Zeitzeugen & Links

Liest man Augenzeugenberichte oder trift gar Veteranen (was in angloamerikanischen Museen manchmal der Fall ist), merkt man etwas, das hier vielen Älteren bei uns vielleicht weniger geläufig ist. Die Tatsache dass die US-Crews in den Bombern keineswegs unangreifbar hoch oben ihre Bahn zogen, sondern dass sich in die 20-jährigen abenteuerlustigen Gesichter bald ungläubiges Entsetzen grub. Die übliche "Tour-of-Duty" von 25 - 50 Missionen (RAF-Bomber-Command 30 Missionen) bedeutete bei einer durchschnittlichen Verlustrate von "nur" unter 3% eine rechnerische Überlebenschance gegen 25%, bei den Briten gegen 5% ! Viele wurden Fatalisten, man schaffte es oder man schaffte es nicht.
Immerhin wurden bis Kriegsende ca. 650 alliierte Flugzeuge über Österreich abgeschossen und täglich den ¾ Tod vor Augen kam wahrscheinlich kein Sinn für den mitgeführten Tod im Bombenschacht auf. Der Abwurf - so Veteranen beider Seiten - schürte kein Unbehagen, so schrecklich das heute klingen mag.

Der durchschnittliche deutsche Jagdflieger hatte in der zweiten Kriegshälfte höchstens nur ebensolche Überlebensaussichten. Erwischten einen frei "marodierende" Schwärme von P-51 nicht in der Sammelphase und überlebte man den aus 1000en Läufen Buntmetall speienden Bomberstrom, gab es die Angst ob man ungestört landen könne, Spritmangel und im Winter zu verunglücken - wenn man überhaupt irgendeinen Flugplatz finden konnte. Der Unterschied lag vermutlich "lediglich" darin dass die Bombermannschaften in beschauliche italienische Provinzen zurückkehrten, mit warmherzigen, den Fliegern wohlgesonnenen Menschen und einer funktionierenden Unterhaltungsindustrie. Für die Verteidiger dagegen gab es nicht einmal ein Missionslimit...

Recht gute Augenzeugenberichte über lokale Ereignisse findet man in Bezirksmuseen. Einiges davon ist auch im Internet zu finden.

So z.B.
ST. MARGARETHEN IM BURGENLAND
"Fliegeralarm: Aus dem Kriegsalltag (1939 - 1945) im Dorf"

Einen feindlichen Flieger, der mit seinem Fallschirm aus den Wolken fiel, als hilflosen Menschen zu sehen, fiel schwer.

Einen Bericht über
Mauer im Luftkrieg
beschreibt den Ausbau der Luftverteidigung, den Einsatz von Flakhelfern, den Kampf der Flak gegen Bomber und im Erdkampf und die Besetzung.

Luftkrieg über Riedlingsdorf
bringt eine "Allgemeine Bilanz des Luftkrieges über Österreich" sowie einige lokale Ergeignisse - die Landung einer Bristol Blenheim 1941, den Abschuss einer B-17 über Riedlingsdorf am 10. Mai 1944 und den Absturz einer Me 109 auf dem Lampelfeld am 24. Mai 1944.

Vor allem die Amerikaner haben viele Veteranenvereinigungen und betreiben Internetseiten um den Kontakt zu ihren Kameraden zu halten.
Z.B.
www.456thbombgroup.org
www.461st.org
members.aol.com/bud484bg

Mit "31 Trips in die Hölle und Zurück" hat John Zahuranicik, ein B-24 "Ball Gunner" (Bordschütze im unteren drehbaren Geschützturm) beim 781st Bomb Squadron seine Kriegserlebnisse verarbeitet. Er beschreibt in einem Tagebuch seine 31 Missionen aus der engen Geschützturmkugel, in die er für jeweils 8 bis 10 Stunden ganz alleine eingezwängt war.
Von seinen 31 Missionen führten ihn die Erste (6. November 1944) , 3., 5., 6., 8., 11., 12., 13., 16., 18., 21., 23., 29., und die Letzte (25. April 1945) über Ziele in Österreich.

