ARMIGER
 
 

ARMIGER

(Anti Radiation Missile with Intelligent Guidance & Extended Range)

Entwicklung

ARMIGER ist ein fortschrittlicher Anti-Radar-Lenkflugkörper, er soll das gegenwärtig bei der Bundeswehr eingeführte Lenkflugkörpersystem HARM mittelfristig ersetzen.

Die ARMIGER Anti-Radar-Rakete, über Mach 3 schnell, bis zu 150km Reichweite.
Foto: BGT
Der Grund dafür ist, dass HARM bei den heute erwarteten Gefechtsfeldlagen nur noch als begrenzt tauglich angesehen wird, da dieser Lenkflugkörper in der Zeit des Kalten Krieges und für die damals geltenden Szenarien entwickelt wurde. HARM wurde entworfen um mit einem passiven Anti-Radar-Suchkopfes die elektronischen Emissionen von Radaranlagen zu erfassen, zu analysieren und zu klassifizieren. Mit der jeweils gemessenen Peilung lenkt sich HARM selbst ins Ziel. Schaltet das Ziel jedoch ab, fehlt diese Richtungsinformation und HARM ist in Folge auf ein eingebautes mechanisches Kreiselsystem angewiesen um den ungefähren Kurs bis zum Einschlag zu halten.

Deshalb planen die USA gemeinsam mit Deutschland und Italien ein HARM- Verbesserungsprogramm unter der Bezeichnung "HARM Precision Navigation Upgrade" (HARM-PNU). Ziel ist es die ungenauen mechanischen Kreisel durch ein modernes Präzisionsnavigationssystem, bestehend aus einer mit Laserkreiseln bestückten IMU (Inertial Measurement Unit = Inertiales Messsystem) und einem GPS-Empfänger zu ersetzen. Es wird somit möglich, in den LFK im Rahmen der Missionsplanung fixe Bereiche einzuprogrammieren in denen er keinesfalls aufschlagen darf, Gebiete in denen er aufschlagen muss und auch Landesgrenzen die er nicht überfliegen darf. Durch diese eingebauten "Rules of Engagement" lässt sich die Gefahr von "Kollateralschäden" erheblich verringern. Problematisch bleibt weiterhin der HARM-Suchkopf, er bleibt ohne Radaremissionen blind.

Künftig soll ARMIGER wie schon HARM der gemessenen Peilung von Radaremissionen folgen und falls diese ausbleiben, die Rakete mit einem IMU-Präzisionsnavigationssystem bis zu einem Punkt führen, an dem die Kontrolle der Flugbahn einem bildverarbeitenden Infrarot-Endanflugsensor übergeben wird. Entdeckt der IR-Suchkopf die Signatur eines Radargeräts, kann dieses in Folge auch ohne Radarabstrahlung sicher angesteuert und zerstört werden.
Die wesentlich höhere Präzision macht auch eine Verringerung des Gefechtskopfgewichts von 66kg bei HARM auf 20kg bei ARMIGER möglich.
Der "kleine" Gefechtskopf wird durch eine erwartete maximale Zielabweichung von nur 1m und die hohe Überschallgeschwindigkeit beim Einschlag, und der damit verbundenen kinetischen Energie, kompensiert.

Zweiter großer Vorteil der ARMIGER gegenüber HARM ist eine erheblich größere Reichweite und Durchschnittsgeschwindigkeit. Aus geringer Flughöhe gestartet erreicht HARM mit einem Feststoffmotor Spitzengeschwindigkeiten um Mach 3 und Reichweiten von 25-30km, bei großen Flughöhen bis zu Mach 4 und bis zu 80km Reichweite. ARMIGER wird, wie der Luft/Luft-LFK METEOR, mit einem Ramjet-Motor von Bayern Chemie ausgestattet, damit bis zu 150km Reichweite erzielen und den größten Teil der Strecke über Mach 3 schnell sein.

Dritter Vorteil sind geringeres Gewicht und Größe der ARMIGER gegenüber der HARM. Der Tornado wird in der Lage sein unter dem Rumpf vier ARMIGER Anti-Radar-LFK anstatt bisher zwei HARM zu tragen.

1997 startete Deutschland den Versuch das ARMIGER-Programm zu internationalisieren, fand aber keinen Partner. Die BGT GmbH setzt die Entwicklung alleine fort. Triebwerk- und Suchkopfversuche wurden 1997 und 1998 unabhängig voneinander unternommen. Im Juli 1999 bekam BGT einen Vertrag, der die Entwicklung bis zu Demonstrationsflügen vorantreiben soll. Erste Freiflugversuche sind für 2003 geplant. Sollten sich noch internationale Partner finden, könnt der ARMIGER LFK noch dieses Jahrzehnt in den Dienst gestellt werden.

Beschreibung

Der Dual-Mode-Suchkopf "ARAS" der ARMIGER Anti-Radar-Rakete
Foto: BGT
Die ARMIGER weist einen zylindrischen Körper mit vier symmetrisch angeordneten Lufteinlässen auf. Am Heck der Rakete befinden sich vier große Leitflächen.
Der Bug der Rakete fällt durch seine Asymmetrie auf. Er enthält den Dual-Mode-Suchkopf "ARAS" welcher aus einem passiven Breitband-Radarempfänger sowie einem bildverarbeitenden Infrarot-Sensor besteht.
Im Flug wird die Rakete durch ein GPS-unterstütztes Präzisionsnavigationssystem unterstützt, welches die Position des LFK im Raum bestimmen sowie vordefinierte Bereiche meiden bzw. anfliegen kann.
Angetrieben wird ARMIGER von einem Ramjet-Motor und dem Feststoff-Booster. Der integrierte Booster wird benötigt um die Rakete auf die, für den Ramjet-Motor benötigte, Mindestgeschwindigkeit von über Mach 2 zu beschleunigen. Danach bringt der von der Bayern-Chemie GmbH entwickelte Ramjet-Motor die Rakete auf ihre Marschgeschwindigkeit von über Mach 3. Die Steuerung erfolgt über den Schub des Triebwerks und nicht über Steuerflächen um den Luftwiderstand zu verringern.

Daten gemäß Entwicklungsspezifikationen

Länge: 4,00m
Durchmesser: 20cm
Gewicht: 220-230kg
Geschwindigkeit: Mach 3+
Antrieb:
    Feststoffmotor in der Startphase zur Beschleunigung auf Mach 2+ (2.100 km/h)
    Ramjet mit variabler Schubkraft als Marschtriebwerk
Einsatzschussweite: >150 km
Lenkung: Breitband-Radarempfänger, Internes Navigationssystem gekopplet mit GPS, bildverarbeitender Infrarot-Endanflugsensor
Gefechtskopf: 20kg hochexplosive Splitterladung
Zündung: Aufschlagzünder


Letzte Aktualisierung: 03.11.2002