Standorte für die Errichtung solcher Anlagen vorbereitet.

Bemerkenswert ist übrigens, dass man beim österreichische Bundesheer mit den fix installierten und mobilen Radarsystemen italienischer Bauart wesentlich besser zurecht kommt als im Herstellerland selbst. "Schuld daran" sind einerseits Eigenentwicklungen im Bereich der Prüf- und Messtechnik von Bauteilen, die von vornherein den Einbau von fehlerhaften Teilen wirkungsvoll unterbinden, andererseits die hervorragende Arbeit von 40 heereseigenen Softwarespezialisten, die das System permanent betreuen.

 

Aerodrome Surveillance Radar

Um den Erfassungsraum vor allem in den niedrigeren Flughöhen zu verdichten ist man dabei an die "Goldhaube" mehrere ASR´s (Aerodrome Surveillance Radar / Flugplatzradare) anzuschließen (Wien, Langenlebarn, Linz, Salzburg, Graz, Zeltweg).

 

Tiefflugerfassungs-Radar

Ebenfalls geplant, aber erst in den Anfängen befindlich ist die Einbindung der sechs mobilen "RAC 3-D" Tiefflugerfassungs-Radargeräte (TER) der Firma Thompson in das System. Sie dienen zur Erfassung und Identifizierung tieffliegender Flugziele, welche durch die übrigen Radargeräte nicht erfaßt werden können und weisen eine Reichweite von bis zu 80 km auf. Maximal 200 Ziele können gleichzeitig erfasst und 128 verarbeitet werden.

 

Die Zukunft: Langreichweiten-Luftverteidigungsradar

In nächster Zukunft findet auch eine Steigerung der Reichweite des Goldhaube-Systems statt. Mit der Errichtung eines Selenia RAT-31DL Langreichweiten-3D-Luftverteidigungsradar auf dem Kolomannsberg/Sbg. steigt die Prmärreichweite des Systems auf bis zu über 500km und bis in Höhen über 30km. Die Aufnahme des Betriebes soll noch im Herbst 2002 erfolgen.

 

Netzfunkstellen

Verbunden wird das Ganze über vier fix installierte und zwei mobile Netzfunkstellen. Die Modernste davon befindet sich auf dem 2.865m hohen Koppenkarstein im Dachsteinmassiv. Dort findet sich in perfekter Symbiose Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit. Die früher mit 40.000 Liter Diesel im Jahr betriebene Anlage wurde mit einer hochmodernen 200m² 20kW-Photovoltaikanlage nachgerüstet und kommt seither mit lediglich 2-3.000 Liter Diesel im Jahr aus. Vor allem die extreme Verringerung der Versorgungstätigkeit spielte die Kosten für die Nachrüstung in sagenhaft kurzer Zeit wieder ein.

 

Mehrfarbiger Bereich:
Primärreichweite "Goldhaube"
Blauer Bereich:
Sekundärreichweite "Goldhaube"
Grüner Bereich (Kreis):
Primärreichweite "Goldhaube" mit RAT-31DL
Gelb schraffierter Bereich:
Prioritätsbereich -> Alarmauslösung bei
unidendifizierten Luftfahrzeugen mit Flugrichtung Staatsgrenze

Bei einer angenommenen Fluggeschwindigkeit von 900km/h oder Mach 0,85 in 10.000m bewegt sich ein Luftfahrzeug

  • etwa 16-20 Minuten innerhalb der Reichweite des Sekundärradars bevor es ins Bundesgebiet einfliegt.
  • etwa 8-10 Minuten innerhalb der Reichweite des Primärradars bevor es ins Bundesgebiet einfliegt.
Somit bleibt dem CRC zumindest ein Spielraum von 4-6 Minuten für die Kontaktaufnahme mit Luftfahrzeugen ohne Überflugsgenehmigung. Es ist danach trotzdem noch in der Lage 2 Luftraumüberwachungsflugzeuge in die Luft zu bringen, bevor das fragliche Luftfahrzeug in den österreichischen Luftraum eindringt.

Grafik: Martin Rosenkranz


Letzte Aktualisierung: 03.09.2002