Die Wr.Neustädter Flugzeugwerke (WNF) lieferten bis 1943 50% aller Me-109 und 25% aller Jagdflugzeuge der deutschen Luftwaffe.
Foto: HGM
Das blieb von den WNF.
Bomber der 15th USSAF in Tunesien.
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Die deutsche Führung hatte vermutet, dass es mit der Ruhe im Südostraum bald vorbei sein würde, denn am 1.August 1943 war mit 179 B-24D von Bengazi/Lybien aus ein Angriff auf die Ölraffinierien in Ploesti erfolgt.
Dafür waren dort die 44th, 93rd und 389th Bombardment Group der 8th Air Force und die 98th and 376th Bombardment Group der 9th Air Force zusammengezogen worden.
Der Angriff war ein Erfolg gewesen, wenn auch ein Kostspieliger - er war im Tiefflug erfolgt und war vollkommen überraschend gekommen. Doch beim Abflug vom Ziel wüteten die Verteidiger mit den Deutschen Me-109 und den Rumänischen IAR-80A unter den Amerikanischen Bombern.
Von 179 Bombern hatten 14 den Angriff aus technischen Problemen abbrechen müssen, 43 waren abgeschossen worden, 15 mussten notlanden, 8 flüchteten mit Schäden in die Türkei und wurden dort interniert und nur 99 landeten wieder in Bengazi - 56 davon mit schweren Beschuss-Schäden und Opfern unter den Besatzungen.
Somit waren für Wr.Neustadt statt der vorgesehenen 120 Bomber am 13.August nur 83 einsatzbereit - verglichen mit den 1.000 Bomber Angriffen mit denen inzwischen Norddeutsche Städte in Flammenmeere und Trümmerwüsten verwandelt wurden war das nichts.
Zwischen 07:15 und 07:30 Lokalzeit hoben die Bomber ab, doch für 22 Maschinen war schon kurz nach dem Start Schluss - sie mussten wegen technischer Probleme umkehren. Somit machten sich 61 B-24D auf den 1.300km weiten und etwa viereinhalb Stunden langen Anflug auf Wr.Neustadt. Die Flugroute führte damals über das Mittelmeer, Italien, die Adria, Jugoslawien nach Ungarn zum Plattensee. Dieser wurde als Wegmarke genutzt um Richtung Neusiedlersee einzuschwenken. Von dort ging es dann direkt über Wr.Neustadt wo bei einer 4/10 Wolkendecke und 10 bis 15km Sicht aus etwa 20-22.000ft Höhe zwischen 11:50 und 12:14 ca. 145.000kg Sprengbomben (500lb & 1.000lb) und 24 Brandbombenbehälter fielen.
Der Angriff kam vollkommen überraschend, es gab damals fast keine Luftabwehr und nur ein Lückenhaftes Warn- und Meldesystem und in Österreich ausser dem JG108 (Jagdschule 8) in Bad Vöslau und der Werksschutzstaffel keine Jagdverbände. Die Verluste an Menschenleben waren deshalb sehr hoch. 134 Tote (davon 26 Ausländer), 128 Schwer- und 906 Leichtverletzte waren zu beklagen. Der Produktionsausfall war relativ gering. Im Juli waren 270 Me 109 gefertigt worden, im August 184, im Oktober war man wieder auf 218. Grund dafür waren die Schwierigkeiten bei der Zerstörung der wichtigen Produktionsmittel. Zwar konnte man Hallen, fertige und in Bau befindliche Flugzeuge und Lagerbestände zerstören, die schweren Werkzeugmaschinen waren aber nahezu unverwüstlich und allenfalls durch einen Volltreffer zu zerstören.
Die Verteidigung um Wr. Neustadt bleib erfolglos. Sie bestand aus sechs schweren Batterien mit russischen (8,5cm) und französischen (aufgebohrte 8,8cm) Beutegeschützen sowie drei leichten Batterien mit 2cm und 2,5cm Kalibern - mit unzulänglichen Feuerleiteinrichtungen. Die schweren Batterien verfeuerten 734 Granaten im Sperrfeuer, die leichten Batterien - obwohl keine Chance bestand auch nur annähernd die Flughöhe der Bomber zu erreichen - 2.122 Granaten. Einige FW-190 und Me-109 waren aufgestiegen, bleiben aber ebenfalls ohne Erfolg. Trotzdem gab es für den Verband Probleme. Der Angriff war an der Grenze der Reichweite erfolgt. Ziel für den Rückflug war Tunesien oder eine Reihe von Ausweichzielen auf Alliiertem Territorium sollte der Sprit nicht mehr reichen.
Über Italien wurden einige Maschinen des inzwischen aufgelockerten Verbandes in Luftkämpfe verwickelt, ohne dass die Bomber Schäden oder Verluste zu verzeichnen hatten - der Abschuss einer Me-109 wurde gemeldet.
Wegen technischer Probleme landete eine Maschine auf Sizilien und eine auf Malta. Eine Maschine - "Death Dealer" (611-X der 93rd BG) - erlitt Motorschaden und flüchtete in die Schweiz - es war seit Kriegsbeginn die 32. fremde Maschine in der Schweiz, die erste Amerikanische. Der Bomber brannte bei der Landung in Thurnau bei Will/St.Gallen aus, die Besatzung wurde interniert. Der Rest der Maschinen landete bei Tunis, von wo der Verband in Folge operierte.
Die Crew von "Death Dealer". Foto: Archiv Georg Mader |
"Death Dealer" wurde nach der Landung von der Crew in Brand gesteckt. Foto: Archiv Georg Mader |
Militärhistorische Schriftenreihe
Herausgegeben vom Heeresgeschichtlichen Museum / Militärwissenschaftliches Institut Verlag: Österr. Bundesverlag Heft 49
Ausführliche Beschreibung des Angriffes mit Rahmenbedingungen und Vorbereitung, Plan der Flugroute und Trefferbild, Literaturverzeichnis, 52 Seiten. Preis: EUR 7,-
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