"Der letzte Brief Nachhause"
Webseite über Lt. Charles Ralph Cambell. Er wurde als Pilot bei seiner 20. Mission am 11. Dezember über Wien von einem Flak-Schrapnell getötet, sein Copilot schwerst verwundet - die Maschine stürzte ab.
Sein letzter Brief, den er an seinen Vater schrieb, steht wohl universal für die Wünsche und Sehnsüchte von Millionen anderen Soldaten in diesem langen Krieg. Für Lt. Charles Ralph Cambell, die rund 400.000 anderen Flieger die über Europa ihr Leben verloren und Millionen anderer blieb es ein Wunsch der am Soldatenfriedhof sein Ende fand.

Auch über die 205 Group der RAF findet man Webseiten.

Die 461st Bombardment Group "Liberaider" präsentiert auf ihrer Internetseite Luftbilder von ihren Missionen. Die Bilder von Zielen in Österreich finden Sie hier:
8. Juli 1944, Korneuburg, Angriff auf Ölraffinerie
52% der Bomben innerhalb 1.000ft vom Sollpunkt.
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16. Juli 1944, Wiener Neudorf, Angriff auf Motorenwerke
Die grossen Hallen des Werkes sind gut zu erkennen, das Ziel wird verfehlt, die Bomben fallen zu kurz und rechts.
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22. August 1944, Wien, Angriff auf das Öllager Lobau
Die schwarze Rauchwolke beim Ölhafen weist eindeutig auf Volltreffer mit den 1.000lb Bomben hin. Die 461st BG wird von 34 deutschen Jägern angegriffen und schießt 11 davon ab. 16 von 23 Bombern werden von der Flak beschädigt, einer stürzt später über Jugoslawien ab.
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23. August 1944, Markersdorf, Angriff auf Jägerflugplatz
An die 70(!) Me-109 und and FW190 greifen den Verband an, die Bomber werden von den Begleitjägern aber gut geschützt. Eine Bombenspur zieht sich aus der Südwest-Ecke bis zur Nordwest-Ecke des Platzes, eine zweite Quer über die westliche Hälfte des Platzes. Von den 42 geparkten Flugzeugen werden sieben zerstört und drei vermutlich beschädigt.
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13. Oktober 1944, Wien, Nordbahnhof
Ziel wegen Bewölkung nicht gesichtet, von 43 Flugzeugen werden 16 von Flak getroffen.
Am oberen Bildrand ist die Leopoldau zu erkennen, Zentral das Gaswerk Leopoldau. Zu sehen auch ein Abschnitt der Bahnline zwischen dem Bahnhof Floridsdorf und der Kreuzung mit der Ostbahn, darunter (unteres Bilddrittel) in Schlangenlinie die Gerasdorfer Strasse.
Treffer sind hier keine zu sehen, das gedachte Ziel ist rechts oberhalb. (Bild steht auf dem Kopf / Norden ist unten!)
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16. Oktober 1945, Linz, Angriff auf die Hermann-Göring-Werke (Benzolwerk).
Einschläge am rechten Bildrand zu erkennen. Ziel zu 10/10 bedeckt, 4 von 33 Maschinen von Flak getroffen, eine abgestürzt.
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11. Dezember 1944, Wien, Angriff auf den Frachtenbahnhof Matzleinsdorf
Mehrere BG's haben den Süden Wiens schon angegriffen bevor die 461st BG anfliegt. Eine dicke Rauchwolke hängt mitten über dem 10. Bezirk, getroffen auch der Südbahnhof und Treffer offenbar auch am Wienerberg südlich des Frachtenbahnhofs. Der stärkste Flakbeschuss den die 461st je erlebt hat, 14 von 24 Flugzeugen haben Schäden, die Bomben der 461st fallen zu kurz.
Der Frachtenbahnhof Matzleinsdorf ist am oberen Bildrand zu erkennen, rechts unten ist Norden bzw. ein Teil der Ringsrasse zu erkennen, geschwungen am rechten Bildrand der Wienfluss.
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25. Dezember 1944, Wels, Angriff auf Verschubbahnhof
Als Hauptziel war eine Raffinerie in der Tschechoslowakei gedacht, doch die Gruppe ist zu spät gestartet, es gibt für den langen Flugweg zu wenig Tageslicht. Wels wird als drittes Alternativziel angegriffen, das Ziel wird bei guter Sicht verfehlt.
Foto zeigt Rauchschwaden von Einschlägen am rechten Bildrand, großteils in freiem Feld.
