Die Angriffe chronologisch

Eines der berühmtesten Fotos des Bombenkrieges - gemacht von einem unbekannten B24-Heckschützen. B-24 der 15th USAAF bei einem Angriff auf Moosbierbaum im Jahr 1944.

12. März 1945 - die Staatsoper brennt getroffen von amerikanischen Fliegerbomben aus.
Foto: Wiener Stadt- und Landesarchiv

Eine B-17 während eines Angriffes auf den Wiener Hafen.
Foto: HGM

Oberer Geschützturm eines US-Bombers im Heeresgeschichtlichen Museum
Foto: Martin Rosenkranz

In Wr.Neustadt wurde 1.707 Gebäude total zerstört. Über 1.800 weitere Gebäude der Stadt wurden teils schwer beschädigt.
Foto: HGM

Diese Schautafel des Führungsstabes Ic / Fremde Luftwaffen West der deutschen Luftwaffe zeigt Treistoff-Tanggruppen, Panzerung und Bewaffnung samt Schusswinkel der B-17G "Flying Fortress".
Foto: Georg Mader

Weniger als 1% der angreifenden Bomber wurde durch die Flak abgeschossen, aber rund 30% der Flugzeuge beschädigt.
Foto: Georg Mader

B-24 in dichtem Flakbeschuss.

Bombentreffer in Wien.
Grafik: BMI

Bombentreffer in Graz.
Grafik: BMI

Letzte Anstrengungen: Mit der Verlagerung der Flugzeugfertigung in bombensichere Bereiche (hier Fertigung der He-162 in der Seegrotte/Hinterbrühl) und dem rücksichtslosen Einsatz von KZ- und Kriegs-Gefangenen schaffte es die Rüstungsindustrie, den trotz permanenter Luftangriffe immer neue Produktionsrekorde zu erreichen.
Foto: HGM

Der erste dokumentierte Luftangriff in Österreich im 2.Weltkrieg war der Angriff von zwei oder drei Königlich-Jugoslawischen Flugzeugen auf den Grazer Frachtenbahnhof am 6. April 1941. Die Jugoslawen wollten dabei den deutschen Nachschub während der Operation "Marita", dem Angriff gegen Jugoslawien (und später Griechenland) behindern. 60 Wagons mit Lebensmitteln wurden zerstört. Insgesamt fünf mal gelang es jugoslawischen Flugzeugen in die Steiermark einzufliegen.

Erst mehr als zwei Jahre später kamen dann auch die Alliierten. 13. August 1943 Angriff auf Wr.Neustadt - siehe Operation "Juggler"

Im September 1943 erfolgte nur ein kleiner Angriff der 9. US-Luftflotte auf den Flughafen Klagenfurt.

Im Oktober 1943 fanden zwei weitere Angriffe auf Wr.Neustadt statt. Am 1. Oktober stießen die Alliierten auf starke Jagd- und Flakabwehr und mussten den Verlust von 12 Maschinen und teils schwere Beschädigungen an 52 weiteren hinnehmen. Am 24. Oktober griffen 111 Bomber Wr. Neustadt an waren aber durch eine dicke Wolkendecke behindert. 23 Bomber warfen durch die Wolkendecke, 16 weitere warfen auf das Ausweichziel Ebenfurth.

Am 2. November 43 erfolgte der nächste schwere Angriff auf Wr. Neustadt. Von Tunis kommend griffen 74 B-17 und 38 B-24 bei schlechtem Wetter an und warfen 327 Tonnen Bomben. Getroffen wurden die Werksanlagen von Messerschmitt, Henschel, Steyr-Daimer-Puch, die Rax-Werke, das Stadtzentrum und Arbeiterhäuser am Nord- und Südrand der Stadt. 17 angreifende Bomber wurden abgeschossen. Die Zerstörungen der Montageanlagen waren verheerend und hatten einen Produktionsrückgang von 218 Me 109 im Oktober auf 80 Me 109 im November und 30 Me 109 im Dezember zur Folge.

Schlechtes Wetter und die Verlegung der gesamten 15th USAAF in den Raum Foggia (Italien) verhinderten bis Mitte Dezember weitere Angriffe.

Erst am 15. Dezember 43 erfolgte wieder ein Angriff. Diesmal traf es den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt an der Versorgungslinie nach Italien - Innsbruck. Bahnanlagen und das Stadtgebiet wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen, es gab 281 Tote. Am 19. Dezember griffen die US-Bomber nochmals Innsbruck an. Es war der letzte Angriff auf Österreichisches Gebiet im Jahr 1943.
Erst am 16. Jänner 1944 erlaubte das Wetter wieder Angriffe. Um 11:30 wurden Einsenbahnziele im Raum Klagenfurt attackiert.

