1960/68 - von der "Tonne" zur "105"
 
 

Die ersten Ortungs- und Führungsmittel


Fotos: ©Bundesheer

Im Sommer 1960 wurde die "fliegende Tonne" in Schweden getestet und noch im Dezember des selben Jahres der Vertrag über den Ankauf von 15 grundüberholten Maschinen unterschrieben.
Doch schon bei der Stationierung schieden sich wieder die Geister. In Hörsching musste die Landebahn verlängert werden, und bis zur Fertigstellung sollten die Flugzeuge von Klagenfurt-Annabichl aus operieren. Doch die Kärntner Landesregierung verweigerte wegen "Schädigung des Fremdenverkehrs" die Zustimmung. Also mussten die Flugzeuge bis zum Ausbau der Linzer Piste unter abenteuerlichen Bedingungen von Wien-Schwechat aus fliegen.
Für die Düsenschulung wurden 12 Fouga Magister und 5 weitere Vampire gekauft und 1962 folgten 15 weitere "Tonnen". Somit hatte Österreich erstmals, wenn auch sehr begrenzt, Kapazitäten für die Luftraumüberwachung sowie zur Unterstützung der Bodentruppen.

Was noch fehlte war Radar zur Führung der Flugzeuge bei LRÜ - Einsätzen.
Schon 1956 hatte man am Fliegerhorst Langenlebarn das erste Radargerät getestet, mit den gewonnenen Erfahrungswerten machte man sich an die Planung. Bestellt wurden vorerst drei mobile Radargeräte "N/TPS-1E". An die Truppe ausgeliefert wurden sie im März 1959 - 8 Monate zu spät für die Libanon-Krise.
Als Standort für das erste ortsfeste Radar in Österreich wurde die Wiener Stiftskaserne auserkoren, der Verkehrsreiche Luftraum um Wien sowie die Nähe der Ostgrenze ergab ideale Übungsverhältnisse.
Gleichzeitig wurde auch "im großen" geplant. Gedacht war an 4 ortsfeste Großraumstationen, sowie vier mobile Mittelbereichsstationen und drei mobile Ausbildungsgeräte. Doch schon der erste und wichtigste Standort kam nicht zustande, die Stadt Wien verweigerte mit dem Hinweis auf das Quellschutzgebiet den Standort "Hochschneeberg". Das Gerät wurde stattdessen in der Kaserne Salzburg/Siezenheim als Probestation betrieben.
Während man mit Wien eine Lösung suchte, welche schlussendlich nicht zustande kam, wurde der Ausbau der Station Nord in Angriff genommen und auf dem 1.114m hohen Kolomansberg an der Landesgrenze Oberösterreich/Salzburg ein Rundsuch- sowie ein Höhenmessradar installiert.
Die Kuba-Krise war dann Auslöser des ersten Einsatzes der jungen Radartruppe, mit einem mobilen N/TPS-1E wurde vom Raum Innsbruck aus der Luftraum über Tirol überwacht.

Leere Meter

Bemühungen von politischer Seite hinsichtlich des "Spezialwaffenverbotes" zu einer zufriedenstellenden Lösung zu kommen blieben Anfang der 60er Jahre fruchtlos. Während die Westalliierten mehrere Gelegenheiten für Tests von gelenkten Flugabwehr- und Antitank-Raketen ermöglichten, beharrte Moskau auf dem Verbot.
Dafür tauchte ein anderer Begriff im Sprachschatz der Österreicher auf - "Draken" hieß das neue Reizwort für Politik und Medien. Um den technischen Anschluss nicht zu verlieren wollte das Bundesheer ein Kampfflugzeug der 2.Generation beschaffen. Flugzeugtypen an die man dabei dachte waren die Mirage III, F-5 und eben der Draken. Einer Flotte von 20 Jettrainern sollte eine "Interzeptionsspitze" von 12 dieser Überschalljäger aufgesetzt werden. Diese, eigentlich sehr schlanke, Struktur, die dem Anspruch den technischen Anschluss zu halten voll entsprochen hätte, wurde dann aber doch nicht Wirklichkeit. Beschritten wurde der "schwedische Weg" und im August 1968 um rund 500 Millionen Schilling vorerst ein Los von 20 Saab 105XT (Exportversion für "hoch und heiß"-Bedingungen des Sk-60 Jettrainers) beschafft, das eigentliche Hauptziel - Überschalljäger - blieb durch die Politik unberücksichtigt.

Die "Insel der Seeligen"

Während die USA immer tiefer in den Vietnamkrieg verstrickt werden, die Supermächte mit irrwitzigem Aufwand das Wettrennen zum Mond austragen, in Europa auf beiden Seiten des eisernen Vorhanges zigtausende Überschallkampflugzeuge stationiert und rund um die Uhr hunderte Flugzeuge - zum Teil atomar bewaffnet - startbereit in den Sheltern warten, versucht das Bundesheer die Lufthoheit Österreichs zu wahren - mit zwei "fliegenden Tonnen".

Bereitstellung einer Rotte Saab 29 vom JaBoGeschw 1 am FlHorst HÖRSCHING...zur Wahrung der Lufthoheit im Frieden...für Aufklärungsaufgaben im Frieden...bis auf weiteres...ständig startklar am Boden...

Ouelle: Österreichisches Staats Archiv, Archiv der Republik via Wolfgang Hainzl