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20. Jänner 1945, Linz, Angriff auf Verschubbahnhof im Norden.
Um das rollende Material am Bahnhof zu zerstören werden 100lb Bomben (45kg) benutzt. Extrem schwerer Flakbeschuss, 21 von 25 Maschinen werden getroffen, zwei Maschinen explodieren mitten im Verband. Dieser wird dadurch soweit aufgesplittert, dass die Bomben weit verstreut nördlich des Zieles einschlagen. Vier Verwundete bei den heimkehrenden Besatzungen.
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7. Februar 1945, Wien, Angriff auf die Raffinerie Floridsdorf
Das Ziel wird verfehlt, zwei von drei Formationen treffen Strebersdorf 2km östlich der Raffinerie. Eine Formation trifft die Flakstellungen am Bisamberg (linker Bildrand).
Nicht ein Flugzeug wird von der Flak getroffen, die Besatzungen können sich das nicht erklären (mglw. Folge des Personaltausches auf "Flak-V-Soldaten" ohne Übung).
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Das Foto wird fälschlicherweise als "Wien am 13. Februar 1945, Angriff auf zentrale Eisenbahn-Reparaturwerkstätte" beschrieben. Das Bild zeigt eindeutig Graz. Gut zu erkennen die Einschläge nahe des Hauptbahnhofes - Bereich Rebengasse / Keplerstrasse / Annenstrasse.
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14. Februar 1945, Moosbierbaum
Bild zeigt Volltreffer in den beiden Werken sowie den erfolglosen Versuch die Anlage zu vernebeln.
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19. Februar 1945, Wien, Angriff auf den Südbahnhof
Bild zeigt Treffer im Verschubgelände Zwischen Gudrunstrase und Arsenal aber auch im Wohngebiet rund um die Kreuzung Gudrunstrasse/Laxenburgerstrasse.
Von 24 Flugzeugen bombardierte der Leader das Ausweichziel Wolfsburg, 9 weitere als Ausweichziel den Hafen von Fiume, Italien und nur 14 das Hauptziel. Der Missionsbericht spricht von nur 3% Erfolg, drei von Flak durchlöcherten Flugzeugen, zwei Verwundeten.
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21. Februar 1945, Wien, Angriff auf den Südbahnhof
Ziel wird total verfehlt, Bomben schlagen am Handelskai bei der Ausstellungsstrasse ein.
Der Verband überflog den Initialpunkt Michelbach und rannte mitten in die Flak bei Moosbierbaum. Der zweite Teil der Formation glaubte der Kurskorrektur des ersten Teiles nicht und verlies die Formation. Die erste Sektion hatte den richtigen Winkel zum Ziel aber die falsche Geschwindigkeit. Sieben Maschinen der ersten Sektion schwer von Flak getroffen, 3 davon drehen nach Osten und versuchen hinter die russische Front zu kommen.
Die zweite Sektion korrigierte zu viel und bombardierte daraufhin das Motorenwerk in Wiener Neudorf.
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23.Februar 1945, Knittelfeld, Bahnhof
Nach drei Anläufen wurde das Ziel mit einem Erfolg von 49% getroffen.
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25.Februar 1945, Linz, Verschubanlage im Süden
Sehr effektiver künstlicher Nebel verdeckt das Ziel, die Resultate des Abwurfes wurden nicht erhoben.
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1. März 1945, Moosbierbaum, Hydrierwerk
Bild zeigt Treffer in nördlichen Teil der Destillationsanlage, die Mission wird mit 33% Erfolg bewertet.
De facto war nach dem Angriff Moosbierbaum nicht mehr betriebsfähig und hat nie mehr die Arbeit aufgenommen.
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2. März 1945, Wien, Nordbahnhof
Eine Wolkendecke über dem Ziel stört die Sicht. Bomben nach Instrumenten abgeworfen. 12 von 25 Maschinen werden durch die Flak beschädigt.
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4. März 1945, Graz, Hauptbahnhof
Angriff einer sehr großen Formation. Bild zeigt viele schwere Treffer im nördlichen Teil des Bahnhofes und der Umgebung. Mission wurde mit 26,7% Erfolg bewertet.