Am 23. und 24. Februar 44 richteten sich die Angriffe der 15th USAAF mit 102 bzw. 114 Bombern gegen die Flugzeug- und Kugellagerindustrie in Steyr. Am 24. kam es dabei zu einem größeren Luftkampf südlich von Steyr, als die von Westen anfliegende III./J.G.3 "Udet" mit 24 Me-109 die Bomber angriff und teilweise vom Ziel abdrängte. 17 viermotorige wurden abgeschossen und nur 87 Bomber erreichten die Stadt. III./J.G.3 "Udet" verlor 3 Maschinen im Luftkampf und 2 durch Bruchlandung. In der folgenden Nacht flogen Wellington-Bomber der 205 Group RAF Steyr an. Insgesamt wurden in Steyr 20% der Anlagen des Walzlagerwerkes vernichtet.

Am 25. Februar 44 griffen im Rahmen eines Großangriffes auf Regensburg kleinere Verbände Eisenbahnziele bei Zell am See sowie den Flugplatz Graz-Thalerhof an.

Am 17. März 44 griff die 15th USAAF erstmals den Raum Wien an und nahm dort die Treibstoffindustrie ins Visier.

Am 19. März richteten sich kleinere Angriffe gegen Graz und Klagenfurt.

Ab April 1944 wurden die Alliierten Luftangriffe häufiger. Am 2., 12., 23. und 25. flog die 15th USAAF Angriffe auf Steyr (wo im Kugellagerwerk ein Lagerbestand von viereinhalb Monaten Produktion vernichtet werden) auf Wien, den Flugplatz Bad Vöslau, Wr. Neustadt, dass am 25. April schwer getroffen wurde, und Fischamend. Die 205 Group RAF begann die Donau zu verminen - sie war Haupttransportweg für rumänisches Erdöl nach Deutschland.

Ab Mai 1944 wurden erstmals Ölziele zu Prioritätszielen der 15th USAAF. Am 10., 12., 13., 24., 26., 29. und 30. wurden Ziele in Wien und Umgebung, Wr.Neustadt, Melk, den Flugplatz bei Tulln, den Flugplatz bei Wels, Pottendorf (Flugmotorenwerk) und Türnitz angegriffen. In vier Nächten warf die 205 Group RAF insgesamt 364 Minen in die Donau und brachte den Schiffsverkehr nahezu zum erliegen - die Donauschiffahrt erlitt einen Schiffsverlust pro 5 verlegten Minen!

Der Juni 1944 stand im Zeichen der Invasion in der Normandie. Vor allem die von England aus operierenden Bomberverbände waren in die Vorbereitungen eingebunden - die 15th USAAF naturgemäß weniger. Jedoch wurden nach dem 6.Juni fast alle Jagdverbände im Reich an die Invasionsfront beordert (Stab, I. und III. J.G.27 werden von Seyring, Fels am Wagram und Götzendorf nach Champfleury verlegt) und Jagdgruppen aus dem Süden und Osten zurückgenommen um den Luftraum über Deutschland zu sichern. Die 15th USAAF konzentrierte sich auf Ölziele und die Transportinfrastruktur. Am 8., 13., 15., 16., 26. und 29. Juni wurden Eisenbahnziele bei Radkersburg, Innsbruck, am Brenner, 3 x Ölziele in Wien, Mossbierbaum, die Ostmark-Werke in Guntramsdorf, der Jägerflugplatz Feuersbrunn bei Fels am Wagram und St. Pölten angegriffen.
Die verbliebenen Jagdverbände machen der 15.USAAF trotzdem noch immer zu schaffen.
Bei einem Angriff am 16. Juni auf Öl- und Verkehrziele im Raum Wien schossen Deutsche Jäger 14 Bomber und 6 Begleitjäger des Großverbandes ab.
Am 26. Juni erzielte die Fliegerabwehr in der Ostmark ihren größten Erfolg. Als 550 Bomber Ölziele in Wien und Moosbierbaum angriffen schossen deutsche Jäger 32 Bomber, die Flak weitere 15 Bomber ab. 8,5% Totalverluste bei einem Angriff musste die 15.USAAF vorher und nachher nie mehr hinnehmen.
Bei einem Nachtangriff am 29. Juni musste die 205 Group RAF schwere Verluste hinnehmen. Das über die Steiermark und den Semmering auf Ziel in Wien, Fels am Wagram und St. Pölten anfliegende Geschwader wurde von 3 Nachtjägergruppen (I., II., u. III./N.J.G. 3 aus Neubiberg, Steinamanger und Echterding) angegriffen und zersprengt. Ein Großteil der Bomben konnte nur verstreut und ungezielt geworfen werden, insgesamt 18 Bomber wurden abgeschossen, eine unbekannte Anzahl beschädigt. Zum Teil versuchten die Bomberbesatzungen im Tiefflug nach Süden zu entkommen und rammten dabei Berggipfel.

Im Juli 1944 ging die Offensive gegen Ölziele weiter und man nahm jetzt auch gezielt die Flugplätze und Einrichtungen der Deutschen Luftwaffe ins Visier. Diese hatte inzwischen erhebliche Nachwuchsprobleme, da genereller Treibstoffmangel vor allem die Ausbildung neuer Piloten beeinträchtigte. Am 6., 7., 8., 16., 18., 25., 26. und 28. erfolgten Angriffe auf und Flüge über Österreich. Dabei wurden teils als Wiederholungsangriff Feuersbrunn, Ölraffinerien, Jägerflugplätze, Flugmotoren-Produktion, Lagerhäuser und Nachschubbasen im Raum Wien, die Hermann-Göring-Werke in Linz, die Ostmark-Werke in Guntramsdorf, Eisenbahnziele in der Steiermark und der Flugplatz Markersdorf an der Pielach angegriffen. Die 205 Group RAF hatte in der Nacht auf 6. zum 7. Juli 44 abermals schwere Verluste hinzunehmen und verlor mit 10 Wellingtons, zwei B-24 und einer Halifax 23% der Einsatzstärke. Die RAF stellte daraufhin die Angriffe auf Österreich vorerst ein und rüstete für weiter entfernte und stark verteidigte Räume auf B-24 um. Tags darauf musste die 15th USAAF beim Queren des öst. Luftraumes Verluste hinnehmen - es kam auf ihrem Weg nach Oberschlesien zu vielen Notwürfen. Luftangriffe auf Wien am 8. und 16. Juli forderten 53 bzw. 119 Todesopfer.

Im August 1944 wurden hauptsächlich Angriffe auf die Nordsüdverbindung für die Italienfront und weiterhin auf Treibstoffziele durchgeführt. Die Landung der Alliierten in Südfrankreich führte für ein paar Tage zu einem merklichen Rückgang der Einflüge. Am 3., 21., 22., 23. und 28. erfolgten Angriffe auf Einsenbahnziele bei Innsbruck, Ölziele, Flugzeugindustrie, Flugplätze und Eisenbahnziele im Raum Wien, das Rüstungswerk "Quarz" in Schollach bei Melk, wiederum die Ostmark-Werke in Guntramsdorf, das Nibelungenwerk in St.Valentin und die "Donau-Chemie" bei Moosbierbaum. Vor allem die Angriffe auf die Hydrierwerke taten nach dem Verlust der rumänischen Ölfelder besonders weh. Ein Einsatz von Brandbomben bei St.Pölten führte am 23.8.44 zu großen Waldbränden. Die 205 Group RAF hat weiter überdurchschnittliche Verluste hinzunehmen (54 Maschinen im August 44), Fernnachtjäger wagen sich vereinzelt bis zu deren Einsatzbasen bei Foggia vor.

Auch im September 1944 blieben Treibstoffziele und Flugzeugindustrie oberste Priorität. Die sporadisch starke Jagdabwehr bei Wien fand besondere Erwähnung in den Kriegsberichten der Amerikaner, die Angriffe in Österreichisch liessen merkbar nach. Am 10. und 23. waren zweimal Wien (mit schweren Schäden im Stadtgebiet) sowie Wels und Neumarkt auf der Zielliste der 15th USAAF.

Im Oktober 1944 standen nach wie vor Ölziele zuoberst, es wurden auch Rüstungsbetriebe und Nachschubbasen bombardiert. Am 7., 10., 11., 13., 15. und 16. bis 20. erfolgen zweimal Angriffe auf Ölziele in Wien, Linz, Wr.Neustadt, Kraftfahrzeugindustrie in Steyr, das Panzerwerk in St.Valentin, Salzburg (244 Tote und 130 zerstörte Häuser), Graz, der Flugplatz Zeltweg und Innsbruck. Es häufen sich Tieffliegerangriffe auf Eisenbahnziele.