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15. März 1945, Wiener Neustadt, Verschubbahnhof
Eine Wolkendecke über dem Hauptziel Schwechat Ölraffinerie verhindert den Abwurf. Der Verband bombardiert Wr.Neustadt als Ausweichziel.
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16. März 1945, Moosbierbaum, Hydrierwerk
Der letzte Angriff auf Moosbierbaum. Das Werk arbeitet schon seit 1. März nicht mehr. Die Anzahl der Einschläge auf dem Bild lässt in etwa erahnen, welch heftigen Angriffen das Werk ausgesetzt war. 25 von 34 Maschinen werden von Flaksplittern durchlöchert.
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21. März 1945, Graz, Hauptbahnhof
Wegen schlechter Sicht wird statt dem Bahnhof Bruck/Mur der Hauptbahnhof in Graz bombardiert. Die 1.000lb Bomben fallen rund 500m südlich des Hauptbahnhofes.
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22. März 1945, Wien, Ölraffinerie und Bahnhof Floridsdorf
Der Angriff auf die Raffinerie Kagran kann mangels Sicht nicht durchgeführt werden. Das Ausweichziel Bahnhofsgelände Floridsdorf wird um wenige hundert Meter verfehlt. Schwere und präzise Flak durchlöchert 20 von 24 Bombern der 461st BG.
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23. März 1945, Wien, Ölraffinerie Kagran
Der Angriff vom Vortag auf die Raffinerie Kagran - die letzte aktive Raffinerie in der Reichweite der 15th USAAF - wird nachgeholt. Trotz guter Sicht wird das Ziel nur zu 19,6% getroffen. 13 der 30 Bomber werden durch die Flak getroffen. Der Master Bombardier wird kurz vor dem Abwurf verwundet. Eine Maschine stürzt ab, nachdem ihr ein Propeller heruntergeschossen wird und ein Triebwerk in Brand gerät.
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25. März 1945, Wels, Flugfeld
Der Angriff auf das Hauptziel, den Flugplatz Prag/Kbely - Me-262 Einsatzflugplatz - geht schief. Im Anflug fällt die Kommunikation in der Führungsmaschine aus, Pilot, Navigator und Bombardier können sich nicht abstimmen. Als Ausweichziel wird Wels angeflogen, das Flugfeld wird umgegraben, viele deutsche Maschinen am Boden zerstört. Gut zu erkennen auch die älteren Schäden am Bahngelände links und am Bahnhof in der Stadt.
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26. März 1945, Strasshof, Bahnhof
Der Bahnhof von Strasshof wird mit 100lb Bomben angegriffen. Das westliche Ende des Bahnhofgeländes und die Umgebung wird getroffen, die Crew kann ausbrechende Brände am Boden beobachten. Vier Maschinen werden von der Flak getroffen, zwei Maschinen stürzen ab.
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30. März 1945, Graz, Hauptbahnhof
Mit nur vier Flugzeugen greift die 461st den Hauptbahnhof Graz an. Drei der Flugzeuge werden durch Flak beschädigt, trotzdem wird das Ziel voll getroffen. Die Rauchpilze am Bahngelände sind gut zu erkennen.
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In der Gewalt des Feindes. Kriegsgefangenenlager in der 'Ostmark' 1939 - 1945

Hubert Speckner
Die Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg sind erst seit kurzer Zeit ein Forschungsthema der Zeitgeschichte. Trotz ihrer bedeutenden Rolle im Wirtschaftsleben des "Dritten Reiches" und obwohl viele Menschen fast täglich Kontakt mit den Insassen der Lager hatten, war ihre Existenz mit den Mannschaftsstammlagern (Stalag) und Offizierslagern (Oflag) weiten Teilen der Bevölkerung kaum bekannt. Hauptthemen der Arbeit sind die Organisation der Lager und ihrer Kriegsgefangenen, die zahlreichen Fluchtversuche und Widerstandsaktionen der Kriegsgefangenen, das Verhältnis der Kriegsgefangenen zur Bevölkerung sowie der Arbeitseinsatz der Kriegsgefangenen.

Hubert Speckner ist Referatsleiter in der Militärgeschichtlichen Forschungsabteilung des Heeresgeschichtlichen Museums Wien.


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