Im November 1944 waren abermals Flugzeugwerke, Flugplätze, Ölziele und Transportwege im Fokus der Bomber. Am 5., 6., 7., 15., 17., 18., 19., 25. und 30. erfolgen Angriffe. Ziele waren 6 x Wien, 3 x Linz, 2x Graz, 2x Salzburg, 2xVillach, St.Pölten, Krems, Wr.Neustadt, Moosbierbaum, Judenburg, Kapfenberg, Innsbruck, der Brenner, Amstetten, Melk und Donawitz.
Am 5. erfolgte der bisher schwerste Angriff auf Wien. 500 Bomber warfen 1.100 Tonnen Bomben auf Ölziele und richteten auch in der Stadt schwere Schäden an.

Das Herannahen der Frontlinie veranlasste die Amerikaner im November 1944 dazu, vor der russischen Front einen 40 Meilen breiten Streifen mit Bombardierungsverbot festzulegen, um nicht aus Versehen russische Truppen zu treffen.

Der Dezember 1944 brachte weitere Angriffe auf die Treibstoffindustrie und eine erhebliche Ausweitung der Angriffe auf die Verkehrsinfrastruktur. Der Brenner wurde fast täglich angegriffen.
Am 2. griffen 450 Bomber die Raffinerie Wien-Floridsdorf an, am 11. ebenfalls 450 Bomber Moosbierbaum.
Am 3., 8., 9., 11., 15., 16. und 25. bis 31. richteten sich die Masse der Angriffe auf Bahnanlagen in ganz Österreich. In Wien, Wels, Steyr, Graz, Innsbruck, Linz, Klagenfurt, Villach, Salzburg, Graz Bruck an der Mur, Donawitz, Spittal an der Drau und vielen weiteren kleineren Orten fielen Bomben. Tiefflieger griffen gegen Ende des Monats gezielt Lokomotiven an.

Die Alliierte Rüstungswirtschaft erreichte in der Zwischenzeit unglaubliche Ausstoßmengen. Nicht nur die Verluste an allen Fronten wurden ausgeglichen sondern die Verbände ständig vergrößert. Ende Dezember 1944 hatte die 15th US Army Air Force
- 1.468 viermotorige Bomber der Typen B-17 "Flying Fortress" und B-24 "Liberator",
- 709 Jagdmaschinen der Typen P-38 "Lightning" und P-51 "Mustang" sowie
- 55 andere Maschinen im Bestand.
An Personal standen ihr rund 14.000 Offiziere und über 72.000 Soldaten zur Verfügung.
Die 205 Group RAF hatte rund 100 Maschinen der Typen "Wellington X" und "Liberator VI" im Bestand.

In der Ardennenoffensive und beim Unternehmen "Bodenplatte" büßte die "Luftflotte Reich" ihre restlichen Jägerreserven ein. Die Auswirkungen der Öl-Offensive auf die Treibstofflage der deutschen Streitkräfte war dramatisch (siehe Resultat Ardennenoffensive).
Der Monatsausstoß an Flugzeug-Treibstoffen betrug noch im April 1944 175.000t, im Juli 1944 waren es 30.000t, im September 1944 nur noch 5.000t.
Die Betriebe für synthetischen Treibstoff produzierten am Höchststand 316.000t pro Monat. Im Juni 1944 waren es 107.000t, im September 1944 nur noch 17.000t.
Im Jänner 1945 gingen die Angriffe auf die Treibsoffindustrie weiter, die Intensität der Angriffe verschob sich aber allmählich zu den Verkehrszielen. Vor allem in Tirol, Kärnten und Ostösterreich wurde der Transportinfrastruktur zugesetzt.
Am 8., 15., 20., 21., 22. und von 29. bis 31. erfolgten Angriffe auf Wien, Linz, Graz, Klagenfurt (Bahn und Messerschmitt-Montagewerk), Villach und die Bahnstrecke nach Tarvis, Salzburg, den Brenner, Moosbierbaum. Durch die wiederholten Angriffe ist die Brennerbahn oft längere Zeit, gegen Ende Jänner sogar 5 bis 6 Tage blockiert. Folge war ein starker Rückstau von Zügen zur Süd- und Südostfront.

Im Februar 1945 waren immer häufiger Verkehrziele auf der Prioritätenliste, Treibstoffziele sind nur noch knapp vorrangig. Mit Einflügen am 1., 4., 5., 7. bis 9. und 13. bis 23. erfolgen nun fast täglich Luftangriffe in Österreich. Nebel und Schlechtwetter verhinderten Angriffe an den anderen Tagen.
Wiederholt angegriffen wurden Wien, Graz, Villach, Bruck/Mur, St.Veit/Glan, der Brenner, Salzburg, Moosbierbaum (Mitte Februar zu 50% zerstört), Innsbruck, Linz, Wels und Klagenfurt.
Auf der Konferenz in Jalata am 6. Februar einigten sich die Alliierten auf eine Bomben-Sicherheitsline die von Stettin über Berlin, Ruhland, Dresden, Brünn, Wien und Marburg bis Zagreb verlief. Bombardierungen östlich dieser Linie waren nur mehr im Einvernehmen mit den Russen zulässig.
Am 13. Februar erfolgte der schwerste Angriff auf Wien. Mit 837 Bombern wurden Verkehrsziele, Reparaturwerkstätten und Ölraffinerien angegriffen. In der Stadt kam es zu schweren Schäden. Alle Bahngebäude Wiens waren zerstört oder schwer beschädigt.
Am 22.Februar griffen unter Codename "Operation Clarion" ca. 3.500 alliierte Bomber mit ca. 9.000 Einsätzen das Reichsgebiet an, Ziele waren u.A. 200 Verkehrsknotenpunkte.
Die nahe Südfront ermöglichte auch das Eingreifen von leichten Bombern und Jagdbombern mit Schwergewicht auf Verkehrszielen in Kärnten, Tirol und der Steiermark. Die Angriffe sollten unter anderem den Transport der 16. SS-Panzergrenadierdivision zwischen Villach und Udine verzögern.
Die deutsche Jagdabwehr war inzwischen nicht mehr oder nur mehr sporadisch vorhanden. Deshalb verringerten die Amerikaner die Verbandsstärken und lockerten die Verbände auf, um weniger Verluste durch Flakbeschuss zu erleiden.

Im März 1945 hielten sich Verkehrs- und Treibstoffziele annähernd die Waage. Die Nahen Fronten führten immer öfter zum Einsatz taktischer Kräfte auch gegen kleinere Verkehrsziele vor allem im Süden und Westen Österreichs. Die 205 Group RAF führte nächtliche Angriffe auf Nachschubziele durch. Das Bombardement erfolgte fast täglich. Von 1. bis 16. und 19. bis 31. flogen alliierte Bomber Ziele in Österreich an - nur unterbrochen durch eine kurze Schlechtwetterphase.
Am 1. März legt die 15th USAAF die Produktion im Werk der Donau-Chemie in Moosbierbaum mit einem viele Stunden dauernden Bombardement mit 600 Bombern endgültig still. In dem Chaos des Bombenhagels und der unentwegt schießenden Flak meldete sich der Kommandant der 24. Flakdivision General Grieshammer persönlich, um im Klartext über den Flaksender "Rosenkavalier" die Verluste und Munitionsbestand bei den Flak-Stellungen zu erfragen. Die Donau-Chemie glaubt die Produktion wieder in Gang bringen zu können - Realität wird das aber nicht mehr.
Die totale Luftüberlegenheit der Alliierten führte zum Teil zu wahllosem herauspicken selbst von Kleinzielen. Wie auch schon vorher wurden Verkehrsziele in sämtlichen Städten und größeren Orten bombardiert.
Die 12. US.Luftflotte nahm mit hunderten Flugzeugen mehrmals die Brennerbahn ins Visier, die Strecke wurde mehrmals und an vielen Stellen unterbrochen.
Am 5.März befahlt das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) aufgrund Treibstoffmangel "Dringlichkeitsstufen" für den Luftwaffeneinsatz. Vorrangig waren die Luftversorgung von Kesseln, Angriffe auf russische Brückenköpfe und Erdkampfunterstützung vorwiegend in Ostdeutschland. Flugzeuge mit Ottomotoren waren zugunsten von Strahlflugzeugen stillzulegen.
Am 12. März wurde Wien von 225 B-17 und 522 B-24 Bombern angegriffen - es war die größte Einzeloperation der 15th USAAF. Hauptziel war die Ölraffinerie Floridsdorf. Es fielen 1.667 Tonnen Bomben. Im gesamten Stadtgebiet kam es zu schweren Schäden. In der Innenstadt waren die NS-Dienststellen im Heinrichshof ein Ziel, dadurch brannte vis-a-vis die Staatsoper aus. Erheblich beschädigt wurden auch Kunsthistorisches Museum, Burgtheater, Hofburg, Stephansdom und Volkstheater. Das Hauptquartier der Gestapo in Wien (Hotel Metropol, Morzinplatz) und andere Gebäude beiderseits des Donaukanals wurden zerstört. Ein US-Fotoaufklärer stellte 2 Tage später lapidar fest, dass sich die Bombenspur vom Südostende der Shell-Raffinerie über die Siemenswerke nach Norden bis zum Bahnhof Floridsdorf verfolgen lässt.
Gegen Ende März waren zum ersten mal taktische Fliegerkräfte der Sowjets im Österreichischen Luftraum im Einsatz. Verkehrslinien und Nachschubwege bis zu 50km vor der russischen Front wurden mit Il-2 angegriffen. Die deutsche Luftwaffe grff im Raum Mattersburg und Oberpullendorf die Angriffsspitzen der 3. Ukrainischen Front an.

Im April 1945 wurde die Luftoffensive fortgesetzt. Treibstoffziele wurden von der Liste genommen. Das Schwergewicht lag auf Verkehrs- und Nachschubzielen vor allem im Süden und Westen sowie in der direkten Unterstützung der vorrückenden Bodentruppen. Befürchtungen, dass die Wehrmacht sich in die "Alpenfestung" zurückziehen könnte führten zu verstärkten Angriffen auf die entsprechenden Verkehrswege.
Anfang April griffen russische Bomber Hainburg und Bruck/Leitha an. Die deutsche Luftwaffe bombardierte russische Kolonnen bei Eisenstadt und Sollenau. Eine gesprengte Brücke über die Leitha in Wimpassing führte zu einem Stau der russischen Marschkolonnen, der drei Tage lang von der deutschen Luftwaffe mit Schlachtfliegern angegriffen wurde.
Am 4.April erreichten russische Truppen die südlichen Vororte von Wien. Taktische russische Fliegerkräfte richteten ihre Angriffe auf deutsche Verbände bei Tulln und ostwärts von Wien.
Nach dem Fall von Wien griffen russische Fliegerverbände vor allem die Bereiche Korneuburg und Mistelbach an. Einsätze der deutschen Luftwaffe Ende April richteten sich gegen sowjetische Bodentruppen im Raum St. Pölten.
Am 25.April erfolgte ein letzter schwerer Angriff der 15th USAAF auf Linz.
Die 1. Französische Armee unterstützt durch das 1.Luftarmeekorps marschierte am 29.April in Vorarlberg ein, bis zum Waffenstillstand wurden auf Weisung der französischen Staatsführung keine Angriffe mehr geflogen.
Die Kapitulation Deutschlands an der Südfront führte zum Einstellen der Luftangriffe der 15th USAAF per 29.April 1945. Taktische Kräfte der 12. US-Luftflotte unterstützten die 7. US-Armee bis in die erste Maiwoche.
Die 3. US-Armee überschritt am 30.April den Inn im Mühlviertel und wurde durch taktische Kräfte bis zur Begegnung mit den Russen, am 7.Mai bei Strengbergen, unterstützt.
Am 4.Mai flog die deutsche Luftwaffe mit vereinzelten Maschinen noch Angriffe gegen Tulln und führte einige Einsätze im Raum Mistelbach durch. Es waren die letzten dokumentierten Einsätze der deutschen Luftwaffe in Österreich.
Die 8. Britische Armee rückte erst am 8.Mai nach Kärnten vor, es kam zu keinen Kampfhandlungen mehr.


Grau die Anflugrouten der Bomber
Blau die Gebiete mit den meisten Bombenabwürfen
Grün die Schweinwerfer-Zonen
Rot die Flak-Zonen

Militärhistorische Schriftenreihe
Herausgegeben vom Heeresgeschichtlichen Museum / Militärwissenschaftliches Institut
Verlag: Österr. Bundesverlag

Heft 5 und 6
Johann Ulrich
Der Luftkrieg über Österreich 1938-1945

Ziele in Österreich, Chronologischer Ablauf, Aktive und Passive Schutzmassnahmen, Auswirkungen, Statistiken, 68 Seiten.

Preis: EUR 7,90
erhältlich im Museumsshop (Heeresgeschichtliches Museum, Arsenal, A-1030 Wien) und im Buchhandel


www.airpower.at